365 kreative Schreibimpulse

 

Vielen Dank, dass du dich für mein E-Book "365 kreative Schreibimpulse. Finde Tag für Tag Inspirationen für deine Geschichten" entschieden hast! Wenn du darauf brennst, mehr zu schreiben, wenn du eine tägliche Schreibroutine entwickeln oder Schreibblockaden vorbeugen möchtest, dann ist dieses E-Book genau richtig für dich! Es wird dich in den kommenden Monaten begleiten und dazu inspirieren, mehr, ja sogar täglich zu schreiben!

Sie werden Schreibimpulse, Schreibanregungen, Schreibideen, Schreibanlässe oder, auf Englisch, Writing Prompts genannt. Egal, welchen dieser Begriffe man verwendet, man meint doch dasselbe: es handelt sich um kurze Anweisungen, die nach Kaspar H. Spinner zum Schreiben hinführen und die Imaginationskraft des Schreibenden (1993: 21) aktivieren. Diese Schreibanweisungen sind wunderbare Ideengeneratoren, mit denen du in den Schreibprozess einsteigen kannst. Sie lenken dich in eine bestimmte Richtung, sie motivieren, inspirieren und können dich sogar aus elenden Schreibtiefs herausholen. Denn, und das ist der große Vorteil dieser Schreibimpulse, sie werden ohne Erwartungsdruck geschrieben. Du setzt dich hin, liest dir die kurze Anweisung durch und schreibst los! Du musst dich nicht vorbereiten, du brauchst keine zusätzliche Literatur, du musst nichts recherchieren. Lass deiner Kreativität einfach freien Lauf!

Manche Prompts dauern nur wenige Minuten, andere wiederum können dich 15 Minuten oder mehr fordern. Sollte ein Schreibimpuls tatsächlich einmal mehr als 15 Minuten erfordern, was selten der Fall ist, und du hast nicht so viel Zeit eingeplant, dann stell dir einfach den Timer und beende deinen Schreibflow nach zehn oder fünfzehn Minuten.

Vielfältige Schreibimpulse

Ich habe mich darum bemüht, möglichst viele verschiedene Typen von Schreibimpulsen in deinem Schreibjahr unterzubringen. Damit du einen ersten Eindruck bekommst, was dich erwartet, zeige ich dir hier ein paar Beispiele:

Schreib schnell, sei kein Perfektionist!

Sei dir darüber bewusst, dass jedes Textprodukt, das entstehen wird, ein Rohtext ist. Das bedeutet, dass du einen Text mit Ecken und Kanten schreiben darfst! Ein Rohtext ist in den meisten Fällen unstrukturiert, zu lang, voller Füllwörter und Rechtschreibfehler. Das darf er auch sein, denn es ist ein ganz normaler Werdegang eines Textes. In diesem Moment basiert der Text noch vollkommen auf deiner Perspektive, auf der Autorenperspektive und ist deshalb schreiberorientiert. Erst in der Phase der Überarbeitung wird der Text, meist in mehreren Korrekturschritten, auf den Leser ausgerichtet und somit leserorientiert.

Denke also nicht während des Schreibens darüber nach, ob eine Formulierung gut klingt. Suche nicht nach schönen Metaphern, sondern schreibe so schnell wie möglich und denke erst einmal gar nicht über deinen entstehenden Text darüber nach. Auf diese Weise wirst du dem Schreiben gegenüber entspannter. Dir wird der Druck, von Anfang an einen perfekten Text verfassen zu wollen, genommen. Außerdem hältst du dich nicht unnötig auf, da du keine supertollen Ersatzwörter suchen musst. Sammle deine Ideen und lasse sie eine Weile ruhen. Wenn dir ein entstandener Text gefällt, kannst du ihn später immer noch überarbeiten.

Tausch dich aus!

Die Schreibimpulse werden dich zu unzähligen Texten, Geschichten und neuen Figuren inspirieren. Hast du Lust, diese zu teilen? Veröffentliche deinen Text auf deinem Blog oder auf deiner Homepage und sende mir den Link, damit auch andere sehen, wie viel Kreativität in dir steckt! Meine Mailadresse lautet:

Ich wünsche dir viel Spaß und ein ideenreiches Jahr!

