Hrsg.
Bd. 1: |
Schulung ehrenamtlicher Hospizbegleiter (Gratz, Mayer, Weidemann; ISBN: 978-3-17-029940-5) |
Bd. 2: |
Auf dem Weg zur Kooperationsvereinbarung (Kittelberger, Gratz, Rösch; ISBN: 978-3-17-029944-3) |
Bd. 3: |
Trauerbegleitung organisieren (Meyer, Brüning-Wolter, Fischinger, Mallmann, Rudert-Gehrke, Stockstrom; ISBN: 978-3-17-029948-1) |
Bd. 4: |
Hospiz- und Palliativversorgungsnetzwerke gestalten (Rösch; ISBN: 978-3-17-030770-4) |
Bd. 5: |
Die Schätze des Alters heben (Bergmann, Kittelberger; ISBN: 978-3-17-031883-0) |
In Vorbereitung:
• Hospizkultur und Palliativkompetenz in stationären Einrichtungen entwickeln und nachweisen (Rösch, Kittelberger; ISBN: 978-3-17-031891-5)
Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind.
1. Auflage 2016
Alle Rechte vorbehalten
© W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart
Print:
ISBN 978-3-17-031883-0
E-Book-Formate:
pdf: ISBN 978-3-17-031884-7
epub: ISBN 978-3-17-031885-4
mobi: ISBN 978-3-17-031886-1
Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.
»Zwiegespräch«
Bronze: Jürgen Ebert; Foto: Wolf Eckart Freiherr von Gemmingen-Homberg
Die Fertigstellung des Manuskripts für diesen Band fällt zeitlich in die Nähe der »Woche für das Leben 2016« unter dem Motto »Alter in Würde«. In ihrer Broschüre lassen die Deutsche Bischofskonferenz und die Evangelische Kirche in Deutschland als Herausgeber mehrere Autoren zu Wort kommen. Mahnend und korrekt heißt es dort unter anderem: »Mit Blick auf das hohe Alter stellt sich hier eine wichtige Aufgabe an die Gesellschaft: die seelisch-geistigen Kräfte des hohen Alters zu erkennen und öffentliche Räume zu schaffen, in denen sich alte Menschen für andere engagieren können« (Kruse 2016, S. 10). Dies spricht für eine Weitung des Blicks auf Menschen hohen Alters und fordert zum Um- und Weiterdenken heraus.
Dass die Begleitung betagter Menschen nicht nur als Bedarf, sondern längst auch als Markt erkannt wurde, zeigen nicht nur die ideenreichen Erfindungen, die in den Sanitätshäusern als Hilfsmittel zur besseren Bewältigung des Alltags erhältlich sind. Die Entwicklung des Berufsbildes »Seniorenassistent« ist ebenfalls ein Indiz dafür. Die Inhalte einer ca. 120-stündigen, mit »Ausbildung« betitelten Schulungsmaßnahme zum Seniorenassistenten sind konkret einsehbar. Sie heben ab auf das (eingeschränkte) Leben älter werdender Menschen mitsamt seinen Begleitungsmöglichkeiten. Ob auch das Sterben alternder Menschen im Fokus von Seniorenassistenten ist und wie sie auf Fragen von Krankheit, Sterben und Tod reagieren, aber auch, ob der Übergang von der Lebensphase der Gestaltung des Lebens hin zur Lebensphase der Verabschiedung vom Leben eine Rolle spielt, ist nicht ersichtlich. Nicht nur »Zeit für Spaziergänge oder Erinnerungen, Hilfe beim Nutzen moderner Computertechniken, Gespräche und Begleitung«, sondern »soziale Teilhabe ermöglichen, eine neue Karriere starten« sind nachdenkenswerte, in einem Bericht einer Münchner Lokalzeitung (Hallo München 2016) beschriebene Ziele, die Großes vermuten lassen. Dabei lassen sich Karriereinteressen wohl besser als Interesse Einzelner denken, während die Ermöglichung von Teilhabe nicht als Ziel zu verstehen ist, das ein Einzelner erreichen kann. Nicht nur der Begriff der »Teilhabe« lässt erahnen, dass die Perspektive der »Teilnahme« im Berufsbild der Seniorenassistenz keine oder zumindest keine dominierende Rolle einnimmt.
Träger sozialer Einrichtungen und Wohlfahrtsverbände haben sich bereits vor Jahren auf den Weg gemacht, ehrenamtliche, teils qualifizierte Begleitungsangebote für Senioren (teils mit dauerhaft angelegter professioneller Praxisbegleitung und Fortbildung) anzubieten. Sie haben dies – wie die Hospizbewegung auch – aus bürgerschaftlichem Engagement heraus getan und basierend auf der Grundhaltung, Alter, Krankheit, Sterben und Tod gingen alle Menschen an, nicht nur einzelne, die beruflich damit zu haben. Die Sorge für alte, kranke, sterbende Menschen als gesellschaftspolitische Aufgabe in Zeiten abnehmender Fürsorge und Pflege leistender Familienstrukturen steht als Maxime dahinter.
Wenngleich dieser Band das Hospiz- und Palliativgesetz nicht zum Schwerpunkt hat und ein Verweis auf entsprechende Literatur genügt, so fordert das Gesetz förmlich dazu heraus, das Potenzial und die Chancen ehrenamtlicher Hospizarbeit im Kontext von Alter auf die Herausforderungen der Zeit hin zu reflektieren und zukunftsweisende Konzepte auf den Weg zu bringen.
