»›Sweetbitter‹ wird eine Menge Leute hungrig machen.« The New York Times
Eigentlich wollte Tess nicht Kellnerin werden. Sie wollte ihrer provinziellen Herkunft entkommen, in die Großstadt eintauchen und endlich herausfinden, wofür sie geschaffen ist. Doch dann landet sie in einem edlen New Yorker Restaurant und es ist wie der Eintritt in ein neues Universum, in dem ganz eigene Regeln und Gesetze herrschen, in dem der falsche Wein im falschen Moment zum Verhängnis werden kann. Oder die Ignoranz gegenüber der Einzigartigkeit einer Auster.
Sweetbitter ist ein großer Roman über den Genuss und die Obsession – darüber, dass man manchmal besessen sein muss, um wirklich genießen zu können.
»Eine rohe, schnörkellose, beißende, wilde Liebesgeschichte.« People Magazine
Sweetbitter
Roman
Aus dem Amerikanischen
von Sabine Kray
Inhaltsübersicht
Informationen zum Buch
Sommer
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Herbst
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Winter
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Frühling
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Über Stephanie Danler
Impressum
Meinen Großeltern,
Margaret Barton Ferrero und
James Vercelli Ferrero
»Eros quält mich von neuem mit Allgewalt,
Mit süßbitterem Zauber, der Wütherich.«
Sappho und Erinna
»Werfen wir jetzt einen philosophischen Blick auf das Vergnügen oder den Schmerz, welchen der Geschmack zu veranlassen vermag.«
Brillat-Savarin, Physiologie des Geschmacks
Du wirst Geschmack entwickeln. Den Ort auf deiner Zunge entdecken, wo die Erinnerung wohnt. Hier versiehst du jeden Geschmack mit einem Namen. Essen wird zu einer Wissenschaft, definiert durch Sprache. Nie wieder wirst du einfach Nahrung zu dir nehmen.
ICH WEISS NICHT, was es wirklich heißt, Kellnerin zu sein. Sicher, es ist ein Job, aber nicht nur. Es ist auf gewisse Art und Weise frei von jeglichen Ambitionen, eindeutig, klar definiert. Es gibt kein oben oder unten. Man bedient.
Es ist schnelles Geld – im Verlauf des Abends häufen sich ganze Bündel loser, glatter Scheine an und verschwinden dann wieder. Es kann Mittel zum Zweck sein, für all jene mit klaren Zielen und unerschütterlichen Visionen. Ich war zweiundzwanzig, als ich den Job im Restaurant bekam, und schon da waren mir diese Dinge eigentlich klar.
Natürlich hat mich das Geld gelockt. Und dieses Gefühl von Sicherheit, das sich einstellt, sobald man einen Ort gefunden hat, an dem man erst mal abwarten kann. Dass dieser Ort nur zwischen zwei unverrückbaren Klammern existierte, war mir damals nicht bewusst. Innerhalb dieser Klammern gibt es nichts anderes, doch außerhalb von ihnen bleibt bloß die trübe Erinnerung an einen Zustand des Wahns. Neunzig Prozent von uns würden das nicht mal in ihrer Vita aufführen. Vielleicht würden wir es mal nebenher erwähnen, als Beweis unserer moralischen Standfestigkeit, unseres Durchhaltevermögens. Ganz so, als hätten wir ein Erdbeben durchlebt oder Militärdienst geleistet. Denn so war diese Zeit. Von begrenzter Dauer.
WIE ALLE ANDEREN bin ich mit dem Auto gekommen. In einem Auto voller Kram, den ich für wichtig hielt. Kram, den ich wenig später auf den Sperrmüll brachte: DVDs, die schon bald bedeutungslos waren, eine Kiste mit Digital- und Analogkameras – Überbleibsel eines nach wie vor schlummernden Talents für Fotografie –, eine Ausgabe von On the Road, deren Lektüre ich nicht zu Ende gebracht habe, und eine Lampe – skandinavisch-modern, von Walmart. Es war eine lange, dunkle Fahrt, weg von einem Ort, der so klein war, dass er nicht einmal auf der wohlwollendsten Karte verzeichnet war.
Kommt irgendjemand ohne Ballast nach New York? Ich fürchte nicht. Und dennoch: Als ich den Hudson überquerte, dachte ich an Lethe, den milchigen Fluss des Vergessens. Ich vergaß, dass ich eine Mutter hatte, die fortgegangen war, bevor ich auch nur die Augen geöffnet hatte, und einen Vater, der wie unsichtbar durch die Zimmer unseres Hauses schlich. Ich vergaß all die Menschen in meinem Leben, die einfach nicht kapierten, was ich ihnen sagen wollte. Egal, worum es sich auch handelte. Sie wurden so durchscheinend wie ein Netzvorhang. Ich vergaß auch die staubigen Wege zwischen verdorrten Feldern unter diesem erdrückend wachsamen Sternenhimmel, die ich in meinem Auto entlanggefahren war, ohne dabei etwas zu empfinden.
Ja, ich war geflohen. Aber wovor? Vor Football und der Kirche, den Eckpfeilern der Gemeinschaft, in der ich aufgewachsen war? Vor den flachen, verblichenen Häusern in Sackgassen ohne Kindergeschrei? Vor den Morgenden mit der Gazette und abgepackten Donuts? Vor dem sentimentalen Gefühl, das all dem zugrunde lag und alle einlullte? Egal. Ich würde es nie genau sagen können. Mein Leben bewegte sich wie das der meisten einfach vorwärts. Kaum merklich, aber doch eindeutig vorwärts.
Sagen wir, dass ich Ende Juni 2006, beim Überqueren der George-Washington-Brücke, geboren wurde. Es war sieben Uhr morgens, die Sonne begann gerade ihre Wanderung, der Himmel war voll scharfkantiger Lichtstrahlen, noch unberührt von den aufsteigenden Abgasen. Die Luft war beweglich, erst später würde die Hitze sie erstarren lassen. Die Fenster hatte ich heruntergelassen, und aus dem Radio kam ein absurd hoffnungsvoller Popsong. Alles offen, offen, offen.
SAUER: Beißende Zitrussäfte, Meyer-Zitronen mit dünner Schale, knubbelige Kaffir-Limetten. Joghurt und Essig, alles zieht sich zusammen. Zitronen in Halbliter-Eimern an der Seite eines jeden Kochs. Der Chefkoch schrie: Das braucht Säure!, Und dann schlachteten sie die Zitronen, die nichts als einen sanften Schmerz, einen Hauch Leben auf der Zunge hinterließen.
ICH WUSSTE NICHTS von einer Maut.
»Das wusste ich nicht«, sagte ich zu der Dame an der Mautstation. »Kann ich dieses eine Mal vielleicht einfach so durch?«
Die Frau blieb ungerührt, eine Säule aus Stein. Der Autofahrer hinter mir begann zu hupen, dann der hinter ihm – bis ich mich nur noch unter dem Lenkrad verstecken wollte. Sie dirigierte mich an die Seite, wo ich erst zurücksetzte, dann wendete. Vor mir lag nun das, was ich gerade noch hinter mir gelassen hatte.
