Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2018 Alexandra Sommer

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 9783749441037

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1:

Das neue Haus

Widerwillig und viel zu langsam packte Fridolin seine gesammelten Star-Wars-Figuren in einen kleinen ledernen Koffer. Ein ganzer Haufen dieser Spielzeuge lag vor ihm und er wusste noch nicht so recht, wie er sie alle in dieses winzige Gepäckstück quetschen sollte.

„Blöder Umzug, blödes neues Haus, blöde neue Stadt“, sagte Fridolion mürrisch und schmiss seinen Darth Vader so heftig in den Koffer vor ihm, dass es unangenehm krachte. Erschrocken und behutsam nahm er seinen Lieblingsbösewicht schnell wieder heraus. Prüfend schaute er sich jedes einzelne Ärmchen und Beinchen haargenau an und hoffte, dass alles noch heil war.

„Das ging nochmal gut“, atmete Fridolin erleichtert aus und legte die Figur nun etwas übervorsichtig in das kleine Gepäckstück zurück.

„Fridolin du bist so langsam! Papa hat gesagt, gleich werden die Möbel abgeholt. Also beeil dich!“ Fridolins Schwester Sarah stand plötzlich im Türrahmen und schaute, an eine strenge Lehrerin erinnernd, auf ihn herab. Ihre wild ins Gesicht fallenden, hellbraunen Haare und die zehn unterschiedlichsten, und teilweise merkwürdig aussehenden Kuscheltiere in ihrem Arm passten allerdings nicht so recht in dieses Bild.

„Ich weiß das selber, du Besserwisserin“, entgegnete Fridolin und packte weiter, ohne auch nur einmal hoch zu schauen. Es ärgerte ihn immer wieder sehr, wie seine Schwester sich aufspielte. Sie belehrte ihn wie eine Erwachsene und das passte Fridolin überhaupt nicht, zumal Sarah doch 18 ganze und lange Monate jünger als Fridolin war!

„Pack du lieber weiter deine doofen Puppen ein“, murmelte Fridolin leise, als Sarah nach einer gefühlten Ewigkeit endlich den Türrahmen zu seinem Zimmer verließ. Er wollte das Risiko nicht eingehen, dass sie ihn hörte, da ihm sonst erneut Mahnungen und endlose Diskussionen erwarten würden. Darauf hatte er einfach keine Lust.

Sarah wäre super geeignet im Kampf gegen dunkle Gestalten und böse Krieger – sie würde jeden in die Flucht reden, dachte Fridolin und musste bei diesem Gedanken lachen. „Sarah, die gefürchtetste Labertasche des Universums!“

Trotz allem packte Fridolin nun doch etwas schneller seine Spielzeugfiguren ein, denn er wusste, er war bei Weitem der langsamste Packer aus seiner Familie.

„Würden wir nicht umziehen, müsste ich gar nicht packen und könnte meine Zeit jetzt sinnvoller nutzen“, maulte er leise und verzog sein Gesicht.

Er wollte nicht in eine andere Stadt ziehen, und erst recht nicht in dieses neue Haus, das aussah, als sei es hundert Jahre alt. Bei der Besichtigung des neuen Heims waren alle außer ihm begeistert.

„Das sieht ja aus wie in einem meiner Märchen“, hatte Sarah damals gesagt, während sie merkwürdigerweise ihre Arme ausbreitete und sich im Kreis drehte. Typisch Mädchen! Kopfschüttelnd und immer noch missmutig versuchte Fridolin mit aller Kraft nun den viel zu kleinen Koffer zu schließen.

Selbst Tim, sein viel jüngerer, noch winziger Bruder fand das Haus toll.

Das ärgerte Fridolin besonders, da Tim für gewöhnlich immer auf seiner Seite war. Jedes Mal, wenn die drei Geschwister von den Eltern gefragt wurden, was sie denn unternehmen oder essen mochten, wartete Tim grundsätzlich so lange, bis Fridolin geantwortet hatte. Dann wiederholte er dessen Worte für gewöhnlich haargenau.

Nur gegen dieses Haus hatte Fridolin einfach keine Chance. Tim wollte in dem Moment einziehen, in dem er eine riesige Wanduhr in dem hohen Flur entdeckte und ihm von den Eltern versichert wurde, dass diese auf jeden Fall hängen bliebe.

Tim und seine blöden Uhren! Trotzig stützte sich Fridolin mit Schwung auf seinen Koffer, um ihn endlich schließen zu können.

Er konnte noch nie nachvollziehen, warum Tim ein solcher Uhren-Fan war. Das fing schon an, als er begann sich mit Worten auszudrücken. Sein erstes Wort war „TickTack“. Und seit er fähig war richtig zu sprechen und sich durchzusetzen, trug er jeden Tag drei bis vier Uhren an seinen kleinen Handgelenken. Die waren zwar alle aus Plastik und mit Motiven wie Spongebob oder Batman versehen, aber Tim war überzeugt, die Uhren seien cool und brächten Glück.

