Übersetzt von Raimund Gerstäcker
Copyright © 2015 by Robert McCammon
Published by Arrangement with THE MCCAMMON CORPORATION
This Work was negotiated through Literary Agency Thomas Schlück GmbH, 30827 Garben
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen
zweite überarbeitete Ausgabe
Originaltitel: THE BORDER
Copyright Gesamtausgabe © 2020 LUZIFER-Verlag
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Cover: Michael Schubert
Übersetzung: Raimund Gerstäcker
Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2020) lektoriert.
ISBN E-Book: 978-3-95835-306-0
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Der Junge, der rannte, lief hinaus in den Regen.
Plötzlich geriet er in einen stechenden Schauer. Innerhalb von Sekunden wurde daraus ein kleiner Sturm des Schmerzes, der wie wilde Stiche von hundert heißen Nadeln auf seiner Haut brannte. Während er rannte, sah er zurück. In der Ferne, verschwommen zu erkennen durch den wabernden Dunst, explodierten die Gipfel der Berge. Er sah Felsbrocken so groß wie Gebäude in die kontaminierte Luft fliegen, auf die Erde zurückstürzen und in umher schwirrende Fragmente zerbersten. Über den Bergen flackerte das elektrische blaue Blitzen, das Terror ins Herz des tapfersten Mannes pflanzte und die Schwächeren auf die Knie fallen ließ.
Der Junge rannte, immer weiter in den Regen.
Das Feld war breit. Und das Feld war lang. Es war unfruchtbar. Der Schlamm begann an den Schuhen des Jungen zu ziehen. Er trug dreckige Pumas, die einmal weiß gewesen waren. Er konnte sich nicht erinnern, wo sie hergekommen waren oder wann er sie angezogen hatte. Er konnte sich nicht erinnern, woher er seine schmutzigen Jeans hatte und sein schmuddeliges dunkelrotes Hemd, dem der rechte Ärmel fehlte. Er konnte sich überhaupt nicht mehr an viel erinnern.
Er wusste jedoch, dass er rennen musste. Und dass er darauf hoffen musste, diesen Tag zu überleben.
Denn obwohl sein Gedächtnis wie eine zerfetzte Flagge im Sturm flatterte, wusste er, was hinter ihm war. Er wusste, dass er in Colorado war. Er wusste, warum die Berge, die so alt waren wie die Zeit, in Stücke gerissen wurden. Er wusste, was das blaue Blitzen war und warum bald rote Flammenstöße von der gequälten Erde zum wütenden Himmel aufsteigen würden. Hier kämpften sie. Sie hatten eine weitere Grenze gefunden, um die sie Krieg führen konnten. Und alles, was zwischen ihnen war, würden sie zerstören.
Er rannte weiter, atmete schwer und schwitzte in der schwülen Luft, als der Regen begann, immer heftiger herunterzuprasseln.
Der Schlamm brachte ihn zu Fall. Er hielt seine Schuhe fest, ließ ihn stolpern und zog ihn nach unten in seine weiche Umarmung. Der Schlamm war klebrig und heiß und geriet ihm ins Gesicht und die Nase. Schwarz vor Schlamm kämpfte er sich auf seine Knie. Durch den dichten Regen sah er die Bewegungen auf beiden Seiten, links und rechts von ihm auf dem weiten, unfruchtbaren Feld, und er wusste, dass eine Armee auf dem Marsch war.
Der Junge legte sich in seiner schlammigen Pfütze flach hin. Er lag wie die Toten, obwohl sein Herz sehr lebendig raste und sich in aufsteigendem Horror verdrehte. Er wünschte, er könnte sich mit dem Schlamm bedecken, in ihm versinken und durch seine Dunkelheit geschützt werden. Still lag er in sich zusammengerollt da wie ein Säugling, gerade aus dem Mutterleib geschlüpft und betäubt vom Leben, das auf ihn einprasselte.
Er hatte sie schon einmal gesehen. Irgendwo. Sein Verstand lag in Scherben, war kollabiert zu einem Zustand, der ihn halb hirnlos und nach Erinnerungen suchend zurückließ. Aber links und rechts sah er die unscharf verschmierten Schatten ihrer Anwesenheit. Wie graue Rauchwirbel bewegten sie sich über das Feld; körperlose, aber tödliche Geister.
Er lag still und krallte sich mit den Händen in die Erde, als hätte er Angst, ins Nichts geschleudert zu werden.
Plötzlich wurde ihm bewusst, dass einer von ihnen seinen Marsch gestoppt hatte, und während sein Körper innehielt, holte er sich selbst ein und nahm solide Form an. Von einem Moment auf den anderen stand das Wesen nur wenige Fuß von ihm entfernt zu seiner Linken und starrte ihn an.
Der Junge konnte nicht anders, als mit schlammbedecktem Gesicht zurückzublicken. Hier gab es keinen Schutz. Nirgendwo gab es Schutz. Die blauen Augen des Jungen starrten in die schwarze, glatte Wölbung des Gesichts der Kreatur oder auf die Maske, den Helm oder was auch immer es sein mochte. Die Kreatur war schmal, beinahe skelettartig, und übermenschlich groß. Dem menschlichen Körper ähnelte sie lediglich dahingehend, dass sie zwei Arme und zwei Beine hatte. Schwarz behandschuhte Hände mit zehn Fingern. Schwarze Stiefel an menschlich geformten Füßen. Ob das Wesen konstruiert war oder tatsächlich geboren aus einem Ei oder einer Gebärmutter, wusste der Junge nicht und sah sich nicht einmal zu einer Mutmaßung imstande. Der schwarze, hautenge Anzug zeigte keinerlei darunterliegende Muskeln. Über die Oberfläche des Anzugs verlief ein Netz kleiner Adern, in denen dunkle Flüssigkeit pumpte. Die Kreatur schien nicht zu atmen.
Das Wesen hielt eine Waffe. Sie war ebenfalls schwarz, sah aber fleischig aus. Die Waffe hatte zwei Läufe und war über Flüssigkeit leitende Adern mit dem Körper verbunden.
Die Waffe befand sich in Hüfthöhe der Kreatur, zielte aber auf den Jungen. Ein Finger lag auf einer Art Stachel, der der Auslöser sein mochte.
Der Junge wusste, dass sein Tod sehr nahe war.
Eine Vibration durchfuhr die Luft. Sie war eher zu spüren, als zu hören, und ließ die Haare im Nacken des Jungen zu Berge stehen. Schauer liefen über seinen Körper. Seine Kopfhaut mit den widerspenstigen braunen Haaren zog sich zusammen, denn er wusste, was jetzt geschehen würde, ohne genau zu wissen, woher das Wissen kam.
Die Kreatur schaute hinter sich und nach oben. Andere Kreaturen unterbrachen ihre unscharfe, geisterhafte Bewegung und nahmen feste Form an. Auch sie blickten nach oben und erhoben im exakt gleichen Augenblick ihre Waffen gegen den Feind.
