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Lorraine Hansberry, To Be Young, Gifted and Black. An informal autobiography of Lorraine Hansberry, New York 1970 [Titelseite].
Ebenda, S. 51.
Ebenda, S. 109.
Ebenda, S. 131 f.
Ebenda, S. 63.
Ebenda.
Ebenda.
Ebenda, S. 126.
Ebenda, S. 131.
Eckhard Breitinger, »Lorraine Hansberry: A Raisin in the Sun«, in: Das amerikanische Drama der Gegenwart, hrsg. von Herbert Grabes, Kronberg 1976, S. 153–168.
Lorraine Hansberrys Theaterstück in drei Akten A Raisin in the Sun führt dem Leser bzw. Zuschauer die beschränkten Lebensbedingungen der afroamerikanischen Familie Younger in Zeiten des wirtschaftlichen Wohlstands sowie das damit einhergehende konfliktgeladene Familienklima in sehr eindringlicher Weise vor Augen.
Die äußerst unterschiedlichen, ja sogar kontroversen Unterschiedliche Träume und HoffnungenHoffnungen und Träume der einzelnen Familienmitglieder sind am Anfang des Stücks zum Greifen nahe, werden jedoch aufgrund des Wirkens anderer Personen jäh zerstört. Das vermeintliche ›happy ending‹ hinterlässt beim aufmerksamen Leser eine Vorahnung, dass mittel- und langfristig doch noch sehr viel schiefgehen könnte.
In Hinblick auf die Lebenssituation der afroamerikanischen Bürgerinnen und Bürger hat sich seit den fünfziger Jahren vieles zum Positiven hin entwickelt. Diese positive Entwicklung ist das Ergebnis eines harten Kampfes zahlreicher Bürgerrechtler, was in diesem Zusammenhang nicht vergessen werden darf. Für politisch weniger interessierte Leser bietet A Raisin in the Sun die Gelegenheit, aus erster Hand nachzuempfinden, wie sich Rassismus auf privater EbeneRassismus und Diskriminierung anfühlen. Die Authentizität der Charaktere Lena Younger (Mama), Walter Lee und Beneatha führt dazu, dass sich der Leser des 21. Jahrhunderts in deren Situation hineinversetzen kann. Auch ein jugendlicher Leser kann nicht umhin, sich mit Beneatha zu vergleichen oder die Stellung der Mutterfigur Lena Younger in ihrer Familie mit derjenigen der eigenen Mutter in Beziehung zu setzen. Die Authentizität der Charaktere stellt eine besondere Stärke der Autorin Lorraine Hansberry dar, die darauf zurückzuführen ist, dass sie selbst aus dem afroamerikanischen Milieu kommt. Obgleich eine politische Aussage in dem sozialkritischen Theaterstück getroffen wird, geschieht dies nie durch das Anführen von Fakten oder mit erhobenem Zeigefinger. Hansberry gelingt es, den Leidensdruck durch die objektiv erfahrene Diskriminierung für den Leser bzw. Zuschauer sichtbar zu machen.
Auch wenn Familie Younger in ihren zwischenmenschlichen Konflikten besonders singulär erscheint, so repräsentiert ihre Art zu leben, ihre Erfahrungen, Hoffnungen und Enttäuschungen doch die große Mehrheit der Erfahrungen der afroamerikanischen Bevölkerungafroamerikanischen Familien der damaligen Zeit. Wenn man im 20. oder 21. Jahrhundert in Deutschland aufgewachsen ist, so kann man über die Lektüre von A Raisin in the Sun verstehen lernen, welch langen Weg Menschen mit dunkler Hautfarbe in den USA zu gehen hatten, um ihren heutigen Status zu erlangen.
Weiterhin sind Chauvinismus und Feminismus in dem Theaterstück ein ernstzunehmendes Thema. Beneatha erweckt große Bewunderung beim Leser, da sie sich mit viel Entschlossenheit und Energie gegen ihren chauvinistischen Bruder Walter Lee auflehnt. Was in der Gegenwart als selbstverständlich angesehen wird, nämlich die selbstständige Berufswahl einer jungen Frau, galt zur Zeit des Stückes als Tabu. Andererseits verkörpert Beneatha gleichermaßen das Thema des ›Afrocentrism‹, also den Stolz der afrikanischen Bevölkerung auf ihr afrikanisches Erbe. Erst in den 1990er Jahren wurde diese Einstellung innerhalb der jungen schwarzen Bevölkerung ein bekanntes Lebensgefühl. Zur Zeit des Theaterstückes war der Stolz der Afrikaner auf ihre Wurzeln die Ausnahme, die hier ausgerechnet eine junge Frau verkörpert. Lorraine Hansberry zeigt sich somit als soziale Visionärin mit der Zeichnung der Figur der gleichzeitig intelligenten und rebellischen Beneatha Younger.
