Ingrid J. Parker hat viele Jahre an verschiedenen Universitäten Literatur unterrichtet, u. a. an der Norfolk State University in Virginia. Für eine ihrer Short Stories um Akitada, den Helden der vorliegenden Serie, erhielt sie 2000 den Shamus Award. Bei Aufbau Digital verfügbar sind die drei Romane »Tod am Rashomon Tor«, »Der Prinz von Sadoshima« und »Der Schatzmeister des Tenno« um den im Japan des 11. Jahrhunderts ermittelnden Justizbeamten Sugawara Akitada vor.
Irmhild und Otto Brandstädter, Jahrgang 1933 bzw. 1927, haben Anglistik an der Humboldt-Universität zu Berlin studiert, waren im Sprachunterricht bzw. im Verlagswesen und kulturpolitischen Bereich tätig. Sie übertrugen Werke von Sean O’Casey, Jack London, John Hersey, Masuji Ibuse, Louisa May Alcott, Charles M. Doughty, John Keane, Joseph Caldwell sowie Historio-Krimis von Amy Myers, Ingrid Parker und Peter Tremayne ins Deutsche.
Akitada ermittelt im Auftrag des Tenno.
Japan im 11. Jahrhundert: Sugawara Akitada, schon seit zwei Jahren Gouverneur in einer entlegenen Nordprovinz, erhält vom Kaiser höchstselbst den Auftrag die Ursache des Todes von Prinz Okisada festzustellen. Von seinem Vater auf die Sträflingsinsel Sadoshima verbannt, starb der einstige Kronprinz nach einem üppigen Festmahl. Wurde er vergiftet? Getarnt als Gefangener, begibt sich Akitada auf die Insel und verrichtet dort niedrigste Arbeiten. Unter Gefahr für Leib und Leben macht er dabei Entdeckungen von größter politischer Tragweite.
Der zweite Fall für Akitada, der gegen verschwörerische Machenschaften in höchsten adligen Kreisen antritt.
Ingrid J. Parker führt Geschichte, Religion, Kultur und Aberglauben im alten Japan geschickt in einem historischen Krimi zusammen.
Einmal im Monat informieren wir Sie über
Folgen Sie uns auf Facebook, um stets aktuelle Informationen über uns und unsere Autoren zu erhalten:
https://www.facebook.com/aufbau.verlag
Der Prinz von Sadoshima
Roman
Aus dem Amerikanischen
von Irmhild und Otto Brandstädter
Inhaltsübersicht
Über Ingrid J. Parker
Informationen zum Buch
Newsletter
Verzeichnis der handelnden Personen
Prolog
Kapitel 1: Besucher
Kapitel 2: Der Strafgefangene
Kapitel 3: Eine Kerze im Wind
Kapitel 4: Die Nonne
Kapitel 5: Ein ungeschliffener Edelstein
Kapitel 6: Die Schlinge zuziehen
Kapitel 7: Der häßliche Buddha
Kapitel 8: Flötenmusik aus einer anderen Welt
Kapitel 9: Minato
Kapitel 10: Der Professor
Kapitel 11: Der See
Kapitel 12: Das Mandala
Kapitel 13: Leutnant Wada
Kapitel 14: Tora
Kapitel 15: Die Silbermine
Kapitel 16: Blümchen
Kapitel 17: Der dunkle Tunnel
Kapitel 18: Zum »Goldenen Phönix«
Kapitel 19: Flucht
Kapitel 20: Kumo
Kapitel 21: Kugelfisch
Epilog
Historische Anmerkung
Impressum
(Japanische Familiennamen stehen vor den Vornamen)
Akitada Sugawara Akitada, Hauptperson, als Strafgefangener Yoshimine Taketsuna genannt
Genba Gefolgsmann Akitadas
Genzo Schreiber im Archiv bei Yutaka
Haru Wirtin im »Bambushain«, ihr Mann ein Fischer
Haseo Gefangener, Schwertkämpfer
Ikugoro Sergeant der Hafenwache
Jisei Gefangener
Kita Bergwerksaufseher
Kumaso Seeräuber, Pirat
Kumo Sanetomo Landeshauptmann
Masako Tochter des Oberaufsehers Yamada
Minoru Schreiber im Archiv bei Yutaka
Mototsune Kaiserlicher Emissär
Mutobe Gouverneur der Insel Sado / Sadoshima
Mutobe Toshito Sohn des Gouverneurs
Nakatomi Leibarzt des Prinzen
Ogata Arzt, Gefängnisdoktor
Okisada, Prinz Zweiter Prinz, ehemals Kronprinz
Osawa Inspektor
Oyoshi Schwester von Taimai
Ribata Nonne, Einsiedlerin
Sakamoto, Prof. Historiker
Seimei Gefolgsmann, Sekretär Akitadas
Shiba Sekretär Kumos
Shunsei junger Mönch
Soga Ietada Minister der Justiz, Akitadas Vorgesetzter
Sugawara vgl. Akitada
Taimai Bettler, Toras Diener, genannt »Schildkröte«
Taira Takamoto Lehrer des Prinzen, jetzt sein Vertrauter
Takao Wirtin in Minato
Taketsuna vgl. Akitada
Tamako Akitadas Frau
Tatsuo Diener bei Prof. Sakamoto
To Kaiserlicher Emissär
Tora Gefolgsmann Akitadas
Tosan ehemals Schreiber, Angestellter im Wertsachendepot
Toshito vgl. Mutobe
Wada Wachleutnant
Yamada Tsubura Oberaufseher des Gefängnisses
Yoshi Seeräuber, Pirat
Yuki Stallmeister bei Prof. Sakamoto
Yume Stallmeister bei Kumo
Yutaka Archivar (shijo)
Rötlich-gelb wie eine Orange versank der Sonnenball hinter den Gipfeln der Bergkette, und allmählich breitete sich Dunkelheit über den Garten. Am Rande des Sees kam ein Kranich vorsichtig aus dem Schilf gestakst, blieb reglos stehen und äugte mit den kleinen schwarzen Augen zu den fünf Männern im Pavillon am Seeufer. Deutlich waren der leuchtend rote Fleck auf seinem Kopf und das elegante schwarz-weiße Gefieder zu erkennen, obwohl weißer Nebel aus dem dunkler werdenden Wasser aufstieg. Auf der Insel Sado kühlte die Luft rasch ab.
Der Kranich war hungrig und brauchte noch einen Schnabel voll Fisch, bevor er seinen Schlafplatz aufsuchte. Die Männer hingegen waren satt von gutem Essen und Sake, und mit der herannahenden Finsternis verebbte ihre Unterhaltung.
Bedächtig machte der Kranich zwei Schritte vorwärts und sondierte aufmerksam den Grund des Sees.
Professor Sakamoto und seine vier Gäste schauten dem Vogel müßig zu. Der Professor war ein Emeritus von der Kaiserlichen Universität in der Hauptstadt. Er hatte sich hier niedergelassen, um eine Geschichte der Insel und ihrer berühmten Verbannten zu schreiben. Sein Ehrengast an diesem Abend war Prinz Okisada, ein Halbbruder des gegenwärtigen Tennos und Onkel eines zukünftigen Kaisers. Der Zweite Prinz war ein schmächtiger Mann Ende vierzig und eindeutig der Ranghöchste unter den aus politischen Gründen auf die Insel Verbannten.
