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Impressum

Copyright © 2009 by Cadmos Verlag, Brunsbek

Gestaltung und Satz: Ravenstein + Partner, Verden

Titelfoto: Dr. Richard Maurer

Fotos im Innenteil: Dr. Richard Maurer

Lektorat der Originalausgabe: Maren Müller

Konvertierung: S4Carlisle Publishing Services

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

eISBN 978-3-8404-6269-6

INHALT

Geschichte der Rasse

Die Ursprünge

Vom „Toonie Dog“ zum Shetland Sheepdog

Sheltiezucht in Deutschland

Zuchtlinien

Porträt einer liebenswerten Rasse

Besondere Merkmale des Shelties

Keine Regel ohne Ausnahme

Farbenvielfalt

Die Standardfarben

Color-Headed-White

Verboten: Double Merle

Charakter

Personengebunden und reserviert gegenüber Fremden

Wachsam

Intelligent, temperamentvoll und arbeitseifrig

Zurückhaltend neugierig

Ein Traumhund für jedermann!?

Wer passt zu einem Sheltie?

Hündin oder Rüde?

Welpe oder erwachsener Sheltie?

Sheltiewelpen nur vom guten Züchter

Hier finden Sie erwachsene Shelties

Ein Sheltie zieht ein

Vorbereitungen

Die ersten Tage im neuen Zuhause

Wissenswertes zum Sheltiefell

Alltag mit dem Sheltie

Das kleine Einmaleins der Sheltieerziehung

Welpenschule

Sozialisation mit Menschen

Warten

Allein bleiben

Pssst!

Shelties und Kinder

Shelties und andere Tiere

Allein, zu zweit oder im Rudel?

Mit dem Sheltie unterwegs

Begegnungen mit fremden Menschen

Sozialkontakt mit anderen Hunden

Typische Sheltieprobleme und was man dagegen tun kann

Ständiges Bellen

Jagen

Kinder, Jogger, Radfahrer oder Autos „hüten“

Dauerstress

Angst vor Menschen

Angst vor Geräuschen

Zuchtgedanken?

Der ältere Sheltie

Pflege, Ernährung und Gesundheit

Fellpflege

Ein Bad gefällig?

Pfoten und Krallen

Augen, Ohren und Zähne

Shelties richtig ernähren

Fertigfutter

Frischfutter

Ausgewogene Ernährung in jeder Lebensphase

Wie viel darf mein Sheltie wiegen?

Allgemeine Gesundheitstipps

Impfung und Wurmkur

Zecken und Flöhe

Krankheitszeichen

Erbliche Erkrankungen

Augenkrankheiten

Hüftgelenkdysplasie

Patellaluxation

Fersenkappenabriss

MDR1-Defekt

Der Sheltie – ein Allroundtalent

Hüten mit Shelties?

Hundesport

Agility

Obedience

Discdogging

Flyball

Dogdance

Treibball

Shelties als Therapiehunde

Besuchshund

… oder einfach nur als ständiger Begleiter!

Ein spannender Spaziergang

Fahrrad fahren, joggen oder wandern

Schwimmen

Kunststückchen für den Hausgebrauch

Anhang

Adressen

Zum Weiterlesen

Über die Autorinnen

Geschichte der Rasse

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Shelties oder Shetland Sheepdogs, so die offizielle Rassebezeichnung, können auf eine lange Geschichte zurückblicken. Eine planmäßige Zucht erfolgt jedoch erst seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Züchter der ersten Stunde strebten eine Miniaturausgabe des Langhaarcollies an. Sie kreuzten diese Rasse deshalb vermehrt ein, was das äußere Erscheinungsbild des Shelties bis heute prägt. Dass diese kleinen, agilen Hütehunde aber weit mehr sind als Langhaarcollies im Kleinformat, wird deutlich, wenn man sich genauer mit ihren Ursprüngen beschäftigt.

Die Ursprünge

Etwa 200 Kilometer nördlich von Schottland liegen die Shetlandinseln. Eine große, nur spärlich besiedelte Inselgruppe, geprägt von einer kargen felsigen Landschaft und rauem Klima mit reichlich Regen und heftigen Stürmen. Berühmt sind die Shetlandinseln vor allem wegen der Shetlandponys, robusten und genügsamen Miniaturpferden mit dichtem Fell zum Schutz vor Kälte und Nässe, die heute in vielen Ländern der Erde beliebte Freizeitpartner sind. Noch nicht ganz so berühmt, aber genauso robust und liebenswert ist eine kleine Hunderasse, deren Geschichte ebenfalls auf diesen Inseln ihren Anfang nahm – der Sheltie.

