DAS GROSSE DJ-HANDBUCH
Erfolgreich feiern. Erfolgreich wirtschaften.
Christian Haase
Das große DJ-Handbuch
Christian Haase
© 2018 Christian Haase
Alle Rechte vorbehalten.
Autor: Christian Haase
christian@ch-kommunikation.de
ISBN: 978-3-96799-539-8
Foto Titelseite: benchart (Fotolia) & RetroColoring.com (Fotolia)
Gestaltung Titelseite: Sarah Haase
Liebe Leserin, lieber Leser,
vielen Dank, dass du dich für diese Lektüre entschieden hast, die dir als Hilfestellung für deine Arbeit und letzten Endes auch für deine Karriere dienen soll. Das Ziel soll ja sein, dass du als DJ erfolgreich arbeiten kannst. Egal, ob du eine Karriere als Club-DJ anstrebst oder du dich viel mehr auf Privatfeiern wie Hochzeiten, Geburtstagen oder auf Firmen-Events siehst. Dieses Handbuch ist in zwei große Bereiche aufgeteilt:
Zum einen werden wir erörtern, wie man erfolgreich feiert. Das mag in der Tat merkwürdig klingen, doch es ist nicht einfach damit getan, sich die eigenen Lieblingslieder auf den Laptop zu ziehen und dann eine Party zu rocken. Hier gehört viel Arbeit und vor allem Übung dazu. Du musst dich technisch mit deinem Equipment auskennen, du musst deine Musik in- und auswendig kennen, du musst musikalisch flexibel bleiben, einen Spannungsbogen aufbauen können, darfst keine Scheu haben, unter Umständen auch mal das Mikrofon in die Hand zu nehmen und noch viele andere Dinge. Wer professionell auflegen will, muss auch professionell auftreten. Dabei sollen dir hier die wichtigsten Tipps mit auf den Weg gegeben werden.
Zum anderen gehören auch viele administrative Aufgaben zu deinem Job. Wer auflegen will, muss sich auch darum bemühen, an Auftritte zu kommen. Dir wird im zweiten Teil dieses Buches erklärt, auf welche Form der Werbung du nicht verzichten solltest, wie du dir ein Image aufbaust und auch ein Netzwerk nutzen kannst, um öfter und auch besser bezahlt zu werden. Neben den ganzen künstlerischen (aber auch dienstleistungsorientierten) Aufgaben als DJ bist du natürlich auch an gewisse steuerrechtliche Regulierungen gebunden und solltest auch das Thema Versicherung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Hier wird dir gezeigt, was du brauchst und was deine Rechte und Pflichten sind.
Und nun gilt: Viel Spaß und viel Erfolg bei deiner Karriere als professioneller DJ!
Da bist du also. Dass du diese Zeilen hier liest, beweist, dass du das Engagement und die Bereitschaft aufbringst, in deine DJ-Karriere zu starten. In den folgenden Kapiteln wirst du jede Menge Informationen finden, wie du deine DJ-Aktivitäten wirtschaftlich managst, aber auch, wie du „erfolgreich feierst“. Denn neben all den administrativen, buchhalterischen und marketingtechnischen Tätigkeiten ist deine Hauptaufgabe, für gute Stimmung auf einer Party zu sorgen. Dass es nicht damit getan ist, sich einen Laptop zuzulegen, ein paar Lieblingslieder draufzuziehen und dir einen coolen Namen zu verpassen, weißt du. Das Allerwichtigste ist jedoch, und deswegen geht dieses Buch auch gleich zu Beginn darauf ein, dass du deine Skills beherrschst.