Der Prinz griff nach seiner Sake-Schale und richtete den Blick vom See auf den Höhenzug, den die letzten Strahlen der Sonne vergoldeten. Ein Streifen puren Goldes schien Erde und Himmel zu trennen. Er tat einen tiefen Zug und meinte: »Es wird Zeit. Das Tageslicht ist fast verblaßt.« Ton und Gesichtsausdruck verrieten eine merkliche Gefühlsregung, doch brachte er die Worte nur schleppend heraus. Jäh verzerrten sich seine Züge, er preßte eine Hand auf den Leib. »Was habt Ihr in den Garnelensalat getan, Toshito?« fragte er den jungen Mann zu seiner Linken.
»Nichts Besonderes, Hoheit. Garnelen, etwas Seetang und ein paar Kräuter. Man hat mir gesagt, Ihr hättet es so am liebsten.« Mutobe Toshito schaute nervös um sich. Er war der Sohn des Gouverneurs und war heute abend an Stelle seines Vaters hier.
Beschwichtigend meinte der Professor: »Es hat köstlich geduftet, Toshito. Ich bin sicher, Seiner Hoheit hat dieses typische Gericht unserer Gegend gemundet. Wie aufmerksam von Euch, ihm gerade das anzubieten. Es war eine Freude, ihn endlich wieder einmal mit gutem Appetit essen zu sehen.«
»Als ob ich sonst keinen Appetit hätte, Sakamoto«, erwiderte der Prinz gereizt und rülpste.
»Fühlen sich Eure Hoheit etwa unwohl?« erkundigte sich der ältliche Herr zur Rechten des Prinzen und berührte ihn besorgt am Arm. Taira Takamoto war der Mentor des Prinzen gewesen und teilte nun mit ihm das Los der Verbannung.
Der Zweite Prinz schüttelte Tairas Hand ab, sein Gesicht war fahl und schmerzverzerrt. Fortwährend rieb er sich den Magen. »Shunsei, komm zu mir und massiere mir den Nacken«, murmelte er mürrisch und blickte den hübschen jungen Mönch an, der schweigsam ihm gegenüber saß. »Du bist der einzige, an dem ich noch meine Freude habe. Bleibst du über Nacht?«
Der junge Mönch wurde feuerrot und verneigte sich tief. »Man erwartet, daß ich die Nacht im Tempel verbringe, Hoheit«, antwortete er verlegen. Seine Stimme war sanft, und seine Augen schimmerten feucht vor Ehrerbietung. Er stand auf, ging zum Prinzen hinüber und kniete sich hinter ihn.
Der Zweite Prinz zuckte mit den Schultern. »Macht nichts! Geh nur, wenn du lieber mit den anderen zusammen bist. Ist mein Zimmer bereitet, Sakamoto?«
Der Professor erhob sich. »Ich kümmere mich sofort darum, Hoheit.«
Fürst Taira leerte seine Schale und erhob sich ebenfalls. »Ich will mich vergewissern, daß Seine Hoheit alles vorfindet, was er benötigt. Guten Abend, allerseits.« Die beiden älteren Herren gingen auf das Haus zu. Wenig später verneigte sich der hübsche Mönch und folgte ihnen.
Nur der junge Mutobe blieb beim Prinzen. Angewidert schaute er Shunsei nach.
»Euch p-paßt wohl mein Liebhaber nicht?« äußerte sich der Zweite Prinz schwerfällig lallend.
Der junge Mann wurde rot. »Wie … wie bitte, Hoheit?«
»Gebt Euch keine Mühe, Euch zu ver-verstellen. Mir ist wohl bewußt, daß Ihr und der Gouverneur meine Vorlieben mißbilligt und meine politischen Ansichten nicht minder. Das stört mich aber wenig. Letzten Endes werden wir über ein u-unrechtmäßiges, tyrannisches Regime ob-obsiegen.«
Der Sohn des Gouverneurs richtete sich kerzengerade auf und erwiderte steif: »Ich muß Euch daran erinnern, Hoheit, daß man Euch als Gefangenen hierher gesandt hat. Es ist unwahrscheinlich, daß Ihr die Insel je verlassen dürft, jedenfalls nicht, solange Ihr umstürzlerische Absichten äußert. Ich bedaure, daß ich Eure Worte meinem Vater zu berichten habe, der seinerseits dem Kaiser davon Meldung erstatten wird.«
Der Zweite Prinz antwortete darauf nicht. Er wandte sich um und blickte den anderen nach, die fast das Haus erreicht hatten. Plötzlich stöhnte er auf, beugte sich vor und hielt sich den Leib mit beiden Händen.
Mutobe sprang hoch. »Was habt Ihr? Ist Euch schlecht?«
»Helft mir, schnell!« schrie der Prinz in Todesangst. Schweißtropfen standen ihm auf der Stirn. Mit zuckenden Händen griff er sich an die Kehle, ächzte und stammelte: »Löst mir den Kragen – Luft!«
Der junge Mann stürzte zu ihm, beugte sich hinab und zerrte am Kragen des Prinzen, doch der Brokatstoff klebte am schweißnassen Hals, und Mutobe mußte mit beiden Händen zupacken. Zu seinem Entsetzen begann der Prinz zu kreischen, schlug wild mit den Armen um sich und traf dabei seinem Helfer ins Gesicht und auf die Brust.
Unten am Seeufer war der Kranich schon beim ersten Schrei aufgeschreckt und hatte den Kopf gehoben. Jetzt breitete er seine weiten Schwingen aus und flog davon. In seinem langen Schnabel zappelte ein Fisch.
Besorgt kamen die anderen Herren zum Pavillon zurückgeeilt.
Der junge Mutobe suchte immer noch, den sich heftig hin und her werfenden Prinzen festzuhalten. »Beruhigt Euch, Hoheit«, keuchte er und rief Shunsei zu: »Lauft, holt den Doktor!« Aber es war zu spät. Der Prinz wurde in seinen Armen starr, sackte dann zusammen und fiel schlaff gegen ihn. Sacht ließ er den Reglosen auf den Boden gleiten.
Shunsei sank neben dem Prinzen auf die Knie und jammerte: »Liebster, du darfst mich nicht verlassen!«
Fürst Taira war noch völlig außer Atem, doch wutschnaubend stieß er den Sohn des Gouverneurs so heftig vor die Brust, daß der junge Mann rückwärts stolperte und gegen die Balustrade prallte.
Der Professor kniete nieder und prüfte die Atmung des Prinzen. »Er ist tot!«
»Mörder!« Mit zitterndem Finger wies Taira auf Mutobe, der fassungslos noch so lag, wie er gefallen war. »Ihr und Euer Vater habt das bewerkstelligt. Habt Ihr etwa geglaubt, wir würden seinen Hilfeschrei nicht hören? Ein jeder von uns hat gesehen, daß Ihr ihn erwürgt habt. Ihr habt den Himmelssohn getötet. Einen solchen Frevel wird selbst die gegenwärtige Regierung nicht ungesühnt lassen.«
Entsetzt schwiegen alle. Im Schilf des düster gewordenen Sees quakte der erste Frosch.
