Was wollen Sie wissen ?
Dämmen lohnt sich
Warum eigentlich dämmen?
Wie wirkt Wärmedämmung?
So rechnet sich Wärmedämmung
Vorschriften und Grenzwerte
Staatliche Förderung
Die passende Dämmung ermitteln
Wärmedämmung beim Neubau
Altbaudämmung richtig planen
Altbaudämmung: Was kann ich selbst machen?
Altbaudämmung auswählen
So dämmen Sie richtig
Das Dach dämmen
Oberste Geschossdecke
Außenwand
Kellerwand
Haustrennwandfugen
Die Kellerdecke
Dämmung Leitungsschächte (Brandschutz)
Dämmstoffe im Überblick
Calciumsilikatplatte
EPS-Granulat (Polystyrol)
EPS-Platte (Polystyrol)
Glaswolle-Einblasdämmung
Glaswollmatten
Hanffaserplatte
Hanffaserwolle
Holzfaser-Einblasdämmung
Holzweichfaserplatte
Mineralschaum-Dämmplatte
Perlite (Blähperlit)
Phenolharzhartschaum
Polyurethan-Gießschaum
Polyurethanhartschaum (PUR/PIR)
Polyurethan-Sprühschaum
Schaumglasplatte
Steinwollmatte
Steinwollplatte
Stroh-Einblasdämmung
Vakuumdämmplatte
XPS-Schaumplatte (extrudiertes Polystyrol)
Zellulose
Hilfe
Nützliche Links
Kennwerte erklärt
Welcher Dämmstoff für welchen Einsatzbereich?
Dämmstoffe im Vergleich
Energie wird immer teurer
Ausgangs-U-Werte und erforderliche Dämmdicken
Stichwortverzeichnis
Impressum
Wärmedämmung spielt bei der Energiewende im Baubereich eine Schlüsselrolle. Wer dämmt, kann sich in vielen Fällen über staatliche Zuschüsse freuen und spart Energie und Heizkosten. Doch Dämmung wird auch kontrovers diskutiert, viele Verfahren und Materialien sind kaum bekannt. In diesem Buch finden Sie Antworten auf Ihre Fragen.
Ich habe gehört, dass Wärmedämmung Schimmel erzeugt, stimmt das?
Auch wenn dieses Gerücht nicht auszurotten ist, entspricht es nicht der Wahrheit. Im Gegenteil: Eine fachgerecht angebrachte Außendämmung ist das beste Mittel gegen Schimmelprobleme! Denn ungedämmte Wände sind bei kalten Außentemperaturen ebenfalls kalt. Ab einer gewissen Temperaturdifferenz (Taupunkt) kondensiert die warme, feuchtigkeitsgesättigte Innenluft an den kalten Wänden. Dadurch entstehen auf Dauer Schimmelprobleme. Durch die Dämmung der Wand von außen, etwa in Form eines Wärmedämmverbundsystems oder einer Kerndämmung, wird die Temperatur der Wand erhöht, der Taupunkt sinkt und die Wand bleibt trocken. Werden die Außenwände allerdings von innen gedämmt, kann dies bei unsachgemäßer Ausführung tatsächlich zu Schimmelproblemen führen. Aus diesem Grund gehört eine Innendämmung unbedingt in die Hände von Fachleuten. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 19 f.
Man liest immer wieder, dass Dämmstoffe gesundheits- und umweltschädlich sind. Was ist da dran?
Wärmedämmstoffe haben in den meisten Fällen keinen direkten Kontakt mit der Innenraumluft, sondern sind durch die Außenwand, durch Dampfbremsfolien oder Betondecken von den Bewohnern getrennt. Zudem gasen sie nicht aus, ihre Komponenten sind dauerhaft gebunden, das gilt auch für problematischere Inhaltsstoffe wie das seit 2016 nicht mehr angewendete Flammschutzmittel HBCD. Kein moderner, marktgängiger Dämmstoff ist gesundheitsgefährdend oder beeinträchtigt das Raumklima oder die Umwelt. Vorsicht gilt aber zum Beispiel beim Entfernen alter, verschmutzter Mineralwolle.