Ein guter DJ muss die Menge anheizen können, ja, aber wenn er nicht richtig auflegen kann, versagt er trotzdem. Sei dir also gewiss, dass du ausreichend geübt hast, bevor du überhaupt nach Gigs schaust. Du musst das Beatmixing ebenso beherrschen, wie eine funktionale Musikauswahl. Du musst dich deinem Publikum anpassen können und deine Musik kennen, also wissen, an welcher Stelle lassen sie sich am besten mixen, wo kannst du einen Effekt einbauen und welcher Teil eignet sich perfekt, um zu sampeln oder zu loopen. Diese Begriffe sollten dir ebenfalls nicht fremd sein, ebenso wie Scratchen, falls das für dich relevant sein sollte. Ein Hochzeits-DJ wird dies nicht können müssen, ein DJ im Hip Hop-Club kommt da allerdings nicht herum. Kenne dein Mischpult, deine Player und deinen Laptop. Weiß über deren Macken bescheid und kenne die Funktionen der einzelnen Knöpfe und Regler. Es kann auch durchaus von Vorteil sein, wenn du den Aufbau und die Funktionsweise deiner Lautsprecher kennst und somit auch einen Speakon- von einem XLR-Anschluss unterscheiden kannst.
Zu deinen Skills gehört aber auch eine vernünftige Moderation. Ob du das brauchen wirst, ist eine andere Sache (im Club eher nicht, auf Privatfeiern schon). Wichtig ist aber, dass du es kannst und dass du dich dabei nicht schämst. Etwas zu können und es nicht zu brauchen ist besser als etwas zu brauchen, das du aber nicht kannst. Hierfür findest du in diesem Buch ein separates Kapitel.
Überlege dir ebenso, wie du deine Musik sinnvoll strukturierst, ob nach Genres, Jahren, nach deinem persönlichen Empfinden oder ob du dir Playlisten anlegst. Wichtig ist, dass du darin durchsiehst und ganz schnell das finden kannst, was du benötigst. Gerade wenn ein Gast mit einem Musikwunsch auf dich zukommt, solltest du in der Lage sein, zumindest zu wissen, um welches Lied es sich handelt, wenn er dir den Interpreten oder den Titel nennt. Die Königsklasse wäre hier, wenn dir ein Gast nur etwas vorsummen kann (ja, das passiert leider öfter als du denkst). Erkennst du, was er meint, hast du einen Stein bei ihm im Brett. Ein weiteres Beispiel wäre, ein Gast kommt zu dir und wünscht sich das „Bongolied“. Dann solltest du ebenso wissen, dass er mit 99,9 %iger Sicherheit „Played-A-Live“ vom Safri Duo meint. Lerne solche Spezialfälle kennen und damit umzugehen. Ein Metzger hantiert mit Fleisch und kennt sich damit aus. Die Musik ist dein Arbeitsmittel, kenne du dich DAMIT aus.
An dieser Stelle soll auch gar nicht weiter auf die einzelnen Mixtechniken eingegangen werden, denn dafür ist dieses Buch nicht gedacht. Diese Starthilfe soll dir ein Begleiter sein, wenn du Mixen kannst und nun endlich den Schritt nach draußen wagen möchtest.
Du hast nun deine erste Buchung bekommen? Dann bist du sicherlich voller Euphorie und freust dich darüber, dass du deiner liebsten Beschäftigung endlich gegen Bezahlung nachgehen kannst. Auch bedeutet ein Auftrag, dass deine Marketing-Maßnahmen funktioniert haben bzw. sich auszahlen. Herzlichen Glückwunsch! Du solltest allerdings vor lauter Euphorie nicht vergessen, dass es sich dennoch um Arbeit handelt und ein gelungener DJ-Auftritt ein Mindestmaß an Vorbereitung erfordert. Eine gute Planung ist das A und O, denn schließlich möchtest du dich ja nicht in ein Chaos stürzen, sondern einen professionellen Auftritt hinlegen. Ist dein Auftraggeber mit dir zufrieden, kann es gut sein, dass er dich bei einer anderen Gelegenheit wieder bucht. Es lohnt sich also, strukturiert vorzugehen und die entscheidenden Maßnahmen zu berücksichtigen.
