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Der Weg zum Pferd
Seit mein erstes Buch „Sprachkurs Pferd – Pferdesprache lernen in 12 Schritten“ erschienen ist, hatte ich die Möglichkeit, unglaublich vielen Menschen und Pferden aus der ganzen Welt zu begegnen und mit ihnen zu arbeiten. Ich spreche nun sehr viel flüssiger Pferdisch und mein Verständnis für das, was Pferde häufig verwirrt und durcheinanderbringt, hat sich ebenso vertieft wie meine pferdesprachlichen Kenntnisse.
Pferdisch ist ein praxisnahes System, um Pferden zuzuhören und in ihrer eigenen Sprache mit ihnen zu sprechen, anstatt von ihnen zu erwarten, dass sie unsere Sprache verstehen.
Dieses Buch ist den Pferdemenschen gewidmet, die unermüdlich versuchen, nicht nur die Beziehung zu ihrem Pferd zu verbessern, sondern auch die Beziehung zu sich selbst.
Wenn wir erst einmal anfangen, uns mit unseren Pferden zu unterhalten, beginnen auch die Pferde, mit uns zu sprechen. Pferde wünschen sich wirklich, dass ihre Menschen das gleiche tiefe Wohlbehagen empfinden könnten wie sie selbst und versuchen, dies auch immer wieder zum Ausdruck zu bringen.
Sehr häufig habe ich auf Kursen gesehen, wie Pferde zu dem Zustand fanden oder zurückkehrten, den ich „Neutral Null“ nenne. Es ist ein Zustand der Präsenz, der Achtsamkeit und Ruhe. Ich habe erlebt, wie Pferde beinahe sofort bereit waren, dieses neugewonnene Vertrauen nicht nur mit ihren Besitzern zu teilen, sondern mit allen anwesenden Personen. Ob es nun Mini-Shettys oder Shire Horses waren, Deckhengste, Jährlinge oder steinalte Schulpferde, deren trittsichere Fürsorglichkeit noch immer unverzichtbar war – die Pferde boten ihren Menschen einen wundervollen Kontakt an, sobald es ihnen möglich wurde.
Manchmal haben mich Teilnehmer am Ende eines Kurses beiseitegenommen, um ihre Überraschung auszudrücken, wie leicht sie sich nun mit ihren Pferden unterhalten konnten. „Ist das wirklich alles?“, fragten sie. „Es kommt mir so … einfach vor.“ Wie häufig habe ich das gehört!
Pferdisch zu lernen braucht seine Zeit. Das ist nun einmal so, wenn man eine neue Sprache lernt. Es geht ja nicht nur darum, die entsprechenden Wörter zu kennen. Um eine andere Sprache wirklich fließend zu sprechen, muss man Nuancen und subtile Bedeutungen verstehen und ein Gefühl entwickeln für den Zusammenhang, in dem ein Wort steht. Sprache drückt den persönlichen Standpunkt eines Menschen aus, sie drückt aus, was man wertschätzt und verrät Emotionen und Ansichten. Dies gilt auch für Pferdisch.
Pferdisch zu sprechen ist vergleichbar mit den Fähigkeiten, die nötig sind, um ein Auto zu fahren. Man braucht seinen gesamten Körper dafür. Das Gesichtsfeld muss darauf trainiert sein, die Straße zu überblicken, den Straßenrand und sämtliche Schilder. Man muss Dutzende sehr unterschwelliger Dinge interpretieren können. Trotzdem ist dies alles für einen geübten Fahrer so selbstverständlich, dass er oder sie sich mit den Mitfahrern unterhält oder das Radio einschalten kann, ohne darüber nachzudenken. Daher kommt es, dass ich schon Unterhaltungen mit Kurspferden einfach weitergeführt habe, ohne die Kursteilnehmer auf dem Laufenden zu halten. Sie stoppten mich, denn sie wussten nicht mehr, worum es eigentlich ging. Gespräche mit Pferden können Ihnen so geläufig werden, dass Sie, so wie ich, ganz in den wunderbaren, interessanten und häufig auch aufschlussreichen Unterhaltungen mit Ihrem Pferd aufgehen.
Wenn Sie dieses Buch lesen, sind Sie auf der Suche. Das Pferd, das Sie auf den Pfad der Suchenden geschickt hat, könnte ein völlig verängstigtes Tierschutzpferd sein, dem Sie gerecht werden möchten. Es könnte aber auch ein widersetzliches, aufbrausendes Pferd sein, dem Sie zu innerer Ausgeglichenheit verhelfen wollen. Vermutlich handelt es sich um Ihr Lieblingsreitpferd, und vielleicht verhält es sich meist unauffällig, aber Sie haben trotzdem das Gefühl, dass Sie irgendetwas übersehen. Vielleicht sind Sie jemand, der den Dingen wirklich auf den Grund gehen und mehr wissen möchte, oder Sie arbeiten beruflich mit Pferden und wollen einfach souveräner mit den Bedürfnissen Ihrer vierbeinigen Kundschaft umgehen. Womöglich sind Sie von Trainer zu Trainer gerannt und haben dabei auch die eine oder andere wertvolle Lektion gelernt, aber irgendwie sind Sie noch immer auf unerklärliche Art unzufrieden.
Ich habe mit Hunderten Pferd-Mensch-Paaren gearbeitet und kann Ihnen genau sagen, was fehlt, denn es geht immer um eine simple Sache: Verständnis. Die meisten Menschen verstehen bis zu einem gewissen Grad etwas von den Aspekten der Pferdepflege oder der Ausbildung von Pferden. Einige Menschen sind auch erfolgreich mit ihren Pferden und dennoch tut sich an bestimmten Stellen eine Kluft auf. Und nun sitzen Sie hier, lesen ein weiteres Buch und sind auf der Suche nach Antworten.
Von welcher Kluft spreche ich? Es ist die Kluft zwischen dem, was wir wissen, und dem, was wir nicht wissen in Bezug auf unsere Pferde.
Die meisten Menschen besitzen genug Intuition, gesunden Menschenverstand und Gefühl, um klarzukommen. So wie ich. Ich war achtsam und qualifiziert genug, um lange Zeit klarzukommen. Meine Arbeit war gut. Ich gab Unterricht im therapeutischen Reiten und Reitunterricht an einer Schule für Lernbehinderte. Außerdem war ich vier Jahre lang für den Austausch der Förderschulen untereinander zuständig. Ich konnte individuellen Einzelunterricht geben, egal ob dem Dressurreiter, dem Jagd- und Westernreiter oder jenen Reitern, die ohne Sattel ausreiten wollten. Sogar einige Fahrer hatte ich unter meinen Kunden. Ich arbeitete mit blinden Pferden und mit Pferden, die schwere Kopfverletzungen erlitten hatten, die Hunger, Misshandlungen oder Vernachlässigung erlebt hatten. Ich unterrichtete die Ehrenamtlichen im Tierschutz oder in Einrichtungen für therapeutisches Reiten und ich fand es befriedigend, mit Pferden und Reitern zu arbeiten, die als besonders schwierige Fälle betrachtet wurden. Doch egal mit welcher Pferd- Mensch-Kombination ich gerade arbeitete, an einem bestimmten Punkt tauchte sie auf – die Kluft.