Ich bog ab und fand mich in einem Industrieviertel wieder, einem Labyrinth von Straßen, eine trügerischer als die andere. Es war irrational, aber plötzlich hatte ich Angst, keinen Geldautomaten zu finden und dann ganz zurückzumüssen. Hinter der nächsten Kurve entdeckte ich einen Dunkin’ Donuts. Ich hob zwanzig Dollar ab und ließ mir den aktuellen Kontostand anzeigen: 146 Dollar. Dann ging ich zur Toilette, um mein Gesicht zu waschen. Fast geschafft, sagte ich zu meinem angespannten Gesicht im Spiegel.
»Kann ich einen großen Haselnuss-Latte auf Eis bekommen?«, fragte ich. Der keuchende Mann hinter dem Tresen fraß mich mit seinen Augen.
»Wieder da?« Er gab mir das Wechselgeld.
»Wie bitte?«
»Du warst gestern hier. Hast exakt das Gleiche bestellt.«
»Nein, hab ich nicht.« Nachdrücklich schüttelte ich den Kopf. Ich stellte mir vor, wie ich gestern, morgen und jeden weiteren Tag meines neuen Lebens bei Dunkin’ Donuts im beschissenen New Jersey aus dem Auto stieg und diesen Kaffee bestellte. Mir wurde übel. »Habe ich nicht«, wiederholte ich, noch immer den Kopf schüttelnd.
Triumphierend ließ ich das Fenster herunter. »Hier bin ich wieder.« Die Frau an der Mautstation hob eine Augenbraue und hakte den Daumen in eine Gürtelschlaufe. Ich gab ihr das Geld, als sei es keine große Sache. »Kann ich jetzt durch?«
SALZ: Spucke sammelt sich in deinem Mund. Flocken aus der Bretagne, die sofort schmelzen. Rosafarbene Salzbrocken aus dem Himalaya, glanzlose, graue Klumpen aus Japan. Koscheres Salz, das in einem nicht enden wollenden Strom aus der Hand des Chefkochs fällt. Salzen, es ist das schwierigste aller Unterfangen – das Essen verlangt stets nach mehr, doch der Moment, in dem die Balance kippt, ist fatal.
DER FREUND EINES FREUNDES eines Freundes. Sein Name war Jesse. Ein Zimmer für 700 Dollar im Monat. Ein Viertel, das sich Williamsburg nannte. Die Stadt befand sich in der Gewalt einer tyrannischen Hitzewelle, die Zeitungen machten täglich mit den Toten aus Queens und den äußeren Bezirken auf, wo immer wieder das Stromnetz zusammenbrach. Die Polizei verteilte Säcke mit Eis, ein flüchtiger Trost.
Die Straßen waren breit und leer. Ich parkte auf der Roebling Street. Es war mitten am Tag, kaum Schatten irgendwo, und alle Geschäfte schienen geschlossen zu haben. Auf der Suche nach Anzeichen von Leben, lief ich zur Bedford Avenue, sah ein Café und dachte darüber nach, hineinzugehen, um zu fragen, ob sie eine Barista brauchten. Durch das Fenster erkannte ich gepiercte junge Leute mit Laptops und verbissenen Mienen. Sie wirkten mager und viel älter als ich. Ich hatte mir selbst versprochen, schnell und ohne großes Nachdenken Arbeit zu finden – als Kellnerin, als Barista, als scheißegal was. Ankommen, das war die Hauptsache. Dennoch wehrte sich meine Hand, als ich sie aufforderte, die Tür zu öffnen.
Die Skyline am Ufer war voller Skelette, dicht an dicht wuchsen Hochhäuser aus den flacheren Gebäuden empor. Sie sahen aus wie halb ausradierte Fehler. Über einem verlassenen, verwilderten Grundstück hing ein quietschendes Tankstellen-Schild – um mich herum nur ambivalente Zeugnisse des Untergangs.
Mein zukünftiger Mitbewohner hatte die Schlüssel in einer Bar in der Nähe der Wohnung hinterlassen. Tagsüber arbeitete er in einem Büro in Midtown, darum konnte er mir die Schlüssel nicht selbst geben.
Clem’s war ein düsterer Schuppen an einer sonnigen Straßenecke, die Klimaanlage über der Eingangstür lärmte wie ein Dieselmotor. Als ich durch die Tür trat, weihte sie mich mit einem Tropfen Wasser, und ich stand blinzelnd im Luftstrom, während sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten.
Der Barmann stützte sich mit den Ellenbogen auf die Arbeitsfläche hinter sich, die Füße hatte er gegen den Tresen gestemmt. Er trug eine geflickte, mit Nieten besetzte Jeansweste. Kein Shirt darunter. Zwei Frauen in gelb bedruckten Kleidern saßen vor ihm. Sie spielten mit den Strohhalmen in ihren Drinks. Niemand sprach mich an.
»Schlüssel, Schlüssel, Schlüssel …«, antwortete er auf meine Frage hin. Beim Näherkommen schlug mir sein unangenehmer Körpergeruch entgegen, die dämonischen Tätowierungen, die ihn von oben bis unten bedeckten, waren furchteinflößend. Die Haut über seinen Rippen wirkte wie angeklebt, sein Schnauzbart so akkurat wie kleine Mädchenzöpfe. Er zog das Kassenbuch heraus, warf es auf den Tresen und wühlte in der Schublade darunter. Ein ganzer Stoß Kreditkarten, fremdländische Münzen, Umschläge, Quittungen. Scheine flatterten in Klammern.
»Bist du Jesses Freundin?«
»Ha«, sagte eine der Frauen am Tresen. Sie drückte sich ihr Glas an die Stirn und rollte es hin und her. »Guter Witz.«
»Die Wohnung ist an der Kreuzung South Second und Roebling«, sagte ich.
»Bin ich ein verdammter Immobilienmakler?« Er warf eine Handvoll Schlüssel mit bunten Anhängern nach mir.
»Mach ihr doch keine Angst«, sagte die andere Frau. Sie sahen nicht wirklich wie Schwestern aus, aber sie waren beide massig und ragten aus ihren Neckholder-Oberteilen hervor wie Gallionsfiguren aus dem Bug eines Schiffes. Eine war blond, die andere brünett – und jetzt, wo ich genau hinsah, war ich mir sicher, dass ihre Kleider identisch waren. Sie flüsterten und lachten.
Wie soll ich hier bloß leben?, fragte ich mich. Jemand muss sich verändern, entweder die anderen oder ich. Ich fand die Schlüssel, auf denen Roebling 220 stand. Der Barmann verschwand unter dem Tresen.
»Ich danke Ihnen!«, sagte ich.
»Oh, keine Ursache, Madame«, sagte er, als er wieder auftauchte. Er blinzelte mir zu, dann öffnete er eine Dose Bier, schob den Schnauzbart hoch und umkreiste die Öffnung der Dose mit seiner Zunge. Dabei sah er mich unverwandt an.
»Okay«, sagte ich und wich zurück. »Tja, vielleicht komme ich mal wieder, für einen Drink oder so.«
»Meine Vorfreude ist grenzenlos«, sagte er und drehte mir den Rücken zu. Sein Körpergeruch hing schwer in der Luft.
