Die drei ???® Kids
Band 83
Fußball-Diebe
Mit Illustrationen von Jan Saße und Udo Smialkowski
KOSMOS
Umschlagillustration: Jan Saße, Horgenzell
Innenillustrationen: Udo Smialkowski
Umschlaggestaltung: Walter Typografie und Grafik, Würzburg
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© 2020 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-50073-6
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
»Justus! Bob! Kommt sofort runter! Ich brauche eure Hilfe!«
Justus Jonas und Bob Andrews hoben ihre Köpfe. Sie saßen zwischen einem Berg Papierschnipsel im Geheimversteck der drei ??? und klebten Bilder von hechtenden, springenden und durch die Luft fliegenden Fußballtorhütern auf eine Pappe. In der Mitte des Bildes war ein großes Foto von Peter zu sehen, wie er im Fußballtor nach einem Ball sprang.
»Schnell, verstecken wir das Plakat. Zum Glück sind wir rechtzeitig fertig geworden«, flüsterte Justus Bob zu. »Das wird eine schöne Überraschung für Peter. Aber er darf es noch nicht sehen.«
»Schon dabei!« Bob räumte eilig Schere, Klebstoff und die zerschnittenen Reste mehrerer Sportzeitungen in eine große Holzkiste und stopfte die übrigen Schnipsel dazu. Dann schloss er leise den Kistendeckel. »Jetzt noch den Kirschkuchen drauf«, flüsterte er.
Justus schlug das Papier von dem Kirschkuchen zurück, den er mitgebracht hatte, und stellte ihn auf die Kiste. Sofort erfüllte ein herrlicher Duft die Kaffeekanne. »Alles klar, die Kiste macht Peter garantiert nicht auf. Wenn er den Kuchen sieht, will er ihn sofort essen. Ich übrigens auch!« Justus leckte sich die Lippen. »Das ist eine hervorragende Tarnung unseres Verstecks. Und das super Plakat bekommt Peter erst nach dem Spiel morgen.«
»Genau«, freute sich Bob. »Als Siegerplakat, wenn er und seine Mannschaft gewinnen. Oder als Trostpreis, falls sie es nicht schaffen.«
»Justus! Bob!«, gellte es in diesem Moment erneut. »Seid ihr da oben eingeschlafen?«
»Äh, nein!«, rief Bob hastig und öffnete die Bodenluke der Kaffeekanne.
Natürlich handelte es sich nicht wirklich um eine Kaffeekanne. Vielmehr nannten die drei ??? ihr Geheimversteck deswegen so, weil der alte Wassertank für Dampflokomotiven auf seinen vier Beinen und mit dem Befüllrohr an der Seite aus der Ferne tatsächlich aussah wie eine Kaffeekanne aus Urgroßmutters Zeiten. Hierher zogen sich die drei Detektive zurück, wenn sie in Ruhe über einen schwierigen Fall nachdenken wollten, in Büchern recherchierten oder einfach um ein paar Süßigkeiten zu verdrücken und in Comics zu schmökern. Heute allerdings hatten sich Justus und Bob früher getroffen, um das Plakat für Peter zu basteln.
Bob steckte den Kopf aus der Bodenluke. »Da bist du ja!«, grinste er Peter entgegen. »Aber warum sollen wir runterkommen? Hier oben wartet ein frisch gebackener Kirschkuchen von Tante Mathilda auf dich!«
»Hm.« Peter leckte sich die Lippen. »Es gibt keinen besseren Kirschkuchen auf der Welt als den von Justus’ Tante.«
»Eben!«, rief Justus, der nun auch seinen Kopf durch die Luke steckte.
Dass Justus einen Kuchen von seiner Tante dabeihatte, lag daran, dass er bei ihr und seinem Onkel Titus lebte. Seine leiblichen Eltern waren bei einem Unfall ums Leben gekommen, als Justus fünf Jahre alt gewesen war. Doch zu seinem großen Glück hatte er bei seinen Verwandten in dem kalifornischen Küstenstädtchen Rocky Beach eine neue, liebevolle Familie gefunden. Hinzu kam, dass die beiden einen Schrottplatz betrieben, auf dem sich immer wieder die herrlichsten seltsamen Gegenstände entdecken ließen, und dass Tante Mathilda eine meisterhafte Kirschkuchenbäckerin war.
»Warum kommst du also nicht hoch?«, hakte Justus nach.