Die Kluft ist der Abgrund, der das Vertrauen eines Menschen erschüttert und das Pferd unverstanden und verlassen auf der anderen Seite zurücklässt. Die Kluft ist das merkwürdige Gefühl, das im Hintergrund der Seele ehrlicher Menschen lauert, das Eingeständnis, dass man nicht ganz genau weiß, was ein bestimmtes Pferd gerade denkt. Vielleicht hat man mit neunzig Prozent der Pferde, mit denen man arbeitet, Erfolg – die restlichen zehn Prozent repräsentieren die Kluft. Es kann aber auch sein, dass Sie ein frischgebackener Pferdebesitzer sind und die Kluft von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang in Ihren Gedanken lauert.
Trotz meines Erfolgs und meiner Fähigkeit, von meiner Arbeit mit Pferden und Menschen zu leben, nagte die Kluft auch an mir.
Ich hatte einigen meiner Pferde nicht nur beigebracht, von selbst zur Aufstiegshilfe zu gehen, sie machten sich auch kleiner, um mir beim Aufsitzen zu helfen. Trotzdem stellte ich mir immer die unterschwellige Frage, ob ein Pferd dies auch freiwillig anbieten würde, wenn es die Wahl hätte.
Das derzeitige Modewort der Pferdewelt war „Partnerschaft“. Zuerst war ich wie alle anderen auch begeistert von der Idee, eine Partnerschaft mit meinem Pferd haben zu können. Das Wort beinhaltet, dass man eine Verbindung eingeht, die durchaus kameradschaftlich sein kann. Doch nachdem ich mich einige Jahre mit dem Begriff „Partnerschaft mit dem Pferd“ beschäftigt und gesehen hatte, was in der Geschäftswelt alles als Partnerschaft durchgeht, bekam ich leise Zweifel. Man kann Geschäftspartnerschaften haben, ja auch persönliche oder sportliche Partnerschaften, und man braucht seine jeweiligen Partner dabei überhaupt nicht zu mögen. Eine Partnerschaft unterstellt zwar eine Verbindung, hält aber nicht unbedingt, was sie verspricht.
Wonach suchte ich also? Was auch immer es war, mir war klar, dass auch meine Schüler und Kunden danach Ausschau hielten.
Am Ende trieb die Kluft mich an, wie ein juckender Mückenstich, an den ich nicht herankam. Ich nahm mir frei, um zu lernen. Ehrlich gesagt saß ich zuerst nur herum, starrte vor mich hin und versuchte, meine vorgefassten Meinungen loszuwerden.
Ich liebe es, zu lernen, und deswegen liebe ich es auch, zu unterrichten. Natürlich hatte ich bereits jede Menge über klassische und moderne Theorien zur Körpersprache von Pferden gelesen, viel über das Wesen der Pferde und ihre Ausbildung gelernt. Allerdings bewegten sich die gängigen Informationen meinem Empfinden nach häufig zwischen zwei Extremen: Entweder ging man davon aus, dass Pferde von Grund auf faule Rüpel sind, die man dazu bringen muss, zu arbeiten, oder aber davon, dass Pferde so empfindsam sind, dass man sie nicht einmal reiten sollte.
Ich wollte einen Schritt weiter gehen, eine Schicht tiefer kommen. An dem Tag, an dem sich alles für mich veränderte, saß ich lesend auf der Weide und mein Pferd nahm mir das Buch, das von Pferden handelte, aus der Hand und sah mir tief in die Augen. Da ging mir plötzlich ein Licht auf. Ich musste die Pferde fragen, wie man „Pferdisch“ spricht – und nicht die Menschen!
Langsam dämmerte es mir. In meiner eigenen kleinen Herde mit Pferden unterschiedlichen Alters, Geschlechts, Hintergrunds beobachtete ich eine bestimmte Bewegung zu einem speziellen Zeitpunkt immer und immer wieder. Muster bildeten sich, und als ich begann, diese Muster zu erfassen, tauchten neue, noch differenziertere auf. Ich wollte wissen, wie Pferde ein Gespräch miteinander beginnen und auch, wie sie dieses Gespräch beenden. Ich wollte verstehen, was ihnen dabei wichtig war. Was sie suchten war ja das, worüber sie miteinander sprachen. Also, wonach suchten sie alle?
In vielen Gesprächen, die Pferde miteinander führen, geht es um ihre Grundbedürfnisse, also um Sicherheit, Futter, Wasser, Schutz und um die Rangordnung. Schnell wurde mir klar, dass sie eine äußerst komplexe Körpersprache besitzen, die es ihnen ermöglicht, sehr viel Bedeutung in ein einziges Zucken ihres Ohres zu legen. Mein Ziel war es, herauszufinden, was es mit diesen Bewegungen im Einzelnen auf sich hatte. Und schließlich wollte ich auch die hierarchischen Muster der Pferde verstehen, und zwar nicht nur im Sinne von „dominant“ und „unterwürfig“, wie sie von Verhaltensforschern und Ausbildern seit Jahren verbreitet werden, sondern die tatsächlichen, kleinsten Bewegungen im täglichen Herdenleben.
Ich erkannte, dass Pferde pausenlos kommunizieren und nicht nur gedankenlos Gras fressen. Jede einzelne Bewegung ist eine Art Kommentar. Ja, ein Pferd schlug mit dem Schweif nach einer Fliege. Aber auf welche Art schlug es danach? War es übertrieben, nachdrücklich oder rhythmisch? Vielleicht hat es nur mit sich selbst über diese Fliege gesprochen, vielleicht hat es aber auch zu jemandem in der Nähe so etwas gesagt wie: „Mann, echt doofe Fliegen hier drüben“?
Es ist entscheidend, dass Pferde um Gesellschaft und um Raum bitten können. Sie können sich entschuldigen, wenn sie übellaunig waren. Sie können einem unerzogenen Jungpferd eine Grenze setzen und ein altes Pferd sanft führen. Wir können es erkennen, wenn diese Interaktionen ablaufen. Aber meistens schaffen wir es nicht, exakt festzustellen, wann und warum genau und im Einzelnen welche Bewegung in einem Gespräch zwischen mehreren Pferden geschieht.
Ich habe herausgefunden, dass „Mentoren“ in einer Herde die verwundeten Seelen heilen oder die Jungpferde unterrichten können. Die ersten und wahren Lehrerinnen sind aber die Mutterstuten. Alle anderen Rollen in der Herde ergeben sich aus den Lektionen, die die Pferdemutter gelehrt hat. Wenn wir die Mutterstute imitieren, gewinnen wir das Vertrauen, das Verständnis und den Respekt eines Pferdes, verbessern unser Verhältnis und vertiefen unsere Bindung. Die besten Mentorenpferde sind unglaublich fürsorglich, ruhig und verlässlich. Die besten Leitpferde stellen sicher, dass alle Pferde in der Herde gut versorgt sind und die Pferde wissen, dass das Leitpferd sie von hinten beschützt. Der „Wächter“ beobachtet ununterbrochen die Umgebung. Der „Rabauke“ hält alle in Bewegung. Der „Clown“ sorgt für gute Stimmung und der „Angsthase“ hält alle wach. Doch die Mutter war die allererste Führerin und ihre Art, Gespräche zu führen, sollte man nachahmen, wenn man möchte, dass ein Pferd respektvoll ist und gleichzeitig eine tiefe Verbindung zu uns hat, sich wohlfühlt.