Musste in diesem Haus auch unbedingt eine übergroße Uhr an der Wand hängen?

Genau in diesem Moment schlurfte der kleine Tim still an Fridolin vorbei. Seine hellen Haare standen wie immer in alle Richtungen ab, und die übergroße Brille saß grundsätzlich ein wenig schief auf seinem kleinen Köpfchen. Heute trug er nur drei Uhren. Fridolin erkannte Spiderman, Kermit und die wirklich häßliche Werbeuhr einer Bank. Tim zog eine Stofftasche hinter sich her, die prall gefüllt zu sein schien und bei jeder Unebenheit des Bodens klirrende Geräusche machte.

Fridolin musste nicht lange überlegen, was sich in dieser Tasche befand.

„Seid ihr soweit Kinder? Wir wollen jetzt langsam losfahren. Die Umzugsfirma steht schon vor der Tür.“ Fridolin hörte die Stimme seiner Mutter nach oben rufen.

Endlich hatte auch er es geschafft, mit viel Anstrengung und Muskelkraft, seinen Koffer zu schließen.

Er stand langsam auf und schaute sich in seinem leeren Zimmer um.

Das wars dann also.

Fridolin schaute noch einmal von einer Ecke zur anderen und sog traurig die letzten Sekunden in seinem alten Zimmer tief in sich auf.

Wie gern hatte er hier gespielt! Alles war ihm so vertraut. Er wünschte sich so sehr, dass alles für immer so blieb wie es war.

„Die Möbelpacker sind da! Wir sollen nach unten kommen!“

Die langen Haare seiner Schwester flogen am Zimmer vorbei und mit einem Mal war die andächtige Stille zerstört.

„Ich weiß das“, murmelte Fridolin leise durch zusammengebissene Zähne. Mit hängenden Schultern begab er sich nach unten.

„Ach komm schon, Großer – ist doch halb so schlimm.“ Fridolins Vater klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. „Das wird dir noch richtig gut gefallen in der neuen Umgebung, garantiert.“

Tim hatte sich neben Fridolin postiert und war angestrengt bemüht auch ein trauriges Gesicht zu machen, indem er seinen kleinen Mund merkwürdig spitzte und den Kopf etwas zu sehr hängen ließ.

„Gib dir keine Mühe Tim, ich weiß, dass du dich freust.“ Fridolin schlurfte, ohne Tim anzuschauen, nach draußen zum Auto.

„Das wird schon noch. Seid bitte lieb zu eurem Bruder, ihm geht es gerade nicht so gut“. Fridolins Mutter schaute ernst in die Gesichter seiner beiden Geschwister.

Daraufhin zuckte Tim mit den kleinen Schultern, schob seine Brille die Nase hoch und folgte, immer noch die Stofftasche hinter sich herziehend, seinem Bruder nach draußen.

„Er wird sich bestimmt daran gewöhnen.“ Aufmunternd schaute Sarah hoch zu ihrer Mutter.

„Bestimmt“, erwiderte diese ebenfalls hoffnungsvoll, während beide gemeinsam das letzte Mal die Tür des nun leeren Hauses schlossen.

Die ersten Tage im neuen Haus waren einfach fürchterlich.

Fridolin mochte weder sein neues, größeres Zimmer mit den riesigen bogenförmigen Sprossenfenstern, noch den großen Garten mit den alten, hochgewachsenen Laubbäumen. Andere hätten das Haus wahrscheinlich als herrschaftlich oder romantisch bezeichnet – ein Haus wie aus einem englischen Liebesroman! Doch Fridolin fand es immernoch einfach nur alt. Egal wieviel größer und schöner als sein vorheriges Zuhause es vielleicht sein mochte.

Fridolin hasste besonders das alte, knarrende Holz, was dazu führte, dass er die letzten Tage überhaupt nicht schlafen konnte. Überall knisterte es merkwürdig und er gruselte sich in seinem neuen Zimmer.

Wenigstens hatte er sich nun, eine Woche später, an die Geräusche gewöhnt und es gelang ihm immerhin einigermaßen gut zu schlafen - toll fand er den Umzug aber dennoch nicht. Die Stadt war viel zu klein und idyllisch für seinen Geschmack, und neue Freunde hatte er in seiner Klasse auch noch nicht gefunden.

Fridolin schenkte sich noch müde ein Glas Milch ein und schmierte sich verschlafen sein Frühstücksbrötchen.

„Kann heute meine neue Freundin zu uns kommen?“ Sarah strich sich sorgfältig eine Strähne aus dem Gesicht und schaute mit großen blauen Augen fragend zu ihrer Mutter.

„Klar, bring sie einfach nach der Schule mit. Ich koche was Feines zu Mittag!“ Lächelnd packte sie dabei die Pausenbrote für Fridolin und Sarah in eine Papiertüte.

