Insektenkopf und Insektenbein
Die Mundwerkzeuge können in Anpassung an die Lebensweise stark abgewandelt sein, etwa bei Schmetterlingen zum Saugrüssel. Ähnliches gilt für die Beine.
Welches Insekt ist das?
Der Kosmos-Farbcode teilt die Insekten in sieben Gruppen ein, in denen die einzelnen Insektenordnungen nach ihren Verwandtschaftsverhältnissen angeordnet sind.
Urinsekten, Eintagsfliegen und Steinfliegen, Libellen
Ohrwürmer, Fangschrecken, Heuschrecken, Tierläuse, Blasenfüße, Zikaden, Wanzen
Käfer
Kamelhalsfliegen, Schlammfliegen, Netzflügler
Hautflügler
Köcherfliegen, Schmetterlinge
Flöhe, Schnabelfliegen, Zweiflügler
Grundbauplan eines Insekts
Insektenkopf und Insektenbein
Metamorphose der Insekten
Impressum
Faszinierende Insekten
Insekten besitzen eine feste chitinhaltige Außenhülle, die zur besseren Beweglichkeit in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen durch Einschnitte gegliedert ist, vergleichbar mit einer Ritterrüstung. Die einzelnen Ringe, aus denen sich der Körper zusammensetzt, nennt man Segmente. Darüber hinaus ist der Insektenkörper in drei Abschnitte gegliedert: Kopf, Brustabschnitt (Thorax) und Hinterleib (Abdomen).
DER KOPF
Er trägt außer den Augen als Anhänge die Fühler (Antennen) und die Mundwerkzeuge. Im Einzelnen sind dies die unpaare Oberlippe (Labrum), die paarigen Oberkiefer (Mandibeln) und Unterkiefer (Maxillen) sowie ein drittes, in der Mitte verwachsenes Paar, die Unterlippe (Labium). Diese ursprünglich zum Beißen entwickelten Werkzeuge haben in den einzelnen Insektengruppen unterschiedlichste Abwandlungen erfahren, etwa bei den Wanzen, wo sie zum Stechrüssel, oder bei Schmetterlingen, wo sie zum biegsamen Saugrohr umgewandelt wurden. Dabei wurden z B. einzelne Elemente in Stechborsten oder Saugrohre umgewandelt, andere zum Teil völlig zurückgebildet. Die Augen sind fast immer Facettenaugen. Das von ihnen gelieferte Bild entspricht etwa einem grob gerasterten Zeitungsdruck. Daneben finden sich oft an der Stirn zwei oder drei kleine Punktaugen, deren Aufgabe vor allem in einer Regelung der täglichen Aktivitätszeiten liegt. Die Fühler dienen außer dem Ertasten der Umgebung meist auch dem Geruchssinn.
DER BRUSTABSCHNITT
Er ist aus drei Segmenten zusammengesetzt und trägt bei den meisten Insekten alle Bewegungsorgane, außer zwei Paar Flügeln noch drei Paar Laufbeine. Den urtümlichsten Insekten fehlen allerdings die Flügel, und bei manchen höher entwickelten Insekten können sie teilweise oder ganz zurückgebildet sein. Vielfach sind die beiden Paare auch sehr verschieden in Größe, Form oder Festigkeit. Die Laufbeine gliedern sich jeweils in fünf Abschnitte, vom Körper ausgehend in Hüfte (Coxa), Schenkelring (Trochanter), Schenkel (Femur), Schiene (Tibia) und Fuß (Tarsus). Der Fuß ist nochmals in meist fünf Ringe unterteilt und trägt am Ende in der Regel zwei Krallen.
Im Innern wird der Brustabschnitt weitgehend von der mächtigen Flugmuskulatur ausgefüllt. Diese setzt nur bei den Libellen an der Flügelwurzel an und bewegt hier die Flügel direkt; andere Insekten drücken durch Muskelkraft die Wände ihrer Brust zusammen und bewegen damit indirekt ihre Flügel. Das erste Brustsegment trägt keine Flügel; seine Rückenplatte ist oft besonders verstärkt und wird als Halsschild (Pronotum) bezeichnet.