Dann hörte der Junge es kommen, durch den Lärm des Regens hindurch. Er drehte den Kopf und richtete seinen Blick nach oben. Durch die niedrige gelbe Wolkendecke kam das Ding, das ein Geräusch machte wie sich leise drehende Zahnräder in einer feinen Armbanduhr oder das sanfte Ticken einer Zeitbombe.
Es war riesig, zweihundert Fuß breit, hatte die Form eines langgezogenen Dreiecks und trug Farben wie die Haut eines prähistorischen Raubtiers: Braun, Gelb und Schwarz. Es war rasiermesserdünn und hatte keinerlei Zugänge oder Öffnungen. Es bestand komplett aus muskelartigem Gewebe. Langsam und leise glitt es vorwärts mit einer Kraft, die der Junge als beeindruckend empfand. Die aufgestellten Flügelspitzen wurden von gelben Luftwirbeln umströmt und vier elektrisch-blaue Kugeln in der Größe von Gullydeckeln pulsierten an seiner Unterseite. Während das Schiff langsam und fast lautlos weiterzog, feuerte eines der Geschöpfe am Boden seine Waffe ab. Ein doppelter Flammenstoß, der nicht genau einer Flamme entsprach, sondern weiß in der Mitte seiner beiden rot glühenden, langgestreckten Spiralen war, schoss auf das Schiff zu. Bevor das flammenähnliche Geschoss auf Fleisch oder Metall traf – oder welches Material auch immer es sein mochte – brach auf dem Körper des Schiffes ein blauer Funke aus und erstickte die Flammen und ihre beiden zerstörerischen Zentren so leicht, wie feuchte Finger eine Kerze auslöschten.
Sofort, während der Junge zusah und trotz seiner Starre zitterte, richteten die Kreaturen ihre Waffen auf das Schiff und begannen zu feuern … schneller und schneller schossen die Stöße der außerirdischen Flammen in glühend leuchtenden Ketten nach oben, Hunderte von ihnen, die alle durch den hin und her zischenden blauen Funken ausgelöscht wurden.
Der Junge wusste, was er sah, ohne zu wissen, woher sein Wissen kam. In seinem Kopf hallten Gedanken wider, die er nicht genau hören und nicht verstehen konnte. Er schien weit weg zu sein von dem Ort, an dem er losgelaufen war, konnte sich aber nicht daran erinnern.
Doch obwohl er sich weder an seinen Namen noch daran erinnern konnte, von wo oder wohin er rannte oder wo seine Eltern waren, wusste er: Die Kreaturen mit den Waffen … das sind Soldaten der Cypher.
Das Schiff am Himmel … gesteuert von den Gorgonen.
Namen, die die Menschen ihnen gegeben hatten. Wie sie sich selbst nannten, war unbekannt. Ihre Stille war undurchdringlich.
Der blaue Funke sprang und tanzte und brachte die weiß glühenden Flammen mit fast herablassender Leichtigkeit zum Erlöschen. Der Regen strömte herab und die gelben Wolken wirbelten am Himmel. Die Soldaten der Cypher senkten ihre unwirksamen Waffen und vibrierten erneut in ihre unscharfe Form. Der Junge war plötzlich allein auf dem schlammigen Feld. Das monströse Schiff schwebte über ihm, seine blauen Kugeln pulsierten. Er fühlte sich so klein wie ein Insekt auf einer Windschutzscheibe, kurz davor, zermatscht zu werden. Er wollte gerade aufspringen und rennen, so weit ihn seine Füße in all dem Schlamm und Regen tragen würden, aber dann schob sich das Schiff an ihm vorbei. Er spürte, wie seine Kraft nachließ, als es Geschwindigkeit aufnahm. In seinem Mund war der Geschmack von Schlamm und verrostetem Metall. Er hörte ein scharfes, zischendes Geräusch – wie wenn Speck in der Pfanne brät – und drehte seinen Kopf in Richtung des abziehenden Schiffes. Blitze aus elektrisch-blauer Energie schlugen aus seiner Unterseite in Richtung Erdboden. Kleine Explosionen von schwarzem Gewebe zeigten, dass die Cypher getroffen wurden, auch wenn sie beinahe unsichtbar waren.
Der Junge entschied, dass es Zeit war, aufzustehen und wieder zu rennen. Diesmal in eine andere Richtung.
Er stolperte auf die Füße und floh über das Feld, weg von der Schlacht. Der Regen trommelte auf seinen Kopf und seine Schultern und der Schlamm versuchte, ihn nach unten zu ziehen. Er fiel einmal auf die Knie, aber als er wieder stand, schwor er sich, nicht noch einmal zu fallen.
Er rannte weiter durch Regen und Schlamm, immer weiter auf einen gelben Nebel zu, der vor ihm über dem Horizont hing. Er rannte und sprang über rauchende Krater, an deren Boden Dinge lagen, die schwarz verbrannt und in sich verdreht waren wie alte Baumwurzeln. Seine Lunge schmerzte, als wäre sie mit schweren Faustschlägen traktiert worden. Er hustete blutigen Schleim aus und rannte weiter.
Aus dem Nebel vor ihm tauchten ein Dutzend oder mehr Cypher-Soldaten auf, alle unwirklich schmal und schwarz gekleidet in einen Stoff, der nicht von dieser Welt war. Sie alle hielten Waffen, die offenbar mit ihren Körpern verwachsen waren, und sie alle trugen die schwarzen, gesichtslosen Masken, die den Jungen an die Gesichter von Robotern denken ließen. Bevor er die Richtung ändern konnte, bemerkte er, dass sich ihm etwas von hinten näherte. Das Etwas gab ein metallisches Geräusch von sich wie gezupfte Klaviersaiten im hohen Register. Er drehte nach links ab und ließ sich in einen Krater fallen, während glühende, blaue Feuerkugeln mit ungeheurer Geschwindigkeit über sein Versteck hinwegflogen und sich in die Cypher fraßen, wobei aus den Kugeln etwas herauspeitschte, das wie glühender Stacheldraht aussah. Der Junge kroch nach oben und lugte über die Kante des Kraters. Er sah, wie die Cypher von dieser neuen Waffe zerfetzt wurden. Obwohl es einigen von ihnen gelang, etliche Feuerbälle mit ihren Energiewaffen abzuschießen oder mithilfe ihrer Tarnung im Nebel zu verschwinden, war die Schlacht in Sekundenschnelle vorbei. Zuckende Arme und Beine lagen auf dem schwarz-befleckten Schlachtfeld und die Feuerbälle schossen wie brennende Augen weiter in den gelben Nebel auf der Suche nach neuen Opfern.
Eine Bewegung im Krater erregte die Aufmerksamkeit des Jungen. Er fühlte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Sein Herz klopfte.