An einem Nachmittag im Spätsommer trafen zwei höhere Beamte aus der Hauptstadt in der Vogtei von Echigo ein.
Akitada saß auf der morschen Veranda im Innenhof, als Seimei ihm die Nachricht brachte. Er hatte sich im Flötenspiel geübt, während seine junge Frau mit ihrem kleinen Sohn auf dem Gras zwischen dem Wohnhaus und den windschiefen Hallen und Ställen spielte, die das Verwaltungszentrum der Provinz ausmachten. Der Hof war keineswegs eine gepflegte Anlage mit sorgsam gelegten Felsbrocken, Steinlaternen, gestutzten Bäumen und geharkten Kieswegen, sondern lediglich ein Karree aus gestampftem Lehm, an dessen Ecken ein paar Sträucher wuchsen. An dem zusammenfallenden Zaun und unter der Veranda sprossen Grasbüschel. Es war ein entspannender Nachmittag für die kleine Familie gewesen. Tamako schwenkte ihren Säugling hoch dem hellen Sommerhimmel entgegen, und der jauchzte vergnügt. Akitada hatte lächelnd zugesehen und das Stück »Tautropfen auf Herbstgräsern« gespielt. Aber er blieb nicht ohne Gewissensbisse, wenn die Ärmel seiner jungen Frau zurückglitten und er sah, wie abgemagert ihre Arme waren.
Er hätte sie nicht an diesen unwirtlichen Ort bringen dürfen, an dem Regen und Schnee in ihre Zimmer drangen und wo die Winter so kalt waren, wie der Empfang, den man ihnen bereitet hatte. Sie war bereitwillig mit ihm gezogen und hatte ihr früheres Leben hinter sich gelassen, um einem sich mühsam behauptenden Regierungsbeauftragten eine gute und unerschütterlich zu ihm haltende Ehefrau zu sein.
Mitunter wünschte er sich, daß Tamako ihre Pflichten nicht gar so genau nähme. Vor der Geburt ihres Sohnes hatten sie in engster Vertrautheit miteinander gelebt. In den Nächten, die sie zusammen verbrachten, hatte sie sich ihm geöffnet, hatte sich ihm nicht nur hingegeben, sondern mit ihm auch ihre geheimsten Gedanken geteilt. Er vergötterte diese schlanke, kluge Frau und wollte, daß sie ihm mehr war als eine treusorgende Gattin und die Mutter seiner Kinder. Auch seinen kleinen Sohn liebte er inniglich, und doch plagte ihn Eifersucht, daß all ihre Zuneigung nun dem Kind galt. Für ihren Mann schien sie nur noch wenig Zeit zu haben, denn mit ihrer ganzen Liebe und Hingabe widmete sie sich dem Kleinen. Aber er behielt derartige Gefühle für sich.
Als sein alter Gefolgsmann Seimei mit der Neuigkeit auf die Veranda geschlurft kam, legte Akitada seine Flöte beiseite und schaute mit Bedauern auf seine beiden Lieben. »Schon wieder Boten aus Heian-Kyo?« fragte er und sah zu dem schmächtigen, weißhaarigen Mann auf, der ihnen allen Diener, Sekretär, Heilkundiger und Lehrer war. »Ich begreife immer weniger, warum wir nicht die Reisabgaben und gleichzeitig die Frondienste erhöhen können. Man möchte doch meinen, die müßten begreifen, daß man Leute zur Feldarbeit braucht, wenn die Erntezeit herankommt.«
Seimei gab sich rätselhaft. »Diesmal nicht, Herr. Das sind bedeutsame Besucher.«
Tamako strahlte. »Bedeutsame Besucher?« Sie drückte ihr Kind an die Brust und kam näher. »Wirklich? Aus der Hauptstadt? Oh, dann bringen sie bestimmt gute Nachricht.«
»Schön, wer sind sie?« fragte Akitada, stand auf und strich die Knitter aus seinen zweitbesten Seidenhosen.
»Ihre Namen haben sie nicht genannt, Herr. Ich hoffe, sie bringen die ersehnte Nachricht. Eure Dienstverpflichtung ist längst abgelaufen, wir sind schon ein halbes Jahr über die Zeit hier. Der Winter war schrecklich genug, besonders für Eure Gattin.«
»So schlimm war’s nun auch wieder nicht«, warf Tamako ein, drückte aber ihr Kind noch fester an sich und blickte auf die verwitterten und verzogenen Fensterläden.
Sie alle hatten schrecklich gelitten. Akitada hatte um ihr Leben gebangt, um das seiner schwangeren Frau und um das von Seimei, der schon recht betagt war. Was sich zunächst als eine zeitweilige Versetzung anließ, um sich um die Rechtspflege und das Berichtswesen für einen abwesenden Gouverneur zu kümmern, war bald zu einem Alptraum geworden. Akitada war lediglich ein untergeordneter Beamter im Ministerium für Justiz, hatte aber durch sein beharrliches Vorgehen bei der Aufklärung eines Mordfalls die Aufmerksamkeit eines einflußreichen Adligen auf sich gezogen. Als man ihn für die Aufgabe in der Provinz Echigo vorschlug, hatte er sich geschmeichelt gefühlt und die Auszeichnung mit Freuden angenommen. Er war mit seiner jungen Frau, die ihr erstes Kind erwartete, in dieses schneereiche Land gezogen und hatte angenommen, hier ein paar Monate seinen Dienst zu versehen und dann auf einen besseren Posten in der Hauptstadt berufen zu werden.
Einen langen und harten Winter hatten sie nicht nur gegen das Klima ankämpfen müssen, sondern auch gegen die Feindseligkeit, die man der kaiserlichen Oberhoheit und ihrem Gesandten entgegenbrachte. Unterstützung aus Heian-Kyo war ihnen nicht zuteil geworden. Man hatte sie augenscheinlich vergessen. Der nächste Winter stand vor der Tür. Akitada hatte mehr als einen Brief mit der Bitte um Ablösung geschrieben und das ihm für die zurückliegenden Monate zustehende Gehalt angemahnt, denn mittlerweile waren sie fast völlig mittellos.
Vielleicht, so hoffte er, hatten seine Schreiben endlich etwas bewirkt und er konnte diesem gottverlassenen Ort für immer den Rücken kehren. Vielleicht stand die Ankunft eines neuernannten Gouverneurs bevor, der mit seinem Stab die Aufgaben übernehmen würde, die Akitada nur unter großen Mühen bewältigte. Doch während er noch diesem Gedanken nachhing, meldeten sich Zweifel. Merkwürdig, daß die Besucher Seimei nicht einmal ihren Namen genannt hatten. Akitada schaute auf seine Frau und sah unverhohlene Hoffnung in ihren Augen schimmern.
»Ach, Akitada, ich wünsche mir so, daß du jetzt zurückbeordert wirst«, flüsterte sie. »Die Briefe deiner Mutter klingen beunruhigend. Sie klagt, daß sie sich elend fühlt und sterben könnte, ohne ihren Enkelsohn zu Gesicht zu bekommen.«
In Wirklichkeit war Fürstin Sugawara eine übellaunige Tyrannin, die absoluten Gehorsam von ihrem Sohn und von jedermann in ihrem Haushalt verlangte. Zum Teil hatte Akitada seine Versetzung in die Provinz sogar ihretwegen angenommen. Er hatte geglaubt, ein Leben ohne die ständigen Nörgeleien seiner Mutter würde seiner Ehe dienlich sein.