Liebe Grüße, 

Denise Fritsch
Autorin des E-Books "Schreib täglich!" und Autorencoach
https://schreibretreat.wordpress.com


(Literaturnachweis: Spinner, Kaspar: Kreatives Schreiben. Basisartikel. In Praxis Deutsch 1993. Heft 119, S. 17-23.)

Erläuterung: Freewriting und Elfchen


Die Schreibimpulse in diesem E-Book sind selbsterklärend. Du findest in jeder Aufgabe eine kurze Anweisung und schreibst einfach drauf los. Wenn du Schreibanfänger bist, kann es jedoch sein, dass dir die Begriffe "Freewriting" und "Elfchen", die in diesem E-Book vorkommen werden, noch nicht bekannt sind. Deshalb möchte ich sie dir an dieser Stelle ganz kurz erläutern:

Was ist „Freewriting“?

In den 1920er Jahren hat die Surrealisten-Gruppe um André Breton mit dem automatischen Schreiben eine Methode entdeckt, die sie befähigte, sich mit ihrem Unterbewussten zu verbinden. Beim automatischen Schreiben geht es darum, ungehindert drauflos zu schreiben und dabei Grammatik, Rechtschreibung und Stil komplett zu ignorieren. Der amerikanische Schreibforscher Peter Elbow hat rund fünfzig Jahre später das automatische Schreiben weiterentwickelt. Die von ihm als Freewriting (dt. freies Schreiben) bezeichnete Schreibmethode ist vielen Schriftstellern ein Begriff, da mit ihr Schreibblockaden überwunden und Kreativität freigesetzt werden kann.

Peter Elbow empfiehlt, dass man für eine begrenzte Zeit vollkommen zwanglos seine eigenen Gedanken niederschreibt – schnell (!) und ohne dabei die Hand abzusetzen. Du darfst in der Schreibzeit also nicht mit dem Schreiben aufhören! Das unzensierte und ununterbrochene Schreiben bewirkt, dass du erst einmal unbefangen in den Schreibprozess einsteigst, bevor du wieder strukturiert schreiben "musst". 

Beim Freewriting ist wirklich alles erlaubt! Du darfst chaotisch schreiben, Fragmente notieren, Wörter wiederholen. Du darfst auch nur blablabla schreiben. Wichtig ist einzig und allein, dass du, ohne mit dem Schreiben aufzuhören, in der vorgegebenen Zeit (Timer) bis zum Ende durchschreibst.

Präge dir diese wichtige Regel des Freewritings ein: 

Denke nicht darüber nach, was du schreibst.

Das Elfchen

Ein Elfchen ist ein unkompliziertes, strukturiertes kleines Gedicht, das aus 11 Wörtern besteht, die auf fünf Zeilen verteilt sind. Beim Schreiben orientierst du dich an diesem vorgegebenen Muster:

1 Wort - bspw. eine Farbe, ein Gegenstand, ein Gedanke, ein Zustand

2 Wörter - ein Gegenstand/eine Person (bezieht sich auf das 1. Wort)

3 Wörter - Wo oder wie ist das Wort aus der ersten Zeile? Oder was macht es?

4 Wörter - Ergänzung, bspw. was bedeutet es für mich/dich/ihn/sie?

1 Wort - Abschluss


Beispiel:

Feuer 

im Kamin

lodernde, leuchtende Flammen

das Knistern des Holzes

Glückseligkeit!




Januar

1. Januar: Storystarter

Tina und ihr Freund treffen sich immer nachts auf einem Hochhausdach. Heute beobachten sie etwas Ungewöhnliches und wissen nicht, was sie tun sollen.

Entwickle eine Idee zu einer Geschichte auf Grundlage dieser Vorgaben und fasse sie auf max. zwei Seiten zusammen.

2. Januar: 1-Wort-Prompt

Stell deinen Timer auf fünf Minuten. Lies das fettgedruckte Wort und schreibe sofort los. Ohne nachzudenken. Schreib einfach!

Schlüssel

3. Januar: Ungewöhnlicher Dialog

Schweife mit deinem Blick in dem Raum, in dem du dich gerade befindest, umher und zähle im Stillen bis zehn. Nimm den Gegenstand in die Hand, an dem dein Blick nach der Auszählung haften geblieben ist, und unterhalte dich schreibend mit diesem Gegenstand.