Ihm gegenüber griff ein gesichtsloser, schlammbespritzter Cypher-Soldat nach seiner Energiewaffe, deren Adern durchtrennt waren und die runzlig wie abgestorbenes Fleisch ein paar Fuß entfernt lag. Die schwarz behandschuhten Hände mühten sich, die verlorene Waffe wiederzuerlangen, konnten sie aber nicht ganz erreichen, weil ein Treffer die Kreatur fast in zwei Hälften geteilt hatte. Die Beine zuckten noch und die Stiefel drückten vergeblich gegen die verwüstete Erde. In der Bauchhöhle glitzerten schwarze Eingeweide, die mit gelben und roten Rissen übersät waren und den Jungen an tote Grashüpfer erinnerten, obwohl er nicht wusste, woher diese Erinnerung kam. Ein scharfer Geruch kroch in seine Nase, der dem Geruch der Flüssigkeit ähnelte, die aus Grashüpfern herausquoll, wenn man sie zu fest zwischen zwei Fingern fasste. Nur dass dieser Geruch ungefähr doppelt so stechend war. Den Cypher umgab eine Wolke davon. Die Kreatur kämpfte immer noch damit, die Waffe zu erreichen, aber der halb abgetrennte Körper gehorchte ihr nicht.
Der Junge sprach mit einer Stimme, die er noch nie zuvor gehört hatte.
»Ich dachte, ihr wärt so richtig harte Kerle«, sagte er.
Die gesichtslose Kreatur versuchte weiter, an die Waffe zu kommen. Geduckt stand der Junge auf und blieb dabei im Schutz des Kraters vor anderen Soldaten oder tief fliegenden Dingen, die ihn den Kopf kosten konnten. Er wagte es, die Energiepistole zu berühren. Sie fühlte sich klebrig an, wie Gummi, das zu lange in der heißen Sonne gelegen hatte. Die Venen hatten aufgehört, Flüssigkeit zu pumpen. Die Waffe verschrumpelte und fiel in sich zusammen, so rasch, dass er dabei zusehen konnte. Die spinnenartige Hand des Cypher-Soldaten versuchte, seinen Knöchel zu greifen. Er fürchtete den Griff, weil unvermittelt das mentale Bild in ihm auftauchte, dass dieser ihn vor Schmerzen lähmen würde. Er wich der Hand des Soldaten aus, stand auf und fing wieder an zu rennen, denn er wusste, dass es den Tod bedeutete, zu lange an einem Ort zu bleiben.
Er wusste auch, dass er leben wollte. Wusste, dass er leben musste; also machte er sich besser auf und fand Schutz, bevor es zu spät war.
Er rannte, und der Regen schlug ihm ins Gesicht. Aus seiner gepresst atmenden Lunge hustete er noch mehr blutigen Schleim hervor und spuckte ihn aus. Er fragte sich, wer er war und woher er kam, aber auf diese Fragen gab es nichts als Leere. Er verfügte über keine Erinnerung mehr, bis auf die, dass er über dieses Feld gerannt war, so als wäre sein Verstand von einer nervösen Hand auf dem Lichtschalter ausgeschaltet und dann wieder eingeschaltet worden. Vater? Mutter? Zu Hause? Bruder oder Schwester? Da war nichts, nicht einmal der Schatten eines Schattens.
Alles schmerzte. Vor allem seine Lunge, sein Herz und sein Bauch, selbst die Knochen. Er fühlte sich, als wäre er neu zusammengesetzt worden. Er fühlte sich wie in diesem seltsamen alten Lied, das sich darum drehte, wie alle Knochen zusammenhingen, wie der Oberschenkelknochen mit dem Knie verbunden war und all diese Scheiße. Sein Oberschenkelknochen schien mit seinem Schlüsselbein und sein Knie mit seinem Hintern zusammenzuhängen. Etwas an ihm war durcheinander, aber immerhin konnte er rennen. Für den Moment reichte das.
Die monströse, dreieckige Form tauchte wieder über ihm auf. Er blickte nach oben und sah das riesige Gorgonenschiff, das wie ein prähistorisches Reptil gefleckt war und vor den hässlichen gelben Wolken entlang glitt. Es feuerte noch immer seine elektrisch-blauen Energieblitze auf unsichtbare Ziele am Boden. Ihn nahm es nicht wahr, er war Nichts und noch nicht einmal einen Funken der Zerstörung wert.
Plötzlich schossen die leuchtend blauen Blitze nach links und rechts auf der Suche nach anderen Zielen. Das Gorgonenschiff mochte vielleicht so etwas wie ein ängstlicher Schauer durchzogen haben, und ein paar Sekunden später sah der Junge, warum.
Von beiden Seiten näherten sich dünne, schwarze Geschosse, vielleicht zwanzig Fuß lang. Es gab zehn von ihnen, und sie bewegten sich schnell und leise. Vier wurden von den Energieblitzen getroffen und explodierten als umherfliegende schwarze Bänder, aber die übrigen sechs formten Krallen und Zähne aus, als sie das Fleisch des Gorgonenschiffs durchbohrten. Sie entwickelten sich zu hungrigen, schwarz glänzenden Spinnen, die sich rasch durch die gefleckte Haut in das Schiff fraßen.
Sechs weitere der gefräßigen Geschosse stürzten auf das Schiff zu, die von irgendwoher außer Sichtweite gestartet worden waren. Zwei wurden abgeschossen, die anderen vier wurden zu schwarzen Spinnenformen, die sich in das außerirdische Fleisch gruben. Einzelne Brocken fielen von dem Gorgonenschiff herab und enthüllten ein Inneres aus purpurrotem Gewebe, das von so etwas wie sechseckigen Korridoren durchzogen war. Die Spinnen rissen und fraßen immer schneller, während das Schiff blaue Blitze wild in alle Richtungen feuerte. Der Junge sprang zur Seite, als ein Energiestoß die Erde etwa vierzig Fuß zu seiner Rechten verbrannte, aber er konnte seinen Blick nicht von dem abscheulichen Festmahl und dem sterbenden Giganten abwenden.
Ganz sicher befand sich das Gorgonenschiff im Todeskampf. Seine Masse zitterte und krümmte sich, während die Cypherspinnen tiefer in das Herz des Mysteriums eindrangen. Dunkelrote Flüssigkeit strömte aus einem Dutzend Wunden. Stücke des Schiffes fielen zu Boden, wo sie sich weiter wälzten und krümmten. Die Maschine kreischte. Sie gab einen hohen Ton von sich, der dem Jungen wie eine Mischung aus dem Geräusch von auf einer Tafel kratzenden Fingernägeln und dem finsteren Rasseln einer Klapperschlange erschien. Er musste die Hände auf seine Ohren pressen, um das Geräusch zu blockieren, bevor es ihn überwand und in die Knie gehen ließ. Ein riesiger Brocken des Schiffes fiel herab und versprühte zahllose Spiralen dunkler Flüssigkeit. In der Wunde fraßen die schwarzen Spinnengestalten, rissen sich durch das fremde Fleisch und die im Inneren liegenden Korridore mit ihren Klauen und Reißzähnen. Der Junge vermutete, dass auch Beton und Stahl ihnen nichts entgegenzusetzen hätten. Das Gorgonenschiff kippte nach rechts. Sein Inneres ergoss sich in zähflüssigen Strömen nach unten. Fleischbrocken, die die Cypherspinnen nicht gänzlich verschlungen hatten, fielen herab.