In diesem Buch stelle ich bisherige Vorstellungen über den Begriff der Führungspersönlichkeit infrage. Für viele bedeutet dieser Begriff, dass man der Boss ist. Durch dieses Bild werden Menschen in einen bestimmten Gemütszustand versetzt, der zu einem dominanzbetonten Verhältnis, zur Konkurrenz mit ihrem Pferd führt. Möchte man eine wirklich erfolgreiche Leitperson für das Pferd sein, ist es nach meiner Erfahrung hilfreicher, sich als Lehrer oder Mentor zu betrachten. Die erste Mentorin oder Lehrerin eines Pferdes ist seine Mutter. Das Verhältnis zwischen Mutter und Fohlen beinhaltet eine Vielzahl an Werten, von großer Fürsorge bis zu starken und gesunden Grenzen. Da die meisten von uns eine tiefe Verbindung zu ihrem Pferd möchten, in der beide Seiten im Gleichgewicht und zufrieden sind, kann das Bild der Mutter als Leitlinie dienen, um unsere besten Seiten zum Vorschein zu bringen.
Ich kam zu diesem Schluss, als mein vormals unglücklicher, schwer erreichbarer Wallach zum Tor ging, das zu einem Waldweg über mein Land führte. Er sah sich über die Schulter nach mir um, blinzelte mit den Augen, wackelte mit den Lippen, nickte mit dem Kopf und atmete laut aus. Ich hatte nichts in der Hand, also nahm ich einfach meinen Schal ab, wickelte ihn um seinen Hals und öffnete das Tor. Er führte mich zu dem Baumstamm, den ich oft als Aufstiegshilfe nutzte, wenn ich ohne Sattel ritt, schnaubte, nickte mit dem Kopf und stellte sich daneben. Als ich aufsaß, lehnte er sich zu mir herüber, um mich zu stabilisieren. Nachdem ich mich zurecht gesetzt hatte, marschierte er zu einem Lieblingsplatz und achtete dabei darauf, mit genügend Abstand zwischen den Bäumen hindurchzugehen, damit meine Beine nirgendwo streiften. Wir folgten dem Waldweg für etwa zwanzig Minuten und legten dann eine Pause ein. Er schnaubte und schaute sich über die Schulter nach mir um und ich tat es ihm gleich und sah auch nach hinten. Er wendete sanft und ging zurück zum Weidetor. Die ganze Zeit über atmete ich tief, lauschte dem Geräusch seiner Hufe und staunte über das wunderbare Geschenk.
Die Antwort, die ich gefunden hatte, lautete: Ja, Pferde bieten aus eigenem Antrieb an, uns auf ihrem Rücken zu tragen. Alles was wir tun müssen, ist ihnen wirklich zuzuhören.
Dieses Buch unterscheidet sich von meinem ersten Buch „Sprachkurs Pferd – Pferdesprache lernen in 12 Schritten“. Dort gebe ich Schritt-für-Schritt-Anleitungen, die erklären, wie man Gespräche mit seinem Pferd führen kann. Die dazugehörigen Fotos veranschaulichen die Rollen von Mensch und Pferd in diesen Gesprächen. Hier finden Sie dagegen eine Sammlung von Fallgeschichten, die Ihnen zeigen, auf welche Weise Pferdisch Sie weiterbringen kann und wie es in der Praxis funktioniert. Einige Namen und Details sind verändert worden, um die Privatsphäre der Betroffenen zu schützen, doch der Kern jeder Geschichte blieb unangetastet.
Ich glaube, dass Fallbeispiele eine gute Möglichkeit sind, um zu verstehen, wie Pferdisch funktioniert. Lassen Sie es mich erklären: Pferde verhalten sich stark ritualisiert und folgen bestimmten Handlungs- und Verhaltensabläufen. Als ich begann, diese Rituale genauer zu untersuchen, konnte ich beobachten, in welcher Reihenfolge ein Pferd sie einsetzte, um „Fragen zu stellen“ oder „Antworten zu geben“. Pferde können das innerhalb von Minuten bewerkstelligen, Menschen jedoch müssen alles in Einzelteile zerlegen, so dass sie die Abläufe samt ihrer Bedeutung lernen können. Diese Abläufe von Pferdisch werden benutzt und wiederholt, wann immer es etwas zwischen den Herdenmitgliedern zu verhandeln gibt.
Ich stelle mir die Pferdesprache eher als Kreismuster vor statt als Linie. In jeder der folgenden Geschichten durchlaufe ich die einzelnen Schritte dieser Abläufe, um herauszufinden, wo die Ursache liegt für den Stress, die Verwirrung oder Enttäuschung des betreffenden Pferdes.
In jeder Geschichte wird die Situation des Pferdes so geschildert, dass man sich leicht in sie hineinversetzen und die Fragen und Antworten auf das eigene Pferd übertragen kann.
Bevor ich die Geschichten erzähle, möchte ich jedoch meine Philosophie und die sieben Schlüsselaspekte von Pferdisch in den Kapiteln zwei und drei erläutern. Selbst wenn Sie mein erstes Buch kennen, ist es sinnvoll, diese Abschnitte zu lesen. Sie finden darin neue und weitergehende Ideen über Pferdisch, die ich im letzten Jahr erfahren oder über die ich nachgedacht habe. Vielleicht helfen sie Ihnen weiter oder bringen an einem Punkt den Durchbruch, an dem Sie bisher stecken geblieben sind.
Versuchen Sie die Gespräche, die ich in diesem Buch beschreibe, auf den unterschiedlichen Ebenen zu erfassen.
Die Bewegungsmechanik ist die Wissenschaft der Körpersprache. Sie stellt die eine Ebene der Gespräche dar. Ich beschreibe sie so genau, damit man als Mensch in der Gegenwart von Pferden klarer, fokussierter und ruhiger sein kann.
Die zweite Ebene ist die Kunst von Pferdisch. Sie zeigt sich, wenn ich mich durch die Schichten nach unten grabe, um sowohl den Pferden als auch den Menschen dabei zu helfen, ihr Neutral Null zu finden. Dies ist der Zustand des Im-Moment-Seins, in dem man gleichzeitig aufmerksam und ruhig ist. Was dies für Mensch und Pferd bedeutet, erfahren Sie später ausführlicher.
In jeder Geschichte gibt es einen Aha-Moment. Das ist der Moment, in dem ich oder jemand anderes versteht, was das Pferd auszudrücken versucht und eine Idee bekommt, wie man das Problem am besten lösen kann.
Außerdem endet jede Geschichte mit etwas, das ich „Lecken und Kauen“ genannt habe. Dabei handelt es sich um den Extrakt der Geschichte, den Sie in Ihrem alltäglichen Umgang mit dem Pferd nutzen können und der zu spannenden neuen Ebenen in Ihrer Verbindung und Verständigung führen wird.
