© 2019 Hans S. Tjaden
Neuauflage
Herstellung & Verlag:
BoD™ – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 9783844894929
Printed in Germany
Vor ca. vierzehn Jahren. In Neumegroth, der Hauptstadt des Elfenlandes, werden alle Vorbereitungen zum großen jährlichen Magier-Event am 07. Juni getroffen. Am Stadtrand, in dem großen Stadion das dem Colloseum in Rom nachempfunden ist werden die Darbietungen stattfinden. Siebzigtausend Zuschauer haben dort Platz. Auf dreißig, oberhalb der Ränge aufgestellten Videomonitoren erscheinen die Wettkämpfe zwischen den besten Magiern aus dem Magierland in Großformat. An vier Türmen ist eine Seilkamera installiert, damit kann man jeden Winkel in der Arena anfahren. Aber auch zahlreiche feste und bewegliche Kameras sind im Einsatz. Die Wettkämpfe werde auch über Kabel und Satelitt im ganzen Land zu sehen sein. Links im Stadion in der unteren Reihe befinden sich die Plätze der neun Juroren. Alles altgediente Magier, Zwerge und Elfen werden hier bald Platz nehmen. Jede Gruppe besteht aus drei Personen. In der Mitte des Stadions ist eine Arena von der aus die Magier ihre Show zum Besten geben. Morgen beginnen die Wettkämpfe.
Schon am frühen Morgen strömen die Zuschauer in das seit Monaten ausverkaufte Stadion, alles Bewohner aus dem Elfenland, also Zwerge und Elfen. Die Darbietungen beginnen pünktlich um 12:00 Uhr. Der Präsident des Elfenlandes, ein stattlicher Zwerg mit Namen Alfons Rudoro sitzt mitten im Stadion auf einem Podest mit einem kleinen Thron. Er erhebt sich und eröffnet mit folgenden Worten die Wettkämpfe: "Möge der Beste gewinnen." Gleichzeitig hebt er nach dem letzten Wort den rechten Arm, öffnet die Hand aus der eine leuchtend rote Kugel in die Mitte des Stadion auf ca. dreißig Meter Höhe aufsteigt um dann in einem lauten Knall zu detonieren. Danach erfolgt unter frenetischem Applaus der Einmarsch der Magier. Der Sieger des letzten Jahres, der Magier und Vorsitzende der Magier-Gilde Exilist führt die Gruppe unter großem Applaus ins Stadion. Die Teilnehmer verteilen sich gleichmäßig im Oval des Stadions auf für sie bereitstehenden Sessel. Nochmal erhebt sich der Zwergenpräsident. Alles schweigt. Die Zuschauer sind gespannt was jetzt aussergewöhnliches passiert. Es ist so still, man könnte eine Stecknadel fallen hören.
"Verehrter Magier und Vorsitzender Exilist kommen Sie nach vorne in diese Runde. Auch bitte ich die Elfe Fabila hinzuzutreten." Fabila kommt, mit ihrem kleinen zwei Monate altem Sohn von der Tribüne nach unten zu Exilist. Sie stehen nun kurz vor dem Podest, als der Präsident nochmal das Wort erhebt:
"Hiermit wird mir die große Ehre zuteil die Verlobung und baldige Hochzeit von Exilist und Fabila bekannt zu geben." Jetzt erheben sich alle Besucher der Veranstaltung und der Applaus scheind nicht enden zu wollen.