Der Maschinenschrei gellte ununterbrochen, während das Schiff zur Erde stürzte. Die Spinnen schwärmten über die zuckende Haut aus. Der Junge drehte sich um und floh.
Wo er überhaupt noch einen sicheren Ort finden sollte, wusste er nicht. Das ohrenbetäubende Kreischen hörte auf. Ein Punkt für die Cypher, dachte er und rannte durch den gelben Nebel, immer weiter, bis seine Füße sich plötzlich auf zersprungenem Betonboden wiederfanden.
Er war auf einem Parkplatz. Um ihn herum standen in der sich wie eingedickt anfühlenden Luft die verrosteten und verwitterten Karosserien von acht verlassenen Fahrzeugen. Der Regen hatte aufgehört. Pfützen voller Wasser füllten die Risse und Krater auf dem Boden. Vor ihm befand sich ein längliches Gebäude aus roten Backsteinen, dem kein einziges Fenster unzerstört geblieben war. Auf der linken Seite ragte ein schiefer Torpfosten aus einem Footballfeld voller Unkraut. Die Zuschauertribüne war zusammengebrochen. Ein einziges Schild war auf dem Parkplatz aufrecht geblieben und verkündete tapfer seine Botschaft aus der Vergangenheit.
ETHAN GAINES HIGHSCHOOL, so stand es in schwarzen, permanent aufgebrachten Buchstaben auf dem Schild. Darunter zeigten die beweglichen roten Buchstaben: Senior Pl y A ril 4-6 'The Ch ngeling'.
Der Junge sah, wie sich von der anderen Seite des Footballfelds unscharfe, verzerrte Schemen näherten. Einige der Cypher-Soldaten stoppten und materialisierten sich für einige Sekunden zu ihren regulären Körperformen, bevor sie weitereilten. Er schätzte, dass es vierzig oder fünfzig waren, die ihm wie eine dunkle Welle entgegenkamen. Er begann zur Seite zu rennen, aber schon in dem Moment, in dem ihn der Fluchtinstinkt in Bewegung setzte, wusste er, dass er keine Zeit mehr hatte, um zu entkommen. Zu schnell würden sie bei ihm sein.
Er ließ sich zu Boden fallen und schlüpfte unter einen zerschundenen Pick-up-Truck, der einst schwarz gewesen war. Jetzt blühte er vor rotem Rost. Auf den Überresten der zerbrochenen Heckscheibe prangte noch immer ein Aufkleber der Denver Broncos.
Dunkle, verschwommene Schemen bewegten sich über den Parkplatz. Die Cypher-Soldaten waren unterwegs, von irgendwoher nach irgendwohin. Der Junge legte sich flach auf den von Rissen durchzogenen Beton. Wenn einer von ihnen ihn hier bemerkte …
Etwas näherte sich.
Der Junge spürte es als einen Schauer, der über seine Haut zog. Und er roch irgendeine Art pulsierende Energie in der verdorbenen Luft. Von seinem Versteck aus sah er, wie sich die Beine mehrerer Soldaten materialisierten, als sie stehen blieben. Auch sie fühlten, dass sich etwas noch Unbekanntes näherte.
Es war still, bis auf das von den Überresten der Autos herabtropfende Wasser. Dann flog etwas mit einem Geräusch wie das Flüstern des Windes über sie hinweg. Ein heller Blitz aus blauem Licht erhellte den Parkplatz und ließ den Jungen die Augen zusammenkneifen. Einen Moment später war es verschwunden, was immer es gewesen sein mochte.
Der Junge wartete und blinzelte. Lichtflecken drehten sich vor seinen Augen. Einige der Soldaten verschwanden wieder in der Unschärfe, während andere – vielleicht kurzzeitig betäubt – sichtbar blieben und am gleichen Fleck verharrten.
Über dem Jungen begann sich der Pick-up zu bewegen.
Ein Schaudern durchzog das Fahrzeug, seine verrosteten Nähte quietschten. Der Junge hörte, wie das metallische Quietschen über den Parkplatz hallte. Plötzlich verwandelte sich die Unterseite des Pick-ups. Aus Metall wurden rote und braune Schuppen und seine verschimmelten Reifen wurden zu schuppigen Beinstummeln, aus denen rote Stacheln mit schwarz glänzenden Spitzen wuchsen.
Langsam sickerte in sein Bewusstsein, dass der Pick-up zum Leben erwachte.
Innerhalb von wenigen Sekunden hing ein atmender Bauch über seinem Kopf. Er sah, wie sich die Gestalt über ihm verbreiterte und verdickte. Während er zu Fleisch wurde, gab der ehemalige Pick-up Geräusche von sich, die sich anhörten wie eine Kombination aus riesigen Knochen, die in ihre Gelenkpfannen schnappten, und metallischem Knacken.
Voller Panik rollte er unter dem Ding hervor und fand sich auf den Knien auf etwas wieder, was nun kein Parkplatz voller verlassener Fahrzeuge mehr war, sondern eine Menagerie von Kreaturen aus den dunkelsten Tiefen von Albträumen.
Der Junge erkannte, dass was auch immer über ihn hinweggezogen war und seinen Energiestrahl als betäubenden blauen Blitz abgegeben hatte, die Macht besaß, Leben zu schaffen. Und das Leben, das es hier aus den verrosteten und verlassenen Fahrzeugen geschaffen hatte, bestand entweder aus echten Kreaturen aus der Welt der Gorgonen oder entsprang der Vorstellung eines außerirdischen Warlords. Massige, muskulöse Formen erhoben sich vom Betonboden. Der Junge war in ihrer Mitte, zwischen ihren klauenbewehrten Füßen und Beinen, die mit roten und schwarzen Stacheln besetzt waren. Gehörnte Köpfe mit mehreren Augen und aufgerissenen Mäulern suchten das Schlachtfeld ab. Die Cypher-Soldaten eröffneten das Feuer. Die roten Spiralen außerirdischer Flammen schlugen zu, trafen und verbrannten das neugeborene, monströse Fleisch. Die getroffenen Kreaturen kreischten und schrien und ließen die Erde erzittern. Andere der neu geschaffenen Wesen stürzten sich mit großer Geschwindigkeit auf die Soldaten. Wie erstarrt und voller Entsetzen sah der Junge zu, wie sich die Gorgonen-Kreaturen mit ihren Stachelarmen und Klauen durch die Masse der Soldaten arbeiteten. Eine der muskulösen Bestien trug einen Aufkleber der Denver Broncos auf seinen rötlichen Schuppen an der Verbindung von Schultern und Nacken. Der Aufkleber schien durch das gepanzerte Fleisch hindurch wie der verblichene Überrest eines irdischen Tattoos.