Zunächst ist entscheidend, wie viel Informationen dir dein Ansprechpartner zur Buchung im Vorfeld schon vermittelt hat. Wenn du den Auftrag nur per E-Mail oder Anfrageformular auf deiner Homepage erhalten hast, solltest du unbedingt in persönlichen Kontakt treten mit demjenigen, der ihn verschickt hat. Ein telefonisches Erstgespräch erleichtert die weiteren Schritte der Vorbereitung enorm, da offene Fragen direkt geklärt werden können und du heraushörst, mit wem du es zu tun hast. Auch kannst du auf individuelle Wünsche des Kunden eingehen und fragen, was besonders berücksichtigt werden soll. Handelt es sich bei deinem Kunden beispielsweise um ein Brautpaar, wird es mit Sicherheit so sein, dass sich das Paar ein bestimmtes Lied zum Hochzeitstanz wünscht, allerdings so in die Hochzeitsvorbereitungen eingebunden war, dass sie vergessen haben, diese wichtige Information mitzuteilen. Was jedoch nichts ausmacht, weil du schließlich ein professioneller DJ bist und gerne nachfragst. Ebenso kann es sein, dass gewisse Musikrichtungen im Set nicht erwünscht sind (Schlager ist für viele Veranstalter beispielsweise ein No-Go). All das kannst du jedoch nur herausfinden, wenn du mit deinem Auftraggeber in Kontakt trittst und ihr den Ablauf des Abends im Detail besprecht. Eine große Hilfe dabei kann dir auch ein Musikwunschfragebogen geben. Ein Beispiel dafür findest du in Kapitel 1.7. Wenn du Glück hast, erhältst du vorab schon ein detailliertes Briefing, an das du dich halten kannst.
Eine tragende Rolle spielt dabei auch die Event-Location. Sobald du den Namen erfährst, solltest du dich mit ihr vertraut machen, insofern du dort nicht sowieso regelmäßig Veranstaltungen musikalisch betreust - glücklicherweise verfügen viele Veranstaltungs-Locations über eine Internetseite, auf der du die ersten Informationen zur Räumlichkeit findest. Anhand der Größe der Location kannst du die Gästezahl abschätzen, sofern dein Auftraggeber dir diese noch nicht genannt hat. Das Ambiente ist ebenfalls ein Kriterium, welches Aufschluss über das anstehende Event gibt.
In jedem Fall wirst du nützliche Informationen finden, welche dir bei der Planung helfen. So kannst du dein Outfit an die Charakteristika der Event-Location anpassen und dir Kontaktdaten herausschreiben, die du brauchst, um die technische Ausstattung vor Ort abzuklären. Im Normalfall sind professionelle Event-Locations technisch zwar gut ausgestattet, Vorsorge ist jedoch besser, als vor Ort böse Überraschungen zu erleben. Wenn es sich um einen Club aus deiner Region handelt, macht es Sinn, diesen im Vorfeld einmal zu besuchen. Auf diese Art und Weise kannst du dir ein Bild vom Publikum machen, welches dich vor Ort erwarten wird. Auch hilft dir das Auskundschaften der Location, Nervosität zu nehmen, denn hinter Lampenfieber steckt meistens nur die Angst vor dem Ungewissen.
Nun kommen wir zu dem Aspekt, um den es bei einem Auftritt letztendlich auch geht: der Musik! Ein zentraler Bestandteil deiner Vorbereitung ist die Playlist. Im Idealfall weißt du genau, wie du dabei vorgehen musst, weil dein Auftraggeber dir schon Musikwünsche bzw. Vorgaben mitgeteilt hat. An diese solltest du dich auch unbedingt halten, denn sonst kann es sein, dass du aufgrund der Nichterfüllung von Vertragspflichten hinterher kein Geld siehst und den Unmut des Kunden auf dich ziehst, was letzten Endes auch einen Knacks in deinem Image hinterlassen kann.