Am Rande der Arena werden von zwei hübchen jungen Elfen die ersten drei Lose für die Reihenfolge der Teilnehmer gezogen. Als erstes wird ein kleiner Magier namens Mystizium in die Arena gebeten. Ein Raunen geht durch das Stadion. Mystizium erreicht immer nur den letzten Platz im Wettbewerb. Schon das Raunen im Stadion macht ihn so nervös, das seine Darbietung wieder nicht gelingen wird. Doch dazu kommt er nicht mehr, denn in diesem Moment verdunkelt sich schlagartig die Atmosphäre über dem Austragungsort. Die obere Atmosphäre ist durchdrungen von unzäligen Blitzen und lautem Donnerhall. Jetzt erscheinen 2000 Hexen unter Führung der bösen Oberhexe Xania wie aus dem Nichts und lassen alle Anwesenden zur Unbeweglichkeit erstarren. Die Magier konnten nichts gegen die Übermacht der Hexen ausrichten. Ein schauriges Bild herrscht über dem Stadion, zweitausend Hexen schweben auf ihren Besen über den Köpfen der Besucher. Dicht darunter fliegt die Oberhexe magische Kreise bis sie abrupt vor Exilist anhält. Mit drohender Gestick fuchtelt sie mit ihrer Knochenhand vor seiner Nase herum. Exilist und alle anderen sind gefesselt durch die der Magie und Übermacht von diesen zweitausend Hexen. Laut ruft die alte Hexe Xania in die Runde:
"Du Exilist wirst nicht die Schlampe einer Elfe heiraten um ein weiteres Bündnis mit dem Zwergen zu schließen. Ich werde dich auf einen geheimen Ort in den den hohen kalten Norden des Zwergenreichs vebannen. Dort wirst Du bis zu meinem Tod mit Hilfe der Schwarzalben den Zwergenstaat terrorisieren", sprachs und mit einer Handbewegung in die aufgeladene Atmosphäre erhebt sich Exilist aus seinem Sessel und fliegt immer schneller werdend mit dem Geräuch einer überdimensionalen Silvesterrakete Richtung Norden wo er nach ein paar Sekunden auf der Burg landen wird. Die Oberhexe wendet sich nun an Fabila, der auserwählten Frau von Exilist:
"Und nun zu dir Schlampe Fabila, dich werde ich in die Menschenwelt verbannen und deinen Sohn werde ich gut unterbringen." Nimmt der bewegungslosen Fabila den Sohn aus dem Arm und mit einer erneuten Handbewegung verschwindet Fabila so wie Exilist in der aufgeladenen Atmosphäre. Dann verschwindet die Oberhexe mit dem kleinen Leon auf ihrem Besen aus dem Stadion so schnell wie sie gekommen ist. Die anderen Hexen folgen ihr und der Spuk ist zu Ende.
Vierzehn Jahre später in der Menschenwelt. Ein schöner Sommermorgen. Es ist noch früh, die Sonne geht gerade auf. Die Eltern von Leon sitzen beim Frühstück. Leon kommt verschlafen die Treppe herunter und begrüßt seine Eltern. „Morgen Paps, Morgen Mam.“ Mama bekommt einen Kuss. Der Vater: „Warum nur die Mama“
Leon: „Du riechst komisch.“
„Aber Leon das ist nur das neue Rasierwasser von Papa.“ Leon zwingt sich mit abwehrender Hand zu einem vorsichtigen Luftkuss aus 30 cm Entfernung.
„Ja, eben. Ist Opa schon wach.“
Die Mutter: „Nein, laß ihn noch schlafen, auch wenn wir gleich weg sind.“
„O.k..“ Der Vater sieht auf die Uhr, 7:25 Uhr: „Das Taxi kommt in 10 Minuten.“ Alle frühstücken weiter.
„Warum kann ich nicht mitkommen,“ fragt Leon zum wiederholten Male .
„Leon, das haben wir doch besprochen, Papa und ich machen jetzt eine Woche Urlaub zu unserem fünfzehnten Hochzeitstag in Venedig und wenn wir wieder da sind fahren wir zwei Wochen nach Sylt, das war Opas Idee.“
Es klingelt, der Vater: „Das wird das Taxi sein, Elke hast du alles.“ Leon rennt in die Diele und stellt sich demonstrativ vor die Tür.
„Wenn ihr wiederkommt seit ihr doch erst wieder in der Firma.“
„Nein bestimmt nicht, Opa wird dich zum Bahnhof bringen und dann wechseln wir einfach den Zug und fahren direkt weiter und Opa kommt auch mit.“
„Das ist toll.“
Mama nimmt Leon zum Abschied in den Arm: „Die Überraschung ist uns aber gelungen, jetzt hältst du es noch eine Woche aus, o.k..“
„Ja Mam, tschüß Paps. Viel Spaß.“ Die Beiden verlassen das Haus steigen ins Taxi. Leon winkt dem abfahrenden Taxi noch lange nach. Nun ist Leon in dem großen Haus mit seinem Opa allein. Leon packt seine Schulsachen und verlässt auch bald das Haus.