Kurz bevor ich wieder in die Hitze hinaustrat, hörte ich eine der Frauen noch sagen: »Du lieber Gott.« Und dann den Barmann: »Das war’s dann wohl mit unserem Viertel.«
SÜSS: körnig, pudrig, braun, langsam wie Honig oder Melasse. Der Zucker in der Milch umschmeichelt den Gaumen. Damals, als wir noch Wilde waren, hat er uns berauscht, das erste Rauschgift, nach dem wir verlangten, ja schmachteten. Wir haben das Verlangen gezähmt, sind geläutert, aber der Saft eines Pfirsichs bricht noch immer über uns herein wie eine Sturzflut.
ICH KANN MICH NICHT ERINNERN, warum ich als Erstes zu diesem Restaurant ging, aber ich erinnere mich bis ins Detail an dieses nichtssagende Stück der Sechzehnten Straße. Das unpersönliche Blaugrün des Coffee Shop – eine Farbe aus der Jahrhundertmitte –, das Bataillon an Abfallcontainern zwischen uns und dem Blue Water Grill, die Bodega mit den zwei kleinen Kartentischen, an denen sie einen Bier trinken ließen. Die stets uniformierten Kellner, die Pfefferminzbonbons und Energy Drinks kauften.
Die Gasse, in der die Köche sich trafen, um zwischen den Schichten Zigaretten zu rauchen, die Nischen, in denen sie kifften und nach den Ratten im Abfall traten. Und dann die Umrisse des dürftigen Parks außerhalb unseres Blickfeldes, sodass wir ihn bloß erahnen konnten.
Was sah der Inhaber, als er es eröffnete? Die Zukunft.
In der ersten Zeit erzählten sie mir eine Menge Geschichten. Niemand ging in den Achtzigern zum Union Square. Lediglich ein paar Verlage waren dort hingezogen. Anstelle der Stadt von damals gibt es heute eine andere mit Whole Foods, Barnes & Noble und Best Buy. Man hat einfach eine neue Stadt auf die alte gebaut. In Rom bauen sie eine U-Bahn und stoßen unter der Erde auf ganze Kulturen. Auf Künstler, Politiker, Schneider, Friseure und Barleute. Wenn man hier graben würde, auf der Sechzehnten, dann würde man die Leute vom Restaurant finden, bloß jünger, dazu die muffigen Trinkerhöhlen und die alten Penner im Park, ebenfalls jünger.
Was haben die Kellner von 1985 auf dem Weg zu ihrem Bewerbungsgespräch gesehen? Eine Kneipe, ein Grillrestaurant, ein Bistro? Ein Kuddelmuddel aus italienischer, französischer und einer eben erst aufkeimenden amerikanischen Küche, an die damals noch niemand wirklich glaubte? Eine Mischung, die eigentlich nicht hätte funktionieren dürfen? Als ich sie danach fragte, sagten sie, dass der Inhaber ein Restaurant geschaffen habe, das so noch nie da gewesen sei. Sie alle sagten, dass sie sich schon beim Betreten des Restaurants sofort wie zu Hause gefühlt hätten.
BITTER: Immer ein wenig unerwartet. Kaffee, Schokolade, Rosmarin oder die Schalen von Zitrusfrüchten. Wein. Damals, als wir noch Wilde waren, warnte es uns vor allem Giftigen. Und unser Mund, er zögert noch immer bei jeder Begegnung. Wir drängen ihn. Vorwärts. Gewöhn dich daran. Und jetzt: Genieße.
ICH LÄCHELTE zu viel. Am Ende des Bewerbungsgesprächs fühlten meine Mundwinkel sich an wie Zeltstäbe kurz vorm Bersten. Ich trug ein schwarzes Strandkleid und eine fusselige Strickjacke – mein konservativstes und seriösestes Kleidungsstück. In meiner Handtasche ein paar zusammengefaltete Lebensläufe, in meinem Kopf der grobe Umriss eines Plans – sofern man jenen zaghaften Instinkt, dem ich mich schicksalsergeben zu folgen zwang, überhaupt so nennen konnte. Ich würde so lange Restaurants abklappern, bis mich eines von ihnen einstellte. Als ich meinen Mitbewohner fragte, wo ich nach einem Job suchen sollte, sagte er, das beste Restaurant der Stadt sei am Union Square. Kaum hatte ich die U-Bahn verlassen, breiteten sich riesige Halbmonde aus Schweiß auf meiner Strickjacke aus, aber mein Kleid war zu weit ausgeschnitten, um sie auszuziehen.
»Warum hast du dich für New York entschieden?«, fragte mich Howard, der Geschäftsführer.
»Ich dachte, Sie würden mich fragen, warum ich mich für dieses Restaurant entschieden habe«, sagte ich.
»Fangen wir mit New York an.«
Ich wusste aus Büchern, Filmen und aus Sex and the City, welche Antwort von mir erwartet wurde. Ich habe immer davon geträumt, hier zu leben, sagen die Leute. Sie betonen das Wort geträumt, ziehen es in die Länge, damit es glaubhaft klingt.
Viele sagen: Ich bin hergekommen, um Sängerin/Tänzerin/ Schauspielerin/Fotografin/Malerin zu werden. Um in der Finanz-, Mode- oder Verlagswelt zu arbeiten. Ich bin hierhergekommen, um mächtig, schön oder reich zu werden. Was immer zu bedeuten schien: Ich mache hier bloß Station, um mich neu zu erfinden.
Ich sagte: »Es hat sich nicht angefühlt wie eine Entscheidung. Wo soll man sonst hingehen?«
»Ah«, sagte er. »Es ist also so etwas wie eine Bestimmung?«
Das war alles. Ah. Offenbar begriff er, dass meine Möglichkeiten begrenzt waren, dass es nur einen Ort gab, der groß genug war für so viel ungezügeltes, undefiniertes Wollen. Ah. Vielleicht wusste er, dass ich davon träumte, rund um die Uhr zu leben. Vielleicht wusste er, wie sehr ich mich bis jetzt gelangweilt hatte.
Howard war Ende vierzig, sein Gesicht markant und gepflegt. Der leicht zurückgehende Haaransatz betonte seine hervorstehenden Augen. Sie verrieten mir, dass er mit wenig Schlaf auskam. Er hatte eine aufrechte Haltung, athletische Beine und einen ausladenden Bauch. Scharfsinnige Augen, dachte ich, während er mich ebenfalls musterte und mit den Fingern auf das weiße Tischtuch klopfte.
»Sie haben schöne Nägel«, sagte ich und sah auf seine Hände.
»Das gehört zum Job«, sagte er. Er ließ sich nicht ablenken. »Erzähl mir, was du über Wein weißt.«
»Die Grundlagen. Ich habe so eine Art Basiswissen.« Sprich, ich kannte den Unterschied zwischen Weißwein und Rotwein. Basaler ging es nicht.
»Nun, dann nenne mir doch mal«, er sah sich im Raum um, »die fünf edlen Weinreben des Bordeaux.« Es schien, als habe er die Frage soeben aus der Luft gepflückt.