Um zu verstehen, wie Pferde wirklich denken und warum sie die Muster benutzen, die sie benutzen, müssen wir zunächst einmal unsere althergebrachten Glaubenssätze hinter uns lassen. Pferdisch ist ein ehrlicher Versuch, authentisch mit Pferden umzugehen, auf eine Art und Weise, wie auch Pferde miteinander umgehen. Wir folgen den gleichen Regeln, denen sie folgen. Ich gebe zu, dass ich kein Pferd bin. Ich bin auch kein Hund, obwohl die meisten Menschen mir zustimmen würden, dass man sich mit Hunden recht gut verständigen kann. Hunde haben sich angewöhnt, sehr gut auf unsere Körpersprache und unsere sprachlichen Signale zu achten. Alles, was ich vorschlagen möchte, ist, dass wir es uns angewöhnen könnten, auf die Körpersprache und die nichtsprachlichen Signale von Pferden zu achten.
Ich habe die Hoffnung, dass die Geschichten in diesem Buch dazu führen, dass Sie Ihre alten Glaubenssätze hinter sich lassen.
Die Pferdisch–Philosophie
Wir beginnen Pferdisch zu lernen, wenn wir Pferde nicht nur anschauen, sondern sie wirklich sehen.
Menschen sprechen gerne über Gegenstände, geben ihnen Namen und erzählen Geschichten über sie. Pferde vergegenständlichen die Welt nicht so, wie wir es tun. Wir benennen alles. Kennen wir den Namen von etwas, verleiht uns das eine Art Kontrolle und Macht über die Welt. Betreten wir einen Raum, dann benennt unser Gehirn alles, was sich in diesem Raum befindet: die Tür, das Fenster, die Wand, den Schaukelstuhl, das Buch, die Katze und so weiter. Wissen wir, um was es sich handelt, haben wir auch keine Angst mehr davor. Stellen Sie sich vor, Sie wären von Aliens entführt worden und befänden sich in einem Raumschiff. Wie erschreckend müsste es sein, wenn Sie keines der fremden Objekte um Sie herum identifizieren könnten! Mit Hilfe unserer Vernunft vergegenständlichen und verallgemeinern wir unsere Umwelt. Wir müssen sie nicht direkt erleben und erfahren, um sie zu verstehen. Bei Pferden verhält es sich genau andersherum. Sie leben in einem Fluss der Erfahrung. Sie sind sich dessen auch ununterbrochen bewusst und beziehen Stellung dazu. Sie funktionieren über Sinneswahrnehmung. All ihre Sinne laufen auf Hochtouren, um ihre Aufmerksamkeit gegenüber der Umwelt wach zu halten. Teilt uns ein Pferd mitten in einem Gespräch seine Beunruhigung in Bezug auf seine Umwelt mit, so hat sich alles andere in der Warteschleife einzufinden und wir müssen uns um seine Sorgen kümmern.
Je mehr Übung wir darin haben, auf ihre Sorgen einzugehen, umso sicherer fühlen sich die Pferde in der Welt – zum Glück. Dadurch kommt es beinahe nicht mehr vor, dass ein Pferd scheut, und falls doch, so sortiert es sich zusammen mit uns wieder neu, statt dass es versucht, zu fliehen.
„Ohne Spekulation gibt es keine neue Beobachtung.“
CHARLES DARWIN, 1857
Oft sehen wir ein Pferd an und analysieren sofort seine Eigenschaften oder sein Verhalten. Doch uns muss klar werden, dass wir nicht so präsent, ehrlich und ruhig sein können, wie unser Pferd uns braucht, wenn wir uns auf seine Charaktereigenschaften fixieren.
Schon häufig habe ich Pferdebesitzerinnen gebeten, in Gegenwart ihres Pferdes nicht über das Pferd zu sprechen. Wenn sie mir eine Geschichte über sein Verhalten erzählen möchten, schlage ich vor, das außerhalb des Stalles zu tun. Ich habe unzählige Male gesehen, wie Pferde ihre Ohren anlegten, sich aufspielten oder herumhampelten, wenn ihr Mensch aufgewühlt von ihrem Hintergrund berichtete. Pferde sind Meister darin, Veränderungen in der Körpersprache wahrzunehmen. Das gilt auch für die beinahe unsichtbaren Veränderungen in unserem Körper, wenn wir emotional werden. Wir müssen uns bemühen, die Mikrobewegungen von Pferden zu beobachten. Viele Leute finden es schwierig, ihre inneren Dialoge zu beenden und einfach in der Gegenwart zu sein, um wahrzunehmen, was wirklich um sie herum passiert – ohne dieses zu interpretieren. Es braucht ein wenig Übung, wertfrei zu beobachten, ohne einen kleinen Kommentator im Hinterkopf, der Notizen macht, alles mit allem vergleicht und ständig nach den Ursachen fragt. Es ist eine gute Sache sich Notizen zu machen und im Gesamtzusammenhang nach Ursachen zu suchen. Unser Ziel ist es aber, es nicht zu tun, denn wir wollen lernen, zu beobachten.
Entdeckerdrang
Sobald ein Kind sprechen lernt, lernt es auch, was „Fass das nicht an“ bedeutet. Pferde wollen trotzdem alles anfassen. Wenn wir ihnen nicht ein wenig Raum zugestehen, in dem sie auf Entdeckungsreise gehen können, oder wenn wir keinen Weg finden, um ihnen zu sagen, dass wir der Meinung sind, ein Objekt sei ungefährlich, werden sie immer ängstlicher.
Was ich zu tun versuche, widerspricht vermutlich den hergebrachten Vorstellungen über Pferde. Wissenschaftliche Methoden werden laut Wikipedia wie folgt definiert:
„Wissenschaftliche Methoden bestehen aus einer Reihe von Techniken, mit deren Hilfe man Phänomene erforscht, indem man komplexe Systeme in kleinere Teile aufspaltet. Dadurch erwirbt man neues Wissen oder korrigiert und integriert vorheriges Wissen nach neuen Kriterien…und nutzt dafür eine Forschungsmethode, um empirische und messbare Fakten zu erhalten.“
Ich bin keine Wissenschaftlerin, aber ich habe Spaß an der Wissenschaft und mag ihre Logik. Meine Mutter war veterinärmedizinische Assistentin und als Kind verbrachte ich meine freie Zeit in der familiengeführten Tierklinik, wenn ich nicht gerade selbst krank war. Den Umgang mit gestressten Tieren zu erleben und von medizinischen Geräten umgeben zu sein, hat mir einen tiefen Respekt für die Wissenschaft eingeflößt. Da ich einen großen Teil meiner Kindheit in Sauerstoffzelten lag und an Infusionsflaschen hing, wusste ich instinktiv, wie man ein krankes Tier mit fürsorglichem Verständnis erreicht. Durch Unterricht und Beobachtung lernte ich sehr viel mehr als das Tätscheln eines Kätzchens. Ich fand heraus, wie man mit angespannten Tieren umgeht und die Signale erkennt, die darauf hinweisen, dass man kurz davor steht, gebissen oder gekratzt zu werden.