Zusammenfassend steckt eine Vielzahl von Themen in dem relativ kurzen Theaterstück: zerstörte Träume, Rassismus und damit gekoppelte Armut, Feminismus, Generationenkonflikt zwischen Frauen, Geschlechterrolle und ›black self-pride‹. All diese Themen sprechen eine breite Leserschaft an, die zum Grübeln und schließlich auch zum Handeln angeregt wird.
Die Handlung des gesamten Theaterstückes erstreckt sich über einige Wochen und spielt in der Southside von Chicago in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts. Handlungsort ist die bescheidene Wohnung der Familie Younger.
Es ist früh am Morgen in der beengten Wohnung der afroamerikanischen Familie Younger. Die Wohnung verfügt über zwei Schlafzimmer. In einem dieser beiden Zimmer schlafen das Familienoberhaupt Lena Younger (Mama) und ihre jüngste Tochter Beneatha. In dem zweiten Zimmer schlafen Walter Lee, Mamas ältester Sohn, und seine Frau Ruth. Der junge Sohn des Ehepaares, Travis, schläft auf dem Sofa im Wohnzimmer. Die Mietwohnung ist sehr klein für die Anzahl an Personen und hat nur ein einziges Fenster, das sich in der kleinen Küche befindet. Da es in der Wohnung kein Badezimmer gibt, teilen sich die Youngers das Etagenbad mit den Nachbarn im Haus. Die Einrichtung ist alt und abgewohnt.
Ruth, Travis’ Mutter, ist das erste Familienmitglied, das aufsteht. Während sie das Frühstück für die Familie vorbereitet, versucht sie, den schlaftrunkenen Travis und ihren müden Ehemann Walter Lee zum Aufstehen zu bewegen.
Travis macht sich in dem Gemeinschaftsbadezimmer fertig. Währenddessen unterhält sich das Ehepaar Ruth und Walter Lee. Sie wirken nicht sehr glücklich, sind aber bemüht, etwas Humor an den Tag zu legen. In ihrem Gespräch wird immer wieder ein bestimmter Scheck erwähnt, der wichtig scheint. Als Travis seine Mutter um fünfzig Cent für die Schule bittet, muss sie gestehen, dass sie kein GeldknappheitGeld hat. Als der Junge weiter insistiert, reagiert sie ihm gegenüber gereizt. Walter Lee gibt daraufhin seinem Sohn einen ganzen Dollar und scheint Ruths Verhalten zu missbilligen. Travis verlässt die Wohnung, um gut gelaunt zur Schule zu gehen.
Walter teilt Ruth mit, dass er den besagten Scheck dafür nutzen möchte, um einen Projekt SchnapsladenGetränkeladen für alkoholische Getränke zu eröffnen. Er plant, dies gemeinsam mit Freunden in die Tat umzusetzen.
Die Unterhaltung dreht sich immer wieder darum, dass Ruth sehr unzufrieden mit ihrem Leben ist, aber in Walters Augen selbst nichts dagegen unternimmt. Außerdem fühlt sich Walter von Ruth nicht unterstützt und äußert dies auch deutlich. Er ist der Meinung, dass es ein typischer Fehler farbiger Frauen sei, nicht hinter ihren Ehemännern zu stehen. Er sagt ihr, dass er einen Traum hat, und wirft ihr vor, dass sie ihn, statt ihm zuzuhören, nur auffordert, seine Frühstückseier zu essen.
Die zwanzigjährige Schwester Walter Lees, Beneatha, die in der Zwischenzeit aufgestanden ist, erscheint. Als sie feststellt, dass das Gemeinschaftsbadezimmer gerade von einem anderen Bewohner des Hauses benutzt wird, lässt sie sich auf einen Wortwechsel mit ihrem Bruder Walter ein. Wieder geht es um den Scheck, der am nächsten Tag eintreffen soll. Beneatha ist der Meinung, dass ihre Mutter ganz alleine entscheiden soll, wofür das Geld verwendet wird. Walter teilt seiner Schwester unmissverständlich mit, dass er gegen ihre Beneathas berufliche AmbitionenBerufswahl ist, zumal die Kosten für das Studium einen Teil des eingelösten Schecks schlucken werden. Beneatha möchte studieren, um Ärztin zu werden; ihr Bruder meint dagegen, sie solle doch einfach nur den Beruf der Krankenschwester ausüben.
Nun wird es Zeit für Walter, zur Arbeit aufzubrechen. Er arbeitet als Fahrer für einen weißen Mann. Er muss jedoch seine Frau um Fahrgeld für den Weg zur Arbeit bitten, da er sein letztes Geld Travis gegeben hat.