Am Bahnhof fährt der Nachtzug aus Venedig ein. Leon und Opa Wilhelm warten schon mit Ihrem Gepäck. Leons Mutter winkt schon am offenen Zugfenster. Der Zug hält. Die Eltern steigen aus. „Hallo.“
Die Begrüßung ist herzlich. „Wir müssen nach Bahnsteig 4 und wir sollten uns beeilen der Zug nach Sylt fährt in sieben Minuten“, mahnt Opa Wilhelm. Die Zugfahrt verläuft ohne Zwischenfälle und die Eltern erzählen ausgiebig von Venedig, vom Canale Grande, der Rialtobrücke, der Insel Murano, von allen anderen Sehenswürdigkeiten und von den nächtlichen Fahrten mit der Gondel. So ist die Zeit schnell rum.
Nach dem alle in ihrem Ferienhaus angekommen sind, ist Leon auch schon unterwegs. Bei einem der vielen Fahrradverleiher mietet sich Leon ein Fahrrad, um die Insel zu erkunden. Er kommt dabei an einer mystischen Stätte bei Kampen vorbei, wie Opa sie ihm beschrieben hat. Leon umrundet interessiert das Areal und macht mit seinem digitalen Fotoapparat hier und da ein Bild. Am Abend lädt er die Bilder in seinen Laptop um sie sich noch mal vergrößert anzusehen. Sonderbar, auf seinen Bildern sind nicht nur das mystische Areal das er fotografiert hat sondern auch sternchensilbrig umrandete Umrisse eines menschen-ähnlichen Wesens zu erkennen. Erst meint er seine Kamera hat einen Defekt aber bei näherem Hinsehen stellt er fest, das diese Umrisse immer ein wenig anders aussehen und immer an einer anderen Stelle in den Bildern auftauchen. Diesem Phänomen musste er morgen mal auf den Grund gehen.
Alle, außer Leon sitzen beim Frühstück. Leon kommt herein macht sich im Stehen ein Brot.
„Guten Morgen“, sagt die Mutter
„Ja, morgen alle. Ich habe keine Zeit.“ Schon ist er draußen vor der Ferienwohnung, nimmt sein Leihrad und macht sich auf den Weg zu dieser mysteriösen Stätte. Das ganze sieht aus wie ein Tor, ist aber ein Hünengrab mit zwei großen Decksteinen. Hier angekommen macht er wieder ein paar Fotos, nimmt seinen Laptop aus dem Rucksack und lädt die Bilder. Das gleiche wie gestern Abend, wieder diese mysteriösen Umrisse, sie scheinen ihn irgendwie zu verfolgen. Er geht mit dem Laptop zu einem Punkt, der auf dem Foto ist und ruft „Hallo wer ist da.“ Nichts passiert. Er zeigt mit seiner rechten Hand in die Richtung und aus seinem Finger entweicht ein silbriger Sternenstrahl in Richtung des vermeintlichen Objektes. Der Umriß erscheint und ein schönes Mädchen in seinem Alter kristallisiert aus dem Umriß. Das Mädchen erwiderte den Fingerzeig und beide silbrigen Sternenstrahlen vereinigen sich, um dann zu verlöschen. Leon geht auf das Mädchen zu. „Jetzt habe ich Dich endlich gefunden“, sagt das Mädchen.
„Wer bist Du“, fragt Leon.
„Ich bin Nelo, deine Schwester“
„Was, wie meine Schwester?“
„Ja, deine Schwester, ich wohne im Zwergenland.“
„Ich verstehe nur Bahnhof“. Sie nimmt ihn an die Hand und geht mit ihm durch das „Tor“. Beim Annähern der Beiden leuchtet der Torraum leicht auf. Sie gehen in eine andere Welt, in die Zwergenwelt. Diese Welt sieht ähnlich aus wie die normale Welt nur hier ist kein Meer.