Diplomatisch unverbindlich erwiderte er nur: »Ja. Es wäre schön, in unser angestammtes Zuhause heimzukehren.«
Seimei räusperte sich: »Die Herren scheinen sehr erpicht darauf, Euch sofort zu sprechen.«
»So eilig hat man es nach so langer Zeit?« spottete Akitada, zupfte jedoch seinen Kragen zurecht, befühlte prüfend seinen säuberlich gebundenen Haarknoten und folgte Seimei hinüber ins Gerichtsgebäude.
»Ich habe sie in Eure Amtsstube geführt und ihnen Kräutertee serviert«, teilte ihm Seimei unterwegs mit. »Minze und Ingwerwurzel, das erfrischt den Geist nach so langer Reise, und etwas gemahlene Iriswurzel, das reinigt das träge Blut. Sie machten einen ziemlich griesgrämigen Eindruck.«
Seimeis Kräutertees wechselten je nach Jahreszeit und nach den Beschwerden eines Patienten, waren jedoch kaum dazu angetan, bedeutsame Besucher zu beschwichtigen. Diese Tees rochen meist widerlich und schmeckten bitter. Aber der Alte war überzeugt, daß sie einem guttaten und das Leben verlängerten. Akitada und die Seinen tranken tapfer sein Gebräu, um ihm eine Freude zu machen.
Die Gerichtshalle war das Hauptgebäude der Provinzialverwaltung. Hier veranstaltete der Gouverneur seine Empfänge, hielt Gerichtstag, verwahrte die Archive und lenkte die Geschicke der Provinz. Heute war die Halle leer, und die Korridore zu den Nebenräumen waren verwaist. Eine solche Ruhe war Akitada willkommen nach all den hektischen Tagen im Winter. Kritisch schaute er sich in der Halle um. Der Fußboden war gefegt, und die schlimmsten Löcher im Dachgebälk hatte man mit neuen Brettern geschlossen. All diese Reparaturen hatte er aus eigener Tasche bezahlt. Im Archiv beugten sich seine drei Schreiber über ihre Pulte und kopierten eifrig Urkunden und Dokumente. Und vom Haupthof hörte man seine beiden Leutnants, wie sie mit den Wachsoldaten exerzierten. Er konnte nur hoffen, daß eine so korrekte Dienstausübung seine Besucher günstig beeindruckt hatte.
Seimei warf die Tür zu seinem Amtsraum auf und verkündete laut: »Fürst Sugawara.«
Dieser Titel stand ihm zu, denn Akitada war ein unmittelbarer Nachkomme des großen Sugawara Michizane. Leider hatten die Sugawaras Vermögen und Ansehen eingebüßt, nachdem ihr berühmter Vorfahr in die Verbannung gehen mußte und dort starb. Sein gegenwärtiger Stand in der Welt war mehr als bescheiden. Er war arm und besaß demzufolge keinerlei Einfluß, zwei ernsthafte Hindernisse für sein Fortkommen. Er versuchte diese Mängel wettzumachen, indem er seinen Pflichten aufs Genaueste nachkam. Jedoch reizte er seine Vorgesetzten, weil er es nicht lassen konnte, dunklen Machenschaften nachzugehen und sie aufzudecken.
Zwei Männer mittleren Alters in gewöhnlichen dunklen Reisegewändern und mit schwarzen flachen Hüten saßen auf den abgenutzten Kissen neben Akitadas zerkratztem und wackligen Schreibpult. Da sie keine Anstalten machten, sich bei seinem Eintritt zu erheben, mußten sie wohl einen hohen Rang haben. Sie wandten lediglich die Köpfe und starrten ihn fragend an.
Der eine war großgewachsen und schlank, sein Gesicht war gelblich, sein Blick mißbilligend. Sein kürzer geratener Begleiter hatte eine unnatürlich rote Gesichtsfarbe und schaute finster drein. Akitada sank der Mut, er ermahnte sich aber, daß sie von weither kamen. Sonne und Wind konnten adligen Herren auf langen Reisen zusetzen. Kein Wunder, wenn die beiden gereizt waren.
Ihr Rang bereitete ihm jedoch ein Problem. Die Etikette schrieb vor, daß Akitada seine Begrüßung so zu wählen hatte, daß der Unterschied zwischen seinem eigenen Rang und dem der Gäste sorgfältig gewahrt wurde. Aber er hatte keine Ahnung, wer sie waren, und aus der Farbe ihrer Kleidung oder den einfachen schwarzen Hüten ließ sich nichts weiter ableiten. Sein Herz pochte spürbar; er entschied sich, jeden mit einer mäßigen Verbeugung zu ehren, und setzte sich hinter sein Pult. Die kühle Erwiderung seiner Besucher bedeutete nichts Gutes.
»Ihr habt Euch ganz schön Zeit gelassen, Sugawara«, tadelte der Kleinere und winkte dann ungeduldig den wartenden Seimei fort. »Was stehst du da herum? Laß uns allein.«
Seimei verneigte sich tief und ging rückwärts aus dem Raum.
Sobald sich die Tür geschlossen hatte, sagte Akitada: »Gestattet mir, Euch willkommen zu heißen.« Er geriet ins Stocken, als er ihre abweisenden Mienen sah. Offensichtlich nahmen sie ihm seine schnörkellose Begrüßung übel, nur, wie hätte er sie denn anreden sollen?
»Schönes Willkommen, das man uns hier entbietet«, grummelte der zu kurz Geratene. »Reichlich heruntergekommen, Eure Vogtei. Die Mauern fallen ein, Eure Wachsoldaten sehen aus wie Vogelscheuchen, und Euer Stall taugt nicht einmal für Pferde. Und dann das Giftzeug hier, das Euer seniler Diener uns aufdrängen wollte.«
Akitada wurde rot. »Das ist ein Kräutertee. Man schreibt ihm eine gesundheitsfördernde Wirkung zu. Zweifelsohne hatte Seimei, der übrigens mein Sekretär ist, den Eindruck, daß Ihr nach der langen Reise etwas Stärkendes brauchtet.«
Der untersetzte Fremde zog die Mundwinkel herab. »Er muß schwachsinnig sein. Trinkt Ihr dieses Zeug etwa selbst?«
Akitada versicherte ihm, daß er und seine Familie Seimeis Tees bisher als sehr wohltuend empfunden hätten.
»Dann müßt auch Ihr von allen guten Geistern verlassen sein.« Er wandte sich an den dünnen Langen. »Ich fürchte, wir vergeuden hier nur unsere Zeit.«
Akitada hätte dem gern zugestimmt, doch der Lange schüttelte den Kopf. »Nein, der Ansicht bin ich nicht«, erwiderte er. Seine Stimme klang eintönig, und er bewegte beim Sprechen kaum die schmalen Lippen. »Bedenkt, uns bleibt keine Wahl.« Widerstrebend gab sich der andere zufrieden.