4. Januar: Assoziationen

1. Stell deinen Timer auf drei Minuten und liste in dieser Zeit alles auf, was dir zu dem Begriff "Neid" einfällt.
Vielleicht kommt dir eine bestimmte Farbe in den Sinn, wenn du an Neid denkst - liste diese Farbe auf. Oder bringst du ein bestimmtes Erlebnis, eine Person, einen Gesichtsausdruck mit Neid in Verbindung? 
2. Wähle anschließend vier bis fünf Assoziationen und schreibe einen beliebigen Text (Fünf-Minuten-Text), in dem diese vorkommen.

5. Januar: Was ist passiert?

Eine Frau wälzt sich seit Stunden schlaflos im Bett. Ihre Gedanken kreisen umher. Was ist passiert?

6. Januar: Der erste Satz

Beginne eine Geschichte mit dem Satz "Sie hatten mich gewarnt." und schreibe sie 15 Minuten weiter.

7. Januar: 1-Wort-Prompt

Stell deinen Timer auf fünf Minuten. Lies das fettgedruckte Wort und schreibe sofort los. Ohne nachzudenken. Schreib einfach!

Dankbarkeit

8. Januar: Über mich

Ergänze:

Ich war ...
Ich bin ... 
Ich sollte ...
Ich werde ...

9. Januar: Brief schreiben

Schreibe einen Brief an deinen Lieblingsschriftsteller und erzähle ihm, warum dir seine Bücher gefallen.

10. Januar: Erinnerung

Denke an deine erste Partynacht und schreibe fünf Minuten darüber.

11. Januar: Storystarter

Deine Figur kommt von einer Party und wird plötzlich von zwei dunklen Gestalten verfolgt. Am Wegesrand sitzt der Obdachlose, den sie erst am Abend verhöhnt hatte, als er sie um Kleingeld bat.

Entwickle eine Idee zu einer Geschichte auf Grundlage dieser Vorgaben und fasse sie auf max. zwei Seiten zusammen.

12. Januar: Fünf Gründe

Nenne fünf Gründe, weshalb du ein Buch nicht lesen würdest.

13. Januar: Fünf Wörter

1. Notiere die ersten fünf Wörter, die dir zum Thema "Reisen" einfallen. 
2. Schreibe zu jedem Wort ein Satz.
3. Wähle einen Satz aus und schreibe von diesem ausgehend einen beliebigen Text (Dialog, Gedicht, Brief o. Ä.).

14. Januar: 1-Wort-Prompt

Stell deinen Timer auf fünf Minuten. Lies das fettgedruckte Wort und schreibe sofort los. Ohne nachzudenken. Schreib einfach!

Hörigkeit

15. Januar: Liste

1. Liste mindestens zehn Dinge auf, die bei einem ersten Date schief gehen können.

2. Wähle einen Satz aus und schreibe von ihm ausgehend einen beliebigen Text. Schreibe einfach drauflos!

16. Januar: Der erste Satz

Beginne eine Geschichte mit dem Satz "Wenn heute Donnerstag gewesen wäre, wäre es nicht passiert ..." und schreibe sie 15 Minuten weiter.

17. Januar: Perspektivwechsel

Die Eltern werden sich scheiden lassen und erzählen es ihren Kindern. 

1. Schreibe aus der Perspektive der achtjährigen Tochter: Wie reagiert sie? Was fühlt sie? Schreibe eine kurze Szene.
2. Versetze dich nun in die Mutter, die den Kindern ihre Entscheidung gerade mitgeteilt hat: Wie empfindet sie? Welche Gedanken gehen ihr durch den Kopf? Schreibe eine kurze Szene.

18. Januar: Bedeutung

Was bedeutet "Glück" für dich? Schreibe fünf Minuten darüber.

19. Januar: Wortvorgabe

Folgende Wörter sollen in deinem Text vorkommen:

Sehnsucht, Eifersucht,  sich aufgeben, Sorge, Wasser

20. Januar: Drei Minuten

Nutze den Timer und schreibe drei Minuten über das heutige Wetter.

21. Januar: Dein Roman

Worum geht es in deinem (zukünftigen) Roman? Beschreibe deine Idee zu einem Roman in maximal sechs Sätzen.