Fridolin wusste, dass Sarah keinerlei Probleme haben würde neue Freunde zu finden. Im Gegensatz zu ihm redete sie gleich mit jedem und tat als würde sie schon ewig dazugehören. Diese Eigenschaft bewunderte Fridolin an seiner Schwester – was er ihr natürlich nie sagen würde. Er selbst war zu schüchtern und still, was sich auf der Suche nach neuen Freunden als echtes Hindernis darstellte. Mit aufgestütztem Kopf trank Fridolin etwas gelangweilt seine warme Milch.

Tim trottete herein und setzte sich still an den Frühstückstisch. Er schien sich schwer darauf zu konzentrieren eine seiner Uhren zu schließen, denn er hatte seine Stirn in angestrengte Falten gelegt. „Soll ich dir helfen Tim?“, fragte Fridolins Vater und legte seine Zeitung weg, nachdem er sich das umständliche Gefummel eine Weile angeschaut hatte.

„Nein, ich kann das doch alleine!“, entgegnete Tim entrüstet. Er schaffte es tatsächlich in diesem Moment endlich die Uhr an seinem Arm zu schließen und schaute leicht triumphierend in das Gesicht seines Vaters.

„Siehst du.“

Zufrieden biss er in sein Frühstücksbrötchen.

„Tim, beeil dich mit dem Essen, wir müssen heute ein wenig früher los. Ihr geht doch heute mit dem Kindergarten in den Zoo.“

Toll, dachte sich Fridolin, Tim hatte es gut. Er würde heute auch viel lieber in den Zoo gehen, als in diese blöde neue Schule.

Unbeeindruckt von der Aufforderung seiner Mutter kaute Tim gleichbleibend langsam auf seinem Brötchen weiter. Im Gegensatz zu anderen kleinen Jungs, war er eher gemütlich und lies sich nur schwer in seiner Ruhe stören.

„Gut. Seid ihr so weit, ihr beiden Großen?“ Fridolins Vater legte die Zeitung weg und nahm einen letzten Schluck Kaffee aus seiner Tasse.

Nachdem Sarah und Fridolin einstimmig genickt hatten, machten sich die drei auf den Weg. Fridolin wünschte sich, die Autofahrt zur Schule würde nie enden. Noch war er der Neue und er hatte irgendwie das Gefühl, ständig angestarrt zu werden.

Sarah erzählte die ganze Autofahrt über begeistert von ihren neuen Lehrern und Mitschülern, und sie war der Meinung, dass der Schulhof ihrer neuen Schule wesentlich größer und schöner war, als der der Alten. Fridolin rutschte tiefer in den Autositz und schloß noch für einen Moment die Augen.

Die ersten Schulstunden vergingen einigermaßen schnell und Fridolin hoffte, dass dies auch auf die letzten beiden Stunden zutreffen würde. Generell war der Schultag bis jetzt ganz in Ordnung. Er wurde sogar von den Jungs in der ersten Pause gefragt, ob er mit Fußball spielen mochte, da ihnen ein Mann fehlte. Fridolin war zwar nicht sonderlich gut im Fußball spielen, glaubte aber, am Ende des Spieles auch nicht wirklich etwas falsch gemacht zu haben.

Das Fazit des bisherigen Schultages war demnach: bis-jetzt-einigermaßen-mittelmäßig-ok.

Hoffentlich bleibt das so, dachte Fridolin während er sein Mathebuch für die nächste Stunde umständlich aus seiner Schultasche kramte.

Plötzlich wurde alles ganz still. Alle Schülerinnen und Schüler saßen mit einem Mal ruhig und gerade auf ihren Plätzen. Die ganze Atmosphäre in der Klasse änderte sich von einem Moment auf den anderen. Was war denn hier los? Fridolin schaute verwundert umher. Das Mädchen neben ihm bemerkte seinen fragenden Blick und zeigte mit groß aufgerissenen Augen nach vorne. Fridolin schaute zum Lehrerpult und sah einen großen, dunkel angezogenen Mann dahinter stehen.

Es war sein Mathelehrer.

Die letzten zwei Wochen war er krank und Fridolin hatte ihn noch nicht kennengelernt. Steif und kerzengerade stand der ihm unbekannte Lehrer nun da, die Augenbrauen hochgezogen und die Augen zu Schlitzen zusammengekniffen. Seine Brille hatte er vorne auf der spitzen Nase sitzen und sein Zeigefinger klopfte ungeduldig auf den Holztisch.

Als auch der letzte Schüler keinen Mucks mehr machte und alle wie Wachsfiguren an ihren Tischen saßen, begann der Mathelehrer zu sprechen: „Das wurde aber auch Zeit. So, Bücher raus – wir haben viel nachzuholen. Wo waren wir genau?“ Mit seinen kalten, ungewöhnlich hellblauen Augen, suchte der Lehrer scheinbar nach einem Opfer, um seine Frage zu beantworten. Während sein Blick grimmig von Schüler zu Schüler wanderte, rutschte Fridolin etwas tiefer in seinen Stuhl. Dieser Mann war eindeutig angsteinflößend!