Ich weiß den medizinischen Fortschritt wirklich zu schätzen. Allerdings sind auch die schrecklichsten Tierversuche über Jahre hinweg im Namen der Wissenschaft verübt worden. Das hatte zur Folge, dass Tiere lediglich als eine Gruppierung von Verhalten und Reaktionen auf Reize betrachtet und daher unter dem Menschen angesiedelt wurden. Zeigte ein Wissenschaftler Mitgefühl, wenn er in diese Form der Wissenschaft einbezogen war, galt er als nicht objektiv. Man nahm an, dass er dann die Ergebnisse des Experiments verfälschte, weil er seine inneren Konflikte, Vorlieben und Gefühle auf das betreffende Objekt oder das Tier projizierte.
Auf der anderen Seite haben wir den Drang, Tiere zu vermenschlichen. Wir schreiben ihnen menschliche Eigenschaften, Gedanken und Verhaltensweisen zu, sowohl in Kinderbüchern als auch in Fernsehserien und Spielfilmen oder in den Sozialen Medien. Viele begründen das damit, dass Menschen eine Verbindung zur Natur brauchen. Die Leere, die durch das urbane und von Technik geprägte Leben entstanden ist, füllen wir aus, indem wir Fantasiebilder von Tieren erschaffen.
»Wenn uns das Verhalten eines Tieres emotional berührt, ist das ein klarer Hinweis darauf, dass wir intuitiv eine Ähnlichkeit zwischen seinem Verhalten und menschlichem Verhalten entdeckt haben. Dies sollten wir in unserer Beschreibung nicht verheimlichen.«
KONRAD LORENZ, HIER BIN ICH – WO BIST DU? (PIPER,1988)
Die meisten unserer Entscheidungen beruhen auf Gefühlen. Wir können uns von unseren Pferden angegriffen oder enttäuscht fühlen, weil wir ihnen menschliche Eigenschaften zugeschrieben haben. „Er weiß, was er tun soll, er ist nur stur.“ „Lass ihm das nicht durchgehen, er versucht, dich für dumm zu verkaufen.“ „Pferde sind von Natur aus faul. Das musst du ihnen austreiben.“ „Er respektiert dich nicht.“ Und: „Er ist mein großes Baby!“ „Er passt so gut auf mich auf.“ „Er ist so ein Schatz.“ Und so weiter. Dies alles sind übliche Fehlinterpretationen von Pferdeverhalten. Leider bestimmen sie zu einem großen Teil das, was wir mit unseren Pferden tun.
Fakt ist, dass wir vermenschlichen, weil sowohl Pferde als auch Menschen Säugetiere sind und beide Arten Gefühle haben. Zuneigung, Auseinandersetzungen, das Bedürfnis, sich sicher zu fühlen sind nur einige Beispiele dafür. Wenn wir aber der Reaktion eines Pferdes menschliche Gefühle zugrunde legen, führt das häufig zu Konflikten. Und die Kluft wird breiter.
Das Problem besteht nicht darin, ob sich die Gefühle eines Tieres auch im Labor bestätigen lassen, da niemand von uns in einem Labor lebt. Die Frage ist vielmehr, ob es uns gelingt, die Körpersprache von Tieren so präzise wie möglich zu erkennen und zu interpretieren, ohne ihr dabei unsere vorgefasste Meinung überzustülpen.
Pferde haben nicht nur Gefühle, sie sind gefühlsbetonte Geschöpfe. Die Art und Weise, wie sie fühlen, ist ein Grund, warum sie uns so anziehen. Pferde haben Pferdegefühle und Menschen haben Menschengefühle. Zusammen könnten wir das Beste, das uns ausmacht, miteinander teilen. Pferdisch bietet uns einen Weg, Klarheit zu finden – sowohl für unsere Beobachtungen als auch für unsere Fähigkeit, sie zu interpretieren.
»Die Angst vor den Gefahren des Anthropomorphismus hat viele Ethologen dazu veranlasst, interessante Phänomene zu leugnen und es wurde offensichtlich, dass sie sich eine gewisse disziplinierte Milde leisten könnten.«
ROBERT HINDE, ETHOLOGY, OXFORD PRESS, 1982
Die meisten Menschen forschen nicht über Pferde. Sie reiten auch nicht in der Kavallerie. Kavalleriepferde und ihre Reiter durchliefen gemeinsam ein Trainingslager und waren rund um die Uhr zusammen. Das erklärt die intensive Bindung, die Kameraden unter solchen Umständen in der Regel zueinander haben. Ich besitze einige sehr berührende Schwarz-Weiß-Fotografien aus der vorigen Jahrhundertwende, auf denen Soldaten und ihre Pferde das ausdrücken, was ich als ausgesprochen tiefe Beziehung zueinander bezeichnen würde.
Vielleicht denken Sie, dass es in manchen Reitstunden noch immer zugeht wie beim Militär... Aber es ist wirklich etwas völlig anderes, wenn Pferd und Reiter zusammenleben und -arbeiten, wenn sie aufeinander angewiesen sind und unter nicht immer einfachen Umständen den gesamten Alltag miteinander teilen.
In unserer modernen Welt tauchen die meisten bestenfalls einige Male in der Woche bei ihren Pferden auf, meistens, um sie zu reiten. Denken Sie z. B. an Polizeihunde, die bei ihren Hundeführern leben. Nur so kann die tiefe Beziehung entstehen, die nötig ist, damit der Hund in seiner Arbeit nachhaltigen Einsatz zeigt.
Wünschen wir uns, dass unsere Pferde (und wir selbst) im Umgang und beim Reiten sozusagen auf Knopfdruck funktionieren, werden wir ganz sicher enttäuscht, sofern wir unsere Beziehung nicht zuvor intensiv kultiviert und genährt haben.
Es erfordert tagtäglich Zeit und Energie, um eine solche Beziehung aufzubauen. Doch wir verlassen uns lieber auf Methoden und Systeme, die zwar Kommunikation anstreben, aber Gehorsam voraussetzen. Viele „moderne“ Horsemanship-Methoden versprechen ein sicheres, williges Pferd, wenn man sie richtig anwendet. Sicherheit und ein williges Miteinander können Sie aber nur erreichen, wenn das Pferd Ihnen sein Herz geschenkt hat. Von außen betrachtet kann ein Pferd auf Gehorsam gedrillt sein, in ihm drin mag es aber ganz anders aussehen…
Ich sehe es so: Die Herausforderung beim Umgang mit unseren Pferden ist die, dass wir zwei völlig unterschiedliche Dinge wollen. Wir wollen Gehorsam und wir wollen Liebe. Gehorche mir und liebe mich sind aber ganz verschiedene Erwartungen.
Ich habe Pferde erlebt, die unglaublich loyal waren und den lieben, langen Tag für mich gearbeitet hätten. Es ist mein Ziel, auch diese Pferde zu erreichen und eine Situation zu schaffen, in der sie mit Haut und Haaren und ihrem Herzen an einem Strang mit mir ziehen – und das nicht, weil sie mir gehorchen.