»Weil ich dringend eure Hilfe brauche«, gab Peter zurück. Er zog ein paar Torwarthandschuhe aus seiner hinteren Hosentasche und deutete auf einen Fußball, der auf dem Gepäckträger seines Fahrrads in der Sonne glänzte. »Ich muss dringend noch ein bisschen trainieren. Morgen ist doch –«
»… das große Spiel bei dir im Sportverein«, unterbrach ihn Bob lachend. »Und du stehst im Tor deiner Mannschaft, der Rocky Beach Socceroos. Das wissen wir doch! Schließlich haben wir jeden Tag noch eine Stunde extra mit dir trainiert. Hast du nicht langsam mal genug geübt?«
»Auf keinen Fall!« Peter schüttelte heftig den Kopf. »Ich will morgen topfit sein und meine besten Reaktionen zeigen. Und deswegen esse ich auch heute keinen Kuchen. Zu viel Zucker schadet dem Sportlerkörper.«
»Einverstanden!«, rief Justus erfreut. »Dann essen Bob und ich deine Stücke. Wir stehen ja nicht mit deiner Mannschaft auf dem Feld. Aber hast du dir auch schon mal überlegt, dass man irgendwann übertrainiert sein kann?«
Peter schüttelte den Kopf und zog sich seine Torwarthandschuhe an. »Ich kenne kein Übertraining. Ich kenne nur Übergewicht! Und ich bin außerdem dafür, dass auch ihr beide mit dem Kuchen bis morgen nach dem Spiel wartet. Erstens teilen wir dann gerecht und zweitens brauche ich euch jetzt ohne Kirschkuchen im Bauch.«
Justus kicherte. »Aber ich bin doch nicht zu dick, allenfalls ein wenig stämmig. Und du wirst zugeben müssen, dass es dir für dein Torwarttraining durchaus zugutekommt, wenn ich mein gesamtes Gewicht in einen Schuss lege. Dann hast du nämlich wirklich etwas zu parieren.«
Peter lachte. »Allerdings, Just! Wenn du den Ball volle Kanne triffst, ist er nicht leicht zu halten. Deswegen übe ich ja auch so gerne mit Bob und dir – und zwar jetzt auf der Stelle. Bob täuscht nämlich seine Schüsse sehr gut an und du hast die Power im Körper und im Fuß! Kommt schon! Wir machen 24 Stunden zuckerfrei. Und zum Training sind die Beine der Kaffeekanne die Tore und ihr dürft euch den Ball rundherum zuspielen. Dann laufe ich immer zwischen die beiden Pfosten, auf die ihr gerade schießt. Das ist ein super Koordinationstraining für Auge und Körper.«
Bob und Justus nickten ergeben. Dann wickelte Bob den Kuchen wieder in das Papier. »Den bringe ich meiner Mutter mit. Sie liebt den Kuchen deiner Tante auch, Just.«
Gleich darauf kletterten Bob und Justus die Leiter hinab, die ins Innere des alten Wassertanks führte.
Vergnügt machten sich die drei ??? ans Üben. Geschickt passten sich Bob und Justus den Ball zu und kurvten dabei rund um die Kaffeekanne. Währenddessen sprang Peter zwischen den hölzernen Beinen des Wassertanks hin und her, warf sich jedem Schuss entgegen, fing ihn, begrub den Ball unter sich oder faustete ihn weg.
»Bravo!«, rief Bob nach einer Weile. Ihm lief der Schweiß über die Stirn. »Wenn ich richtig mitgezählt habe, hast du 27 von 35 Schüssen gehalten. Das ist eine sehr gute Leistung.«
Peter strahlte. »Diese Übung ist super! Sie schärft wirklich die Aufmerksamkeit. Los, gebt mir noch ein paar Bälle.«
»Okay!« Justus fackelte nicht und zog ab. Er legte alle Kraft in seinen Schuss und der Ball raste auf Peter zu wie eine Kanonenkugel.
Rasch riss Peter beide Fäuste hoch und wehrte ihn ab. Doch diesmal geriet ihm die Abwehr zu flach. Der Ball flog auf Bob zu, der ihn an die Stirn bekam und damit unfreiwillig zurück aufs Tor köpfte. Die Wucht des Aufpralls verfrachtete Bob rücklings auf den Hosenboden und der Ball sauste direkt in die rechte obere Ecke des Kaffeekannen-Tors. Peter stieß sich ab und flog in den Winkel. Gerade noch erreichte er den Ball mit den Fingerspitzen und schaffte es, ihn an den Innenpfosten zu lenken. Von dort prallte dieser parallel zur Linie ab und zischte einmal quer durchs Tor an den gegenüberliegenden Pfosten. Peter fuhr herum. Der Ball prallte wieder ab. Diesmal streckte Peter die Arme aus und fing ihn.
»Gehalten!«, jubelte Peter. »Genau auf der Linie!«
Justus und Bob starrten ihren Freund an. Dann lachte Justus: »Da kommt zum Können auch noch das Glück des Tüchtigen hinzu! Wenn du morgen im Spiel genauso gut drauf bist, dann wirst du deine Mannschaft bestens unterstützen.«
Peter stieß die Luft aus und nickte. »Das hoffe ich doch, Freunde! Morgen geht es für uns ums Weiterkommen ins Endspiel. Wenn wir nämlich gegen Los Angeles United gewinnen, spielen wir in einer Woche in San Francisco. Ich freue mich riesig auf das Spiel. Ich bin schon ganz kribbelig!«
Bob und Justus lachten. »Das geht uns nicht anders, Peter. Wir werden dich am lautesten anfeuern. Immerhin sind wir deine größten Fans.«
Das Stadion der Rocky Beach Socceroos lag am Rande des Küstenstädtchens. Hinter den nicht allzu hohen Rängen zeichneten sich bläulich schimmernd die Berge ab, die sich bis zum Horizont erstreckten.
»Ein großartiger Platz zum Fußballspielen«, rief Justus. In schwarzer Linienrichterkleidung und mit einer Fahne in der Hand trabte er neben dem ebenso ausstaffierten Bob den Spielfeldrand entlang. »Das finde ich immer wieder, wenn ich hier bin.«