„Wie heißt Du noch mal?“
„Nelo.“
„Und, wieso bin ich dein Bruder.“
„Also, ich bin Nelo und sechzehn Jahre alt. Meine Mutter hat mich vor fast siebzehn Jahren zur Welt gebracht. Zwei Jahre später bist Du auf die Welt gekommen. Kurz nach deiner Geburt hat die Oberhexe Xania unseren Vater an einen geheimen Ort und unsere Mutter Fabila in eure Welt verbannt. Dich hat die Hexe in die Babyklappe eines Kölner Krankenhauses gelegt. Du bist dann von deinen neuen Eltern adoptiert worden. Ich bin bei meinen Großeltern gewesen als dieses Unglück geschah. Nach dem meine Oma gestorben war, hat mein Opa mich wegen seines Alters, nicht mehr behalten können, und mich in ein Elfenheim gebracht. Da war ich vier Jahre alt. Vor einem Monat hat mir die Heimleiterin eine Nachricht meiner Großeltern gegeben, weil ich bald siebzehn Jahre alt werde und dann volljährig bin. In dieser Nachricht stand, das es ein zweites Kind gibt, das zwei Jahre später geboren ist, den Namen Leon hat und in deiner Welt lebt. Ich habe meinen Ziehopa Alfons gebeten mal in eurer Welt zu recherchieren. Dein Opa, der den Zwergenpräsidenten Alfons gut kennt, hat dann herausgefunden das Du, Leon, mein Bruder bist. Da hat dein Opa Wilhelm auch gestaunt. Nur Deine Eltern, also Deine Adoptiveltern wissen noch nichts davon.“
„Wow.“ Leon muß erst mal tief durchatmen. Dann entdeckt Leon bei Nelo die Halskette mit dem kleinen silbernen halbkreisförmigen Anhänger.
"Die gleiche Kette mit dem Anhänger habe ich auch. Das muß ich erst mal verdauen.“
Unvermittelt kommt ein riesiger Vogel im Tiefflug auf die Beiden zu und überfliegt sie mit einer irren Geschwindigkeit. Leon bekommt einen großen Schreck und rennt durch das Tor zurück in seine Welt. Er springt auf sein Fahrrad und radelt nach Hause. Hier muß er sich erst mal beruhigen. Sein Opa kommt vom Strandspaziergang zurück und fragt was los ist. „Gibt es außer unserer Welt noch andere Welten, Opa.“
„Hmm, das ist durchaus denkbar. Wenn du mal die Atomstruktur betrachtest, hattet ihr doch gerade in Physik, dann weißt du das zwischen dem Atomkern und den Elektronen und zwischen den Atomen selber eigentlich viel Platz ist. Und wenn man überlegt das es z.B. Atomtypen A für unsere Welt gibt dann kann es vielleicht auch Atomtypen B oder C oder mehr geben für andere Welten. Da ist viel Platz für andere Welten, Spekulationen und vor allem für viel Fantasie.“ „Aber wie kann man denn zwischen den Welten hin- und herwandern“, will Leon wissen. „Oh, das weis ich auch nicht. Vielleicht mit einem Quantensprung oder mit einer besonderen Begabung“, gibt Opa Wilhelm zu bedenken.
Leons Eltern kommen mit dem Leihwagen aus Kampen zurück und sein Vater meldet für den Nachmittag eine Fahrradtour an. „Wir fahren heute Nachmittag alle mal nach Westerland ins Aquarium. Jetzt wollen wir erst mal zu Mittag essen, Mutter und ich haben ein paar leckere Salate mitgebracht.“ Der Tisch ist schnell gedeckt und Leon sucht nach einer Ausrede nicht mitfahren zu können. Zu seinem Glück ziehen dicke Regenwolken auf und die Fahrradtour wird mit der Zustimmung aller auf den nächsten Tag verschoben. Leon beschloß abzuwarten, um zu sehen wie sich das Wetter entwickelt. Es scheint noch mal gut zu gehen, am späten Nachmittag kommt die Sonne wieder raus und er macht sich mit dem Leihrad auf den Weg. Opa Wilhelm hat sich so seine Gedanken über das Gespräch vom Vormittag gemacht. Er hat beschlossen, Leon für den Nachmittag mal zu beobachten und folgt Leon im gehörigem Abstand. Vor einer kleinen Anhöhe hat Leon sein Fahrrad abgelegt. Opa Wilhelm kann gerade noch hinter einem dichten Busch verschwinden, das war knapp. Er legt sein Fahrrad ins Gras und sieht Leon die Anhöhe, auf der dieses mystische Steingebilde steht, erklimmen. Leon sieht schon seine Schwester, die auf ihn wartet, sie streckt ihm die Hand entgegen und Leon macht das gleiche, wieder treffen sich die Silberstrahlen, vereinigen sich zu einer kleinen Kugel, die sich wieder auflöst. „Warum bist du weggerannt.“
„Ich hatte mich total erschrocken und auch Angst bekommen“, entschuldigt sich Leon. „Außerdem musste ich auch mal wieder nach Hause.“
„Vor dem großen Vogel muß du keine Angst haben, das ist Gol, mein bester Freund, komm ich stelle in dir vor.“ Sie gehen durch das Tor.