Die Soldaten feuerten ihre Waffen ab, schuppenbesetztes Fleisch brannte und rauchte. Die Kreaturen zermalmten, zertrampelten und zerfetzten die großen, schlanken Wesen in ihren schwarzen Uniformen. Innereien, die nach den Körperflüssigkeiten von Grashüpfern rochen, flogen durch die Luft und spritzen auseinander, wo sie auftrafen. Der Kopf eines der Monster mit sechs tiefliegenden, karmesinroten Augen explodierte in der Flamme einer Cypher-Waffe. Die Kreatur tobte blind über den Parkplatz und schlug wild um sich, während ihr zerklüftetes Gesicht schmolz wie graues Wachs. Die Cypher wurden niedergetrampelt und unter den Monstern zerquetscht. Einige verschwammen in die Beinahe-Unsichtbarkeit, aber andere blieben stehen und feuerten auf die Bestien, bis auch sie in umher spritzende Fetzen gerissen wurden. Die Kreaturen, manche auf allen vieren und andere auf zwei Beinen, begannen die sich zurückziehenden Soldaten zu verfolgen. Drei sterbende Gorgonen-Bestien lagen auf dem zerklüfteten Beton und wurden von den Cypher-Flammen verzehrt. Sie kreischten, schlugen vergeblich nach dem außerirdischen Feuer und versuchten aufzustehen und ihrem kurz bevorstehenden Tod noch irgendwie zu entrinnen. Einer der Kreaturen gelang es, auf die Knie zu kommen. Ihr brennender, dreieckiger Kopf, der auf einem dicken Hals saß, drehte sich. Ebenholzschwarze Augen fanden den Jungen, der rückwärts kroch, immer weiter kroch, selbst als Flammen die Augen der Kreatur fraßen. Mit brennenden Schuppen und Stacheln stürzte die Kreatur zurück auf den Boden. Als das Leben es wieder verließ, gab es etwas von sich, das nach einem Seufzer klang.
Der Junge stand auf, schwankte und rannte wieder. Das war alles, was er tun konnte, um am Leben zu bleiben.
Als er in den Dunst des gelben Nebels kam, wusste er, dass er besser nicht hinfiel, nicht fallen durfte. In der Ferne konnte er das Brüllen der Monster hinter sich hören und seine schmutzigen Pumas ließen ihn fast den Boden unter den Füßen verlieren. Er war nicht mehr auf Beton, sondern erneut auf einem Feld voller Schlamm und Unkraut. Zerfetzte und qualmende Leichen von Cypher-Soldaten lagen um ihn herum. Hier hatte eine weitere Schlacht stattgefunden. Ein Punkt für die Gorgonen, dachte er.
Er kam nicht weit, bis er bemerkte, dass sich hinter ihm etwas rasch näherte.
Er hatte Angst, zurückzublicken. Angst, langsamer zu werden. Angst vor der Erkenntnis, dass er auf diesem schlammigen Feld sterben würde.
Was auch immer es war, er spürte, dass es ihn fast erreicht hatte.
Dann drehte er sich doch um. Er musste wissen, was hinter ihm war. Gerade als er nach rechts ausweichen wollte, tauchte aus dem Nebel ein Reiter auf einem grau gescheckten Pferd auf, griff nach unten und packte den Jungen fest am Arm. Er wurde von seinen Füßen nach oben gezogen. Eine hart klingende, aber menschliche Stimme knurrte: »Hoch mit dir!«
Dem Jungen gelang es, hinter den Mann auf das Pferd zu kommen. Er klammerte sich an seine Taille und bemerkte, dass der Mann an der linken Seite ein Schulterholster trug, in dem eine Waffe steckte, die wie eine Uzi-Maschinenpistole aussah. Das Pferd und seine beiden Reiter fegten über das Feld, während in der Ferne die Gorgonen-Monster in einer Lautstärke tobten wie ein Chor von Begräbnisglocken am letzten Tag der Welt.
Aber es war nicht der letzte Tag.
Es war ein Donnerstag, genauer gesagt der 10. Mai. Manche mochten sich wünschen, es sei der letzte Tag, manche mochten darum gebetet und bittere Tränen geweint haben, aber andere hatten sich auch auf die Tage nach diesem vorbereitet. Und so fand sich der Junge auf einem Pferderücken wieder und näherte sich einer Festung.
An der Straße, die zu dieser Hügelkuppe in Colorado am südlichen Rand der Stadt Fort Collins führte, stand ein verwittertes Schild, auf dem das stilisierte Emblem eines Panthers und angelaufene Buchstaben aus Messing zu sehen waren, die den Schriftzug »Panther Ridge Apartments« bildeten. Auf der Spitze des Hügels, mit einem Rundumblick über die umliegende Gegend, befanden sich die Wohnungen selbst. Es waren vier Gebäude aus sandfarbenen Ziegelsteinen mit grau lackierten Balkonen und Glasschiebetüren. Die Panther Ridge Apartments, erbaut 1990, waren einst eine begehrte Adresse für erfolgreiche Singles gewesen. Seit der Finanzkrise von 2007 waren für die Anlage harte Zeiten angebrochen, und die Eigentümerin eine Investmentgesellschaft, hatte sie an eine andere Firma abgestoßen. Es war der Beginn einer Abwärtsspirale gewesen, was die Instandhaltung betraf.
Der Junge wusste nichts davon. Er sah nur vier trostlos aussehende Gebäude, die von einer fünfzehn Fuß hohen Mauer aus grob behauenen Steinen umgeben waren. Dicke Spiralen aus Stacheldraht krönten die Mauer. Hölzerne Wachtürme, die mit Teerpappe überdacht waren, standen hinter der Mauer im Osten und Westen, Norden und Süden. Die schweren Maschinengewehre, die auf drehbaren Lafetten auf jedem Turm standen, waren nicht zu übersehen.
Als das Pferd und seine Reiter sich auf der Straße von Norden näherten, schwenkte jemand auf dem Turm eine grüne Signalflagge. Der Junge sah, wie sich ein großes, mit Metallplatten besetztes hölzernes Tor nach innen öffnete. Sobald der Durchgang breit genug war, galoppierte das Pferd hindurch. Sofort begannen die Männer und Frauen, die das schwere Tor aufgeschoben hatten, es wieder zu schließen. Zwei dicke Holzbalken, die in eiserne Klammern und Vertiefungen in den Wänden einrasteten, verschlossen das Tor. Aber in diesem Moment wurde der Junge schon von einem stämmigen Mann heruntergehoben, der an die Seite des Pferdes gelaufen war, um genau diese eine Aufgabe zu erledigen. Der stämmige Mann hatte einen langen grauen Bart, trug Lederhandschuhe und hielt den Jungen wie einen Müllsack vor sich, während er tiefer in den Apartmentkomplex rannte und schließlich eine Treppe hinunterlief. Eine Tür wurde geöffnet, der Junge geradezu hineingeworfen, und die Tür schloss sich wieder. Der Junge hörte, wie sich ein Schlüssel im Schloss drehte.
Er war, wie er innerhalb weniger Sekunden feststellte, eingesperrt.