Ich stellte mir comicartige Weinreben vor. Mit Kronen auf den Köpfen hießen sie mich auf ihrem Schloss willkommen. Hallo, wir sind die edlen Reben des Bordeaux, sagten sie. Ich war versucht zu lügen. Ich konnte unmöglich sagen, wie viel Ehrlichkeit über meine Unwissenheit er zu schätzen wissen würde.
»Mer…lot?«
»Ja«, sagte er, »das ist eine.«
»Cabernet? Es tut mir leid, ich trinke nur selten Bordeaux.« Das schien er zu verstehen. »Natürlich, Bordeaux ist etwas teurer als andere Weine.«
Ich nickte. »Genau. Genau so ist es.«
»Was trinkst du denn so?«
Mein erster Impuls war, ihm aufzuzählen, was ich regelmäßig trank. Die edlen Reben tanzten wieder in meinem Kopf herum, wollten ihm von meinem Eiskaffee bei Dunkin Donuts erzählen.
»Was trinke ich wann?«
»Wenn du eine Flasche Wein kaufst, tendierst du dann zu einer bestimmten Sorte?«
Ich stellte mir vor, wie ich eine Flasche Wein kaufte. Nicht, weil sie preiswert war oder weil sie in der Nähe der Kasse stand. Nicht wegen des Tieres auf dem Etikett, sondern aufgrund meiner ureigenen Geschmacksvorlieben. Diese Vorstellung war ebenso lachhaft wie die edlen Reben in meinem Kopf – Strickjacke hin oder her.
»Beaujolais? Ist das ein Wein?«
»Ja, ist es. Beaujolais c’est un vin fainéant et radin.«
»Ja, der.«
»Welche Cru bevorzugst du?«
»Ich weiß es nicht genau«, sagte ich und klimperte ebenso energisch wie falsch mit den Wimpern.
»Hast du Erfahrung als Serviererin?«
»Ja, ich habe einige Jahre in einem Café gearbeitet. Das steht in meinem Lebenslauf.«
»Ich meine, in einem Restaurant. Weißt du, was es bedeutet zu servieren?«
»Ja, wenn die Teller fertig sind, dann serviere ich sie den Kunden.«
»Du meinst, den Gästen.«
»Gäste?«
»Deine Gäste.«
»Ja, genau das meinte ich.« Er kritzelte etwas auf den oberen Rand meines Lebenslaufes. Serviererin? Gäste? Was war der Unterschied zwischen einem Gast und einem Kunden?
»Hier steht, dass du Anglistik studiert hast.«
»Ja, nichts Besonderes, ich weiß.«
»Was liest du so?«
»Was ich lese?«
»Was liest du im Moment?«
»Bezieht sich diese Frage auf den Job?«
»Vielleicht.« Er lächelte. Ganz langsam, regelrecht schamlos, glitten seine Augen über mein Gesicht.
»Äh, nichts. Zum ersten Mal in meinem Leben lese ich nichts.« Ich hielt inne und sah aus dem Fenster. Niemand hatte mich je gefragt, was ich so las, nicht einmal meine Professoren. Er stocherte herum, suchte nach etwas, und obwohl ich nicht wusste, wonach er suchte, entschied ich, dass es besser war, mitzuspielen. »Wissen Sie, Howard – darf ich Sie Howard nennen? –, als ich hierher umgezogen bin, habe ich auch ein paar Kisten mit Büchern gepackt. Aber dann habe ich sie mir zum ersten Mal so richtig angesehen. Diese Bücher waren so was wie … ich weiß nicht … so was wie ein Totem meines früheren Ichs … Ich …«
Meine Worte liefen auf etwas Bestimmtes hinaus, das spürte ich genau. Ich wollte ihm die Wahrheit sagen. »Was ich eigentlich sagen will, ist: Ich hab sie dagelassen.«
Galant legte er die Hand unter sein Kinn. Er hörte zu. Nein, er nahm wahr. Ich fühlte mich wahrgenommen. »Ja, es ist bestürzend, auf die leidenschaftlichen Aha-Erlebnisse unserer Jugend zurückzuschauen. Aber vielleicht ist das ja auch ein gutes Zeichen. Ein Zeichen dafür, dass unser Denken sich verändert, unser Geist sich weiterentwickelt hat.«
»Oder es bedeutet, dass wir unser früheres Selbst vergessen haben. Und dass wir das wieder und wieder tun. Vielleicht ist genau das die Überlebensstrategie der Erwachsenen.«
Ich starrte aus dem Fenster. Die Stadt bewegte sich weiter. Selbstvergessen. Wenn das hier schiefging, würde ich auch das vergessen.
»Schreibst du?«
»Nein«, sagte ich. Die Konturen des Tisches wurden wieder klarer. Er sah mich an. »Ich mag Bücher. Und alles andere.«
»Alles andere?«
»Sie wissen schon, was ich meine. Ich mag alles. Ich mag es, von Dingen berührt zu werden.«
Er machte sich eine weitere Notiz auf meinem Lebenslauf.
»Was magst du nicht?«
»Bitte?« Hatte ich das richtig verstanden?
»Du sagst, du magst es, berührt zu werden. Was magst du nicht?«
»Sind solche Fragen normal?«
»Das hier ist kein normales Restaurant.« Er verschränkte die Hände und lächelte.
»Okay.« Ich sah wieder zum Fenster hinaus. Das genügte. »Diese Frage mag ich nicht.«
»Warum?«
Meine Handflächen waren feucht. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich diesen Job wollte. Genau diesen Job, in genau diesem Restaurant. Ich sah auf meine Hände und sagte: »Sie scheint mir etwas zu persönlich.«
»Gut.« Er ließ sich nicht beirren, ein kurzer Blick auf meinen Lebenslauf, und schon war er wieder bei der Sache. »Kannst du mir ein Problem bei deinem letzten Job schildern? Also in diesem Café? Erzähl mir von einem Problem dort und davon, wie du es gelöst hast.«
Plötzlich schien es, als hätte ich von dem Café bloß geträumt. Das Innere des Ladens verschwamm, als ich versuchte, mich daran zu erinnern. Schichtbeginn. Das Waschbecken, die Kasse, die Kaffeemühlen – die Gegenstände verblassten immer mehr. Und dann hatte ich plötzlich ihr Gesicht vor Augen: fett, hämisch und rachgierig.
»Da gab es diese schreckliche Frau. Mrs Pound. Im Ernst, sie war unerträglich. Wir nannten sie den Hammer. Sobald sie den Laden betrat, war ihr alles zuwider. Sie verbrühte sich am Kaffee oder er schmeckte nach Dreck, die Musik war zu laut oder sie hatte sich den Magen verdorben – an dem Blaubeermuffin, den sie am Vortag bei uns gegessen hatte. Sie drohte ständig damit, dass sie den Laden dichtmachen würde. Sobald sie sich auch nur an einem Tisch gestoßen hatte, sagte sie, wir sollten schon mal unseren Anwalt anrufen. Sie wollte Rührei für ihren Hund. Gab keinen einzigen Cent Trinkgeld. Man fürchtete sie. Aber dann, vor etwa einem Jahr, wurde ihr der Fuß amputiert. Sie war Diabetikerin. Keiner von uns wusste das. Ich meine, warum auch? Und als sie dann in ihrem Rollstuhl am Fenster vorbeikam, da sagten alle: ›Na endlich. Jetzt ist der Hammer erledigt.‹«
»Endlich? Was genau meinst du?«, fragte Howard.