Ermutigend war das alles nicht. »Wäre Reiswein vielleicht genehmer?« bot ihnen Akitada an.
»Selbstverständlich«, sagte der Dünne sofort und lächelte fast jovial. Dabei betrachtete er Akitada angelegentlich, etwa so wie eine Katze einen fetten Sperling beäugt.
Akitada klatschte in die Hände, und Seimei kam herein. »Bitte, bringt uns Wein, Seimei.«
Der Sekretär nahm die vollen Teeschalen mit, schnaufte mißbilligend, ließ sich aber Gott sei Dank nicht auf einen Disput ein. Sobald sie wieder allein waren, suchte Akitada nach höflichen Worten, um herauszufinden, wer seine Besucher seien. »Ich glaube, ich hatte nicht das Vergnügen … Euren Exzellenzen in der Hauptstadt zu begegnen.« Er wartete ab.
Seine Gäste warfen sich einen Blick zu.
»Zu wissen, wer wir sind, dürfte für Euch ohne Bedeutung sein«, äußerte sich der Untersetzte.
Höchst seltsam. Mit ihm und seiner Arbeit hier, ob er die verworrenen Verhältnisse in Echigo gut oder weniger gut zu regeln verstand, konnte der Besuch nichts zu tun haben. Auch hatte er nicht den Eindruck, daß sie ihm seine Ablösung von diesem Posten bringen würden. Nervös räusperte er sich. »Darf ich fragen, weswegen Ihr Euch hierher begeben habt?«
Der Untersetzte erwiderte: »Dazu kommen wir noch. Zunächst ist es an uns, einige Fragen zu stellen. Und eine annehmbare Erfrischung hat man uns immer noch nicht angeboten.«
Akitada schoß noch mehr Röte ins Gesicht. Das unverschämte Benehmen ärgerte ihn allmählich. Er wünschte, sie würden zur Sache kommen und verschwinden. Der dünne Lange schien ein wenig umgänglicher zu sein und stand wohl im Rang über dem anderen, wenn auch nicht viel.
Schweigend warteten sie, bis Seimei mit einem großen Tablett erschien, auf dem drei kleine Weinkrüge standen und drei Schalen. Die paßten nicht zueinander, waren angeschlagen und nichts als billigste Tonware. Seimei verneigte sich vor jedem der Herren, goß Sake in eine Schale, bot sie dar und stellte vor jeden einen kleinen irdenen Krug.
Akitada erkundigte sich, ob noch eingelegte Pflaumen da wären.
Seimei verneinte mit einer Kopfbewegung und bot statt dessen an: »Ich könnte frischen Rettich aus meinem Garten aufschneiden.«
Der etwas kurz Geratene, der das Gesicht verzogen hatte, als er den Sake kostete, murmelte: »Frischen Rettich? Für wen hält uns der Narr eigentlich?«
Akitada biß sich auf die Lippen. Daß sie aufgrund ihrer Stellung ihm so von oben herab kamen, konnte er ertragen, doch daß Seimei so behandelt wurde, kränkte ihn. Sein alter Getreuer war stets wie ein Vater zu ihm gewesen und diente ihm noch heute mit nie versiegender Liebe und Aufopferung. Da zu vermuten war, daß diese Männer Macht und Einfluß besaßen, konnte er es nicht wagen, sie gegen sich aufzubringen. So lenkte er etwas umständlich ein: »Ich bedauere außerordentlich, so wenig Gastlichkeit bieten zu können. Hätte man uns vorher Eure Ankunft vermeldet, hätten wir Euch genehmere Erfrischungen bereithalten können, wenngleich diese elende Provinz wenig bietet, um jemand wie Euch zu erquicken.«
Der Untersetzte grunzte nur, während der dünne Lange die Augenbrauen hochzog. Akitada entnahm daraus, daß seine Worte nicht ehrerbietig genug geklungen hatten. Also schwieg er wiederum und wartete ab.
»Wir haben auf unserer Reise hierher schon schlechteren Wein bekommen, Mototsune«, sagte der Lange bedächtig.
Der Gedrungene lachte hämisch. »Aber nur einmal, To.«
Überrascht schaute Akitada den Hageren an. Hatte er recht gehört? To war der Titel der beiden Ersten Sekretäre des Kaisers, sie waren die Ranghöchsten in der Hofkanzlei des Herrschers. Ihnen kam der vierte Rang zu. Wie ließ sich erklären, daß ein Mann von so gehobener Stellung hier in seiner Amtsstube in der verkommenen Vogtei einer derart entlegenen Provinz wie Echigo saß?
»Seid Ihr mit dem Zweiten Prinzen bekannt?« wollte der wissen.
Diese Frage traf ihn völlig unerwartet und verunsicherte Akitada noch mehr, jedoch brachte er es fertig, zu nicken. Der Zweite Prinz war in Wirklichkeit der älteste Sohn des verstorbenen Tennos und hatte als Kronprinz und zukünftiger Kaiser gegolten. Doch als der junge Mann jenseits der Zwanzig war, hatte sein Vater selbstherrlich entschieden, einen anderen Sohn von einer Nebenkaiserin zu seinem Erben zu ernennen, und Okisada war der Zweite Prinz geworden. Aufgebracht hatte er einen Anschlag auf seinen viel jüngeren Halbbruder vorgehabt, woraufhin der Tenno ihn zur Strafe auf die südliche Hauptinsel Kyushu verbannte. Okisada zeigte Reue und bat um Vergebung. So hatte er in die Hauptstadt zurückkehren dürfen und dort während der nächsten zehn Jahre zwar ohne Macht, aber in Wohlstand und Überfluß leben können. Dann hatte sein Vater aus gesundheitlichen Gründen zugunsten von Okisadas Halbbruder abgedankt. Fürst Miyoshi, einer der Herren des Hofadels, entdeckte bald danach, daß Okisada in ein Komplott verstrickt war, den Halbbruder ermorden und sich des Thrones bemächtigen wollte. Daraufhin war ihm als Strafe die ewige Verbannung auf die Insel Sado auferlegt worden, was nun auch schon wieder zehn Jahre her war.
»Also äußert Euch, oder seid Ihr stumm geworden?« forderte ihn der Großgewachsene auf.
»Verzeiht, Exzellenz. Ich dachte, Ihr wolltet noch etwas hinzufügen. Ein wenig ist mir von Prinz Okisadas Bewandtnissen bekannt, ja, und einmal, ich war noch ein Junge, sah ich ihn auf der Straße vorüberziehen. Gegenwärtig lebt er im Exil auf Sadoshima.«
Der Hagere schüttelte den Kopf. »Stimmt nicht. Der Prinz ist tot. Man hat ihn ermordet.«
Akitada schreckte hoch. Das war eine ungeheuerliche Nachricht. Ein Prinz kaiserlichen Geblüts und auf der Insel der Verbannten ermordet? Was mochte dort vorgehen? Sadoshima lag im Japanischen Meer, etwa zwanzig Seemeilen nordwärts vor der Küste Echigos. Verbannung auf Sadoshima war die härteste Form der Bestrafung und kam fast einem Todesurteil gleich. Nur sehr gewalttätige oder politisch gefährliche Verbrecher wurden dorthin geschickt. Aber inwiefern hatte das etwas mit ihm zu tun?