Vielleicht klingt das nach Wortklauberei, aber ich habe die Erfahrung gemacht: Manchmal gelingt eine bahnbrechende Veränderung nur deswegen, weil man seine Wahrnehmung ein winziges bisschen verschoben hat.
Es ist ein kategorischer Fehler, zu behaupten, dass Tiere nicht denken und fühlen, genau wie es ein Fehler ist, zu sagen, dass sie genau wie wir wären.
CARL SAFINA, DIE INTELLIGENZ DER TIERE: WIE TIERE FÜHLEN UND DENKEN, BECK, 2017
Ich benutze einige Schlagwörter oder Redensarten, die sicherlich anthropomorph klingen. Es gibt einen Grund dafür. Ich arbeite mit dem Kommunikationssystem von Pferden, und darin gibt es einige Gruppen von Signalen. Es ist nötig, dafür Bezeichnungen zu finden, um das Lernen zu erleichtern und um ein Gefühl dafür zu bekommen, was die Vielschichtigkeit des Systems tatsächlich bedeutet.
Beispielsweise benutze ich den Begriff „Upsie“, wenn ein Pferd seinen Kopf senkt und ohne zu Fressen mit dem Maul den Boden berührt. Dieses Signal zeigt Druck, Spannung oder Intensität. Senkt ein Pferd seinen Kopf, während es auf Sie zugeht, nimmt es den Druck weg, um nicht angriffslustig zu erscheinen, so wie es das auch bei einem anderen Pferd tun würde. Gehen Sie auf Ihr Pferd zu und es senkt den Kopf und wendet ihn zur Seite, bittet es Sie vielleicht darum, etwas langsamer zu gehen oder Ihre Energie etwas herunterzufahren. Senkt es den Kopf und schnüffelt an Ihrem Schuh, ist das vielleicht eine Äußerung darüber, wie nah Sie bei ihm stehen. Möglicherweise fühlt es sich bedrängt und bittet Ihre Füße, sich ein wenig weg und nach hinten zu bewegen. Es gibt noch viel mehr Beispiele und auch viele weitere Feinheiten. Daher nenne ich diese Bewegung „Upsie“, um daran zu erinnern, dass der Ausdruck eine Bitte ist, die Intensität zu verringern. Natürlich meine ich damit nicht, dass ein Pferd wirklich „Upsie“ sagt oder denkt. Ehrlich gesagt habe ich es anfangs einfach „Verringern Sie die Intensität“ genannt, aber das klingt so langweilig. Jede Bezeichnung, die ich in Pferdisch verwende, ist ein Schlagwort oder eine Redensart, die uns an eine bestimmte Gruppe von Signalen erinnern soll und uns zusätzlich das Gefühl vermittelt, mit dem dieses Signal angewendet wird. Es ist nicht leicht, eine visuelle Sprache (die der Pferde) in eine verbale Sprache (Sätze, die Menschen verstehen) zu übersetzen, so dass auch die mechanische und energetische Wirkung eines Signals deutlich wird. Falls Sie also Bezeichnungen verändern möchten, sind Sie herzlich eingeladen.
Das Fazit ist jedenfalls, dass ich keine Methode unterrichten möchte, die nur von einigen Verhaltensforschern an der Universität angewendet und verstanden wird, sondern eine, die jedem von Nutzen ist.
Der Nebel lichtet sich
Meine Erfahrung mit Pferdisch ist, dass der Nebel aufklart, eine Art Erleuchtung, wenn Sie so wollen. Sobald man die Grundsätze verstanden hat, sind die Ergebnisse, die das Pferd anbietet, durchweg positiv und durchweg anhaltend.
Was ist Sprache denn eigentlich?
Nach den Artikelschreibern von Wikibooks im Text „Einführung in die Linguistik“ ist „Sprache ein System, mit dem man kommuniziert. Geschriebene Sprache setzt Symbole ein (also Buchstaben), um Wörter zu bilden. Die gesamte Reihe an Wörtern ist das Vokabular einer Sprache. Die Art und Weise, wie man Wörter so kombiniert, dass sie eine Bedeutung haben, nennt man die Syntax und Grammatik einer Sprache. Die tatsächliche Bedeutung von Wörtern und Wortkombinationen wird durch die Semantik einer Sprache bestimmt.“ In Bezug auf die Kommunikation zwischen Menschen und Tieren sagen die Artikelschreiber Folgendes: „Sprachliche Systeme sind nicht spezifisch auf Menschen beschränkt. Andere Tierarten kommunizieren auf eine Vielzahl von Arten. Eine Art durch Laute. … Ein anderes Kommunikationsmittel von Tieren ist der Geruch… Eine drittes Kommunikationsmittel sind Körperbewegungen, die zum Beispiel von Honigbienen eingesetzt werden, um ihre Nahrungsquellen mitzuteilen.«
Kommunikation kann man so definieren, dass sie sowohl Signale als auch Symbole mit einschließt. Signale sind Geräusche oder Körperbewegungen, die eine natürliche oder offensichtliche Bedeutung haben. Wenn zum Beispiel jemand weint, drückt das ein Gefühl aus, ebenso wenn jemand lacht. Eine Tierstimme kann ein Signal für Angst sein oder anzeigen, dass es etwas zu fressen gibt.Tierische Kommunikation besteht vor allem aus Signalen.
Sie wissen bereits, dass ich die Bezeichnung „Signal“ in Bezug auf die pferdliche Kommunikation verwende. Ich denke, dass Pferdisch vor allem eine Form von Sprache und keine neue Form von Verhaltensforschung ist. Verhaltensforschung, wie sie im Tiertraining angewendet wird, möchte vor allem beobachtbare Reaktionen oder Antworten erzielen. Im Sinne der strengen behavioristischen Theorie kann man die inneren Abläufe des Geists oder der Gefühle sowieso nicht ermitteln. Messbar, also tragfähig ist nur, was ein Tier tut. Verhalten, das man möchte, im Gegensatz zu Verhalten, das man nicht möchte, das ist die Basis jeder Trainingsmethode. Mit genug Zwang, Konsequenz oder Belohnung können Tiere dazu gebracht werden, sich die von uns gewünschten Verhaltensmuster zu merken. B. F. Skinner beispielsweise war ein Verhaltensforscher, der operantes Konditionieren einsetzte. Dabei wurden Versuchspersonen bestimmte Belohnungen angeboten, die sich von einfach bis höchstklassig steigerten. Es gab klare Anzeichen und Marker, damit die Testpersonen durchschauen konnten, wann sie die Aufgabe erfüllt hatten. Skinner interessierte sich für Konditionierung auf der Basis von Belohnungen, die operante Konditionierung, da Belohnung und Wohlbefinden die meisten Abwehrmechanismen überwindet. Zu dieser Zeit übten technische Installationen mit beweglichen Teilen eine große Faszination aus. In unserem Alltagsleben sollte alles wie am Schnürchen laufen, Abläufe wie Zahnräder ineinandergreifen. Verhalten wurde als Reaktion betrachtet, die durch einen Reiz ausgelöst werden konnte, nicht mehr und auch nicht weniger.