Die Rückenplatte des folgenden Segments ist bei vielen Insekten zu einer kleinen, mehr oder weniger dreieckigen Platte entwickelt, die zwischen den Ansatzpunkten der Vorderflügel liegt und als Schildchen bezeichnet wird.
Die Gottesanbeterin (Mantis religiosa) ernährt sich von anderen Insekten, die sie blitzschnell mit ihren bedornten Fangbeinen ergreift.
Foto: Heiko Bellmann
DER HINTERLEIB
Er ist schließlich vor allem Träger der verschiedenen lebenswichtigen Organe, etwa des Verdauungstrakts, des schlauchförmigen Herzens und der Geschlechtsorgane. Kurz vor seiner Spitze befinden sich oft verschiedene Anhänge, etwa paarige Greifzangen oder gegliederte Schwanzfäden, die in beiden Fällen als Cerci bezeichnet werden. Oft besitzen die Weibchen einen aus zwei oder drei Paaren von Anhängen hervorgegangenen Legebohrer zur Ablage der Eier an ganz speziellen, meist gut versteckten Orten. Nur selten sind am Hinterleib erwachsener Insekten Bewegungsorgane zu finden. Ein Beispiel hierfür wäre aber die Sprunggabel der Springschwänze. Der ganze Hinterleib wird von einem System verzweigter Luftschläuche, den Tracheen, durchzogen, die über kleine Öffnungen an den Segmentseiten, die Stigmen, nach außen münden und den Sauerstoff bis direkt an die Organe transportieren. Sie reichen auch in den Brustabschnitt hinein. Bei Larven von Wasserinsekten findet man oft schlauch- oder plättchenförmige seitliche Anhänge (oft auch im Bereich des Brustabschnitts), die ebenfalls von Tracheen durchzogen sind und als Tracheenkiemen der Sauerstoffaufnahme aus dem Wasser dienen.
ENTWICKLUNG
Die starre Körperhülle der Insekten lässt nur in begrenztem Umfang ein Wachstum zu. Die Tiere müssen daher von Zeit zu Zeit ihre zu eng gewordene Hülle in einer Häutung abstreifen und sich einen neuen, größeren Panzer zulegen. Außer mit solchen Häutungen ist die Entwicklung im Allgemeinen mit einem auffallenden Gestaltswandel, der Metamorphose, verbunden.
Den als Urinsekten zusammengefassten ursprünglichsten Insekten fehlt allerdings noch diese Veränderung des Erscheinungsbildes. Bei ihnen gleichen die jüngsten Stadien fast vollkommen den Erwachsenen, nur nicht in der Größe. Bei den höheren Insekten hingegen lassen sich die Jungtiere, die Larven, meist leicht vom erwachsenen Insekt, der Imago, unterscheiden. Die Larven häuten sich einige Male, je nach Art mindestens zweimal bis mehr als zehnmal, und erreichen schließlich als letztes Larvenstadium ihre endgültige Körpergröße.
In der nun folgenden Häutung wandeln sich die primitiveren Insekten direkt zur Imago, die höher entwickelten schalten davor noch ein weiteres Stadium ein, die Puppe. Diese stellt ein meist weitgehend unbewegliches Ruhestadium dar, in dem sich die tief greifenden Umwandlungsprozesse der Larve in die Imago vollziehen. Die Entwicklung mit Puppenstadium bezeichnet man als vollständige Metamorphose, eine solche ohne Puppe als unvollständige, die entsprechenden Arten auch als holometabol bzw. hemimetabol. Die Larven holometaboler Insekten sehen immer deutlich anders aus als die erwachsenen Tiere. Bei hemimetabolen Insektengruppen unterscheiden sich Larven in der Regel dann deutlich von den Imagines, wenn auch ihre Lebensweise eine deutlich andere ist als die der Erwachsenen, etwa bei den Eintagsfliegen oder Libellen. Gleichen sich beide aber weitgehend im Aufenthaltsort wie in der Ernährungsweise, sind auch die beiden Entwicklungsstadien meist einander recht ähnlich, etwa bei den Heuschrecken und Wanzen.