»Ah, das habe ich vergessen zu erwähnen. Wir hatten keine Rollstuhlrampe. Und es gab eine Treppe. Also war sie mehr oder weniger erledigt.«
»Mehr oder weniger«, sagte er.
»Aber jetzt kommt der eigentliche Teil der Geschichte: Eines Tages rollte sie wieder vorbei, mit diesem hasserfüllten Blick. Und ich weiß nicht, warum, aber ich habe sie vermisst. Ihr Gesicht. Also habe ich ihr einen Kaffee gemacht und bin ihr nachgerannt. Dann habe ich sie über die Straße in den Park geschoben, und sie hat sich beklagt. Über alles. Das Wetter, ihre Verdauungsbeschwerden. Von da an war das unser Ding. Ich hab ihr sogar das Rührei für den Hund gebracht. In einer To-Go-Box. Meine Kollegen haben sich ständig über mich lustig gemacht.«
Ihre geschwollenen Beine mit den Krampfadern. Wie sie absichtlich ihren Stumpf unter dem Hauskleid hervorschauen ließ. Ihre lilafarbenen Finger.
»Beantwortet das Ihre Frage? Das Problem war wohl, dass wir keine Rampe hatten. Die Lösung bestand darin, den Kaffee nach draußen zu bringen. Es tut mir leid, ich habe das anscheinend nicht besonders gut erklärt.«
»Ich finde, dass du das genau richtig erklärt hast. Das war eine liebenswürdige Geste.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Um ehrlich zu sein, mochte ich sie sehr.«
Der Hammer war die einzige unhöfliche Person, die ich kannte. Sie hat mich in dieses Restaurant gebracht. Ich spürte das damals schon, verstand es aber nicht. Die Tochter ihrer Nichte war die Freundin eines Freundes meines neuen Mitbewohners in Williamsburg. Unser Abschied war tränenreich gewesen – zumindest was mich betraf. Sie weinte nicht. Ich hatte versprochen, ihr zu schreiben, aber die Wochen, die seitdem vergangen waren, ließen die Erinnerung an unsere unbedeutende Freundschaft verblassen. Und als ich Howard betrachtete, den perfekt gedeckten Tisch und das geschmackvolle Hortensien-Gesteck zwischen uns, da wurde mir klar, was er mit »Gast« gemeint hatte. Außerdem begriff ich, dass ich sie nie wiedersehen würde.
»Bist du gemeinsam mit jemandem hierhergezogen? Mit Freundinnen? Oder mit einem Freund?«
»Nein.«
»Das ist ziemlich mutig.«
»Ist es das? Ich bin jetzt seit zwei Tagen hier und komme mir ziemlich lächerlich vor.«
»Es ist mutig, wenn du es schaffst, töricht, wenn du scheiterst.«
Ich wollte ihn fragen, wie und wann ich den Unterschied erkennen würde.
»Was erwartest du dir vom nächsten Jahr, wenn wir dich einstellen?«
Ich vergaß, dass ich ein Bewerbungsgespräch führte. Ich vergaß, dass mein Konto im Minus war, vergaß meine Schweißflecken und die edlen Reben. Ich sagte irgendwas über meine Arbeitsmoral und dass ich dazulernen wolle.
Die Zukunft hatte mir noch nie sonderlich gelegen. Für die Mädchen, mit denen ich aufwuchs, war die Zukunft eine Vollzeitbeschäftigung – sie gestalteten sie, leiteten sie in die Wege. Sie konnten darüber mit so viel Selbstbewusstsein sprechen, dass es klang, als wäre die Zukunft bereits Vergangenheit. Zu diesen Gesprächen hatte ich nichts beizutragen gehabt.
Ich hatte lediglich abstrakte, unkonkrete Vorstellungen, auf die ich nicht bauen konnte. Jahrelang sah ich irgendeine nächtliche Stadt, erleuchtete Fenster. Von diesen fernen künstlichen Lichtern ließ ich mich trösten, bis ich in den Schlaf fand. Eines Tages kündigte ich ohne jegliche Euphorie meinen Job, am nächsten schrieb ich einen Zettel für meinen Vater. Dann fuhr ich ein wenig verunsichert die Auffahrt seines Hauses herunter. Zwei Tage später saß ich vor Howard. So begegnete mir die Zukunft.
Auf der Fahrt begleitete mich das Bild eines Mädchens, eigentlich das einer Frau. Ihre Haare glichen meinen, aber sie sah nicht aus wie ich. Sie trug Stiefeletten, einen kamelfarbenen Mantel und darunter ein Kleid, das hoch in der Taille von einem Gürtel gehalten wurde. In den Händen hielt sie Einkaufstüten von verschiedenen Fachgeschäften, und während sie so die Straße entlanglief, hier und da stehen blieb, um sich Schaufenster anzusehen, fuhr der Wind in ihren Mantel und wehte ihn auf. Die Absätze ihrer Stiefeletten klapperten auf dem Kopfsteinpflaster. Sie hatte Liebhaber, von denen sie sich wieder trennte, sie hatte einen Analytiker, eine Bibliothek und Bekannte, die ihr auf der Straße begegneten, an deren Namen sie sich aber nicht erinnern konnte. Sie gehörte nur sich selbst. Sie hatte Ecken und Kanten, Grenzen und Geschmack – ihr Styling war minutiös, bis in die Wimpern. Und wenn sie die Straßen entlangging, dann war klar, dass sie wusste, wohin sie wollte.
Zum Abschied bedankte ich mich. Ich hatte keine Ahnung, ob das hier jetzt gut oder schlecht gelaufen war, ja, ich brauchte sogar einen Augenblick, um mich an den Namen des Restaurants zu erinnern. Wir überprüften meine Kontaktdaten und er hielt meine Hand ein wenig zu lang. Seine Augen wanderten meinen Körper hinunter. Sein Blick war nicht der eines Arbeitgebers, es war der eines Mannes.
»Ich wische nicht gern Fußböden. Und lügen mag ich auch nicht.« Warum ich das sagte, wusste ich nicht. »Diese zwei Dinge sind mir gerade eingefallen.«
Er nickte und lächelte. Ein privates Lächeln, nahm ich an. Meine Oberschenkel waren schweißnass, und als ich mich umdrehte, spürte ich seine Augen schamlos auf meinem Hintern ruhen.
Als ich die Tür erreichte, streifte ich die Strickjacke von meinen Schultern und bog den Rücken durch, als hätte ich das Bedürfnis, mich zu strecken. Niemand weiß, wie ich den Job bekommen habe, aber ich bin lieber ehrlich, wenn es um solche Dinge geht.