Die Urahnen der Shelties lebten jahrhundertelang auf den Höfen der Inselbewohner. Diese waren arme Bauern, die in erster Linie Schafzucht betrieben und auf ihren winzigen Pachtgrundstücken, den „Toons“, das wenige fruchtbare Ackerland bewirtschafteten. Ihre Hunde, die „Toonie Dogs“, mussten vermutlich vielfältige Aufgaben erledigen: Sie halfen beim Hüten und Treiben der Schafe, bewachten Haus und Hof, jagten Ratten und Mäuse und sorgten dafür, dass das Vieh den Höfen, Feldern und Gärten der Menschen fernblieb. Ob einige dieser Hunde bereits Ähnlichkeiten mit dem heutigen Sheltie aufwiesen, kann man nur mutmaßen. Sehr wahrscheinlich variierte das äußere Erscheinungsbild stark, weil es den Bauern nicht auf das Aussehen ihrer Hunde ankam, sondern ausschließlich auf die Arbeitsqualitäten. Schnell und behände mussten diese Hunde sein, das war für die Arbeit an den Schafen, bei der sie sich in unwegsamem, oft zerklüfteten Gelände bewegen mussten, unabdingbar. Von Vorteil waren die geringe Körpergröße – Futter war knapp und kleine Hunde fressen nun einmal weniger als große – und ein dichtes, Wasser abweisendes Haarkleid, das sie vor der rauen Witterung schützte.

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Für ihre Vorfahren war geschicktes Klettern überlebenswichtig, den heutigen Shelties macht es einfach nur Spaß.

Vom „Toonie Dog” zum Shetland Sheepdog

Wann und wie genau sich die „Toonie Dogs“ der Bauern zum heutigen Sheltie entwickelten und welche Rassen an seiner Entstehung beteiligt waren, lässt sich nur schwer rekonstruieren. Da die Shetlandinseln seit Ende des 15. Jahrhunderts zu Schottland gehörten, ist anzunehmen, dass die Shetländer bereits zu dieser Zeit häufiger im schottischen Hochland zu Besuch waren und von dort collieartige Hütehunde mit auf die Inseln brachten.

Ziemlich sicher ist auch, dass etwa zur selben Zeit regelmäßig Fischerboote und Walfänger aus den nordischen Ländern an den Shetlandinseln anlegten. Die Besatzung hatte ihre eigenen Hunde mit an Bord, bei denen es sich wohl hauptsächlich um spitzartige Hunde handelte, wie etwa Islandhunde und grönländische Yakki-Hunde, aber auch ein lohfarbener King-Charles-Spaniel soll so auf die Shetlandinseln gelangt sein. Beim Landgang durften sich diese Hunde frei bewegen, wodurch es zufällig oder vielleicht auch planmäßig zu Kreuzungen mit den einheimischen „Toonie Dogs“ kam.

Immer wieder und wohl nicht zufällig, sondern ganz gezielt zur Verbesserung der Hüteeigenschaften, kreuzten die Shetländer ihre Hunde mit schottischen Working Collies, den Vorfahren der heutigen Border Collies, und anderen collieartigen Hunden.

Etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts waren aus den „Toonie Dogs“ kleine collieartige Hunde entstanden, die allerdings, das zeigen alte Bilder und Stiche, eher einem Border Collie denn einem Langhaarcollie glichen. Der Kopf war recht breit und noch nicht so elegant wie der des heutigen Shelties, die Ohren standen etwas weiter auseinander, und auch das Fell war noch nicht so voluminös, was die Hunde hochbeiniger wirken ließ. Den Ähnlichkeiten mit den schottischen Collies verdanken die Hunde wahrscheinlich auch die Bezeichnung Shetland Collies, die im 19. Jahrhundert aufkam.

Um die Jahrhundertwende besuchten zahlreiche britische Seefahrer die Shetlandinseln. Sie fanden Gefallen an den niedlichen Minicollies, und nicht wenige von ihnen brachten einen Welpen als Souvenir mit auf die britische Hauptinsel. Dort erfreuten sich die Shetland Collies rasch wachsender Beliebtheit und die Nachfrage nach diesen Hunden stieg. Sehr wahrscheinlich war das der Auslöser dafür, dass die armen shetländischen Bauern verstärkt Hunde züchteten, denn nun ließ sich mit den Welpen Geld verdienen. Die zu dieser Zeit aufkommenden Bestrebungen zur Organisation der Zucht und dem Vergleich der Zuchthunde bei Ausstellungen gipfelten 1908 in der Gründung eines „Shetland-Collie-Clubs“.