Der dünne Lange lächelte. »Aha, ich sehe, Ihr seid hellhörig geworden«, ließ er sich vernehmen. »Ihr steht im Ruf, bei der Aufklärung von Mordfällen Geschick zu haben. Wir wollen, daß Ihr Euch auf die Insel Sado begebt und herausfindet, was dort geschehen ist.«
Akitada riß die Augen auf und schüttelte energisch den Kopf. »Es tut mir leid, Exzellenz, aber ich bin keineswegs befugt, meinen Posten hier zu verlassen. Auch habe ich keinerlei Berechtigung, mich in die Vorgänge in einer anderen Provinz einzumischen. Der Gouverneur von Sadoshima hat gewiß bereits mit der Aufklärung des Verbrechens begonnen.«
»Pah, der! Gouverneur Mutobe gilt als befangen. Sein eigener Sohn ist der Mörder.«
»Was?« Akitada starrte seinen rätselhaften Besucher an. »Seid Ihr Euch dessen gewiß, Exzellenz? Oder wolltet Ihr damit nur sagen, daß man ihn des Verbrechens beschuldigt?«
Ungeduldig winkte der Hagere ab. »Man hat Anklage erhoben, ihn verhaftet und wird ihm den Prozeß machen. Augenscheinlich wurde der Prinz mit einer Mahlzeit vergiftet, die der junge Mann ihm vorsetzte. Die Tatsachen sprechen für sich.«
Das war eine vertrackte Situation, und Akitada lockte sie, dennoch wiederholte er: »Selbst wenn dem so ist, ich sehe mich außerstande, Eurem Wunsche nachzukommen.«
Der kurze Dicke verfärbte sich noch mehr und polterte los: »Muß ich Euch daran erinnern, daß Ihr lediglich ein niederer Angestellter im Justizministerium seid und nur zeitweilig hierher versetzt wurdet?«
Akitada verneigte sich. »Das ist völlig richtig, und ich bedauere ungemein, daß ich Euch nicht zu Willen sein darf. Aber die mir erteilten Instruktionen besagen klar und deutlich, daß ich von niemand anderem als meinem Vorgesetzten oder einem Beauftragten des Kaisers Befehle anzunehmen habe.«
Sie sahen einander an. Dann zog der schlanke Herr einige zusammengerollte Dokumente aus seinem Kimonoärmel. Während er sie ordnete, bemerkte Akitada die gelben Seidenbänder, die nur für kaiserliche Urkunden verwandt wurden, und schon lief ihm ein Schauer über den Rücken. Der Hagere schaute auf, weidete sich an Akitadas Mienenspiel und lächelte. Er rollte eines der gelb umschnürten Schriftstücke teilweise auf und zeigte ihm das große rote Siegel der Hofkanzlei des Tennos. »Erkennt Ihr das Siegel?«
»Sehr wohl, Exzellenz.« Er verneigte sich und berührte mit der Stirn das Pult. Eigentlich müßte ich mich auf die Erde werfen, fiel ihm ein, bloß wußte er nicht, wie er hinter dem Pult hervorkommen und sich der Länge nach auf den Boden werfen sollte, ohne zuerst aufzustehen. Ein kaiserliches Siegel galt als stellvertretend für Seine Majestät, und niemand durfte stehen angesichts eines solchen achtunggebietenden Zeichens.
»Gut«, bestätigte der Schlanke. »Ich nehme an, Ihr seid nun überzeugt, daß es in meiner Macht steht, Euch auf die Insel Sado zu entsenden.«
Akitada richtete sich auf. »Ich fürchte, Exzellenz, dem ist nicht so. Ich kenne Euch nicht und weiß weder, wie Euch kaiserliche Dokumente in die Hände gekommen sind noch, worauf sich die Dokumente beziehen.«
»Wollt Ihr ihn des Diebstahls und der Lüge bezichtigen?« rief der kurze Dicke. »Was untersteht Ihr Euch!« Er wandte sich an seinen Kollegen. »Da habt Ihr’s. Das kommt davon, wenn man ungeeignete Personen auf entscheidende Posten in den Provinzen stellt. Ich werde im Großen Staatsrat berichten, daß dieser freche Kerl sich herausnimmt, uns die Zusammenarbeit zu verweigern.«
Akitada wurde heiß und kalt. Wenn es dazu kam, bedeutete es unweigerlich das Ende seiner Laufbahn.
Der Hagere hüstelte, neigte sich zu seinem Gefährten und flüsterte etwas. Der blieb weiterhin ungehalten und stimmte nur widerwillig zu.
Akitada beobachtete die beiden und wünschte, ihm wäre diese Begegnung erspart geblieben. Daraus konnte sich nichts Gutes für ihn ergeben, ganz gleich, wie diplomatisch er sich ihnen gegenüber verhielt. Er hatte keine Ahnung, worauf er sich möglicherweise einließ, wußte nur, daß es um den Kaiser, um Hochverrat und Mord ging.
Der dünne Lange sichtete wieder seine Papiere und reichte Akitada einen Brief, dessen Handschrift er sofort erkannte. Soga Ietada hatte ihn geschrieben, der Justizminister und sein unmittelbarer Vorgesetzter. Das Schreiben schien sich auf eine Anfrage zu Akitadas Person zu beziehen. Akitada las: »Sugawara, ein unterer Beamter in unseren Archiven, erledigt seine einfachen Aufgaben zufriedenstellend, aber ohne sonderlichen Eifer. Er hat eine bedauernswerte und penetrante Art, sich in seiner Freizeit mit der Aufklärung gemeiner Verbrechen zu befassen. Das führt zu Situationen, die oft genug die Beziehungen zwischen der Stadtwache und unserem Ministerium belasten.«
Als Akitada aufschaute, verzog sich der schmale Mund des Hageren zu einem schwachen Lächeln. »Sowie klar war, daß wir auf unserer Reise durch Echigo kommen würden, erkundigte ich mich bei Soga. Ihr seht also, wir wissen aus untadeliger Quelle, wie stark Euer Interesse für Mordfälle ist.«
Akitada gab ihm den Brief zurück. »Da fehlt die Anschrift; ich weiß demzufolge immer noch nicht, wer Ihr seid.«
Der etwas Untersetztere schnaubte ungeduldig, aber sein Kollege hob warnend die Hand. Er sah Akitada an, der finster entschlossen die Lippen zusammenpreßte und seinem Blick standhielt.
»Ihr traut mir also nach wie vor nicht. Und aus welchem Grund soll ich Euch trauen?«
»Wenn Ihr nur das wißt, was Ihr von Minister Soga erfahren habt, könnt Ihr es nicht«, entgegnete Akitada verbittert.