Wäre diese Annahme wahr, könnte man alle Pferde nach der immer gleichen Methode ausbilden und man würde am Ende die exakt gleichen Ergebnisse bekommen. Wir alle wissen, dass dem nicht so ist.
Bei Pferdisch geht es um etwas anderes. Kommunikation besteht zu etwa 80 Prozent aus Körpersprache. Ganze Wissenschaften entschlüsseln inzwischen die menschliche Mimik, Körperhaltung und Gesten. Bildsequenzen lassen Mikrobewegungen des Gesichts erkennen, die so schnell ablaufen, dass sie für das bloße Auge nicht erkennbar sind. Unser Gehirn erfasst und deutet sie trotzdem.
Die Wissenschaft der Körpersprache befasst sich mit:
Lernen Sie Pferdisch, besteht der erste Teil Ihrer Arbeit im Dekodieren, im zweiten Teil müssen Sie selbst enkodieren. Das dritte Stadium ist die Synthese aus Dekodierung und Enkodierung, denn wenn beides zusammenkommt, beginnt das Gespräch zu fließen. Manche werden das innerhalb eines Tages erreichen, andere brauchen vielleicht etwas mehr Zeit. Ich habe dies in meinen pferdegestützten Lerngruppen mehrere Jahre lang unterrichtet und ausnahmslos alle Teilnehmer hatten sich nach einem Semester ein gutes Praxiswissen erarbeitet.
Wir beschreiben das Tun der Pferde mit Worten, die uns zusätzlich ein bestimmtes Gefühl geben. Natürlich wurde auch der Gebrauch von Wörtern untersucht, damit man verstehen kann, wie sie uns, unsere Gefühle und unsere Beziehung zur Außenwelt beeinflussen.
Das Wort „Geld“ zum Beispiel löst ein bestimmtes Gefühl aus. Bei einigen verursacht es eine sofortige Anspannung oder Verkrampfung, die mit Ärger, Frustration oder Angst einhergeht. Bei anderen verursacht es ein Gefühl des Sich-Öffnens und Wohlbehagen. Daher versuchen viele Bankberater, in Kundengesprächen andere Worte wie etwa „Fonds“ zu verwenden, weil sie ein Wort vermeiden wollen, das negative Gefühle triggern könnte.
Analysieren Sie das Verhalten Ihres Pferdes, ist es wichtig, dass Sie auf die Worte achten, mit denen Sie es beschreiben. Viel zu häufig unterstellen wir einem Pferd zum Beispiel, dass es rüpelhaft sei. Dies ist meist dann der Fall, wenn das Pferd etwas tut, das wir nicht mögen. Betrachten wir das Ganze jedoch in Zeitlupe und sehen uns nur die Tatsachen an, und zwar wirklich aus der Sicht des Pferdes, entdecken wir wahrscheinlich, dass dieses Wort nicht richtig zur Situation passt. Auch abwertende Wörter, mit denen wir unsere Pferde oder Dinge, die sie zu unserem Missfallen tun, beschreiben (wie zum Beispiel „Trottel“, „Dickkopf“, „Scheusal“ oder „Hexe“) wecken Gefühle in uns.
Gefühle sind keine Tatsachen und Tatsachen sind keine Gefühle. Fakt ist vielleicht, dass das Pferd zur Seite gesprungen ist, als Sie es satteln wollten. Ihr Gefühl dabei war vielleicht, dass das gefährlich, ungehorsam oder auch rüpelig war. Unter Umständen setzen Sie solche Worte auch in Bezug auf sich selbst ein („Ich bin eine Idiotin.“ „ Ich bin doof.“). Diese Gefühle entstehen als Reaktion auf eine Tatsache. Es sind also reaktionsbedingte, aber keine wirklichen Gefühle. Die wirklichen Gefühle, die zählen, liegen normalerweise eine Schicht darunter. Sie bekommen Angst, dann werden Sie ärgerlich, dann ordnen Sie dem Geschehnis eine Bedeutung zu (das Pferd war böse, Sie waren böse). Von da aus geht es weiter zu einem Glaubenssatz, einer Annahme über sich selbst, über andere oder über die Welt, die Sie mit den Tatsachen verwechseln. Dies könnte zum Beispiel sein, dass Ihr Pferd Sie nicht liebt oder dass Sie eine schlechte Reiterin sind.
Es gibt ein Sprichwort, dass das Pferd ein Spiegel unserer selbst sei. Ich schlage vor, es ein wenig zu verändern.
»Die Art und Weise, wie wir ein Bild unseres Pferdes zeichnen, ist ein Spiegel unserer selbst.«
SHARON WILSIE
Reagiert das Pferd etwas hitzig und wir bezeichnen es gleich als rüpelhaft, sagt das mehr über uns selbst aus als über das Pferd. Pferde sind Fluchttiere und die Natur hat sie aus einem bestimmten Grund mit Reaktionen wie diesen ausgestattet.Selbst wenn Sie nur ein paar Grundsätze von Pferdisch lernen und nur einige einfache Regeln im Auge behalten, die auf dem beruhen, was Pferden wirklich wichtig ist, wird es Ihnen möglich sein, Ihr Pferd vorurteilsfrei zu betrachten und Gespräche mit ihm zu führen, die Sie beide weiterbringen.
Wie bereits im ersten Kapitel dargelegt, ist Pferdisch sowohl eine Kunst als auch eine Wissenschaft. Wie wir unseren Körper bewegen, um zu kommunizieren, ist eine Wissenschaft. Die Kunst von Pferdisch beginnt sich dann zu entwickeln, wenn Sie es so gut sprechen, dass Sie auf Zwischentöne und Feinheiten antworten.
Damit ein Pferd unsere Körpersprache glaubwürdig findet, muss unser Inneres mit unserem Äußeren übereinstimmen. Vor Pferden ein Gefühl zu verbergen, zum Beispiel Angst, wird niemals funktionieren. Pferde sind Meister darin, zu wissen, wie es im Inneren eines Raubtieres aussieht. In diesem Fall ist das Raubtier der Mensch. Ein Pferd kann man nicht belügen. Daher ist es besser, wenn Sie sich Ihr Gefühl eingestehen und es benennen, statt es zu verbergen oder zu leugnen. Ihrem Pferd ist es egal, was für ein Gefühl Sie haben, aber es ist ihm wichtig, dass Sie ehrlich sind. Meine Schüler haben herausgefunden, dass sie sich besser fühlen, wenn sie gleich nach ihrer Ankunft am Stall den Pferden erzählen, wie ihr Tag ablief und was stressig war. Dadurch ist es möglich, ihr Inneres in Übereinstimmung mit ihrem Äußeren zu bringen und die Pferde wenden sich ihnen augenblicklich zu. Wenn wir unser Inneres und Äußeres aufeinander abstimmen, kommen wir ins Neutral Null, das ich auf Seite 35 beschrieben habe.