Doch zu spät. Die Lehreraugen blieben an Fridolin haften und schauten ihn durchdringend an. Fridolin schaute unsicher und hektisch nach rechts und links.

„Wer bist du denn?“ Scheinbar angewidert starrte der Mathelehrer in Fridolins Gesicht.

„Äh.“ Fridolin musste sich räuspern, da er glaubte für einen Moment seine Stimme verloren zu haben. „Äh“, räusper, räusper, „Ich bin Fridolin. Fridolin Zimmer.“ Nervös rückte Fridolin sein Mathebuch auf dem Tisch zurecht. „Aha. Und was machst du hier?“ Unnachgiebig starrten die kalten Augen in Fridolins Gesicht. Langsam näherte sich der Mathelehrer seinem Tisch.

„Ich...ich...bin neu hier...in der Stadt....äh Schule, also Klasse.“ Fridolin merkte, wie die Hitze in sein Gesicht stieg. Er hatte das Gefühl, sein Kopf würde glühen. Als der Mathelehrer seinen Tisch erreicht hatte, trauten sich die dahinter sitzenden Schüler ihren Kopf zu drehen und Fridolin mitleidig anzuschauen. Fridolin blickte hoch in das kantige Gesicht des unfreundlichen Mannes. „Neu bist du also, ja? Dann hoffe ich für dich, dass du hier einigermaßen mithalten kannst. Sonst sorge ich ganz schnell dafür, dass du sitzen bleibst!“ Schwungvoll drehte sich der Lehrer um und mit ihm alle Köpfe wieder nach vorn.

„Und das gilt hier für alle!“ Der Lehrer schrie plötzlich so laut, dass alle Schüler zusammenzuckten.

Zum Glück ging er zurück an sein Lehrerpult und Fridolin konnte wieder aufatmen.

Was bitte war das denn für ein fürchterlicher Mensch? Fridolin wischte sich die Schweißperlen von der Stirn und öffnet, wie soeben befohlen, sein Mathebuch.

Diese Doppelstunde verging natürlich alles andere als schnell. Ein Junge wurde angeschrien, weil er nicht schnell genug antwortete, ein Mädchen weinte, weil sich Herr Steinbart (so hieß der Mathelehrer) über ihre Frisur lustig machte, und ein anderes Mädchen traute sich kein Wort zu sagen, als sie angesprochen wurde.

Fridolin war froh, als die Schulglocke ertönte und er endlich nach Hause konnte. Das war es dann also mit der einigermaßen mittelmäßigen Tagesbilanz – heute war alles genauso doof wie die Tage zuvor.

Zu Hause ließ sich Fridolin abgeschafft auf den Küchenstuhl fallen. Er musste nach der schrecklichen Mathestunde noch eine vermeintlich ewig dauernde Autofahrt mit Mädchengequake und Gelache aushalten, da seine Schwester und ihre neue Freundin sich unglaublich viel zu erzählen hatten. „...Aber weißt du, welcher Junge am blödesten ist,......, der Mark“, hatte Fridolin noch im Ohr und verdrehte die Augen. Für gewöhnlich fanden die Mädchen gerade diesen Jungen dann eigentlich ganz toll und Fridolin fragte sich, warum sie dann unbedingt so tun mussten, als könnten sie ihn nicht leiden.

„Na Frido-Schatz wie war die Schule?“ Freundlich schaute Fridolins Mutter in das Gesicht ihres Sohnes, während sie einen dampfenden Teller vor ihm abstellte.

„Ganz gut“, murmelte Fridolin, während er lustlos im Essen herumstocherte.

„Fridolin hat den allerschlimmsten Mathelehrer.“ Sarah schaute ihre Mutter mit einem ernsten Gesicht und aufgerissenen Augen an, während ihre neue Freundin zustimmend nickte.

„Ich habe heute gesehen, wie er in Fridos Klasse gegangen ist und Lisa hat gleich gesagt, dass dieser Herr Steinbart der schlimmste Lehrer der ganzen Schule ist.“ Lisa nickte immer noch zustimmend bei jedem Wort, das Sarah sagte.

„Echt? So schlimm Frido?“ Besorgten Blickes schaute Fridolins Mutter auf ihren lustlos essenden Sohn.

„Ach, das geht schon“, murmelte Fridolin erneut, ohne den Blick zu heben.

„Da bist du aber der Erste, der das sagt“, wenig überzeugt zog Sarah die Augenbrauen hoch.

Plötzlich streckte sich Fridolin ein kleines Ärmchen entgegen. Tim hielt ihm eine quietschgelbe Uhr unter die Nase, die eine lachende Sonne auf dem Ziffernblatt hatte.