Der Boden war mit weißem, zerkratztem Linoleum ausgelegt. Die Wände waren gelblich-grau gestrichen und zeigten ebenfalls tiefe Kratzer. Für den Jungen, der auf dem Boden saß und seine Umgebung betrachtete, sahen sie wie die Spuren von Krallen aus. An einigen Stellen waren Einschusslöcher zu sehen. Die Tür war mit Metallplatten verstärkt, so wie er es bei dem großen Tor gesehen hatte. Die Schiebetür zum Balkon war mit Blech besetzt und zusätzlich von Stacheldraht bedeckt. Ein Fenster war ein Stück weit offengelassen worden und ließ schwaches Licht herein. Es gab keine Möbel. Die Lampen waren entfernt worden, aber natürlich gab es keinen Strom, sodass die herunterhängenden Drähte lediglich daran erinnerten, was einst gewesen war. An den Wänden und auf dem Boden sah er etwas, was vielleicht die verblassten, braunen Überreste von Blutflecken waren.
Der Junge sagte: »Okay«, nur um seine eigene Stimme wieder zu hören.
Und es war mehr als das. Okay. Wenn er es über das Feld geschafft hatte und von diesem Parkplatz voller Gorgonen und Cypher heruntergekommen war, dann würde er überleben. Er wusste, dass er einen starken Überlebensinstinkt hatte, obwohl er sich weder erinnern konnte, wer er war, noch woher er kam. Also … okay. Und okay, weil er wenigstens bei Menschen war, und vielleicht würden sie ihn in einen Topf stecken, kochen und essen, aber … nun, vielleicht wäre das nicht so okay, also ließ der Junge den Gedanken fallen. Aber wenigstens war er bei Menschen, richtig? Und okay, weil er sich für diesen Moment – nur für diesen einen Moment – sicher fühlte in diesem kleinen Gefängnis, und weil er jetzt nicht mehr rennen musste, weil er müde und verletzt war und es okay war, einfach nur hier zu sitzen und zu warten, was als Nächstes geschehen würde.
Was als Nächstes geschah, ließ nicht lange auf sich warten. Innerhalb weniger Minuten hörte der Junge, wie sich der Schlüssel erneut im Schloss drehte. Sein Herzschlag beschleunigte sich. Angespannt rutschte er über den Boden, bis er mit dem Rücken an der Wand saß. Die Tür öffnete sich und drei Männer betraten den schwach beleuchteten Raum. Einer der Männer trug eine altmodische schwarze Arzttasche und eine brennende Öllampe, die er dem Jungen entgegenhielt. Die beiden anderen Männer waren mit Maschinenpistolen bewaffnet, die sie ebenfalls auf den Jungen richteten, und zwar mit den Läufen voran.
Die Tür ging zu, der Schlüssel drehte sich wieder.
»Steh auf«, befahl einer der Männer mit den Maschinenpistolen. »Zieh deine Klamotten aus.«
»Was?«, fragte der Junge, noch benommen von seiner Flucht.
»Aufstehen«, ertönte die raue Stimme. »Und die Klamotten ausziehen.«
Der Junge stand auf. Der Mann, der ihn ansprach, war derselbe, der ihn auf das Pferd gehievt hatte. Er war vielleicht vierzig Jahre alt, von mittlerer Statur, aber für seine Größe offensichtlich sehr kräftig. Sein Gesicht war von harten Linien geprägt, seine Nase erinnerte an den Schnabel eines Falken und seine dunkelbraunen Augen waren tiefsitzend und misstrauisch. Er sah aus, als hätte er nie gewusst, wie sich ein Lächeln anfühlte, als könnte ein Lächeln sein Gesicht zerbrechen. Der Mann trug verblichene Jeans, braune Arbeitsstiefel und ein graues Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Auf seinem Kopf saß eine schmutzige, dunkelblaue Baseballmütze. Er hatte einen braunen Bart, der an den Rändern grau wurde. Um seine linke Schulter hing dicht an seiner Seite das Holster für seine sehr tödliche Waffe. An seinem linken Handgelenk war eine kaputte Uhr ohne Glas zu sehen, deren Zeiger sich nicht bewegten.
»Nun mach schon, Junge«, drängte der Mann mit der Arzttasche. Er war älter, wahrscheinlich Mitte sechzig, hatte weiße Haare und war glattrasiert, schlank und ordentlicher gekleidet als die anderen. Er trug ein blaues Hemd und verblichene Khakihosen. Er hielt sich offenbar so gut er konnte an allem fest, was sein Leben einst ausgemacht hatte. Sein Gesicht war vielleicht einmal freundlich und offen gewesen, aber jetzt sah es verhärtet und angespannt aus. Der Junge bemerkte ein Holster an der Hüfte, in dem ein Revolver steckte. Dieser Mann trug eine Armbanduhr, die in gutem Zustand zu sein schien.
»Werden Sie mich töten?«, fragte der Junge den älteren Mann.
»Wenn wir müssen«, antwortete der Mann mit dem finsteren Gesicht. »Zieh dich aus. Sofort!«
Der dritte Mann, dünn und fahl und mit schwarzem Bart, stand neben der Tür. Der Junge schätzte, dass er dort stehen blieb, um für den Fall des Falles ein klares Schussfeld zu haben. Der Junge begann sich auszuziehen, ganz langsam, denn seine Knochen schmerzten und er fühlte sich so müde, als könnte er hundert Jahre schlafen. Als er sich ausgezogen hatte und seine Kleidung um ihn herum auf dem Boden lag, blieb er regungslos stehen, während die drei Männer ihn im Schein der Öllampe musterten.
»Woher hast du die ganzen blauen Flecken?«, fragte der Mann, der vermutlich hier der Doktor war, mit leiser Stimme.
Der Junge sah an sich selbst hinunter. Er hatte es gar nicht mitbekommen. Quer über seine Brust verlief eine massive, hässliche schwarze Prellung. Sie bedeckte seinen Oberkörper von Schulter zu Schulter. Schwarze Blutergüsse waren an den Seiten seines Körpers zu sehen, am Bauch und an den Oberschenkeln. Er hatte keine Erinnerung daran, woher diese Verletzungen kamen. Aber jetzt wusste er zumindest, weshalb es ihn überall schmerzte und weshalb er Blut spuckte. Etwas hatte ihn getroffen, und zwar sehr hart.
»Bitte dreh dich um«, sagte der Doktor. »Lass uns deinen Rücken sehen.«
Der Junge tat wie ihm geheißen. Der schwarzbärtige Mann an der Tür stieß ein leises Grunzen aus und der Mann mit dem finsteren Gesicht sprach flüsternd mit ihm.
»Noch einmal meine Frage«, sagte der Doktor. »Woher kommen die Prellungen?«
»Ich weiß nicht«, kam die noch immer verblüffte Antwort, als sich der Junge ihnen wieder zuwandte.