Opa Wilhelm sieht wie Leon sich verhält, er sieht wie Leon stehen bleibt, seine Hand hebt, er sieht das Mädchen. Beide gehen durch das Tor und sind einfach verschwunden. Opa Wilhelm steht in seinem Versteck. „Es hat geklappt, er hat sie gefunden,“ denkt er so. Er geht auf die Anhöhe und setzt sich vor dem Tor ins Gras.
Leon und seine Schwester sind auf der anderen Seite des Tores angekommen. „Ich kann nicht mit dir mitgehen und aus meiner Welt weglaufen.“
„Hmm, aber das ist kein Problem. Ich mach aus dir Leon1 und kopier dich als Leon2 für deine Welt.“ Nelo legt ihre rechte Hand auf den Kopf von Leon und hebt die Linke in die gleiche Höhe. Sie murmelt ein paar unverständliche Worte und unter ihrer linken Hand materialisiert ein zweiter Leon. Der neue Leon2 begrüßt den alten Leon mit: „Hallo.“
„Was machst Du mit mir. Was soll der Andere hier.“ fragt Leon verzweifelt. Nelo. „Alles easy. Du bleibst und der Andere geht in Deine Welt zurück und wird Dich bestens vertreten“ Leon protestiert: „Ich bin jetzt zweimal da!“
„Kein Problem, Leon2 ist nur ein Hologramm.“ „Damit ich Euch unterscheiden kann, bekommst Du rote Haare“, gleichzeitig streicht Nelo ihm übers Haar und es wird rot. Leon versteht nicht was hier geschied.
Nelo wendet sich an den Anderen: „Leon2, Du geht’s jetzt durch das Tor und wirst Leon1 gut vertreten.“ Sie hat es noch nicht ganz ausgesprochen, da ist Leon2 schon verschwunden. Leon will ihm hinterher. Nelo hält ihn am Arm fest. „Du kannst nicht gehen. Dein Opa steht vor dem Tor.“
Opa Wilhelm steht wieder, um sich die Beine zu vertreten als Leon2 plötzlich aus dem Nichts auftaucht: „Hallo Opa Wilhelm was macht Du den hier?“
Opa Wilhelm zuckt zusammen: „Junge musst Du mich so erschrecken, wo kommst Du so plötzlich her.“
„Aus der Zwergen-Welt, wir haben doch heute Morgen drüber gesprochen.“ Opa Wilhelm nickt nur.
„Du kannst doch nicht so einfach über mich bestimmen“, protestiert Leon. „Ich will Dir meine Heimat zeigen, aber wenn Du nicht willst...“, verteidigt sich Nelo. Irgend ein Gefühl hält Leon davon ab wieder Richtung Tor zu laufen. "O.k. ich komme mit." "Ich rufe jetzt Gol damit er uns zu meinem Dorf bringt." Nelo dreht sich Richtung des großen Waldes, formt ihre Hände vor ihrem Mund zu einem Trichter „Gol ich rufe Dich, Gooool“. Es dauert nicht lange und ein riesiger grauer Vogel, der einem irdischen Adler gleicht, umkreist die Beiden in großer Höhe und senkt langsam seine Flughöhe bis er vor Ihnen landet. Leon kriegt den Mund nicht zu: „Puh ist der groß. Der ist ja so groß wie ein Jumbo-Jet.“
„Was ist ein Jumbo ... Jet“, will Nelo wissen. Das läßt Leon ein wenig innerlich wachsen, sie weiß doch nicht alles. „Ja, ein Jumbo-Jet ist ein großer künstlicher Vogel aus Metall und Kunststoff, wird von einem Piloten geflogen und ganz viele Menschen passen da hinein.“
„Wir klettern aber nicht in Gol hinein wir setzen uns oben drauf, da ist eine kleine Kabine mit Sitzen.“
„Wie kommen wir da hoch.“
„Mit den Seilleitern.“
„Strickleiter!“
„Nein, Seilleiter.“
„Strickleiter“, willst Du mit mir Streit anfangen.“ faucht Leon „Strickleiter.“
„Na dann eben Strickleiter,“ gibt Nelo klein bei.
