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Anja Haider-Wallner · Mona Haider
So klappt’s mit dem Welt-Retten
Kleine Veränderungen mit großer Wirkung
Kompakt-Ratgeber
E-Book (epub): ISBN 978-3-86374-552-3
(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-550-9, 1. Auflage 2020)
Mankau Verlag GmbH
D-82418 Murnau a. Staffelsee
Im Netz: www.mankau-verlag.de
Internetforum: www.mankau-verlag.de/forum
Redaktion: Tanja Braune, Redaktionsbüro »Die Schnatterei«
Lektorat: Redaktionsbüro Julia Feldbaum, Augsburg
Endkorrektorat: Susanne Langer-Joffroy M. A., Germering
Cover/Umschlag: Andrea Barth, Guter Punkt GmbH & Co. KG, München
Layout: X-Design, München
Satz und Gestaltung: Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich
Energ. Beratung: Gerhard Albustin, Raum & Form, Winhöring
Konzeption Spiel: Hans Glück, Tobias Trübenbach; KBW Traunstein
E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de
Bildnachweis:
© Birgit Machtinger, www.birgitmachtinger.com 4 o., 5 m., 6, 8, 14–15, 52, 80, 83, 98, 101, 102, 104–105, 111, 120, 124, 126, 149o., 154
© stock.adobe.com 4 u., 5 o., 34–35: Felix; 5 u., 130: Rawpixel.com; 10: Jenny Sturm; 43: Klanarong Chitmung; 46: ximich_natali; 60: JeanLuc; 71: New Africa; 95: Peeradontax; 112: contrastwerkstatt; 123, 149: Daniel Berkmann; 129: t4nkyong; 137: Photobank; 143: Africa Studio
© Michael Messal 20; © Christoph Krug 66; © Foto Schreiner 69; © privat 88
Hinweis für die Leser:
Die Autorinnen haben bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Verlag und Autorinnen können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der in diesem Buch vorgestellten Anwendungen ergeben.
Vorwort
Welt-Retten klingt nach einer großen Aufgabe, vor der viele Menschen schnell in die Knie gehen. Ich und die Welt retten? Das hört sich ein wenig vermessen an. Was soll ich schon groß machen?! Ja, die großen Schrauben können wir, jeder Einzelne von uns, sicher nicht drehen. Politische Rahmenbedingungen für die Industrie, den internationalen Handel und die weltweite Mobilität müssen von den Mächtigen dieser Welt gesetzt werden. Fast alle Klima-Expert*innen proklamieren, dass nur eine global umgesetzte CO2-Steuer oder der erweiterte Handel mit CO2-Zertifikaten die Klimakatastrophe bremsen und das Erreichen der Klimaziele gewährleisten wird. Dazu kannst du vielleicht nicht direkt etwas beitragen, aber indirekt sehr viel. Wenn du dein Leben veränderst, wenn du dich engagierst in der »Fridays for Future«- Bewegung, politisch oder einfach nur in deinem Freundeskreis, dann setzt du kleine Schritte und motivierst auch andere dazu. Viele kleine Schritte versetzen Berge.
Welt-Retten darf Spaß machen. Welt-Retten, das sind auch die ganz kleinen Veränderungen. Welt-Retten beginnt heute. Mit dir?
Inhalt
Vorwort
Unser Fußabdruck in der Welt
Anja Haider-Wallner: »Ich genieße den nachhaltigen Lebensstil sehr.«
Mona Haider: »Es muss sich etwas verändern!«
Selbsttest: Und wie lebst du?
Gemeinwohl-Selbsttest
Ökologischer Rucksack
Ein guter Tag hat 100 Punkte
»Enkeltauglich Leben«
Ein Spiel, das deine Welt verändert
Die Gemeinwohlökonomie als Wurzel
»Enkeltauglich Leben« entsteht
Spielerisch die Welt retten
So geht’s zum Selberspielen
Ökologische Nachhaltigkeit
Kochen und Essen
Umweltschonend zubereiten
Regional ist das neue Bio
Der Trend zum Selbstversorgen
Einkochen und Haltbarmachen
Vegetarisch und vegan versus Fleischkonsum
Nachhaltiger Fisch
Bio & Fairtrade
Infoseite: Die liebe Ernährung
Wohnen
Stadt versus Land
Bauen und Instandhalten
Ökologisch reinigen
Muss es immer groß sein?