Jeder Dämmstoff schont die Umwelt, da wertvolle Heizenergie eingespart wird und CO2-Emissionen vermieden werden. Mehr dazu auf den Seiten 22 und 65.
Mit Wärmedämmung kann das Haus nicht mehr atmen. Ich möchte doch nicht in einer Plastiktüte wohnen!
Dazu ist zuallererst zu sagen: Wände atmen nicht! Selbst im zugigsten Altbau erfolgt der Luftaustausch nicht durch das Mauerwerk. Luftdichtigkeit ist auch nicht schädlich, sondern im Gegenteil die Voraussetzung dafür, dass keine Schimmelprobleme auftreten. Sie wird aber nicht durch die Installation von Wärmedämmung erreicht, sondern in erster Linie durch den Einbau moderner Fenster und die Verwendung von Dichtungssystemen. Lecks in der luftdichten Hülle eines Hauses können beim Neubau durch den sogenannten Blower-Door-Test aufgespürt werden. In jedem Fall gilt: Richtiges Lüften ist eine wichtige Voraussetzung für gesundes Wohnen. Mehr zum Thema ab Seite 20.
Ich habe mehrere Säcke Verpackungsstyropor geschenkt bekommen, kann ich damit dämmen?
Auch wenn das zweifellos ressourcenschonend wäre: Grundsätzlich gilt, dass nur Dämmstoffe eingesetzt werden dürfen, die eine allgemeine bauaufsichtliche Zulassung (abZ), eine europäische Zulassung ETA (European Technical Approval) oder eine CE-Kennzeichnung besitzen. Diese Zertifikate werden von den Zulassungsstellen des Bundes vergeben, nachdem die Produkte aufwendige Prüfungen bei den Materialprüfungsämtern der Länder bestanden haben. Es ist zwar nicht verboten, nicht zugelassene Dämmstoffe einzubauen; aber wenn – etwa durch Fehler beim Einbau oder durch einen späteren Brand – im Nachhinein Gebäudeschäden entstehen, bekommen Sie den Schaden durch die Gebäudeversicherung eventuell nicht erstattet. Mehr zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen ab Seite 33.
Wo kann ich bei der Wärmedämmung selbst Hand anlegen und was muss ich beachten?
Mit den passenden Informationen und etwas Übung kann jeder sein Haus auch selbst mitgestalten, solange der Gesetzgeber dies nicht anders fordert. Selbermacher können beispielsweise Matten auf der obersten Geschossdecke auslegen und die Dachschräge von innen dämmen. Auch die Dämmung der Dachbodenluke, der Rollladenkästen oder der Kellerdecke kann relativ leicht in Eigenleistung erledigt werden. Eine Außendämmung (Wärmedämmverbundsystem), Innendämmsysteme, vor allem aber Dacharbeiten von außen gehören jedoch unbedingt in die Hand von Fachleuten. Auch Einblasdämmstoff muss von einem Fachbetrieb eingebaut werden. Aber vielleicht honoriert der Fachhandwerker Handlangerdienste? Detaillierte Informationen zu den Dämmverfahren der einzelnen Bauteile finden Sie ab Seite 77.
Ich möchte mein Dach dämmen, wie gehe ich das an?
Fragen Sie sich zunächst, ob der Dachboden genutzt und daher beheizt werden soll. Ist das nicht der Fall, sollten Sie nicht die gesamte Dachfläche dämmen, sondern nur die oberste Geschossdecke. Damit sparen Sie im Vergleich zur Dämmung der gesamten Dachfläche ordentlich Geld, zudem ist die Arbeit leicht in Eigenleistung zu erledigen. Wollen Sie den Dachboden später ausbauen und nutzen, kommen je nach Bauart und Budget verschiedene Dämmverfahren in Frage: Zwischensparren-, Aufsparren- und Untersparrendämmung, die auch kombiniert werden können. Hier sollte in jedem Fall fugenfrei gearbeitet werden, um Wärmebrücken zu vermeiden, und nicht an Qualität und Dicke der Dämmstoffe gespart werden. Alles zu den einzelnen Verfahren und Sonderfällen wie der Drempeldämmung lesen Sie ab Seite 78.