Die Flügelanlagen vergrößern sich dabei von Häutung zu Häutung, bis sie schließlich bei der Imago ihre volle Größe erreicht haben. Erst in diesem Stadium sind sie auch funktionsfähig. Einzige Ausnahme sind die Eintagsfliegen, die bereits im vorletzten Stadium voll funktionsfähige Flügel besitzen. Dieses besondere Stadium wird als Subimago bezeichnet.
GEFÄHRDUNG UND SCHUTZ
Einige Insektenarten können an Kulturpflanzen oder auf andere Weise den Menschen schädigen, eine sehr viel größere Zahl ist aber heute durch vom Menschen ausgehende Einflüsse in unterschiedlichem Maße gefährdet.
In den seltensten Fällen geht diese Gefährdung von einer direkten Nachstellung aus, sondern praktisch immer sind hierfür Veränderungen der Umwelt verantwortlich. Die Zerstörung natürlicher Lebensräume durch Baumaßnahmen, durch Umwandlung in Kulturflächen oder durch Einflüsse, die von benachbarten Gebieten ausgehen, sind die wesentlichen Faktoren, die dazu geführt haben, dass heute bei uns beispielsweise über 60% der Libellen und fast 50% der Schmetterlinge auf der roten Liste der gefährdeten Tierarten geführt werden müssen. Nicht wenige sind inzwischen sogar aus ganz Mitteleuropa verschwunden.
Um den Rückgang der Arten aufzuhalten, wurden u. a. viele Naturschutzgebiete eingerichtet und eine Reihe von Gesetzen verabschiedet. Inzwischen sind zahlreiche Insektenarten bei uns gesetzlich geschützt. Hierzu zählen z. B. alle Libellen und Wildbienen sowie viele Käfer und Schmetterlinge. Sie werden hier jeweils mit Vermerk »Geschützt« am Ende des Abschnitts »WISSENSWERTES« gekennzeichnet.
Die nur 7–9 mm große Sand-Goldwespe (Hedychrum nobile) ist durch eine prächtige metallische Färbung ausgezeichnet.
Foto: Heiko Bellmann
Urinsekten
Schwarzer Wasserspringschwanz
— Podura aquatica
Foto: Heiko Bellmann
MERKMALE Nur 1–1,5 mm langes, flügelloses Insekt mit plumpem, blauschwarzem Körper. VORKOMMEN Oft in großen Scharen an Gewässerufern oder auf der Wasseroberfläche; überall häufig. Ganzjährig ausgewachsen. WISSENSWERTES Der Schwarze Wasserspringschwanz ernährt sich überwiegend von abgestorbenen Pflanzenresten. Er färbt oft auf dem Wasserspiegel treibende Blattstücke durch seine massenhafte Anwesenheit schwarz und kann mit Hilfe einer Sprunggabel weite Sprünge ausführen.
Urinsekten
Doppelschwanz
— Campodea sp.
Foto: Heiko Bellmann
MERKMALE 3–5 mm langes, sehr zartes, farbloses Insekt ohne Flügel, am Hinterende mit zwei langen, fühlerartigen Schwanzfäden. VORKOMMEN Am Waldboden nicht selten, besonders unter Steinen. Ganzjährig ausgewachsen. WISSENSWERTES Der Doppelschwanz ist ein blinder Bodenbewohner, der sich nur bei feuchter Witterung nahe der Erdoberfläche aufhält. Bei Trockenheit lebt er tief im Erdreich verborgen. Er ernährt sich von Pflanzenresten und Pilzfäden, z. T. auch von anderen Insekten.