Nachhaltiger Konsum
Exkurs – Exponentielles Wachstum
Teilen statt kaufen
Reparieren
Tauschen
Streaming und Co.
Minimalismus
Plastikfasten
Buy local
Infoseite: Das Klima leidet – und die Menschheit mit
Finanzen und Finanzierung
Mobilität
Im Alltag
Auf Reisen
Menschenwürde
Selbstfürsorge und der Blick auf die Mitmenschen
Nach sich selbst schauen
Die Balance halten
Sinnsuche im Beruf
Gelingende Beziehungen
Infoseite: Ertrag versus Menschlichkeit
Solidarität und Demokratie
Einstehen für Solidarität und ein demokratisches Miteinander
Zivilgesellschaftliches Engagement
Politik
Aktivismus
Demokratie im Kleinen
Verteilungsgerechtigkeit
Infoseite: Mangelware Wasser
Faire Arbeitsbedingungen
Schlusswort
Danke
Register
Unser Fußabdruck in der Welt
Anja Haider-Wallner: »Ich genieße den nachhaltigen Lebensstil sehr.«
Ich weiß eigentlich gar nicht genau, wann es begonnen hat. Vielleicht damals im Gymnasium, als ich zehnjähriges Küken
Mitschüler*innen überzeugt habe, Unterschriften gegen ein Atomkraftwerk im grenznahen Ausland zu sammeln, und wir durch alle Klassen tingelten? Oder als ich wieder einmal fast körperlich litt, weil alte Bäume gefällt wurden, und schließlich begann, Bio- und Umweltressourcenmanagement zu studieren, um dem Totschlagargument der Behörden, »Gefahr in Verzug«, stichhaltige Argumente für das Überleben der Bäume entgegensetzen zu können. Irgendwie ging es schleichend …
Mit dem Vater meiner Kinder baute ich ein Niedrigstenergiehaus aus Holz, beheizt wurde es mit einer Erdwärmepumpe, eine Lüftungsanlage sorgte für Wärmerückgewinnung, und gute Dämmung aus nachwachsenden Ressourcen hielt im Sommer Kühle, im Winter die Wärme im Haus. Kluge Beschattung, die sich am Sonnenstand orientierte, ließ die Sonne im Winter tief in die Räume hinein, im Sommer blieb sie draußen. Wir legten einen naturnahen Garten an, ernährten uns biologisch und fleischarm. In den Urlaub fuhren wir mit dem Zug und tauschten unser Haus mit anderen Familien.
In dem Haus lebe ich nicht mehr, dafür fahre ich heute viel mit dem Fahrrad oder nutze mein Elektroauto. Neue Kleidung kaufe ich kaum. Bis auf Unterwäsche und Socken wird fast alles getauscht oder auf Flohmärkten oder in Secondhandshops zusammengetragen. Elektronische Geräte lasse ich reparieren und nutze sie so lang wie möglich.
Ich engagiere mich für grüne Politik und habe ein Socialbusiness mitgegründet, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verpflichtet fühlt. Im »FreuRaum« wird regional, saisonal und vorwiegend biologisch gekocht. Wir bemühen uns, wenig Müll zu verursachen. Als Beraterin begleite ich Unternehmen dabei, nachhaltiger und sozialer zu wirtschaften. Die Ausbildung zur »Enkeltauglich Leben«-Spielleiterin ist ein Sahnehäubchen. Dieses Spiel finde ich wirkungsvoll, weil es Spaß macht, sein Leben zu verändern. Anders geht es nicht aus meiner Sicht.
Ich genieße meine Art zu leben. Keine Spur von Verzicht, sondern ganz viel Glückseligkeit, ein Gefühl von »Beschenkt-Sein« liegt darin. Etwa wenn ich beim Kleidertausch ein Kleid probiere, das wie angegossen passt, und sich die frühere Besitzerin darüber freut. Oder wenn ich eine Karotte aus dem Hochbeet ziehe, sie abwasche und gleich daran knabbere. Ich liebe es, frisches Gemüse mit Kräutern und Gewürzen zuzubereiten. Immer neue Geschmacksexplosionen zu erzeugen und dann mit einem Glas Biowein aus der Region zu verspeisen.