Bedenke bitte auch die Outfitplanung. Dieser Punkt mag sich vielleicht oberflächlich anhören, ist aber ernst gemeint, da dein Aussehen ebenso zu deinem Auftreten gehört wie deine Musik. Bist du zu lässig oder zu elegant gekleidet, kann dies negative Auswirkungen auf die Stimmung haben oder sogar dazu führen, dass du als DJ hinterm Pult nicht mehr ernst genommen wirst. Deine Kleiderwahl sollte immer auf den Anlass abgestimmt sein. Handelt es sich um ein festliches Event (z. B. Hochzeit oder Firmenfeier), darf der DJ unter gar keinen Umständen mit Baseball Cape und Schlabber-T-Shirt erscheinen. Ein gebügeltes Hemd ist mindestens angebracht, gern auch mit Krawatte. Hochzeit ist aber auch nicht gleich Hochzeit und so brauchst du deinen eleganten Anzug hier auch nicht immer. Manche Brautpaare entscheiden sich auch für eine lockere Sommer-Party mit BBQ und Cocktails, dann wäre z.B. auch ein Hawaii-Hemd der Bringer. Bist du auf einer Schlager-Party gebucht, ist der Anzug wohl auch eher fehl am Platz. Wenn es sich um einen Auftritt in einer Disco oder einem Club handelt, kann das Outfit legerer ausfallen. Von Spielereien wie glitzernden Accessoires und Diamant-Ringen am Finger oder Ähnlichem solltest du dennoch absehen. Auch Sonnenbrillen haben während einem DJ Set auf deiner Nase nichts zu suchen. Erkundige dich nach den Plänen deiner Kunden bzw. nutze deinen gesunden Menschenverstand: Techno-Club = leger. 5-Sterne-Schloss-Hotel elegant und stilvoll.
Wie du sicherlich weißt, gehört zu einem gelungenen Auftritt auch eine entsprechende Moderation. Ein DJ, der nur hinter dem Pult steht und sich den ganzen Abend über nicht zu Wort meldet, ist wenig spannend. Mitunter kann es sein, dass dein Auftraggeber dir schon konkrete Anweisungen mitliefert, nach dem Motto: „Bitte kündigen Sie in der Mitte des Abends unseren Ehrengast, den Präsident unseres Partnerunternehmens, an“. Falls es sich um eine förmliche oder festliche Veranstaltung handelt, macht es Sinn, dir eine Liste mit den Namen der wichtigsten Akteure zu machen, damit du im Eifer des Gefechts oder während der Moderation niemanden verwechselst. Bei schwierigen Namen, z.B. mit ausländischer Herkunft, lass dir genau sagen, wie man diese ausspricht. Wenn du den Vorstandsvorsitzenden ankündigst und vor der Belegschaft von 2000 Leuten falsch ansagst, ist das mehr als peinlich. Falls es dir hilft, kannst du dir auch einzelne Sätze aufschreiben, die du ins Mikrofon sagen wirst. Ablesen ist zwar nicht „cool“, aber hilft dir dabei, die richtigen Worte irgendwann auswendig zu können. Du darfst nur unter keinen Umständen dem Fehler unterliegen, zu viel zu sagen. Wenn DJs hinter dem Mischpult stehen, spricht meist den ganzen Abend niemand ein Wort mit ihnen, so dass sie leicht in Versuchung geraten, die fehlenden Konversationen über den Griff zum Mikrofon zu kompensieren. Ein gesprächiger DJ kommt aber nicht einmal auf einer Schlager-Party gut an. Sage nur das, was absolut nötig ist und deine Gäste auch hören wollen. Auch hier ist es empfehlenswert, dich vorher mit deinem Auftraggeber abzustimmen. So vermeidest du Fehler und produzierst glückliche Kunden!
Weiterhin kannst du bei deiner Vorbereitung auch schon an dein Honorar denken - das heißt, dass du die Rechnung so vorbereitest, dass du sie hinterher nur noch abschicken musst oder du nimmst sie direkt ausgedruckt mit, falls dir deine Gage in bar übergeben werden soll. Alle Informationen zu einem korrekten Rechnungsaufbau findest du in Kapitel 2.7. Sofern du bis dahin schon eine Corporate Identity entwickelt hast (Logo + Unternehmensfarben zwecks Wiedererkennungswert), sollte sich diese auf der Rechnung unbedingt wiederfinden.
Wenn du Zeit und Arbeit sparen möchtest, kannst du kostenlose Vorlagen aus dem Internet verwenden, bei denen du nur noch die Zahlen einfügst. Obwohl es für einen DJ sehr unüblich ist, gehört ein bisschen PC-Arbeit dazu. Damit diese strukturiert abläuft, solltest du dir ohnehin für jeden Kunden einen Ordner anlegen, in dem du dann die vorbereitete Rechnung beispielsweise abspeichern kannst. Es gibt aber auch schon für wenig Geld professionelle Buchhaltungssoftware, die dir viel Arbeit abnehmen kann und dir auch schöne Statistiken zu deinen Aufträgen ausspucken kann.