Wie dick muss ich dämmen?
Die Dämmung muss mindestens so dick aufgebracht werden, wie vom Gesetzgeber in der Energieeinsparverordnung (EnEV) vorgeschrieben. Wenn man die sehr gute staatliche Förderung in Anspruch nehmen will, müssen die Mindestvorgaben der EnEV übertroffen werden. Wie dick die Dämmung dabei konkret werden muss, hängt vom Ausgangs-U-Wert, also der Wärmedurchlässigkeit des jeweiligen Bauteils ab. Oft sind Dämmdicken, die noch über den „Förderstandard“ hinausgehen, auf lange Sicht am wirtschaftlichsten. Gerät die Dämmschicht mit dem vorgesehenen Dämmstoff zu dick, lässt sich dieselbe Dämmwirkung bei geringerer Dicke auch mit höherwertigen – und meist teureren – Dämmstoffen erreichen. Informationen zur Bestimmung der erforderlichen Dämmdicke und -qualität finden Sie ab Seite 68.
Lohnt sich Wärmedämmung für mich überhaupt?
Wärmedämmung lohnt sich fast immer, vor allem, wenn das Haus vor 1978 gebaut und noch nicht energetisch verbessert wurde. Viele Dämmverfahren amortisieren sich in einem Zeitraum von unter zehn Jahren! Mit einfachen, preiswerten Dämmverfahren lassen sich die Heizkosten bereits spürbar senken. Darüber hinaus ist Wärmedämmung auch deshalb eine lohnende Investition, weil sie Schimmelbefall und damit Bauschäden vorbeugt. Nicht zuletzt ist sie ein aktiver Beitrag zur CO2-Reduktion und damit zum Klimaschutz. Wie viel Sie mit Wärmedämmung einsparen können und wie Sie die Wirtschaftlichkeit für Ihr individuelles Sanierungsprojekt ermitteln können, erfahren Sie ab Seite 28.
Was wird mich die nachträgliche Wärmedämmung meines Hauses etwa kosten?
Die Kosten sind abhängig vom Umfang Ihrer geplanten Sanierungsmaßnahme. Für eine Kerndämmung der Außenwand ist mit Gesamtkosten zwischen 2 000 Euro und 3 000 Euro zu rechnen. Die Dämmung der obersten Geschossdecke – vor allem in Eigenleistung – ist noch preiswerter und manchmal für unter 1 000 Euro Materialkosten zu haben. Wenn Sie eine besonders gute Dämmung, sprich einen niedrigen U-Wert, erzielen, unterstützt Sie der Staat auch noch mit 20 Prozent der Kosten bei Einzelmaßnahmen – das gilt allerdings leider nicht für Selbermacher. Wenn Sie eine sehr ambitionierte Sanierung vorhaben (also etwa das „KfW-55“-Niveau erzielen möchten), kann diese bis zu 150 000 Euro kosten, die staatliche Förderung kann in diesem Fall bis zu 50 000 Euro betragen. Alles zu Kosten und staatlicher Förderung finden Sie ab Seite 39.
Eine Komplettsanierung ist mir zu teuer. Was kann ich tun?
Auch einzelne Dämmmaßnahmen zeitigen einen spürbaren Effekt. Kostengünstig und mit staatlicher Förderung lässt sich beispielsweise eine zweischalige Außenwand dämmen. Auch die Dämmung der obersten Geschossdecke – sofern vorhanden und der Dachboden nicht bis in die Spitze ausgebaut ist – ist eine sehr preiswerte Maßnahme. Kleinteilige Dämmverfahren wie die Dämmung von Rollladenkästen, Bodentreppen, Heizkörpernischen und Kellerdecken können in Eigenleistung durchgeführt werden und sind dann auch nicht teuer. Eine signifikante Energieeinsparung lässt sich unter Umständen schon mit Gesamtkosten von unter 5 000 Euro erzielen. Und mit dem durch niedrigere Heizkosten eingesparten Geld lassen sich in ein paar Jahren weitere Energiesparmaßnahmen bezahlen. Mehr dazu ab Seite 60.