»Du hast über deinen ganzen Rücken und die Wirbelsäule hinunter eine Prellung, die so groß ist wie die auf deiner Brust. Die Verletzungen sehen äußerst schwerwiegend aus. Du hast etwas extrem Gewalttätiges durchgemacht … kein Kinderkram wie eine Treppe hinunterfallen oder dir ein Knie aufschlagen. Ich meine … es muss wirklich brutal gewesen sein.« Er machte einen Schritt nach vorn und hielt die Lampe in die Augen des Jungen.
»Vorsicht, Doc!«, warnte der Mann mit dem finsteren Gesicht. Seine Uzi war auf die Körpermitte des Jungen gerichtet und schwankte kein Stück.
»Spuckst du Blut?«
»Ja, Sir.«
»Das überrascht mich nicht. Was mich überrascht, ist, dass deine Lunge nicht geplatzt ist und du immer noch atmen kannst. Ist dein Hörvermögen in Ordnung?«
»Ich habe ein kleines Klingeln in meinen Ohren. Sie fühlen sich irgendwie … verstopft an. Das ist alles.«
»Hm. Interessant. Ich denke, du hast etwas Übles durchgemacht … nun, mit Details halte ich mich lieber noch zurück.« Er produzierte ein dünnes, zerknittertes Lächeln, das vielleicht das Beste war, was er zustande bringen konnte.
»Darf ich mich wieder anziehen?«
»Noch nicht. Halte deine Arme einmal zur Seite, ja?«
Der Junge hob seine Arme.
Der Doktor gab dem finster blickenden Mann seine Arzttasche und näherte sich wieder dem Jungen. Er ging mit der Lampe über den Körper des Jungen und schien nach etwas Bestimmtem zu suchen. Als er die riesige schwarze Prellung auf der Brust des Jungen untersuchte, runzelte er die Stirn. »Du kannst deine Arme wieder herunternehmen«, sagte er, was der Junge auch tat. Dann griff der Doktor hinter sich und öffnete seine Arzttasche. Er holte eine Spritze heraus und entfernte die Schutzkappe. »Den linken Arm, bitte«, sagte er.
Der Junge zögerte. »Wofür ist das?«
»Eine Kochsalzlösung …«
»Wofür ist das?«, fragte der Junge etwas irritiert.
»Wir überprüfen«, sagte der Doktor, »ob du ein Mensch bist oder nicht. Die Kochsalzlösung bewirkt eine Reaktion im Blut der Aliens. Es heizt sich dadurch auf. Dann passieren Dinge. Den linken Arm, bitte.«
»Ich bin ein Mensch«, sagte der Junge.
»Mach, was man dir sagt«, sagte der Mann mit dem finsteren Gesichtsausdruck. »Wir wollen dich nicht grundlos erschießen.«
»Okay.« Der Junge brachte ein dünnes Lächeln hervor und hielt seinen linken Arm hin. »Machen Sie nur.«
Die Nadel drang in eine Vene ein. Der Doktor trat zurück. Die beiden anderen Männer hielten ihre Waffen bereit. Der Doktor behielt die Zeit auf seiner Armbanduhr im Blick. Etwa eine Minute verging.
»Dave«, sagte der Doktor zu dem Mann mit dem finsteren Gesicht, »ich denke, er ist sauber.«
»Bist du sicher?«
Der Doktor starrte in das Gesicht des Jungen. Seine Augen waren blau, das umgebende Gewebe voller Falten, aber sie waren sehr klar. »Ich kann keine Knötchen sehen. Keine Anomalien, keine Geschwülste. Keinerlei Reaktion auf die Kochsalzlösung. Lasst uns das Herz abhören und den Blutdruck messen.« Der Doktor holte ein Stethoskop aus seiner Tasche, lauschte dem Herzschlag des Jungen und legte ihm dann eine Blutdruckmanschette an. »Alles normal«, lautete seine Schlussfolgerung. »Unter den gegebenen Umständen.«
»Was ist mit den blauen Flecken?«
»Ja«, sagte der Doktor. »Was ist mit den blauen Flecken.« Es war eine Feststellung, keine Frage. »Mein Junge, wie ist dein Name?«
Der Junge zögerte. Er war müde, verletzt und hatte noch immer den Geschmack von Blut in seinem Mund. Ein Name? Er hatte keinen, den er nennen konnte. Die Männer warteten. Er beschloss, ihnen irgendetwas zu erzählen, und dachte an einen Namen, den er vor Kurzem gesehen hatte. »Ethan Gaines«, antwortete er.
»Tatsächlich?« Dave legte den Kopf schief. »Das ist ja lustig. Einer unserer Männer hat dich vom Wachturm aus durch sein Fernglas beobachtet, wie du über den Parkplatz der Highschool gelaufen bist. Komisch, dass es die Ethan-Gaines-Highschool ist. Oder besser … war. Also das ist dein Name, ja?«
Der Junge zuckte mit den Schultern.
»Ich denke«, sagte der Doktor, »dass er seinen Namen nicht weiß. Er hat eine sehr heftige Erschütterung erlitten. Irgendeine Explosion. Könnte direkt in der Druckwelle gestanden haben. Wo sind deine Eltern?«
»Weiß nicht«, sagte der Junge. Er runzelte die Stirn. »Ich bin plötzlich aufgewacht. Dann bin ich gerannt. Das ist alles, woran ich mich erinnere. Ich weiß, dass ich in Colorado bin … in Fort Collins, richtig? Aber alles andere …« Er blinzelte und sah sich in seinem kleinen Gefängnis um. »Wofür ist dieser Raum? Was meinen Sie damit … dass sich das Blut der Außerirdischen aufheizt?«
»Später«, sagte Dave. »Im Moment stellen wir die Fragen … wie zum Beispiel die: Wo kommst du her?«
Der Junge hatte genug von Dave. Es war ihm jetzt egal, ob der Mann eine Uzi in der Hand hielt oder nicht. Er machte einen festen Schritt nach vorn, was dafür sorgte, dass sich beide Waffen auf ihn richteten. Er streckte sein Kinn vor, seine blauen Augen funkelten vor Wut und er sagte: »Ich habe euch alles erzählt. Ich weiß nicht, wer ich bin oder woher ich komme. Alles, was ich weiß, ist, dass ich gerannt bin. Geflohen bin, vor ihnen. Sie haben direkt über mir gekämpft. Überall um mich herum.« Er musste innehalten, um Luft in seine wunde Lunge zu bekommen. »Ich weiß nicht, was ihr für Typen seid. Ich bin wirklich froh, dass ihr mich da rausgeholt habt, aber ich hasse es, wenn Waffen auf mich zielen. Egal ob eure oder die der Cypher.« Er ließ ein paar Sekunden verstreichen und fügte dann hinzu: »Sir.«
Die Waffen wurden gesenkt. Dave blickte schnell zum Doktor, der zur Seite getreten war und ein kleines, amüsiertes Lächeln im Gesicht hatte.