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Die Langhaarcollies unter seinen Vorfahren kann so mancher Sheltie auch heute noch nicht verleugnen.

Das damalige Zuchtziel der Shetländer war eine Miniaturausgabe des Langhaarcollies, der sich in Großbritannien bereits seit Jahrzehnten großer Beliebtheit erfreute. Dieses Ziel lag allerdings noch in weiter Ferne, denn das äußere Erscheinungsbild der shetländischen Hunde variierte nach wie vor stark. Sicher nicht zuletzt wegen der fehlenden Ähnlichkeit mit „ihrer Rasse“ missfiel den Langhaarcollie-Züchtern die Bezeichnung „Collie“ im Namen dieser „Mischlinge“ von den Shetlandinseln, und es gelang ihnen auch zu erwirken, dass sie nicht mehr verwendet werden durfte. Deshalb wurde aus dem Shetland Collie der Shetland Sheepdog. 1914 erfolgte dann in Birmingham die Gründung des „English Shetland Sheepdog Clubs“, und im gleichen Jahre erkannte der „Londoner Kennel Club“ die Rasse dann auch offiziell an.

An dem Zuchtziel änderte das Verbot des Namens allerdings nichts, und so kreuzte man immer wieder kleinere Langhaarcollies ein, um dem Shetland Sheepdog ein einheitlicheres Collieaussehen zu verleihen. Verstärkt geschah dies in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als die Sheltiezucht durch den Ersten Weltkrieg einen starken Einbruch erlitten hatte. In dieser Zeit diente die Einkreuzung von Langhaarcollies dem Wiederaufbau der Zucht.

So entstand nach und nach der Sheltie, den wir heute kennen. Sein äußeres Erscheinungsbild ist einheitlicher, der Typ ist gefestigt. Langhaarcollies werden nun schon seit vielen Jahren nicht mehr eingekreuzt. Die nahe Verwandtschaft lässt sich aber noch immer nicht verleugnen und zeigt sich manchmal sogar besonders deutlich: Immer wieder kommen Welpen zur Welt, die weit größer werden als ein „normaler“ Sheltie.

Shetland Sheepdog oder Sheltie?

Shetland Sheepdog ist die offizielle Rassebezeichnung, unter dem Namen Sheltie sind die Hunde aber bekannter. Sheltie könnte eine liebevolle Abkürzung sein, möglicherweise hat das Wort aber auch einen ganz anderen Ursprung: Im 9. Jahrhundert landeten die Wikinger auf den Shetlandinseln, die sie in ihrer altnordischen Sprache Hjaltland nannten. Die Bewohner der Inseln bezeichneten sie als Hjalti. So könnte auch das Wort Sheltie seinen Ursprung in eben dieser Wikingerzeit haben und sich aus der Bezeichnung für die Inselbewohner ableiten.

Sheltiezucht in Deutschland

1935 wurden in Deutschland die ersten Shelties als Zuchthunde registriert. Sie waren aus England importiert worden und gehörten der Baronin von Richthofen-Schweidnitz, die folglich als die erste deutsche Sheltiezüchterin gilt. Maßgeblich am Aufbau der deutschen Sheltiezucht beteiligt waren auch die Zwinger „Von der Alpspitze“ und „Vom Rehhof“, die ihre Zucht ebenfalls mit aus England importierten Hunden begründeten.

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Die beliebten Shelties werden in vielen Farbvarianten gezüchtet. Oben im Bild einmal Zobel und einmal Tricolour. Unten zweimal Blue-Merle und einmal das offiziell (noch) nicht anerkannte Color-Headed-White.

Heute gibt es in Deutschland zwei spezielle Ras sehundeklubs, die sich mit der Zucht des Shetland Sheepdogs befassen und die beide dem Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH), dem größten Dachverband für deutsche Hundezuchtvereine, angeschlossen sind: den Club für Britische Hütehunde e. V., der neben dem Sheltie auch alle anderen Britischen Hütehunde, also auch Collies, Border Collies, Bobtails, Welsh Corgis und Bearded Collies, betreut, und den erst 2005 in den VDH aufgenommenen 1. Shetland Sheepdog Club Deutschland e. V., der ausschließlich für den Sheltie zuständig ist. Diese Vereine richten sich nach dem von der Fédération Cynologique Internationale (FCI) festgelegten Rassestandard.