Leon2 will sein Fahrrad aufheben. Es geht nicht. Er ist doch ein Hologramm. „Opa Wilhelm ich muß noch mal zurück.“ Er rennt zu der bekannten Stelle durch das Tor. Opa Wilhelm: „Leon wo willst Du hin.“
„Komme gleich wie... der Rest des Satzes verhallt im Tor, in der Landschaft.
„He ihr Zwei nicht abhauen.“ Nelo und Leon drehen sich verwundert herum „Was ist passiert“, will Nelo wissen.
„Ich bin ein Hologramm, ich kann nichts anfassen.“ „Oh das ist allerdings ein Problem. Hmm last mich nachdenken.“
„Du muß einfach seine Photonen zu Materiemolekülen verdichten.“ rät ihr Leon. „Oh, Du hast in Physik gut aufgepasst, aber ganz so einfach ist das nicht.“
„Wer rote Haare zaubern kann, kann auch Photonen verdichten .... oder!“
„Das hat mit Zaubern überhaupt nichts zu tun.“ faucht Nelo zurück.
„Las mich in Ruhe nachdenken“, verlangt Nelo. Leon geht zum Kopf des großen Vogels und versucht mit ihm zu sprechen:
„Ich bin Leon.“
„Ich weiß, ich bin Gol wie du schon weist“, damit hat Leon nicht gerechnet, obwohl er hat es irgendwie befürchtet, das dieser Vogel auch noch sprechen kann, na ja, er hat ja auch einen großen Kopf.
„Das wird gehen“, flötet Nelo als sie bei Leon2 ist. Sie umfährt mit ihren Händen seine Körperkonturen und murmelt wieder ein paar unverständliche Worte.
„Leon2 gib mir die Hand.“ Leon2 tut wie ihm geheißen. „Au, geht’s noch fester.“ jammert Nelo. Leon lacht sich halb schlapp „Der hat meinen Griff, klasse Kopie.“
„So das müsste jetzt funktionieren, ich geh mit dir noch bis zum Tor um zu sehen ob es gut geht und Du Leon bleibst wo du bist, klar.“
„Ja, ja.“. Beide gehen zum Tor. Nelo zupft Leon2 am Ärmel und flüstert ihm ins Ohr: „Du darfst nur mit dem Opa darüber reden, der weiß alles.“ „Alles klar.“
Opa Wilhelm zu Leon2: „Das hat aber gedauert.“ „Ich ..., ich mußte meinen Kompaß suchen den habe ich auf der anderen Seite verloren.“ Leon2 nimmt das Fahrrad hoch.
„Alles klar Opa Wilhelm wir können fahren.“ „Ich muß noch mein Fahrrad da hinter dem Busch hervorholen“, zeigt Opa Wilhelm.
Nelo ist wieder zurück. Leon ist noch da, er redet mit dem Vogel. „So nun wollen wir aber los. Leon klettere hoch.“
„Wo fliegen wir denn hin.“ „Erzähl ich dir gleich alles auf dem Flug“, sagt Nelo und klettert Leon hinterher. Oben angekommen schwingt sich Leon in den ersten Sitz. „Du musst dich mit dem Band festbinden, damit du nicht herunterfällst.“ „Du meinst Gurt, im Jumbo heißt das Gurt.“ „O.k., also nimm den Gurt.“ Nelo klappt die durchsichtige Kabinenkuppel zu, gibt Gol ein Zeichen und schon erhebt sich der Vogel mit seiner Spannweite von ca. 48 Metern in die Luft. Leon wird fast schlecht wegen der enormen Bescheunigung. „Ups, hat der Power, da gegen ist ein Jumbo ja eine lahme Ente“, staunt Leon.