Man hört, dass Fassadendämmung die Brandgefahr erhöht. Stimmt das?
Nein! Pro Jahr gibt es in Deutschland weniger als zehn Fassadenbrände. Leider kursieren in den Medien reißerische Filme von brennenden Fassaden. Die Ursachen dafür waren immer, dass der Dämmstoff entweder nicht verputzt war (Bauphase) oder dass Mülleimer oder Carports direkt vor der Fassade von Mehrfamilienhäusern in Brand gesetzt wurden. Im Vergleich etwa zu Wohnungsbränden ist also die Gefahr eines Fassadenbrandes sehr gering. Wer bei der Auswahl des Dämmstoffs besonderen Wert auf Brandschutz legt, kann unbrennbare, mineralische Materialien wie Steinwolle oder Porenbeton einsetzen. Auch Phenolharz- oder Polyurethan-Dämmstoffe sind nicht entflammbar, können also nicht brennen. Lesen Sie mehr dazu auf Seite 58.
Ein richtig gedämmtes Haus spart Heizenergie und damit bares Geld. Doch trotz offensichtlicher Vorteile für den Geldbeutel wie für die Umwelt existieren immer noch viele Vorbehalte gegenüber Wärmedämmung im Altbau.
Egal, zu welcher Jahreszeit: Betritt man heute ein gut gedämmtes Haus, fühlt man sich direkt wohl. Und dazu bedarf es keiner ausgefeilten Heizungssteuerung oder gar eines Smart-Home-Systems. Die Dämmung und gute Fenster sind die entscheidenden Faktoren! Sie gleichen die jahreszeitlichen Schwankungen der Außentemperatur aus und sorgen dafür, dass es uns weder zu warm noch zu kalt in unseren Wohnungen und Häusern wird.
Doch fast drei Viertel der 18 Millionen Wohngebäude in Deutschland sind vor der ersten Wärmeschutzverordnung entstanden und damit, wenn nicht schon zwischenzeitlich saniert, oft komplett ungedämmt.
Und das ist nicht nur ein Problem im Hinblick auf den Wohnkomfort und die Heizkosten, sondern auch für die Klimabilanz. 76 Prozent der in Wohngebäuden verwendeten Energie wird allein für die Heizung benötigt. Das heißt: Hier liegt das mit Abstand größte Einsparpotenzial des Gebäudesektors. Und damit sind wir schon mitten im Thema: Was habe ich eigentlich davon, wenn ich mein Haus dämmen lasse?
Was tun, um den Wärmeverlust zu reduzieren? Die Natur macht es vor: Pferde bekommen ein Winterfell, Vögel plustern sich auf – und Gebäude sollten gedämmt werden.
Eine durchdachte und fachgerecht ausgeführte Wärmedämmung hat für private Bauherren entscheidende Vorteile: die Verringerung des Wärmebedarfs und damit der Heizkosten, die Erhöhung des Wohnkomforts sowie die Verbesserung der CO2-Bilanz (die wiederum Voraussetzung für staatliche Förderungen bei Sanierung und Neubau sein kann).
Damit man sich auch in den kälteren Monaten des Jahres im Haus wohlfühlt, wird eine bestimmte Menge Wärme benötigt. Sie sorgt für gleichbleibende Temperaturen in allen Räumen. Wie hoch der Bedarf ist, hängt von der gewünschten Raumtemperatur ab, von der Größe der zu beheizenden Fläche, vom Lüftungsverhalten der Bewohner und von der Dämmqualität der umgebenden Bauteile. Denn besonders bei alten Gebäuden geht, wenn es draußen kalt ist, viel Wärme über die äußere Gebäudehülle und die Lüftung an die Umgebung verloren. Je schlechter der Dämmstandard der Hülle ist, desto größer sind die Verluste. Wird die Gebäudehülle gedämmt, lässt sich der Wärmebedarf des Gebäudes dauerhaft drastisch reduzieren. Und Wärme, die nicht gebraucht wird, muss auch nicht erzeugt werden. Diese Einsparung kann im Extremfall, nämlich beim Passivhaus, sogar so weit gehen, dass überhaupt keine Heizungsanlage mehr benötigt wird (weiterführende Informationen zum Passivhaus findet man unter der Web-Adresse passiv.de).