Der dünne Lange lachte stillvergnügt. »Oh, Soga war nicht meine einzige Quelle. Ich weiß zum Beispiel, daß Ihr bei den Universitätsprüfungen einen ersten Platz errungen habt. Eine so ungewöhnliche Auszeichnung läßt darauf schließen, daß Ihr vielen an Klugheit und Wissen überlegen seid.«
»Ich hatte Glück.«
»Hm. Auf diesen Posten hier seid Ihr doch berufen worden, weil Ihr ein sonderbares Verbrechen aufgedeckt habt, dessen Opfer ein anderes Mitglied der Kaiserfamilie war, nicht wahr?«
Dieser Umstand war nur sehr wenigen Leuten bekannt. Akitada erwiderte daher vorsichtig: »Meine gegenwärtige Bestallung ist wahrscheinlich auf meine bescheidenen Bemühungen in dem von Euch genannten Zusammenhang zurückzuführen.« Bei sich dachte er, hätte ich gewußt, was mich hier erwartet, hätte ich sie ausgeschlagen.
»Auf wessen Seite steht Ihr, Sugawara?«
»Wie meint Ihr das?«
»In bezug auf den Prinzen Okisada.«
Akitada war kaiserlicher Beamter und fand, daß eine solche Fragestellung an ihn müßig war. Dennoch erklärte er sich. »Ah so! Seine Majestät wurde von dem vorangegangenen Kaiser erwählt, wie es der Brauch ist. Die Gesetzmäßigkeit der Thronfolge ist zweifelsfrei. Der herrschende Souverän bestimmt seinen Nachfolger aus dem Kreis seiner Brüder oder Söhne, wobei den Ausschlag gibt, daß der von ihm Erwählte fähig ist, die Last der Verpflichtungen der Krone zu tragen. Es gibt einen Präzedenzfall in dieser Hinsicht. Im Jahre 438 wurde ein anderer Kronprinz für nicht fähig gehalten, das Amt auszuüben, und zugunsten seines jüngeren Bruders übergangen. Möge die Herrschaft Seiner Majestät tausend Jahre währen.« Akitada verneigte sich.
»Gut gesprochen, wie ein echter Rechtsgelehrter. Mir bleibt nichts anderes übrig, als auf Euch zu bauen. Einzelheiten kann ich Euch nicht enthüllen, aber Ihr dürft einen Blick auf unseren ursprünglichen Auftrag werfen. Ich erwarte, daß Ihr über die Euch anvertrauten Erkenntnisse äußerstes Stillschweigen bewahrt. Von unserem eigentlichen Vorhaben darf niemand erfahren.«
Sein Gefährte widersprach ihm. »Ich bin dagegen. Nach allem, was wir gehört haben, ist Sugawaras Charakter zwielichtig. Er hat sich schon früher Anordnungen widersetzt und Dinge auf eigene Faust betrieben. Wenn er sich weiterhin unserem Befehl verweigert, gehen wir zurück, meine ich, und untersuchen den Fall selber.«
»Weder Ihr noch ich verfügen über genügend Erfahrung, einen Mordfall zu untersuchen, auch langt unser Wissen in Rechtskunde nicht aus, und von Einzelheiten der Provinzverwaltung haben wir kaum eine Ahnung. Sugawara verfügt über diese Kenntnisse, und die Insel Sado liegt gewissermaßen vor seiner Tür, so daß er rasch dorthin gelangen kann.« Der Hochgewachsene suchte ein weiteres kaiserliches Dokument heraus und hielt es Akitada hin.
Akitada war dermaßen verwundert, daß er kaum begriff, was diese beiden Hofbeamten mit ihm vorhatten. Der Hagere zog die Augenbrauen hoch und nickte bedeutungsvoll auf die Urkundenrolle in seiner Hand. Endlich verstand ihn Akitada, streckte beide Hände aus, um die Rolle entgegenzunehmen, und hob ehrerbietig das kaiserliche Siegel über sein Haupt, bevor er mit zitternden Fingern das Seidenband löste. Die Hofkanzlei benutzte schweres, cremefarbenes Maulbeerpapier der besten Qualität. Akitadas Hände schwitzten, also wischte er sie verstohlen an seinem Kimono ab; dann begann er zu lesen. Die Pinselführung des kaiserlichen Kanzlisten war derart elegant, daß man Mühe hatte, die Zeichen zu entziffern. Doch aus den blumigen Wendungen und gekünstelten Schriftzügen ging hervor, daß seine beiden Besucher Ratgeber des Kaisers waren. Er erfuhr ihre Namen und auch, daß ihnen der vierte beziehungsweise der fünfte Rang zukam. Jedoch waren sie in einem so hochgestellten Amt tätig, daß ein untergeordneter Beamter im Justizministerium ihrer nie ansichtig wurde. In dem Schreiben wurden sie beauftragt, nach Sadoshima zu reisen, um den Prinzen Okisada aufzusuchen und mit ihm im Namen Seiner Majestät »gewisse Dinge« zu erörtern. Die mit dünnen Strichen gezeichnete Unterschrift war die des Kaisers. Akitada hob das Dokument abermals über den Kopf, rollte es dann sorgsam zusammen und band die Seidenschnur mit ungelenken Fingern. Mit einer tiefen Verbeugung reichte er die Schriftrolle zurück. »Bitte, Exzellenzen, vergebt, daß ich Euch bislang so unhöflich begegnet bin«, sagte er untertänig.
Der Gedrungene grunzte sein Einverständnis, während sein schlanker Kollege lächelnd erwiderte: »Seid unbesorgt. Mir ist ein vorsichtiger Mann allemal lieber. Ihr werdet Euch auf Sadoshima sehr umsichtig bewegen müssen. Es hat den Anschein, als ob sich dort ein ziemlicher Aufruhr anbahnt.«
»Aufruhr? Verzeiht, Exzellenz, wann ist der Prinz gestorben?«
»Vorige Woche. Wir wurden mit der Nachricht empfangen, als wir dort eintrafen.«
»Erst vorige Woche?« Akitada suchte seine Gedanken schnell zu ordnen. Man hatte sie also nicht unmittelbar aus der Hauptstadt zu ihm geschickt. Der Regierung gefiel es noch immer, ihn nicht zu beachten. Beide, oder vielmehr der Hagere (obwohl er ihre Namen nun kannte, behandelte Akitada sie weiter als anonyme Personen), waren aus eigenem Antrieb zu ihm gekommen. Das schmeichelte ihm zwar ein wenig, war aber auch beunruhigend. »Aus welchem Grund hat Euch Seine Majestät dann entsandt?« wollte er wissen.
»Wir können uns nicht über Dinge verbreiten, die nur unseren Souverän angehen«, wehrte der kurze Dicke ab.
Der dünne Lange stöhnte. »Könnt Ihr nicht einfach übersetzen und herausfinden, ob der Sohn des Gouverneurs, ein junger Mann namens Toshito, wirklich schuldig ist?«
Akitada zögerte. Mitunter war es besser, nicht zu viel zu wissen, und er spürte deutlich, daß dem hier so war. Dennoch trieb es ihn, weiter zu bohren. »Ihr habt von Aufruhr gesprochen und daß es notwendig ist, sich äußerst vorsichtig umzutun. Ich kann mich nicht in acht nehmen, wenn ich nicht weiß, welche Unruhen drohen. Eure Reise nach Sadoshima läßt vermuten, daß ernsthaft befürchtet wurde, es würde ein neues Komplott gegen Seine Kaiserliche Majestät geschmiedet. Ich denke, das ist damit gemeint, wenn in dem Brief von ›gewissen Dingen‹ die Rede ist, und vor allem deshalb habt Ihr die lange Reise unternommen. Als Ihr dort ankamt, erfuhrt Ihr, daß Prinz Okisada vom Sohn des Gouverneurs vergiftet worden ist. Es stellt sich die Frage, ob dieser Toshito vielleicht im Auftrage Seiner Majestät gehandelt hat?«
Hörbar sog der Dickwanst die Luft ein. Beide starrten ihn an, als habe er sich plötzlich in ein fremdes Wesen verwandelt, etwa so, wie wenn eine Feldmaus sich vor ihren Augen in einen Fuchs verwandelt hätte.