Dieses Buch beschäftigt sich nicht mit Seniorenbegleitung. Es beschäftigt sich mit Fragen des Alters im hospizlichen Kontext und nimmt dabei beide Perspektiven ein: das Engagement für einen alternden Menschen und das Engagement durch einen alternden Menschen. Es geht nicht nur um die Frage, was »gesunde« Menschen für »alte« Menschen tun können (Fürsorge bekommen), sondern auch um die Frage, wie alte(rnde) Menschen ihr Bedürfnis nach Sorge um andere (Fürsorge geben) verwirklichen können. Beides sind Perspektiven, die Möglichkeiten und Potenzial, aber auch Bedürfnisse und Bedarfe in sich tragen. Es stellt sich daneben die Frage, wie das »Altern im Ehrenamt« gelingen kann und welche Voraussetzungen dafür beizeiten geschaffen werden müssen, damit auch ein »Altern in Würde im Ehrenamt« eine Chance hat.
Nicht wegen des vielfältiger werdenden Marktes und steigender Herausforderungen rund um Alter und Krankheit, sondern besonders aufgrund der noch zu wenig im Blick befindlichen Perspektiven und Gestaltungsmöglichkeiten in der Hospizbewegung wurde dieser Band in die Reihe aufgenommen.
Margit Gratz
Das Bewusstsein für die demografische Entwicklung hat ihren Weg in die Öffentlichkeit unserer Gesellschaft gefunden. Das Thema hat Konjunktur. Dabei sind verschiedene Tendenzen erkennbar: Medien und Werbung versuchen zunehmend, die dritte, vierte und fünfte Lebensphase als Chance und als Gewinn darzustellen. Soziologen, Politologen und Forscher aller Fachrichtungen versorgen uns mit Zahlen, Statistiken und Trends. Sie wollen milde mahnend daran erinnern, dass die Menschen die Bedeutung der sich verändernden Alterspyramide in der mitteleuropäischen Gesellschaft noch nicht wirklich erfasst haben. Vom Arbeitsmarkt bis zum Gesundheitswesen, von der Bildung bis zur Freizeitindustrie scheinen alle Bereiche der Gesellschaft davon betroffen.
Dieses Buch befasst sich – ganz im Sinne der Buchreihe – mit der Herausforderung, sich diesem Thema auch in der Praxis der Hospizarbeit vor Ort zu stellen. Egal ob das Alter als Chance oder Bedrohung, als Glück oder Unglück, als Schicksal oder doch zu beeinflussende Lebensphase gesehen wird, kann man der Realität dieser Entwicklung nicht ausweichen. Die Hospizbewegung selbst, die noch vor einem Jahrzehnt vielen Menschen als eine »junge Bewegung« erschien, kommt in die Jahre. Der Altersdurchschnitt der Mitglieder steigt und immer mehr ehrenamtliche Mitglieder (auch aus der Gründergeneration) nehmen aus Altersgründen Abschied aus dem Verein oder versterben noch während ihrer aktiven Zeit.
Damit ist das Thema im doppelten Sinne in der Hospizbewegung angekommen. Zum einen hat die Hospizbewegung relativ spät das Augenmerk von der an Krebs erkrankten Frau mittleren Alters oder dem von einer schweren chronischen Krankheit betroffenen Kind oder auch dem Aidspatienten hin auf den alten und hochbetagten Menschen gewendet. Zum anderen jedoch machen sich mehr und mehr Hospizvereine und Hospizdienste Gedanken darüber, wie sie in ihren eigenen Reihen mit den älteren und alt gewordenen Mitgliedern und ehrenamtlich tätigen Hospizbegleitern1 umgehen. Themen wie Abschied, Staffettenübergabe, Trauer in den eigenen Reihen und eine Neuorientierung in der Aufgabenverteilung werden wahrgenommen.
Hier setzt dieses Buch an. Es markiert in seinem ersten Kapitel eher knapp einige bekannte Entwicklungen der demografischen Wende.
Das zweite Kapitel stellt das Zentrum dieses Buches dar. In ihm widmen sich die Autoren der Frage, was das Altern für die Hospizbewegung selbst bedeutet. Wie werden älter werdende und betagte Mitarbeitende in der Hospizbewegung explizit in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt? Wie werden sie als Ressource wahrgenommen, ohne sich ausgenutzt oder abgeschoben fühlen zu müssen? Welchen Beitrag leisten ältere ehren- und hauptamtliche Mitarbeiterinnen in der allgemeinen Palliativversorgung und speziell der ambulanten Hospizarbeit? Wie kann ihr Erfahrungsschatz so gehoben und eingesetzt werden, dass ihre Integration im Vordergrund steht? Hier werden auch Praxisideen eingearbeitet.
Im dritten Kapitel wird dargelegt, welche Bedeutung die Hospizbewegung für die älter werdende Gesellschaft hat. Mit Stolz kann die Hospizbewegung darauf verweisen, dass sie sich der Begleitung und Sorge um die Alten und Hochbetagten gestellt hat.
Dieses Buch will den Blick darauf lenken, dass sich auch in der Hospizbewegung gesellschaftliche Veränderungen spiegeln. Die in ihr engagierten Menschen altern ebenfalls, die Bewegung an sich kommt in die Jahre. Es geht nicht darum, diese Tatsache zu werten, sondern vielmehr darum, wie Hospizdienste diese Erkenntnis nutzen können.
1 Aus Gründen der Lesbarkeit wird in diesem Buch jeweils nur die männliche oder weibliche Form verwendet. Es sind jedoch immer alle Geschlechter gleichermaßen gemeint.