»Nun«, sagte der Doktor. »Ethan, ich denke, du kannst dich jetzt anziehen. Zu deiner Frage, wer wir sind: Ich bin John Douglas. Ich war in meinem früheren Leben Kinderchirurg. Jetzt verteile ich hauptsächlich Pillen. Das ist Dave McKane«, sagte er und deutete auf den Mann mit dem finsteren Gesicht. »Und das Roger Pell.«
»Hallo«, sagte Ethan zu allen drei Männern. Er begann, sich wieder anzuziehen: schmutzige, ehemals weiße Socken, Unterwäsche, die noch schlimmer aussah, schlammbespritzte Jeans, das verdreckte dunkelrote Hemd mit dem abgerissenen rechten Ärmel und die schmutzverkrusteten Pumas. Ihm fiel ein, die Taschen seiner Jeans nach etwas zu durchsuchen, was vielleicht einen Hinweis geben konnte, aber er fand nichts. »Ich erinnere mich nicht an diese Sachen«, sagte er zu den Männern. Und er spürte, wie etwas in ihm zerbrach. Es geschah plötzlich und still, und doch war es wie ein innerer Schrei. Er hatte sagen wollen: Ich erinnere mich nicht mehr, wer sie für mich gekauft hat, aber der Gedanke verlor sich und stürzte in die Dunkelheit. Er zitterte und presste seine rechte Hand gegen die Stirn, um die Erinnerungen, die nicht da waren, hervorzuholen. Seine Augen brannten, seine Kehle schnürte sich zu, und überall, wo er sich hinwandte, schien eine Mauer zu sein.
»Zur Hölle noch mal«, sagte Dave McKane, »an manchen dieser Tage vergesse selbst ich meinen eigenen Namen.« Seine Stimme war jetzt leiser und nicht mehr so harsch. In ihr lag ein Zittern, das er vertrieb, indem er sich räusperte. »So sind eben die Zeiten. Richtig, Doc?«
»So ist es«, sagte John Douglas. Er streckte die Hand aus und berührte Ethans Arm. Es war die sanfte Berührung eines Kinderarztes. »Was für Zeiten«, sagte er, und Ethan blinzelte seine Tränen weg und nickte, weil Tränen keine Schlachten gewinnen und nichts wieder gutmachen würden.
»Sie wird ihn sehen wollen«, sagte Dave und sah den Doktor an. »Wenn du dir sicher bist?«
»Ich bin sicher. Ethan, du kannst mich JayDee nennen. Okay?«
»Ja, Sir.«
»Gut. Lass uns aus diesem Loch hier verschwinden.«
Sie führten ihn durch die metallverstärkte Tür hinaus in das gelbliche, nebelverwaschene Licht. Ein halbes Dutzend Menschen – dünn, die Kleidung viele Male geflickt und kaum gewaschen – standen in der Nähe der Tür und warteten darauf, wie sich das kleine Drama im Inneren entwickelte. Als Ethan auftauchte, zogen sie sich über die Treppe nach oben zurück.
»Hier entlang.« JayDee führte Ethan nach links über ein Gelände, das der Parkplatz für das niedrigste Gebäude gewesen war. Der Regen hatte aufgehört und die Sonne brannte heiß durch die gelbsüchtigen Wolken. Die Luft roch nach Elektrizität, wie vor einem Gewitter. Der Geruch und die Luft selbst waren schwer und feucht. Es war keinerlei Bewegung in der Luft. Ethan folgte den drei Männern über den Parkplatz, vorbei an einer Reihe ungenutzter Tennisplätze und einem Swimmingpool voller Trümmer, an dessen Boden sich eine kleine Pfütze Regenwasser gesammelt hatte. Dem Jungen fiel auf, dass hier Menschen aus allen Generationen im Schutz dieser provisorischen Festung versammelt waren. Es gab Frauen, die Babys und Kleinkinder hielten, es gab ältere Kinder und Teenager bis hin zu alten Menschen, die vielleicht schon ihre Siebziger erreicht hatten. Einige arbeiteten, die Kräftigen hackten Holz und legten die Scheite zu ordentlichen Stapeln, andere kümmerten sich um die Außenwände und verstärkten die Stellen, die beschädigt aussahen, und wieder andere hatten verschiedene Aufgaben übernommen, die für das Überleben dieser Gemeinschaft wichtig waren. Die meisten Bewohner hielten in ihrer Arbeit inne und sahen Ethan und den Männern zu, wie sie vorbeigingen. Alle waren dünn und bewegten sich wie in Zeitlupe, wie in einem Albtraum. Ihre Gesichter waren ausdruckslos, die Augen lagen tief in ihren Höhlen. Aber auch sie waren Überlebende. In einem umzäunten Bereich auf einem mit braunem Gras bewachsenen, felsigen Hügel zählte Ethan acht Pferde. In der Nähe stand eine kleine Scheune aus Holz, die sicher nicht zur Originalausstattung des Apartmentkomplexes gehört hatte. Ohne Treibstoff waren echte Pferdestärken die einzige Möglichkeit, weite Strecken zurückzulegen.
»Hier hoch«, sagte JayDee und bedeutete Ethan, eine weitere Treppe im Hauptgebäude nach oben zu steigen. Die Wände waren mit Graffiti bemalt, in Rot, Weiß und Blau. Neben anderen stummen Ausrufen verkündeten sie: Wir werden nicht sterben, Diese Welt gehört uns und Morgen ist ein neuer Tag. Ethan fragte sich, ob die Menschen, die das geschrieben hatten, noch lebten.
Er stieg hinter JayDee die Treppe hinauf, gefolgt von Dave McKane und Roger Pell. Im zweiten Stock blieb der Doktor vor einer Tür mit der Nummer 227 stehen und klopfte an. Kurz bevor die Tür aufging, kreischte etwas über sie hinweg, so schnell, dass es nur flüchtig als gelbbraun gefleckte, dreieckige Form erkennbar wurde. Alle außer Ethan zuckten zusammen, denn er war es leid davonzulaufen, und wenn er heute sterben würde, dann ohne vor seinem Schicksal auf die Knie zu fallen.
Die Tür öffnete sich und ein schlanker Mann mit blassem Gesicht und einer Masse lockiger, rötlicher Haare und einem ingwerfarbenen Bart spähte heraus. Er trug eine Brille, die von Isolierband zusammengehalten wurde. Die Linsen vergrößerten seine grauen Augen. Er trug einen schmutzigen Overall und ein braun kariertes Hemd. In der Hand hielt er ein Klemmbrett mit einem Block gelben Papiers, auf dem Ethan Zahlenreihen erblickte. Aus der linken Seite seines Mundes ragte der Stummel eines abgekauten Bleistifts heraus.
»Sei gegrüßt, Gary«, sagte JayDee. Er deutete auf Ethan. »Wir haben einen neuen Mitbewohner.«
Die durch die Brille vergrößerten Augen des Mannes betrachteten Ethan. Seine rötlichen Augenbrauen hoben sich. »Du bist wohl in den Schlamm gefallen?«, fragte er. Ethan nickte.
»Jemand Neues?«, fragte eine Frauenstimme hinter Gary, der genau wie John Douglas eine Pistole in einem Holster an der Hüfte trug. »Lasst mich einen Blick auf ihn werfen.«