Für meine Kinder ist dieser Lebensstil eine Selbstverständlichkeit, gegen die sie aber auch immer wieder rebellieren. Ich begegne dieser Rebellion mit Gelassenheit. Sie gehen ins Fast-Food-Restaurant, bestellen bei Amazon, und wir sind auch das eine oder andere Mal geflogen. Meine Kinder wissen: Ich finde das nicht gut, aber sie müssen ihre eigenen Entscheidungen treffen. Dogmatismus bringt niemanden weiter. Heute freut es mich, dass mein Sohn nur noch Vintage kauft und meine Tochter ihre Abschlussarbeit an der Waldorf-Schule über Klimawandel geschrieben hat und jetzt auch dieses Buch mit mir verfasst. Ich habe mich im Sinne der Gemeinschaftlichkeit dafür entschieden, in diesem Buch ein achtsames Du zu verwenden.
Mona Haider: »Es muss sich etwas verändern!«
Schon als ich neun Jahre alt war, beschloss ich, mich vegetarisch zu ernähren, obwohl ich von klein auf Fleisch »liebte«. Bei uns zu Hause gab es generell selten Fleisch, dennoch war die Umstellung nicht leicht. Vor etwa zwei Jahren fingen wir dann in der Schule an, regelmäßig über den Klimawandel zu reden. Ich begann mich für das Thema zu interessieren und wollte schließlich immer mehr darüber wissen. In meiner damaligen Schule hatten wir die Aufgabe, uns für ein Thema zu entscheiden, das wir anschließend über ein ganzes Schuljahr zu einer zwanzigseitigen Arbeit zusammenfassen mussten. Ich überlegte nicht lange und entschied mich für den Klimawandel. Da kaum jemand in der Klasse sich wirklich darüber informiert hatte und die meisten sehr wenig darüber wussten, war es für mich das perfekte Thema. Mir persönlich war es wichtig, dass ich so vielen Menschen wie möglich die Wichtigkeit dieses Themas klarmachen konnte. Je mehr ich recherchierte, desto spannender und schockierender wurde es. Mir war natürlich von Anfang an klar gewesen, wie komplex dieser Themenbereich war, doch bei manchen Punkten erschrak ich und beschloss, mein Leben weiter zu verändern. Gemeinsam mit meiner Klasse war ich auch bei der ersten großen »Fridays for Future«- Demo in Wien dabei. Greta Thunberg versucht, viele Menschen wachzurütteln. Aber sie allein wird die Welt nicht retten können.
Ich finde, wir jungen Menschen können nicht oft und laut genug sagen: »Tut etwas für unsere Erde, sonst ist es zu spät!« Daher habe ich Ja gesagt, als meine Mutter mich gefragt hat, ob ich meine Sicht zu diesem Buch beitragen will.
Selbsttest: Und wie lebst du?
Bevor du dich auf die Reise begibst, die Welt zu retten, ist eine Bestandsaufnahme gefragt. Wie enkeltauglich, also ökologisch nachhaltig, sozial, gerecht, demokratisch und solidarisch lebst du eigentlich? Wenn du weißt, von wo aus du startest, kannst du dich später über die Auswirkungen deiner Welt-Retter-Maßnahmen freuen. Damit diese nicht verpuffen, brauchst du einen Rahmen, um die Verbesserung auch messen zu können. Zum Einstieg in das Buch stellen wir dir einige Tests vor. Welchen du wählst, liegt bei dir. Nur der Gemeinwohl-Selbsttest macht auch soziale und ethische Aspekte sichtbar, bei allen anderen wirken sie dennoch ebenso mit. Denn wer regional einkauft, spart nicht nur CO2 und Ressourcen, sondern unterstützt auch faire Arbeitsbedingungen.
Um die Veränderung sichtbar zu machen, solltest du bei einem Standard bleiben, oder du machst einfach alle Tests für dich durch und entscheidest dann, was dir am ehesten liegt.