Aber auch ohne dass der Passivhausstandard erreicht wird, lässt sich mit den richtigen Maßnahmen im Neubau und in der Altbausanierung der Wärmebedarf deutlich reduzieren. Und wer Heizenergie spart, spart bares Geld – umso wichtiger im Angesicht der zu erwartenden weiteren Kostensteigerungen: Die Bundesregierung hat im 2019 beschlossenen „Klimapaket“ unter anderem eine CO2-Abgabe vorgesehen. Von 25 Euro pro Tonne CO2 im Jahr 2021 soll diese bis auf 50 Euro pro Tonne im Jahr 2025 steigen. In den folgenden Jahren soll der CO2-Preis auf 65 Euro pro Tonne gedeckelt werden. Damit werden sich etwa die Kosten für Heizöl um bis zu 17 Cent pro Liter erhöhen.
Weitere Faktoren kommen hinzu und lassen vermuten, dass die Preise für fossile Energieträger mittelfristig ansteigen werden: Der Ölpreis ist beispielswese stark abhängig von politischen Ereignissen in Nahost. So führte zum Beispiel der Angriff auf eine saudische Raffinerie im Jahr 2019 dazu, dass sich der Rohölpreis in kürzester Zeit um fast 20 Prozent erhöhte. Wie die Energiepreise in den vergangenen 15 Jahren gestiegen sind, können Sie dem Diagramm auf Seite 185 entnehmen.
Nicht zuletzt durch die starke Resonanz der Bewegung „Fridays for Future“ sind der Klimawandel, seine Ursachen und möglichen Folgen in den Fokus der medialen Berichterstattung und der öffentlichen und politischen Diskussion gerückt. Im Pariser Klimaschutzabkommen hat sich Deutschland völkerrechtlich verbindlich verpflichtet, unser Land bis zum Jahr 2050 CO2-neutral zu gestalten.
Betrachtet man den Gebäudebereich und seine Auswirkungen auf das Klima, lässt sich feststellen: Die benötigte Wärme wird bei fast allen Gebäuden, insbesondere bei Altbauten, über eine Heizungsanlage erzeugt. Hier wird in der Regel Öl, Gas oder auch Holz verbrannt. Dabei entsteht klimaschädliches CO2, das in die Atmosphäre abgegeben wird. Deutschland emittiert pro Jahr ungefähr 860 Millionen Tonnen CO2, auf den Gebäudebereich entfallen dabei ungefähr 220 Millionen Tonnen CO2, mithin also ziemlich genau ein Viertel der Emissionen. Es werden verschiedene, stark voneinander abweichende Zahlen diskutiert, das hängt davon ab, ob zum Beispiel die Emission der Stromerzeugung (für Elektroheizungen, Pumpen und Ähnliches) und der Fernwärmekraftwerke eher dem Energie- oder dem Gebäudebereich zugeschlagen werden. Letzteres wäre sinnvoll, da Fernwärme nun einmal in Gebäuden benötigt wird; dasselbe gilt für den Heizstrom, der für über eine Million Elektro-Direktheizungen (zum Beispiel Nachtspeicheröfen und Elektro-Fußbodenheizungen) und für die Gebäudetechnik (unter anderem Wärme- und Heizungspumpen oder Lüftungsanlagen) eingesetzt wird.