„Hier, die kannst du haben. Dann kann dir der Mathelehrer nix tun. Das ist eine Beschützeruhr.“ Stolz strahlte Tim seinen großen Bruder an.

Fridolin schaute zum ersten Mal kurz nach oben.

„Danke Tim, aber es geht schon, ehrlich.“

Leicht enttäuscht zog Tim sein Ärmchen wieder zurück und band die Uhr schnell wieder an sein eigenes Handgelenk.

Fridolin verbachte den Tag in seinem Zimmer. Er brauchte ewig für seine Hausaufgaben und kam gerade noch dazu, am Nachmittag seine Star-Wars-Figuren zu sortieren und in logischer Reihenfolge ins Regal zu stellen.

Nachdem Abendessen las er dann noch ein wenig in seinen Comicheften, bevor er das Licht löschte, um, mal wieder enttäuscht vom Tag, einzuschlafen.

Blöde neue Stadt. Blöde neue Schule und blödes neues Haus, waren seine letzten Gedanken, bevor er tief und fest einschlief.

TSSSSSSSSSSSSS.

Fridolin öffnete plötzlich, aus dem Schlaf gerissen, seine Augen. Er setzte sich auf und schaute erschrocken auf seinen Wecker. Drei Uhr nachts.

TSSSSSSSSSSSSS.

Da war es wieder. Das Geräusch, das Fridolin geweckt hatte.

Was war das denn für ein komisches Rauschen? Verwundert versuchte Fridolin noch einmal genauer hin zu hören.

TSSSSSSSSSSSSS.

Komisch. Er war ja mittlerweile an das Knarren des alten Holzes gewöhnt, aber das war definitiv kein Knarren. Eher ein leises Rauschen.

TSSSSSSSSSSSSS.

Da war es wieder.

Fridolin schaltete die kleine Nachttischlampe neben seinem Bett an und wartete noch einmal auf das sehr leise Geräusch.

TSSSSSSSSSSSSS.

Da! Schon wieder!

Langsam stand er aus dem Bett auf und schlüpfte in seine Hausschuhe.

Ob er seine Eltern wecken sollte? Aber dann würden sie ihm nur wieder erklären, dass alte Häuser nun mal Geräusche machten, weil das Holz arbeitete.

Außerdem wollte er nicht wieder wie ein Angsthase dastehen, das war in der letzten Zeit schon oft genug der Fall.

Leise schlich Fridolin aus seinem Zimmer in den Flur. Er blieb stehen und hörte nochmal genauer hin, um herauszufinden, aus welcher Richtung das Geräusch kam.

TSSSSSSSSSSSSS.

Es schien irgendwo aus dem hinteren Teil des Flures zu dringen. Langsam ging Fridolin dem leisen Rauschen nach. Sein Herz klopfte so stark und laut, dass er befürchtete, er könnte so das ganze Haus wecken.

„Ganz ruhig. Bestimmt ist es nichts Besonderes.“ Fridolin atmete tief durch und ging langsam weiter.

TSSSSSSSSSSSSS.

Das Geräusch wurde immer deutlicher. Als er am Ende des Flurs ankam, wartete er wieder einen Moment, um zu hören, aus welchem Raum das Rauschen nun genau drang. Rechts befand sich Tims Zimmer und links die kleine Abstellkammer.

TSSSSSSSSSSSSS.

Die Abstellkammer. Eindeutig.

Fridolin öffnete langsam die schwere Holztür und tastete ängstlich nach dem Lichtschalter.

Das Licht ging an und Fridolin war erleichtert, nichts Ungewöhnliches zu sehen: Rechts die Koffer, links die Putzmittel und der Staubsauger. Alles stand still und akkurat an seinem Platz.

„Puhhhhh.“ Fridolin atmete erleichtert aus. Schnell ging er ganz in die kleine Abstellkammer und schloß die Tür hinter sich, um niemanden zu wecken.

„So, wo kommt nun also dieses merkwürdige Geräusch her?“

TSSSSSSSSSSSSS.

Fridolin schaute auf den Boden. Das Rauschen kam eindeutig irgendwo von unten. Seine Augen suchten hektisch den Holzboden nach irgendetwas ab, was ein Rauschen hervorbringen könnte.

Nichts. Auf dem Boden stand oder lag nichts.

Fridolin legte sich flach hin, um unter die Regale sehen zu können, während er die Holzplatten zusätzlich mit seinen Händen abtastete.

TSSSSSSSSSSSSS.

Das Geräusch kam wirklich eindeutig vom Boden der Kammer, doch Fridolin konnte nicht erkennen, was es auslöste.

Er merkte nicht, wie sich langsam die Tür der Speisekammer öffnete.

Nachdenklich stützte Fridolin, immer noch liegend, den Kopf in die Hände. Was kann das nur sein?