Leitpferd einer Gruppe ist das Pferd mit den besten Nerven, den wachesten Sinnen und dem klügsten Geist. Pferde halten nicht viel von Stress. Er zermürbt sie. Damit eine Herde gesund bleibt, müssen die Herdenmitglieder von ihrer Gefühlslage her im Neutral Null bleiben. Ich habe diesen Begriff gewählt, weil es missverstanden werden oder sogar den gegenteiligen Effekt haben könnte, wenn ich meinen Schülern sage, dass sie „ruhig bleiben“ sollen. Mit „Neutral Null“ meine ich einen Zustand innerer Ruhe, denn das ist die Art von Führung, nach der Ihr Pferd Ausschau hält.
Ich gehe ein Risiko ein, wenn ich sage, dass „Training“ und „Führung“ in Bezug auf Pferde nicht immer das Gleiche bedeutet. Es ist eine gängige Trainingsmethode, erwünschte Verhaltensweisen zu fördern, indem man das unerwünschte Verhalten bestraft. Viele Ausbilder betonen außerdem, dass man das erwünschte Verhalten leicht machen oder auf irgendeine Art belohnen solle.
Im Einklang
Es ist absolut sinnvoll, Pferde zu kontrollieren, denn sie sind große, gefühlsbetonte Tiere, die zu äußerst sportlichen Eskapaden fähig sind. Pferde können einem wirklich Angst machen. Wenn man das verleugnet oder darüber hinweggeht und so tut, als habe man alles im Griff, legt man den Grundstein für widersprüchliches Verhalten gegenüber dem Pferd. Ihr Inneres und Äußeres sind dann nicht in Übereinstimmung. Und Ihr Pferd weiß das.
Führung ist nicht das Gleiche wie Dominanz. Kein Tier beansprucht dogmatisch völlige Herrschaft über ein anderes Tier – kein Tier außer dem Menschen. Innerhalb einer Herde, eines Rudels oder einer Schar bilden die Individuen die Glieder einer Kette und die Stärke der Gemeinschaft ist der entscheidende Teil des Ganzen. Der wichtigste Teil ist nicht die Alpharolle, auch wenn das von vielen angenommen wird.
David Mech, der Mann, der den Begriff des Alphawolfes geprägt hat, hat diese Idee später widerrufen. Nachdem er die Wölfe genauer studiert hatte, begriff er, dass das Verhalten und die Rollen innerhalb eines Rudels sehr viel differenzierter und vielschichtiger sind.
In der Wildnis hat das stärkste männliche Tier meist das Recht, sich fortzupflanzen. Das sichert den Nachkommen gute Gene. Außerhalb der Paarungszeit sind die großen männlichen Tiere nicht notwendigerweise auch die Leittiere. Häufig werden Herden, Rudel oder Scharen auch von starken weiblichen Tieren angeführt, oder sie bestehen überhaupt nur aus weiblichen Tieren, wie es bei Elefanten üblich ist. Das Augenmerk der Gruppe liegt auf der gemeinsamen Sicherheit, der Kameradschaft und Gemeinschaft. Der Alltag der meisten Tiergruppen besteht darin, genug Futter, Schutz und Wasser zu haben und aufeinander aufzupassen.
Wildtiere wollen keine Energie mit Zankereien verschwenden. Soziale Gruppen haben eine Vielzahl von Möglichkeiten, um Ruhe und Frieden aufrechtzuerhalten und so die Gesundheit und Vitalität der Gruppe zu gewährleisten, damit Raubtiere gar nicht erst auf sie aufmerksam werden.
Im ersten Kapitel ging es darum, wie wir durch Pferdisch lernen, eine „Mutter“ zu werden. Das ist deshalb wichtig, weil sich durch das Beobachten von Mutterstute und Fohlen am besten erkennen lässt, wie Führung funktioniert. Die „Mama“ beschützt und nährt ihr Fohlen, sie ist tolerant, setzt aber auch Grenzen, lehrt Regeln und zeigt, wie man Gespräche führt.
Hauspferde leben meist in Boxen oder Ställen. Ihre Weiden und Paddocks sind von Zäunen umgeben. Jungpferde haben nur begrenzte Möglichkeiten, Erfahrungen mit der weiten Welt zu machen. Und hier kommen wir ins Spiel. Wenn ein Pferd noch nie im Gelände war, ist sein erster Ausritt vielleicht ein überwältigendes Erlebnis. Seine Mama konnte ihm ja nicht beibringen, wie man mit einem Wald umgeht, mit Steinen oder Baumstämmen.
Pferde bilden in ihrem Kopf eine Landkarte ihrer Umgebung ab. Dies gehört zu ihren Fähigkeiten, um zu überleben. Wenn eine Pferdemutter mit ihrem Baby auf eine neue Weide gebracht wird, sucht sie den Horizont ab, schnüffelt an den Zäunen entlang und umrundet das Gebiet, um herauszufinden, was sich wo befindet. Wird sie während ihrer Erkundungstour aus welchem Grund auch immer starr, so erstarrt auch ihr Fohlen und wartet ab, bis sie ihm entweder „Alles okay“ oder „Renn weg“ signalisiert.
Die Führungsrolle, die Menschen am leichtesten einnehmen und nachahmen können, ist die der Mutter. Das bedeutet aber nicht, dass man sein Pferd wie ein Baby behandeln soll. Kindische Pferde, wie das 18jährige Vollblut, das sich wie ein Jährling benimmt, beginnen im Gegenteil nachzureifen, wenn Sie sich wie eine Mutterstute verhalten. Übernehmen Sie die Führungsrolle der Mutter, erfüllen Sie das Bedürfnis des Pferdes, weiterhin dem wichtigsten Wesen seines Lebens zu folgen. So haben Sie die Möglichkeit, Grenzen, Bindungen und Entscheidungen zu beeinflussen. Sie nehmen diese mütterliche Rolle ein, um dem Pferd dabei zu helfen, neue Landkarten der Welt zu erstellen, leichter zu lernen, sich sicher zu fühlen und, besonders wichtig, zentriert und im Neutral Null zu sein. Bei der Vielzahl an Aktivitäten, die wir von unseren Pferden normalerweise erwarten, ist es gut, eine Führungsrolle anzubieten, die klar, ruhig und bestimmt ist.
Nehmen Sie eine „O“-Haltung ein, signalisiert das Ihrem Gehirn und Ihrem Nervensystem, dass alles klar und sicher ist. In der „O“-Haltung sind Ihre Schultern und Arme gerundet, Ihre Hände berühren sich leicht, Kopf, Kiefer und Hals sind entspannt und Ihre Lippen sind weich. Mit angespannten Lippen sehen Sie dagegen aus, als wollten Sie zubeißen. Die „O“-Haltung verschiebt Ihr Inneres in Richtung Neutral Null und bewirkt, dass Ihre Atmung sich vertieft. Sie wird allgemein als einladend empfunden, als freundlich und entspannend.
Im Unterschied hierzu sieht die „X“-Haltung so aus: Die Schulterpartie ist hochgezogen und angespannt, die Lippen sind verkniffen, die Augen starren, der Atem ist angehalten und die Beine sind stramm. Alles zusammen signalisiert dem Gehirn, besonders wachsam zu sein – das genaue Gegenteil von Neutral Null. Die „X“- Haltung erhöht den Adrenalinspiegel und bereitet uns darauf vor, zu fliehen, zu kämpfen oder zu erstarren.