Deutlich wird auf jeden Fall eines: Der Gebäudebereich ist ein zentraler Faktor, wenn es um eine wirksame Reduktion des CO2-Ausstoßes geht. Zusätzlich zu dem, was man kurz- und langfristig mehr im Geldbeutel hat, betreibt man mit der Senkung des Heizenergiebedarfs durch Dämmung also auch aktiv Klima- und Umweltschutz. Durch den reduzierten Energieverbrauch eines Gebäudes wird dessen CO2-Ausstoß deutlich gesenkt. Würde man alle vor 1979 errichteten Gebäude (75 Prozent des Bestandes) mit kostenoptimierten, wirtschaftlichen Sanierungskonzepten modernisieren, ließe sich der Energieverbrauch des Gebäudesektors um mindestens die Hälfte reduzieren. Das Ergebnis: 110 Millionen Tonnen CO2 weniger und eine jährliche Ersparnis von 30 Milliarden Euro, die nicht mehr für die Bereitstellung und Erzeugung von Energie ausgegeben werden müssten.
Es gibt in Sachen Umwelt- und Klimaschutz also noch viel zu tun! Durch die Dämmung des eigenen Hauses kann jeder selbst einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung der CO2-Bilanz und zum Umweltschutz leisten. In welchem Ausmaß verschiedene Dämmstoffe zum Klimaschutz beitragen, lässt sich den Diagrammen auf den Seiten 183 und 184 entnehmen.
In einem Raum, in dem die Temperatur wahrnehmbar schwankt, hält sich kaum jemand gerne auf. Auch kalte Oberflächen an Wänden, Fußböden und Fenstern werden gemeinhin als unangenehm empfunden und beeinträchtigen die Aufenthaltsqualität. Die Temperatur der Gebäudehülle beeinflusst tatsächlich unser Wohlbefinden: Eine kalte Außenwand fühlt sich an, als wenn es „kalt strahlen“ würde. Das ist zwar physikalisch nicht möglich, wird jedoch subjektiv so wahrgenommen. Je wärmer die Umhüllungsfläche ist, desto behaglicher fühlt man sich. In der Fachwelt wird diese Wirkung „thermische Behaglichkeit“ genannt. Das beste Mittel, um ganzjährig konstante Raumtemperaturen und thermische Behaglichkeit zu erreichen, ist – neben guten Fenstern – eine Außendämmung, die im Winter für warme Wandoberflächentemperaturen im Inneren des Gebäudes sorgt.
In einem gut gedämmten Haus mit Umhüllungsflächen, die eine höhere Oberflächentemperatur haben als diejenigen in einem ungedämmten Haus, fühlt man sich auch schon bei etwas niedrigeren Raumtemperaturen wohl. Das spart zusätzlich Energie ein. Neben dem gesteigerten Wohlbefinden ergeben sich aber auch gesundheitliche Vorteile für die Bewohner. Denn durch höhere Oberflächentemperaturen wird die „Luftwalze“ im Gebäude – warme Luft steigt an heißen Heizkörpern nach oben und sinkt an kalten Wänden nach unten – und die damit verbundene Aufwirbelung von Staub reduziert. Die höheren Wandtemperaturen, die mit einer fachgerechten Dämmung erzielt werden, wirken außerdem dem Wachstum von Schimmel entgegen (siehe Seite 19).
Wärmedämmung ist ein grundlegendes physikalisches Prinzip, das nicht nur bei Gebäuden eine Rolle spielt.
Wärmedämmung hemmt ganz allgemein gesprochen den Durchgang von Wärmeenergie durch ein bestimmtes Medium, sei es ein Bauteil, seien es Fell, Haut oder eine Fettschicht, um die Temperatur eines Raumes oder eines Körpers konstant zu halten.
Wärme kann grundsätzlich durch drei Mechanismen übertragen werden:
Wärmeleitung: Die Wärme wird durch die Bewegung von Molekülen weitergegeben. Stoffe mit hoher Dichte leiten Wärme meist besser als Stoffe mit einer geringen Dichte. So leitet Metall die Wärme besser als Holz. Wärmedämmung wird dadurch erreicht, dass die für die Wärmeleitung verantwortlichen Molekülkaskaden durch geeignete Materialien sowie deren Anordnung verlängert oder unterbrochen werden. So leitet ein Löffel aus Metall die Wärme aus der heißen Speise besser als ein Löffel aus Holz oder Kunststoff. Wände aus Beton leiten die Wärme hervorragend, hingegen stellen massive Wände aus Holz schon einen gewissen Wärmeschutz dar.