BEI GESCHMACK, sagte Chef, geht es immer um Ausgewogenheit. Das Saure, das Salzige, das Süße, das Bittere. Deine Zunge verfügt jetzt über die entsprechenden Codes. Ein Zeugnis von Geschmack, ein eindeutiger Hinweis darauf, wie du der Welt begegnest, ist die Fähigkeit, das Bittere zu schätzen, ja, danach ebenso zu gieren wie nach dem Süßen.
Ästhetisch betrachtet, war der Raum nicht sehr bemerkenswert, hier und da sogar hässlich. Nicht ungepflegt, auf keinen Fall – die Farbe war frisch, kein Staub in Sicht, aber irgendwie schien alles bereits über seinen Zenit hinaus zu sein. Die Kunst war altmodisch, kitschig, manche Teile richtiggehend grotesk. Wahrscheinlich aus den Achtzigern. Die drei Ebenen des Gastraums wirkten, als stammten sie aus unterschiedlichen Zeiten und seien dann gedankenlos miteinander verbunden worden. Auf der einen Seite war alles voller Tische, auf der anderen gab es kaum welche. Das Ganze erweckte den Eindruck, als habe sich jemand nicht wirklich zu einer Entscheidung durchringen können, einen aber dennoch eingeladen.
WÄHREND DER EINARBEITUNG sagte mir der Inhaber Folgendes: »Man kann Menschen auf vielerlei Art Freude bereiten. Jeder Künstler stellt sich dieser Herausforderung. Aber das, was wir hier tun, ist zutiefst intim. Wir schaffen etwas, das du in dich aufnimmst. Und ich meine nicht das Essen, sondern das Erlebnis.«
ZWEI BEREICHE des Restaurants waren makellos. Zum einen die drei Bistro-Tische am Eingang. Eingerahmt von einem großen Fenster, standen sie im sich verändernden Licht des Tages. Manche Leute – ich meine, Gäste – hassten es, am Eingang zu sitzen, abgeschnitten vom Hauptraum. Andere wollten nirgendwo anders sitzen. In der Regel wurden diese Tische für die vorzeigbarsten Gäste reserviert – selten saß dort jemand mit einer schlechten Haltung oder in Jeans.
Der Inhaber sagte: »Ein Restaurant zu betreiben, bedeutet, eine Bühne zu schaffen. Die Glaubwürdigkeit steht und fällt mit den Details. Es liegt in unserer Hand, was sie erleben. Was sie sehen, hören, schmecken, riechen oder berühren. Das beginnt schon an der Eingangstür, mit dem Empfangstresen, mit den Menschen und den Blumen, die ihnen dort begegnen.«
Und dann die Bar. Sie war zeitlos. Lang und aus dunklem Mahagoni. Barhocker, so hoch, dass man das Gefühl hatte, auf ihnen zu schweben. Leise Musik, gedämpftes Licht, ein klingender Geräuschteppich. Das Knie eines Nachbarn, ein Arm, der an einem vorbei nach einem funkelnden Martini greift, die Schritte der Empfangsdame, die Gäste zu ihrem Platz begleitet. Aus dem Augenwinkel der verschwommene Anblick vorbeigleitender Teller, das Geräusch der Drinks im Shaker, die meisterhafte Choreographie der Bartender: Flaschen bewegen, den Gästen Brot reichen, komplizierte Bestellungen aufnehmen, alles auf einmal. Die erste Frage unserer besten Stammgäste stets: Gibt es noch Platz an der Bar?
»WIR GEBEN DEN GÄSTEN das Gefühl, auf ihrer Seite zu sein. Das ist unser Ziel. Jedes Geschäft, ja eigentlich jeder Austausch im Leben, steht und fällt mit dem Gefühl, das du bei deinem Gegenüber evozierst.«
Seine Haltung war die eines Gottes. Er sprach wie ein Gott. Manchmal nannte die New York Post den Inhaber auch den Bürgermeister. Groß, gutaussehend, braungebrannt mit perfekten, weißen Zähnen. Ein Naturtalent im Umgang mit Worten und Gesten. Und wie einem Gott lauschte ich ihm, die Hände im Schoß gefaltet.
Und doch stimmte da etwas nicht. Ich konnte nicht genau sagen, was es war. Etwas an dieser Idee, den Gästen das Gefühl zu geben, »auf ihrer Seite« zu sein, war unaufrichtig. Ich sah mich um und plötzlich war alles Währung: das Silberbesteck, die Holzverstrebungen, sogar das majestätische Blumengesteck, das die Bar krönte. Krass, dachte ich, man muss den Menschen nur ein gutes Gefühl dabei vermitteln, Geld auszugeben, dann kann man reich werden. Wir waren nicht auf ihrer Seite. Wir waren auf der Seite des Inhabers. Diese Detailverliebtheit, das ganze Gerede – am Ende war es doch bloß ein Geschäft, oder?
Nach der Einarbeitung wollte ich ihn wissen lassen, dass ich ihn verstanden hatte. Ich wollte jemanden fragen, wie viel von diesem Geld ich mit nach Hause nehmen würde. Auf dem Weg nach draußen traf ich ihn. Er sah mich an, ich blieb stehen. Er sagte meinen Namen, obwohl ich mich noch gar nicht vorgestellt hatte, schüttelte meine Hand und nickte, als hätte er mir alle meine Schwächen bereits verziehen, als würde er sich für den Rest seines Lebens an mein Gesicht erinnern.
Er sagte: »Wir gestalten die Welt, wie sie sein sollte. Wir brauchen uns nicht darum zu kümmern, wie sie tatsächlich ist.«
ICH BEKAM DEN JOB nicht sofort. Ich durfte ihn erlernen. Ich wurde Hilfskellnerin, was nicht dasselbe war wie eine Kellnerin. Howard zeigte mir den Weg zur Umkleide: durch die Küche, dann eine schmale Wendeltreppe hinauf. Er sagte: »Du bist jetzt die Neue. Damit ist auch eine gewisse Verantwortung verbunden.«
Er ging, ohne mir zu sagen, was er mit »Verantwortung« gemeint hatte. In einer Ecke des fensterlosen Raumes saßen zwei ältere Latinos und eine Frau. Sie hatten ihr Gespräch auf Spanisch unterbrochen und starrten mich an. Ein kleiner elektrischer Ventilator vibrierte hinter ihnen. Ich versuchte ein Lächeln.
»Kann ich mich hier irgendwo umziehen?«
»Genau hier, Baby«, sagte die Frau. Ihr wildes, schwarzes Haar hatte sie mit einem Tuch zurückgebunden. Schweiß hatte Spuren auf ihrem Gesicht hinterlassen. Sie schürzte die Lippen. Hinter ihr die Gesichter der Männer, übergroß und mitgenommen.
»Okay«, sagte ich. Ich steckte den Kopf in meinen Schrank, sodass ich sie nicht mehr ansehen musste. Howard hatte mir aufgetragen, ein weißes, durchgängig geknöpftes Hemd zu kaufen. Um mich nicht ausziehen zu müssen, zog ich es einfach über mein Trägertop. Das Teil war so atmungsaktiv wie ein Stück Pappe, sofort lief mir der Schweiß den Rücken hinunter bis in meine Unterhose.