TSSSSSSSSSSSSS..

„Was ist das für ein Geräusch?“, eine verschlafene Mädchenstimme ertönte plötzlich hinter Fridolin. Dieser erschreckte sich sehr, stieß sich den Kopf am Regal und konnte gerade noch so einen herunterfallenden Schuhkarton auffangen.

Sarah stand hinter ihm und schaute ihn fragend an. „Machst du dieses Geräusch?“

„Verdammt Sarah, hast du mich erschreckt!“ Fridolin sprang auf und schaute Sarah böse an.

„Und nein – ich mache garantiert nicht dieses Geräusch, oder wie sollte ich bitte ein solches Rauschen erzeugen?“

„Ich weiß nicht. Du warst halt hier. Warum liegst du auf dem Boden rum?“

TSSSSSSSSSSSSS.

Nun schaute Sarah auch auf den Boden der Kammer.

„Deshalb“, erwiderte Fridolin etwas trotzig. „Ich habe alles abgesucht, kann aber nichts finden, was dieses Rauschen verursachen könnte.“

Nun bückte sich auch Sarah, um unter die Regale zu schauen.

„Mmhhh. Was kann das nur sein?“ Nachdenklich schauten die Geschwister nochmals in der Kammer umher. Sarah nahm eine Flasche Allzweckreiniger vom Regal, hielt sie an ihr Ohr und schüttelte sie kräftig.

Als Fridolin sie allerdings fragend anschaute, stellte sie die Flasche schulterzuckend zurück ins Regal.

„Also irgendetwas stimmt hier nicht, das ist klar.“, stellte Fridolin nüchtern fest.

TSSSSSSSSSSSSS.

„Das Geräusch kommt eindeutig aus der Bodengegend“, sagte Sarah selbstbewusst und stützte die Hände in die Seite.

„Ach nee“, erwidert Fridolin genervt, „auf dem Boden ist aber nichts!“

Nachdenklich legte Sarah die Hand auf den Boden. TSSSSSSSSSSSSS.

„Da! Der Boden vibriert sogar ganz leicht, wenn es rauscht.“

„Echt?“ Nun legte auch Fridolin die Hand auf den Boden. TSSSSSSSSSSSSS.

„Du hast Recht. Merkwürdig.“

Sarah stand auf und kniff nachdenklich die Augen zusammen. Sie sah auf den Fußboden, der mit schönen Holzplatten belegt war.

„Die müssten doch irgendwie hoch zu heben sein.“ Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, kniete Sarah auch schon wieder am Boden, um eine Stelle zu finden, die es ermöglichte, die Platten heraus zu heben.

„Bist du verrückt? Wir kriegen riesigen Ärger, wenn wir hier einfach alle Platten raus machen.“ Fridolin schaute seiner Schwester aufgebracht ins Gesicht.

„Ach was, die kann man doch einfach wieder reinsetzen! Helf mir lieber!“

Nach kurzem Nachdenken kniete sich auch Fridolin auf den Boden, um nach einer Möglichkeit zu suchen, eine Platte zu lösen.

TSSSSSSSSSSSSS.

„Hier, siehst du, ganz einfach!“ Sarah hielt plötzlich eine der Holzplatten in der Hand. „Man kann sie leicht rausheben und wieder einsetzen.“

Fridolin rückte schnell neben Sarah und starrte gespannt in das soeben entstandene Loch vor ihr.

Nichts. Alles schwarz.

„Da ist ja gar nichts!“

Enttäuscht untersuchte Fridolin das Loch unter der fehlenden Platte, indem er mit den Händen hineingriff.

TSSSSSSSSSSSSS.

Verwundert schauten sich die Geschwister an. Das Rauschen war eindeutig etwas lauter geworden.

„Da muss was sein.“ Energisch hob Sarah eine zweite Platte aus dem Boden.

Immer noch nichts. Alles schwarz.

„Da ist nichts.“

Fragend schaute Fridolin in das entstandene Loch.

„Warte, ich hole meine kleine Taschenlampe“.

Fridolin rannte so leise wie möglich aus der Kammer den Flur entlang in sein Zimmer.

Hektisch öffnete er seine Schrankschublade und wühlte sich durch die Sockenpaare.

„Wo ist denn nur diese blöde Taschenlampe? Ich habe sie ganz sicher hier reingelegt!“ Ungeduldig warf Fridolin die Socken heraus und hielt nach ein paar Sekunden endlich die Taschenlampe in der Hand. Bevor er sich auf den Rückweg machte, testete er, ob sie wirklich funktionierte. An, aus, an, aus.

Schnell und immer noch leise rannte Fridolin zurück zur Kammer. Sarah hatte inzwischen zwei weitere Platten aus dem Boden genommen.

„Alles schwarz, siehst du.“ Sarah schaute fragend in Fridolins Gesicht.

TSSSSSSSSSSSSS.