Wärmestrahlung: Die Wärme wird durch elektromagnetische Wellen weitergegeben. Die Verringerung der Wärmeverluste durch Wärmestrahlung wird vor allem durch Reflexion („Spiegelung“) auftreffender Wärmestrahlung erreicht. Skifahrer kennen den Effekt: Sitzt man bei strahlendem Sonnenschein, aber kalter Luft im Windschatten einer Hütte und genießt seinen Tee, können manchmal Pullover oder Mütze sogar ausgezogen werden, denn die Sonnenstrahlen sind angenehm warm. Geht man jedoch in den Schatten, wird es schlagartig kalt und unangenehm.
Konvektion: Die Wärme wird durch Strömungen in Gasen (also auch Luft) oder Flüssigkeiten transportiert. Wärmeleitung durch Konvektion ist das Prinzip, welches jeder wasserführenden (Zentral-)Heizungsanlage zugrunde liegt: Die Wärme des Heizkessels wird durch das Wasser im Heizungskreislauf in die Wohnungen transportiert. Auch warme oder kalte Luft, die durch große oder kleine Öffnungen und Schlitze in Bauteilen strömt, transportiert die Wärme beziehungsweise Kälte durch Konvektion. Wärmedämmung wird durch die Unterbrechung der Wärmeströmungen erreicht.
Zum Verständnis der Wirkweise von Wärmedämmung ist es wichtig zu wissen, dass warme und kalte Luftschichten immer zum Temperaturausgleich tendieren. Im Baubereich gibt es – entgegen landläufiger Meinung – keine „stehenden Luftschichten“. Es erfolgt grundsätzlich immer ein konvektiver und strahlender Wärmetransport innerhalb der Luftschichten. Um den unerwünschten Wärmetransport durch Konvektion zu verhindern, muss also die Bewegung der Luftmoleküle durch einen Dämmstoff gehemmt werden. Je kleiner und feiner die Luftporen des verwendeten Dämmstoffes, desto besser ist die Dämmwirkung. Mohairoder Angorawolle oder Daunenfedern dämmen beispielsweise besser als Baumwollfasern, da die Luftporen erheblich kleiner sind.
Die nachträgliche Wärmedämmung funktioniert grundsätzlich nach dem folgenden Prinzip: Es wird überprüft, ob sich im Bauteil eine Luftschicht befindet, und diese wird mit geeigneten Materialien gefüllt und damit eliminiert.
Luftschichten kommen in allen Bauteilen vor. Dazu gehören Hohlschichten in der Außenwand (sogenanntes zweischaliges Mauerwerk), ausgebaute, nicht gedämmte Dachschrägen, nicht komplett gefüllte Holzbalkendecken zum nicht beheizten Dachboden hin, Holzfußböden auf Lagerhölzern im Erdgeschoss, nicht oder nur teilweise gedämmte, belüftete Flachdächer von Bungalows und Hochhäusern sowie Gebäudetrennfugen zwischen Doppel- beziehungsweise Reihenhäusern (diese wurden ursprünglich zum Zweck des Schallschutzes konstruiert). Zur Dämmung verwendet man sinnvollerweise Dämmmaterialien, die in diese Luftschichten eingefüllt werden können (Einblas- oder Schüttdämmstoffe).
Kalte Luft kann weniger Feuchtigkeit binden als warme. Daher ist die Luftfeuchtigkeit im Winter draußen niedriger als im Haus, wo durch Waschen, Kochen, über Zimmerpflanzen und den Atem der Bewohner permanent Wasserdampf erzeugt wird. Stößt der Wasserdampf auf eine kalte Fläche (zum Beispiel ein Fenster oder eine Wärmebrücke, die durch ein unzureichend isoliertes Bauteil entsteht), ballen sich die Wassermoleküle zu kleinen Wassertröpfchen zusammen: Es entsteht Wasser (in Extremfällen sogar Eis). Wird das Bauteil auf der kalten Seite gedämmt (also der Wärmetransport dort stark verringert), erwärmt sich das innen liegende Bauteil, es kann kein Tauwasser entstehen.