Der Hagere lachte amüsiert auf. »Bravo! Ich bin überzeugt, Ihr werdet die Sache aufklären.«
Der andere zog ein Gesicht. »Wir sollten lieber Vorsicht walten lassen«, warnte er.
»Schon gut. Sugawara hat recht. Er muß in der Tat ein bißchen mehr wissen. Die Gefahr eines Aufstandes mag gebannt sein, da der Prinz nun tot ist, aber wirklich sicher kann man nicht sein.« Er hielt inne, goß sich eine Schale Reiswein ein und trank. »Es begann vor drei Monaten, da hörten wir – ich meine die Hofkanzlei – Gerüchte über ein Zerwürfnis zwischen dem Gouverneur von Sado und seinem Landeshauptmann. Ihr könnt Euch denken, daß Seine Majestät lebhaften Anteil an allem nimmt, was die tragische Situation seines Bruders angeht. Es ist bedauerlich, daß wir zu wenig Kenntnis über die Vorgänge dort erhalten.« Er räusperte sich. »Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Wir kümmerten uns um die Angelegenheit und fanden heraus, daß dieser Streit überhaupt nicht den Prinzen betraf. Allem Anschein nach hat Gouverneur Mutobe in einem Anfall unbedachten Eifers seine Machtbefugnisse überschritten und in den Strafvollzug eingegriffen.«
»Ich bitte um Vergebung, Exzellenz, aber ich begreife nicht, was das mit der Ermordung des Prinzen zu tun hat.«
Der dünne Lange biß sich auf die Lippen und blickte seinen Freund an. »Wir hatten die Reise nach Sado unternommen, um die Fakten zu überprüfen.«
Akitada widersprach. »Das scheint mir nicht so. Die Reise von der Hauptstadt nach der Insel Sado ist lang und gefährlich. Trotzdem haben sich Eure Exzellenzen offensichtlich ohne Begleitung und inkognito dorthin aufgemacht. Würde ein geringfügiger Streit zwischen zwei Provinzialverwaltern Seine Majestät tatsächlich veranlassen, seine vertrautesten Ratgeber nach Sado zu entsenden?«
»Paßt auf, junger Mann«, fuhr ihn der dickleibige Besucher an, »Ihr stellt zu viele Fragen. Was Ihr zu wissen braucht, haben wir Euch erklärt. Jetzt ist es an Euch, herauszufinden, wer den Prinzen umgebracht hat und warum.«
Akitada verneigte sich. Eine Weile sagte niemand ein Wort.
Der Hagere atmete schwer und holte noch einmal aus. »Sadoshima ist ein berüchtigtes Versteck für Seeräuber, die die Schiffahrt verunsichern und vom Meer aus die Küstenstriche überfallen. Nicht weit von Eurer Provinz hier steht unsere Heeresmacht im Kampf gegen die Kriegsherren der Ainu. Ihr könnt Euch ausmalen, was unsere Feinde unternehmen könnten, solange sich der Prinz auf Sadoshima befindet.«
»Habt Ihr befürchtet, der Prinz könnte eine Geisel der Ainu werden?«
»Das war eine der Möglichkeiten«, stimmte ihm der Hagere zu.
Akitada ging mit einemmal das ganze Ausmaß der Gefahr und des Dilemmas auf, dem sich seine beiden adligen Besucher gegenüber sahen. Das andere, unausgesprochene und unaussprechbare Szenarium war, daß Okisada selbst Verhandlungen mit den Rebellen aufgenommen hatte, um sich schließlich doch noch des Thrones zu bemächtigen. Ihn fröstelte. Kaum vorstellbar, welche Ströme von Blut fließen würden, wenn ein Thronprätendent eine Armee durch das Land nach Süden führte. Einem solchen Krieg würden die ganze Bevölkerung von Echigo und auch seine eigene kleine Familie zum Opfer fallen.
Seit Jahrhunderten bedrohten die Ainu, die feindseligen barbarischen Nachbarn im Norden, das friedfertige Leben der japanischen Bauern. Zwar hatten sich die Häuptlinge der wilden Stämme in den Provinzen Dewa und Mutsu vor einiger Zeit dem Kaiser unterworfen, doch die Kampfkraft und -erfahrung dieser Krieger war eher gewachsen, immer wieder kam es zu Aufständen. Sie bildeten eine ständige Bedrohung des Reiches.
»Werdet Ihr den Auftrag übernehmen?«
Akitada verneigte sich. »Ja, Exzellenz, vorausgesetzt, Ihr bevollmächtigt mich dazu in gebührender Weise im Namen Seiner Majestät.«
»Es ist unwahrscheinlich, daß Ihr irgend etwas in Erfahrung bringen könnt, wenn Ihr als ein Amtsträger dort eintrefft. Es dürfte besser sein, inkognito zu reisen.«
»Vielleicht könnte ich als Händler oder Bauer gehen«, erwiderte Akitada. »Meine Papiere müßten in meine Kleidung eingenäht werden. Einfache Leute aus dem Volk fallen nicht weiter auf. Aber ich benötige zu meiner Sicherheit ordentlich ausgefertigte Dokumente und die schriftlich bestätigte Freistellung von meinem Posten hier.«
Das paßte den beiden zunächst gar nicht, doch schließlich willigte der dünne Lange ein. »Laßt uns die Sache überschlafen. Wir sind müde, und Ihr werdet Eure Vorbereitungen treffen wollen.« Er schaute Akitada an. »Ich würde empfehlen, daß Ihr Euch nicht mehr rasiert. Ihr werdet sonst schwerlich jemand überzeugen können, daß Ihr ein Bauer oder Landstreicher seid.«
»Da gibt es noch ein kleines Problem«, warf Akitada nervös ein. »Seit ich mit meiner Familie hier eingetroffen bin, habe ich kein Gehalt bekommen. Meinen Gefolgsleuten habe ich nichts zahlen können, obwohl sie ihre Pflichten als Sekretär der Vogtei und als Hauptleute der Wachsoldaten getreulich erfüllt haben. Meine eigenen Mittel habe ich für notwendigste Ausbesserungen an den Gebäuden aufgebraucht, und ich kann unmöglich meine Familie völlig mittellos zurücklassen.«
Sie blickten ihn erstaunt an. Akitada hatte den Eindruck, daß sie bei ihrem vermutlichen Reichtum gar keine Vorstellung davon hatten, was eine so verzweifelte Lage bedeutete.
Der Untersetzte reagierte entgeistert: »Aber warum habt Ihr nicht das Euch zustehende Gehalt aus der Provinzkasse genommen und Euch die Auslagen ersetzt?«