Erschrocken schloß Fridolin schnell erneut die Kammertür hinter sich. Das Rauschen war nun um einiges lauter geworden, jetzt da die Platten entfernt waren.

„Zeig mal her.“ Fridolin beugte sich über das Loch und leuchtete mit seiner Taschenlampe hinein. Immer noch nichts zu sehen und immer noch alles schwarz.

„Müsste man nicht den eigentlichen Boden unter den Platten sehen? Also Stein oder so?“

Sarah schaute nachdenklich in das tiefe Dunkel. „Ja, eigentlich schon“, antwortete Fridolin zögernd. „Selbst wenn die Platten der eigentliche Boden wären, müssten wir darunter dann ja wenigstens das Wohnzimmer sehen.“

„Genau“, bestätigte Sarah die Feststellungen ihres Bruders, „stattdessen ist hier was? Einfach ein Loch?“

„So wie es aussieht, ja!“, antwortete Fridolin ungläubig.

„Gib mir deinen Haargummi“, forderte er plötzlich hektisch seine Schwester auf.

„Warum? Nein!“. Trotzig verschränkte Sarah ihre Arme.

„Gib schon her, ich habe eine Idee!“ Ungeduldig hielt Fridolin Sarah seine Handflächen hin.

„Na gut. Hier.“ Widerwillig legte sie ihren rosa Haargummi in die Hand ihres Bruders.

Dieser leuchtete mit der Taschenlampe in das Loch und ließ sodann das Haargummi sofort hineinfallen. Beide beugten sich tiefer, um noch genauer hineinsehen zu können.

„Und schon ist er verschwunden. Komisch.“ Nachdenklich schaute Fridolin zu seiner Schwester. Sarah stand der Mund offen. „Aber Frido, das ist doch total komisch, oder?“

„Sehr komisch“, bestätigte dieser nachdenklich.

„Ich versuche jetzt was, ja? Halt mal meinen Arm fest.“ Sarah griff mit beiden Händen Fridolins rechten Arm, während dieser mit dem linken Arm langsam in das schwarze Loch griff.

„Pass bloß auf!“, warnte Sarah besorgt ihren Bruder, während sie sich weit zurücklehnte, um Fridolin genügend Halt zu bieten, falls er fallen sollte.

Fridolin ließ langsam seine Hand tiefer in das Loch gleiten. Bald war der komplette Arm, samt Schulter darin verschwunden.

„Und?“, fragte Sarah neugierig.

„Absolut nichts“, sagte Fridolin, während er seinen Arm langsam wieder herauszog.

„Warte kurz, vielleicht führt das Loch doch direkt ins Wohnzimmer und die Taschenlampe leuchtet so schwach, dass wir die Möbel nicht sehen. Dann müsste allerdings dein Haargummi auf dem Boden liegen.“ Fridolin sprang auf und rannte erneut aus der Kammer nach unten ins Wohnzimmer. Er schaltete leise das Licht an und untersuchte den Wohnzimmerteppich.

Kein Haargummi weit und breit.

Er löschte das Wohnzimmerlicht und rannte leise wieder nach oben in die Kammer.

„Dein Haargummi ist nirgends zu sehen.“ Fridolin schloß wieder schnell und leise die Kammertür hinter sich.

„Dann führt das Loch also nicht ins Wohnzimmer.“, stellte Sarah nachdenklich fest.

„Nein. Das ist irgendwie verrückt.“ Fridolin schaute seine Schwester Hilfe suchend an.

„Aber wo führt dieses Loch dann hin?“

Ängstlich stellte Sarah diese Frage, obwohl sie wusste, dass auch ihr großer Bruder sie nicht beantworten konnte.

„Ich überleg mir was. Bis dahin erzählen wir niemandem von dem Loch oder dem Rauschen oder dieser ganzen Aktion hier - ist das klar?“

Fridolin riss ermahnend die Augen auf.

„Ja, schon gut, wenn du willst. Aber vielleicht könnten Mama und Papa uns ganz einfach erklären, was das ist.“

„Und wenn nicht Sarah? Dann erfahren wir nie, was das Ganze hier soll. Wir dürfen diese Kammer dann garantiert nie mehr betreten und werden uns immer fragen, wo dieses Loch hinführt.“

Sarah dachte für einen Moment nach und nickte dann zustimmend.

„Ok, du hast recht. Wir können immer noch mit den Eltern reden, wenn wir absolut nicht weiter kommen.“

„Genau so ist es. Komm wir schließen das Loch wieder mit den Holzplatten.“

Nachdem Sarah und Fridolin alle Platten wieder an ihren Platz gelegt hatten, gingen sie erneut zu Bett. Doch wirklich gut konnten die beiden nicht schlafen. Zu viele Fragen schwirrten in ihren Köpfen herum. Wo führte dieses Loch nur hin, aus dem dieses merkwürdige, fremde Rauschen drang?