INFO
ÖKOLOGISCHER FUSSABDRUCK
Der ökologische Fußabdruck beschreibt jenen Flächenbedarf, den jeder Einzelne durch sein persönliches Verhalten, seinen Lebensstil und Lebensstandard (Ernährung, Mobilität, Wohnen, Konsum) und den allgemeinen gesellschaftlichen Anteil (»Grauer« Fußabdruck) in Anspruch nimmt.
Obwohl Mona und ich sehr nachhaltig und bedacht im Umgang mit den Ressourcen leben, verbrauchen wir dennoch zu viel. Hätten alle Erdenbürger*innen meinen Fußabdruck, bräuchten wir 2,4 Planeten, um allen den gleichen Zugriff auf Ressourcen und Energie zu ermöglichen.
Österreichischer Fußabdruck-Rechner des Bundesministeriums:
mein-fussabdruck.at
Foodprint-Rechner des WWF:
wwf.ch/de/nachhaltig-leben/footprintrechner
Für Deutschland gibt es einen sehr guten CO2-Rechner:
uba.co2-rechner.de
Gemeinwohl-Selbsttest
Der Gemeinwohl-Selbsttest beruht auf denselben Werten wie das »Enkeltauglich Leben«-Spiel – auf jenen aus der Gemeinwohl-Bewegung. Er wurde von der Regionalgruppe in der Steiermark initiiert und umfasst neben Fragen zur ökologischen Nachhaltigkeit auch solche zu Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit, Mitbestimmung und Demokratie. Das Ergebnis wird als Balkendiagramm dargestellt, das Handlungsfelder sichtbar macht. Die Fragen sind an der Oberfläche, für Details kann man sich vertiefen.
Gemeinwohl-Selbsttest der Gemeinwohl-Ökonomie Steiermark: gwoe-steiermark.at/selbsttest
Ökologischer Rucksack
Das Tool des Wuppertal Instituts liefert eine umfassende Analyse des eigenen Ressourcenverbrauchs.
28 Tonnen Rohstoffe verbraucht der/die durchschnittliche Bundesbürgern jedes Jahr. Der Fragebogen umfasst die Kategorien Wohnen, Konsum, Ernährung, Freizeit, Mobilität und Urlaub. Viele Angaben, wie etwa zum Heizen, müssen nicht hundertprozentig genau sein. Zusammengerechnet ergibt sich daraus, wie viele Tonnen Rohstoffe der Einzelne ungefähr pro Jahr verbraucht - auch solche Rohstoffe, die indirekt am Produktionsprozess beteiligt sind. Wer sein Leben nachhaltiger gestalten möchte, erhält dazu Tipps, wenn er sich erneut durch alle Fragen klickt. Du kannst beim zweiten Durchgang auch bereits Zielwerte eingeben und live sehen, welche Veränderung sie bewirken. Für den Test solltest du dir zehn Minuten Zeit nehmen.
Der »ökologische Rucksack« des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie: ressourcen-rechner.de
Ein guter Tag hat 100 Punkte
Unsere Lebensweise bewirkt einen Ausstoß von Klimagasen – allen voran CO2. Wissenschaftler*innen haben ausgerechnet, dass jeder Mensch 6,8 Kilogramm CO2 pro Tag ausstoßen darf, damit es unserem Klima auch in Zukunft gut geht. Um das einfacher zu machen, wurden die 6,8 Kilogramm in 100 Punkte umgerechnet: Jeder Mensch hat jeden Tag 100 Punkte zur Verfügung. Auf der Website gibt es einen Punkterechner. Du kannst dich registrieren und die Wirksamkeit der kleinen Veränderungen an deinem Lebensstil gleich überprüfen. Gibt’s auch als Handy-App!
Ein guter Tag (eine Initiative von Kairos – Institut für Wirkungsforschung & Entwicklung, Bregenz, und Integral Ruedi Baur, Zürich): eingutertag.org Zum besseren Verständnis gibt es auf YouTube ein Erklärvideo: youtu.be/z8RnPzs62Gg
»Enkeltauglich Leben«
Wenn viele Menschen jeden Tag viele kleine Dinge angehen, dann verändern sie nicht nur ihr eigenes Leben, sie verändern die Welt.
Mit dem »Enkeltauglich-Leben«-Spiel geht das einfach und macht richtig Spaß!