Befindet sich die wärmedämmende Schicht jedoch auf der Innenseite des Bauteils (Innendämmung!), diffundieren die Wasserdampfmoleküle durch den Dämmstoff hindurch, stoßen auf die kalte Schicht und kondensieren aus. Diesen Effekt nennt man „Taupunkt“. Er tritt auf, wenn sich auf der kalten Seite eine Schicht befindet, die einen höheren Wasserdampfdiffusionswiderstand hat – also dampfdichter ist – als die Schicht der warmen Seite, zum Beispiel eine dampfdichte Folie oder auch ein sehr dampfdichter Außenanstrich. Das entstehende Tauwasser kann zur Zerstörung der Bausubstanz und zum Entstehen von Schimmelpilzen führen. Schimmelpilze wachsen nur dort, wo ein Übermaß an Feuchtigkeit vorhanden ist. Aus diesem Grund gehört eine Innendämmung immer in die Hand von erfahrenen Fachleuten – gegebenenfalls sogar unter Hinzuziehung eines Bauphysikers – und sollte auf keinen Fall selbst durchgeführt werden.
Innendämmsysteme sollten kapillaraktiv sein, das heißt, das Dämmmaterial transportiert das anfallende Tauwasser, speichert es im gesamten Dämmstoffkörper ab und leitet es kapillar zum Innenraum, wo es verdunsten kann. Die Dämmsysteme, die bei einer Innendämmung eingesetzt werden, müssen außerdem vollflächig auf der Außenwand aufgebracht werden. Hohlräume zwischen dem Dämmstoff und der Außenwand müssen auf jeden Fall vermieden werden!
Beim Neuaufbau von Dämmschichten im Alt- und Neubau in Leichtbaukonstruktionen (Holzrahmenbau, Dämmung der Dachschrägen) muss darauf geachtet werden, dass von innen nach außen immer diffusionsoffenere Schichten eingebaut werden. Das bedeutet konkret im Dach, dass auf der Innenseite der Dachschräge eine Dampfbremse eingebaut werden muss, deren Wasserdampfwiderstand höher ist als derjenige der Unterdeckbahn, welche sich auf der Außenseite der Dämmschicht befindet (also direkt unter der Dachbekleidung).
Eine Holzwerkstoffplatte ist ebenfalls ziemlich dampfdicht und kann daher problemlos auf der Innenseite des Daches installiert werden.
Nicht ganz unproblematisch sind Bungalowdächer, die von unten beziehungsweise in der Konstruktion gedämmt werden. Die außen liegende Schicht (Bitumenbahn auf Holzverbretterung) ist sehr dampfdicht. Wird bis direkt unter diese Schicht gedämmt, entsteht dort Tauwasser. Damit das Tauwasser ablüften kann, muss hier bei einer nachträglichen Dämmung eine Restlüftungsebene unterhalb der Dachhaut verbleiben. Keine andere korrekt ausgeführte Dämmung bewirkt das Auftreten von Tauwasser! Landläufige Vorurteile, dass etwa die Außendämmung der Wand mittels eines Wärmedämmverbundsystems Tauwasser und Schimmel erzeugen würde, entbehren jeder Grundlage. Die massive Wand ist dampfdicht, Wärmedämmverbundsysteme sind daher immer tauwasserfrei.
Wärmedämmung und Schimmel sind indirekt proportional: Wo sich Dämmung außen auf der Außenwand oder im Dach befindet, kann kein Schimmel entstehen, und wo Schimmel entsteht, ist keine Dämmung vorhanden (abgesehen von Feuchtigkeitsanfall durch Leckagen in Leitungen, aufsteigendes Wasser und Schlagregen).
Was kann man gegen Algen auf der Fassade tun?