Kapitel 2:

Das merkwürdige Loch

Am nächsten Morgen wachten Sarah und Fridolin, immer noch aufgeregt von den Ereignissen in der letzten Nacht, ungewöhnlich früh auf. Bevor sie sich gemeinsam an den Frühstückstisch setzten, gab Fridolin Sarah noch mal mahnend ein Zeichen, um sie daran zu erinnern, bloß nichts zu sagen.

Beide versuchten sich nichts von den Aufregungen der letzten Nacht anmerken zu lassen. Dies führte dazu, dass Fridolin außergewöhnlich viel und Sarah außergewöhnlich wenig redete.

„Heute habe ich zum Glück nur eine Mathestunde. Denke, das geht einigermaßen schnell vorbei. Ich werde schon mit diesem komischen Lehrer klarkommen. Es gibt Schlimmeres. Gestern habe ich übrigens in der Pause mit den Jungs Fußball gespielt, und...“ Fridolin merkte nicht, wie er etwas zu schnell und hektisch redete. Seine Eltern und auch Tim starrten ihn entgeistert an. Grundsätzlich war Fridolin ja eigentlich nicht gerade der Gesprächigste am Küchentisch.

Im Gegensatz zu Fridolin vermied Sarah so gut es ging den Blickkontakt mit ihren Eltern. Dies führte dazu, dass sie schweigend mit gesenktem Kopf ihr Müsli löffelte und ab und zu verstohlen nach oben schaute.

Fridolins Vater spähte über seine Zeitung hinweg abwechselnd von Fridolin zu Sarah. „Sagt mal, alles klar bei Euch heute?“

„Äh...klar ist alles klar – was soll denn sein?“, antwortete Fridolin schnell und gab Sarah unter dem Tisch einen leichten Tritt, woraufhin sie ihm energisch beipflichtete.

„Naja, ich meine ja nur“, kopfschüttelnd vergrub sich Fridolins Vater glücklicherweise wieder hinter seine Zeitung.

Gespannt schaute Tim, mit vollen Wangen kauend, abwechselnd zu seinen großen Geschwistern und es schien, als würde er angestrengt darüber nachdenken, was wohl Ursache dieses Rollentausches sein könnte.

Zu Fridolins Erleichterung verlief das restliche Frühstück und auch die Autofahrt zur Schule ohne weitere Fragen der Eltern.

Die Schulstunden verbrachte er damit, angestrengt darüber nachzudenken, was sie bezüglich des merkwürdigen Loches in der Speisekammer als nächstes unternehmen könnten.

Wie tief könnte es nur sein? Wie könnten sie herausfinden, wo es hinführt, ohne dass es gefährlich wird?

In Gedanken kritzelte Fridolin auf dem vor ihm liegenden Papier herum, als plötzlich eine knochige Hand auf seinen Tisch schlug.

Fridolin erschreckte sich so sehr, dass sein Stift in hohem Bogen durch die Luft flog und er fast von seinem Stuhl fiel.

„Für gewöhnlich schaut man mich an, wenn ich eine Frage stelle!“ Laut schrie Herr Steinbart in Fridolins Ohr. Dieser hatte vor lauter Nachdenken gar nicht gemerkt, dass inzwischen die Mathestunde angebrochen war. Er richtete sich schnell kerzengerade auf und stammelt ein leises „Ent...ent..schuldigung.“

„Nix da Entschuldigung! Im wahren Leben da draußen kannst du dir Unaufmerksamkeit auch nicht erlauben!“ Herr Steinbart bekam einen hochroten Kopf und starrte Fridolin durchdringend an, während er lauthals schrie: „Da wird dich eine Entschuldigung auch nicht aus dem Schlamassel ziehen!“

Fridolin hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst. Seine Klassenkameraden begannen panisch in ihren Heften zu schreiben, um bloß nicht aufzufallen. Plötzlich wurde Herr Steinbart mit einem Mal ganz ruhig, stellte sich aufrecht hin und fuhr sich mit der Hand seitlich über die Haare.

„So Fridolin, das war dein erster Strafpunkt, der sich für immer mit jedem weiteren in meinem Gedächtnis einbrennt.“ Langsam entfernte sich Herr Steinbart wieder und ging zurück an seinen Lehrerpult. Fridolin löste sich allmählich aus seiner Starre und atmete erleichtert durch. Sein Herz hämmerte allerdings immer noch wie wild in seinem Brustkorb.

Mensch wie konnte ich auch nicht merken, dass ich mittlerweile im Matheunterricht sitze.

Fridolin versuchte die restliche Mathestunde so aufmerksam wie möglich an seinem Tisch zu sitzen und so wenig wie möglich aufzufallen. Trotzdem trafen ihn immer wieder wütende Blicke von Herrn Steinbart, der alle paar Minuten zu kontrollieren schien, ob Fridolin auch aufpasste.