Sie sprachen weiter, fächelten sich Luft zu, besprengten ihre Gesichter an einem kleinen Waschbecken mit Wasser. Im hinteren Teil des Raumes stapelten sich Stühle, an den Seiten Crocs und Clogs voller weißer Flecken, die Fersen völlig abgelaufen. Es war stickig, meine Brust zog sich zusammen.
Die Tür flog auf. Ein Mann erschien. »Kommst du, oder hast du etwa keinen Hunger?«
Ich schaute zu den dreien in der Ecke, um sicherzugehen, dass er mit mir sprach. Er hatte ein harmloses, jugendliches Gesicht, aber an seinen zusammengezogenen Augenbrauen erkannte ich, dass er genervt war.
»Nein, ich habe Hunger«, sagte ich. Obwohl das nicht stimmte. Ich wollte bloß etwas zu tun haben.
»Na dann. Das Teamessen ist fast vorbei. Wie lange brauchst du noch, um dich zurechtzumachen?«
Ich schloss meinen Schrank und band mir einen Pferdeschwanz. »Ich bin fertig. Bist du für mich zuständig?«
»Ja, du folgst mir. Erste Lektion: Wenn du das Teamessen versäumst, isst du nicht.«
»Ah. Tja, es ist schön, dich kennenzulernen. Ich bin –«
»Ich weiß, wer du bist.« Er knallte die Tür hinter uns ins Schloss. »Du bist die Neue. Vergiss nicht, dich bei Schichtbeginn einzutragen.«
IM HINTEREN GASTRAUM waren Tische gedeckt, mit Edelstahltabletts und Schalen, die so groß waren, dass ich darin hätte baden können. Makkaroni mit Käse, Brathähnchen, Kartoffelsalat, feste, kleine Brötchen, ein öliger, grüner Salat mit geraspelten Möhren. Dazu große Krüge mit Eistee. Es schien, als sei das alles für irgendein Event vorbereitet worden, aber der Typ, der mich geholt hatte, gab mir einen weißen Teller und nahm sich Essen. Dann setzte er sich an einen Tisch in der Ecke, ohne mir ein Zeichen zu geben, ihm zu folgen. Der ganze Raum war voller Personal: Kellner in Schürzen, Menschen in weißen Kitteln, Frauen, die Headsets von ihren Köpfen nahmen, Männer in Anzügen, die an ihren Krawatten zerrten. Ich setzte mich zu den Kellnern, auf den hintersten Stuhl – der beste Platz, falls ich plötzlich wegmusste.
Die Atmosphäre vor Schichtbeginn war ziemlich turbulent. Die Managerin namens Zoe war sprunghaft und schien mit den Nerven am Ende, wobei sie mich ansah, als sei das meine Schuld. Immer wieder rief sie Zahlen oder Namen, Sachen wie »Bereich sechs« und »Herr Soundso kommt um acht«, aber die Kellner redeten einfach weiter. Ich nickte wie taub. Von meinem Essen bekam ich keinen Bissen runter.
Die Kellner und Kellnerinnen wirkten wie Schauspieler, ihre Eigenwilligkeit wie einstudiert. Es fühlte sich an, als würde das alles hier nur für mich aufgeführt. Sie trugen gestreifte Hemden in allen Farben, sie performten, sie schnappten, sie klatschten, küssten und schnitten einander das Wort ab – die einzelnen Geräusche verschmolzen miteinander, während ich langsam tiefer in das Polster meines Stuhls sank.
Howard kam herein. Mit Weingläsern in den Händen. Wie Speichen hingen ihre Stiele zwischen seinen Fingern herunter. Ein junger Mann im Anzug folgte ihm mit einer Weinflasche, die in braunes Papier gewickelt war. Die Kellner reichten die Gläser herum, darin war jeweils ein Schluck Wein, aber keines davon erreichte mich.
Als Howard in die Hände klatschte, herrschte sofort Stille.
»Wer würde gern anfangen?«
Jemand rief: »Ein Pinot natürlich.«
»Neue oder alte Welt?«, fragte Howard und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen. Eine Sekunde lang ruhten seine Augen auf mir. Sofort senkte ich den Kopf Richtung Teller. Ich musste an all die Fragen von meinen Lehrern denken, zu denen mir die Antworten gefehlt hatten. Ich musste daran denken, wie ich mir in der vierten Klasse in die Hose gemacht hatte, und wusste, dass mir das garantiert wieder passieren würde, wenn er mich jetzt drannahm.
»Alte Welt«, rief eine Stimme. »Natürlich«, sagte jemand anders. »Er ist alt. Ich meine, gereift – schau, er verblasst schon ein wenig.«
»Also reden wir von Burgunder.«
»Jetzt ist es nur noch eine Frage von logischer Herleitung, Howard.« Der Mann hob sein Glas und deutete damit auf ihn. »Ich bin dir auf der Spur.«
Howard wartete.
»Ein bisschen karg für einen Côte de Beaune.«
»Ist der gekippt?«
»Irgendwie hab ich das Gefühl, er könnte gekippt sein!«
»Nein, er ist perfekt.«
Sie hörten auf zu reden. Ich lehnte mich nach vorn, um herauszufinden, wer das gesagt hatte. Sie saß auf derselben Tischseite wie ich, zwischen uns waren zu viele Menschen. Ich sah den Kelch, als sie das Glas von sich weghielt, dann führte sie es erneut unter ihre Nase. Ihre Stimme, tief und nachdenklich: »Côte de Nuits … hmm, Howard, das ist ein echter Leckerbissen. Gevrey-Chambertin natürlich. Der Harmand-Geoffroy.« Sie stellte das Glas vor sich ab. Soweit ich erkennen konnte, hatte sie nicht einmal einen Schluck genommen. Der Wein fing das Licht, streute es wie wild im Raum. »Der 2000er. Jetzt kommt der erst wirklich gut zur Geltung.«
»Das denke ich auch, Simone. Danke dir.« Howard klatschte in die Hände. »Freunde, dieser Wein ist ein Schnäppchen, lasst euch nicht irritieren von dem schwierigen 2000er Jahrgang. Côte de Nuits hat einige bemerkenswerte Weine hinbekommen, die sich hier und jetzt wirklich gut trinken lassen. Und darum, ihr Lieben: Seht zu, dass ihr dieses Geschenk heute Abend auch an unsere Gäste weitergebt.«
Alle standen gleichzeitig auf. Die Leute um mich herum stapelten ihre Teller auf meinen, den ich noch immer nicht angerührt hatte, und verließen den Raum. Ich drückte die Teller an meine Brust und schob mich durch die Schwingtüren in die Küche. Zwei Kellnerinnen überholten mich von rechts. »Oh, der Harmand-Geoffroy, natürlich«, flötete eine von beiden ironisch. Die andere verdrehte die Augen. Dann kam plötzlich jemand von links und sagte an mich gerichtet: »Ist das dein Ernst? Du weißt nicht, wie ein Geschirrspüler aussieht?«
Eine lange Wanne voller Geschirr erstreckte sich quer durch den Raum. Mit entschuldigendem Blick stellte ich meinen Stapel ab. Ein winziger, grauhaariger Mann packte ihn schnaubend und kratzte das Essen von jedem einzelnen Teller in den Mülleimer. »Pinche idiota« sagte er, dann spie er in die Wanne.