Opa Wilhelm und Leon2 sind wieder zu Hause angekommen. Opa findet einen Zettel auf dem Tisch >Wir sind im Seelöwen essen< steht darauf. Es ist 17:00 Uhr. „Zum Seelöwen ist es mir heute zu weit, wir gehen zur Fischbude“, was essen, hast du Lust. Und danach müssen wir reden.“
„O.k. Opa Wilhelm.“
In der Luft gewinnt der adlerähnliche Vogel schnell an Höhe, schon bald sind sie in den Wolken. Nun, beginnt das Mädchen zu erzählen: „Wir fliegen zum Zwergenparlament da werde ich Dich dem Präsidenten der Zwergenrepublik vorstellen.“ „Du kennst den Präsidenten des Zwergenparlments?“ „Ja, der ist mein Ziehopa.“ Sie erreichen einen tiefen Talkessel, sieht fast so aus wie ein riesiger Vulkan. Hier liegt das Zwergenparlament. Kein Weg führt dort hin. Alles wird unterirdisch über gut ausgebaute Tunnel erledigt. Wenn das Parlament tagt, bewachen speziell dafür ausgebildete Elfen-Polizisten das Gelände. Aber über die Berge kann niemand kommen, die sind zu steil, besonders im inneren des Tales gehen die Wände fast senkrecht nach unten. Jeder der hier versucht sich abzuseilen würde unweigerlich entdeckt. In den parlamentslosen Zeiten überwachen Videokameras das Gebirge. Auch Nebel oder Wolken behindern nie die Sicht in dem Talkessel. Nur Gol darf hier einfliegen. Er landet nach zwei Stunden Flugzeit auf dem Grund des Talkessels, der das Dach des Parlaments ist. Leon ist überwältigt von dieser natürlichen Festung. „Wahnsinn dieses Gebirge.“ „Komm erst mal nach unten in das Gebäude dann kommst Du aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Diese großen Hallen und komfortablen Tunnel die, die Zwerge hier erschaffen haben. Ebenso das Gebirge.“ „Das ist nicht natürlich.“ „Nein, das ist auch ein Werk der Zwerge, das sind wahre Künstler im Bau von Landschaften.“ Sie klettern von Gol’s Körper auf das Dach des Parlaments. „Aber hier ist keine Tür,“ bemerkt Leon. „Wir müssen uns dort in den Kreis stellen.“ sagt Nelo und zeigt auf ein fast nicht zu erkennenden kleinen Platz am Rand des Daches. „Aber Du darfst Dich nicht erschrecken.“ Zwei Sekunden nach dem sie den Platz betreten haben, ertönt ein Zischen, um den Platz herum schießen Nebel in die Höhe und die Plattform auf der sie stehen fährt fünfundzwanzig Meter in die Tiefe. Dort angekommen werden sie von vier Elfen-Polizisten freundlich empfangen. Diese Polizisten tragen eine Polizei-Uniform aber keine Waffen. „Verehrte Nelo, Herr Leon, bitte folgen sie uns in den Empfangssaal“ Die Elfen-Polizisten gehen durch einen mächtigen 5 Meter hohen und 3 Meter breiten Gang voran und die Beiden folgen ihnen. Der Gang ist mit vielen Säulen rechts und links versehen. Die Säulen tragen eine Gewölbedecke. Die Decke, Wände und Säulen sind kunstvoll verziert, so ähnlich wie in alten Schlössern unserer Welt. Am Empfangssaal angekommen halten die Elfen-Polizisten vor einer mächtigen Tür, treten zu zweit rechts und links neben die zweiflügelige Tür und öffnen diese. Einer der Polizisten gibt den Beiden ein Handzeichen in den Saal einzutreten. In dem wiederum großen Saal befinden sich in einem Halbkreis bequeme Sessel immer zu fünf um einen runden einem Tisch. Es müssen so etwa 10 Tische und 50 Sessel sein. Rundum an den Wänden befinden sich Fenster, die keine sind. Es sind große Flachbildmonitore, sie zeigen die Landschaft um den Berg. Nelo und Leon suchen sich eine Sitzplatz am Rand der Tischformation. „Das ist ja alles supermodern hier.“
„Auch die Zwerge leben nicht mehr im Mittelalter.“ erklärt Nelo. Nun setzt sich der komplette Kreis mit den Tischen und Sesseln langsam in Bewegung, dreht sich um 180Grad und bleibt stehen. Nun schauen sie auf eine