Urinsekten
Silberfischchen
— Lepisma saccharina
Foto: Heiko Bellmann
MERKMALE 9–12 mm langes, silbrig beschupptes, flügelloses Insekt, am Hinterende mit drei Schwanzfäden. VORKOMMEN Fast nur in Gebäuden, besonders an warmen, feuchten Stellen (Badezimmer!) häufig. Ganzjährig ausgewachsen. WISSENSWERTES Silberfischchen sind außerordentlich genügsam. Sind sind kaum schädlich, können bei stärkerer Vermehrung aber z. B. durch Benagen von Nahrungmitteln und Tapeten lästig werden. Sie paaren sich indirekt wie alle Urinsekten durch vom Männchen abgesetzte Samentröpfchen, die vom Weibchen aufgenommen werden. Um seine Partnerin an die richtige Stelle zu dirigieren, spannt das Männchen einen Faden, unter dem diese hindurchkriechen muss.
Eintagsfliegen und Steinfliegen
Große Eintagsfliege
— Ephemera danica
Foto: Heiko Bellmann
Foto: Heiko Bellmann
MERKMALE Fertiges Insekt (erstes Bild) mit ca. 40 mm Flügelspannweite, dunkel gefleckten, glasigen Flügeln (Vorderflügel deutlich größer als Hinterflügel) und drei langen Schwanzfäden; Larve (zweites Bild) walzenförmig, am Hinterleib mit behaarten Kiemenfäden und hinten drei kurzen Schwanzfäden. VORKOMMEN Entwickelt sich in sauberen Fließgewässern; meist häufig. Flugzeit Mai bis September. WISSENSWERTES Die grabende Larve lebt im Boden von Fließgewässern. Sie häutet sich am Ende ihrer Entwicklung (wie alle Eintagsfliegenlarven) zunächst in eine Subimago mit milchigen Flügeln, die sich kurz darauf zur Imago häutet.
Eintagsfliegen und Steinfliegen
Kleine Eintagsfliege
— Ephemerella ignita
Foto: Heiko Bellmann
MERKMALE Fertiges Insekt um 20 mm Flügelspannweite; Flügel glasartig durchsichtig; drei gut körperlange Schwanzfäden; Larve etwas untersetzt, Hinterleib mit Kiemenblättchen und drei Schwanzfäden. VORKOMMEN An Fließgewässern häufig, seltener auch an stehenden Gewässern. Flugzeit Mai bis September. WISSENSWERTES Nach der Paarung quellen beim Weibchen die Eier unter der Hinterleibsspitze als etwa 1 mm große Kugel hervor. Bei der Eiablage wird diese Kugel ins Wasser abgeworfen, wo sie aufquillt und die von einer gallertigen Hülle umgebenen Eier auseinanderfallen. Die Larven dieser Art leben vorwiegend zwischen Wasserpflanzen.
Eintagsfliegen und Steinfliegen
Große Steinfliege
— Perla marginata
Foto: Heiko Bellmann
Foto: Heiko Bellmann
MERKMALE Körperlänge 15–25 mm; Grundfärbung dunkelgrau; Kopf oberseits gelblich, zwischen den drei Punktaugen mit dunklem Fleck, wie die Larve mit zwei Schwanzfäden; Larve (zweites Bild) an den Brustseiten mit gelblichen Kiemenbüscheln. VORKOMMEN An sauberen, steinigen Bächen, vor allem im Bergland; weit verbreitet, aber meist nicht häufig. Flugzeit Mai bis August. WISSENSWERTES Die Larve lebt in starker Strömung unter Steinen. Sie frisst andere Wasserinsekten.
Libellen
Blaugrüne Mosaikjungfer
— Aeshna cyanea
Foto: Heiko Bellmann
Foto: Heiko Bellmann
MERKMALE 90–100 mm Flügelspannweite; Hinterleib beim Männchen (erstes Bild) mosaikartig schwarz, grün und blau, beim Weibchen nur schwarz und grün gefleckt; Larve (zweites Bild) mit zigarrenförmigem Körper, am Hinterende Pyramide aus fünf spitzen Dornen. VORKOMMENWISSENSWERTESGeschützt