»Danke«, sagte ich. Vielleicht hatte ich in meinem ganzen Leben noch nie wirklich einen Fehler gemacht und genau so musste sich das anfühlen. Als ob die Hände von allem abrutschen, woran man sich festhalten will, als ob einem die Worte fehlen und jegliche Orientierung. Nicht einmal auf die Schwerkraft war mehr Verlass. Ich ahnte meinen Lehrer hinter mir und drehte mich hastig herum, um ihn festzuhalten.
»Wo soll ich …« Ich fasste nach einem Arm und bemerkte zu spät, dass er keine Streifen trug. Es war ein bloßer Arm, und als ich ihn berührte, durchfuhr mich ein leichter elektrischer Schlag. »Oh. Du bist nicht mein Typ.« Ich sah zu ihm auf. Schwarze Jeans und ein weißes T-Shirt, ein Rucksack über einer Schulter und blassen Auge von einem wettergegerbten, beinahe gespenstischen Blau. Er war verschwitzt, ein wenig außer Atem. Ich holte scharf Luft. »Mein Einarbeitungs-Typ, meine ich. Der bist du nicht.«
Schraubstock-Augen: »Bist du sicher?«
Ich nickte. Indiskret sah er mich von oben bis unten an. »Was bist du?«
»Ich bin neu.«
»Jake.« Wir drehten uns beide um. Die Frau, die den Wein erkannt hatte, stand im Türrahmen. Sie nahm mich nicht wahr. Ihr Blick brach das Licht in der Küche, bis es von nahezu vollkommener Klarheit war.
»Guten Morgen. Wann genau beginnt noch mal deine Schicht?«
»Ach, verpiss dich, Simone.«
Sie lächelte zufrieden.
»Ich habe deinen Teller«, sagte sie und ging wieder in den Gastraum. Die Schwingtüren flogen auf, und das Letzte, was ich von ihm sah, waren seine Füße auf dem obersten Treppenabsatz.
SIE ZEIGTEN MIR, wie man Servietten faltet. Ganze Stapel in Plastik eingepackter, blendend weißer Stoffservietten. Knicken, drehen, falten, auffächern – die Bewegungen und die Fussel auf meiner Schürze versetzten mich in eine Art Trance. Niemand sprach mich an. Wenigstens kann ich Servietten falten, sagte ich immer und immer wieder zu mir selbst.
Ich beobachtete Jake und Simone. Er stand mit dem Rücken zu mir an der Bar und beugte sich über seinen Teller. Sie redete, ohne ihn anzusehen, und tippte dabei auf dem Bildschirm des Computerterminals herum. Mir war klar, dass sie auch über das Restaurant hinaus etwas miteinander verband, vielleicht weil sie nicht lachten oder sich kabbelten – sie inszenierten sich nicht. Sie unterhielten sich einfach. Ein Mädchen mit Knopfnase und einem strahlenden Lächeln sagte: »Hey.« Dann klebte sie ihr Kaugummi in die Serviette in meinem Schoß, und die Trance war vorüber.
WOCHENLANG BLICKTE ICH NICHT auf. Ich bat um so viele Schichten wie möglich, aber das Geld kam nicht, der nächste Lohnzyklus hatte gerade erst begonnen. Und als es dann kam, war es nur ein Einarbeitungslohn. Nichts. Ich kaufte damit eine gebrauchte Matratze von einem Pärchen, das aus einem nahegelegenen Apartment auszog.
»Mach dir keine Gedanken«, sagten sie. »Da sind keine Viecher drin, nur ganz viel Liebe.«
Ich nahm sie, aber diese Aussage beunruhigte mich nur noch mehr.
UND DANN GAB ES da noch die Küchenhandtücher. Alle, mit denen ich während der ersten Wochen zusammenarbeitete, begannen den Abend mit den Worten: »Hat dir jemand das mit den Tüchern erklärt?« Und wenn ich dann bejahte, sagten sie: »Wer? Ach, der kriegt es nie gebacken. Ich habe einen geheimen Vorrat.« Ich lernte vier verschiedene ausgefeilte Strategien für den Umgang mit etwas kennen, das man auch schlicht als Putzlappen hätte bezeichnen können. Und trotzdem lag es hier quasi hinter Schloss und Riegel.
Es gab nie genug davon. Nie gelang es uns, eine ausgewogene Tücher-Balance zu halten. Die Küche brauchte ständig mehr davon oder der Typ, der hinten arbeitete und es mal wieder nicht geschafft hatte, sich vor Schichtbeginn damit einzudecken. Manchmal kamen auch die Barleute plötzlich auf den Gedanken, alles porentief zu reinigen. Unweigerlich vergaß man dann, sich selbst einen Stapel zu sichern. Dem jeweiligen Opfer dieses Versäumnisses stand es dann zu, einen anzuschnauzen.
Wenn man einen der Manager um mehr Handtücher bat, schnauzte er einen ebenfalls an, weil man seinen Vorrat noch vor Servicebeginn durchgebracht hatte. Wenn man bettelte – und jeder bettelte –, dann öffnete er den verschlossenen Schrank und zählte einem zehn weitere ab. Von diesen zehn erzählte man niemandem. Die versteckte man, um im Notfall die Heldin spielen zu können.
»DIE KÜCHE ist eine Kirche«, schrie Chef, als ich dem Typen, der mich gerade einarbeitete, eine Frage stellte. »Hier wird die Schnauze gehalten.«
Man hielt sich an dieses Gebot der Stille. Die Leute kamen auf Zehenspitzen in die Küche. Nur Howard war es während der Schicht erlaubt, Chef direkt anzusprechen – versuchten die anderen Manager es ihm gleichzutun, wurde ihnen der Kopf abgerissen. Wahrscheinlich brauchten die Köche die Stille, aber auf diese Weise war es schwer, wenn nicht gar unmöglich, etwas zu lernen.
ZWISCHEN DEN SCHICHTEN ging ich zu Starbucks, wo es unangenehm nach Toilette roch, und trank eine Tasse Kaffee. An meinen freien Abenden kaufte ich in der Bodega einzelne Flaschen Corona und trank sie auf meiner Matratze. Ich war so müde, dass ich sie nicht einmal austrinken konnte. Halbleere Flaschen schmückten mein Fensterbrett, warmes Bier, in dem sich das Sonnenlicht brach. Es sah aus wie Urin. Im Restaurant steckte ich scheibenweise Brot ein und toastete es am Morgen. Wenn ich eine Doppelschicht hatte, machte ich zwischen den Schichten ein Nickerchen im Park. Ich schlief tief, träumte davon, im Boden zu versinken, und fühlte mich sicher. Wenn ich aufwachte, schlug ich mir ins Gesicht, um die Grasabdrücke auf meinen Wangen loszuwerden.
FÜR MICH waren sie alle namenlos. Ich kannte die Leute nicht. Ich hielt mich an irgendwelchen Merkmalen fest: schiefe oder besonders glänzende Zähne, Tätowierungen, Akzente, Lippenstifte und