Lena Younger (Mama) betritt nun den Raum. Sie ist Anfang sechzig. Sie geht direkt auf das Fenster in der Küche zu, um sich um eine Lena Younger und die Fürsorge für ihre PflanzePflanze auf der äußeren Fensterbank zu kümmern. Sie sorgt sich um den Enkelsohn Travis, da sie glaubt, Ruth würde sich nicht in angemessener Weise um ihn kümmern.
Lena Younger fragt Ruth, was sie mit dem Scheck über 10 000 DollarScheck machen würde, der sich auf 10 000 Dollar beläuft. Ruth bezieht Position für Walter und meint, Mama solle ihm einen Teil des Geldes geben. Mit diesem Geld könne er dann den Getränkeladen eröffnen und so wieder glücklich werden. Ihr ist bewusst, dass ihr Mann seit einiger Zeit unter seiner materiellen Situation leidet. Mama Younger kann sich mit dem Projekt Schnapsladen überhaupt nicht anfreunden, da sie ihre Familie nicht als Unternehmer, sondern eher als Arbeiter sieht.
Außerdem hegt sie den langersehnten Wunsch, mit der Auszahlung der Versicherungssumme aus der Lebensversicherung ihres verstorbenen Ehemannes ein kleines Haus zu erwerben. Auf dem Rasen vor dem Eigenheim könnte ihr Enkel Travis unbeschwert spielen. Der Traum von einem eigenen Haus war ursprünglich ein Traum, den sie zusammen mit ihrem Ehemann hatte und den sie nun nach seinem Tod umso bestimmter realisieren möchte.
Mama und Ruth beginnen, sich über Beneatha lustig zu machen, da sie wohl unentwegt neuen Aktivitäten nachgeht, die sie in relativ kurzer Zeit wieder fallen lässt. Zurzeit lernt Beneatha Gitarre spielen. Die junge Frau erklärt ihrer Mutter und ihrer Schwägerin auf sehr eindringliche Weise, dass sie mit diesen Aktivitäten versuche, sich selbst auszudrücken. Auf diese Aussage reagieren Lena und Ruth mit einem herzhaften Lachen. Weiterhin sprechen sie von George Murchison, einem reichen schwarzen jungen Mann, mit dem Beneatha ausgeht. Beneatha reagiert wütend, als die beiden Frauen George sehr loben, denn sie hält ihn für oberflächlich. Die beiden älteren Frauen können Beneathas Haltung nicht verstehen, denn sie meinen, sie müsse ihn aufgrund seines Reichtums mögen. Beneatha erwidert, dass genau aus diesem Grund diese Beziehung keine Zukunft hätte. Die Angehörigen von George würden Beneatha nicht akzeptieren, weil sie arm sei.
Da Beneatha in Mamas Anwesenheit den Namen des Herrn unüberlegt verwendet, entsteht eine neue Diskussion zwischen der tief religiösen Mutter und ihrer kritischen Tochter. Beneathas gottlose AnsichtenBeneatha steht auf dem Standpunkt, dass Gott ihrer Familie nicht helfen würde. Diese Äußerung versetzt Mama in größte Aufregung und sie betont, dass sie das Familienoberhaupt sei und solche gottlosen Gedanken nicht in ihrem Zuhause geäußert werden dürften. Als Lena das Zimmer verlassen hat, sagt Beneatha leise, dass anscheinend alle anderen Mitglieder damit einverstanden seien, dass ihre Mutter ein Tyrann sei. Danach verlässt Beneatha die Wohnung, um zum College zu gehen.
Als Mama erscheint und sich wieder einmal liebevoll um ihre Pflanze kümmert, beklagt sie sich bei Ruth darüber, dass sie und ihre Kinder sich überhaupt nicht mehr verstehen würden. Ruth beruhigt sie, indem sie sagt, dass ihre Kinder in Ordnung seien und einfach nur einen starken Willen hätten.
Ruth fällt plötzlich in Ohnmacht.
Am nächsten Tag – einem Samstag – sind Lena und Beneatha Younger vormittags intensiv damit beschäftigt, den wöchentlichen Wohnungsputz vorzunehmen. Ruth ist außer Haus, um einen Arzt zu konsultieren.
Alle warten darauf, dass der Scheck über die Versicherungssumme von 10 000 Dollar zugestellt wird. Walter erhält einen Anruf von seinem Freund Willy Harris, der das Projekt Schnapsladen in juristischer Hinsicht koordinieren soll. Alles, was nun noch zu Walters Selbstständigkeit fehlt, ist der Scheck. Er verspricht, Willy das Geld persönlich vorbeizubringen, sobald der Scheck eingetroffen ist.
Als das Telefon klingelt und Beneatha den Anrufer, Joseph Asagai, kurzerhand einlädt, sie in der Wohnung zu besuchen, kann Mama dies nicht verstehen. Die Wohnung befindet sich ihrer Meinung nach, da gerade geputzt wird, in keinem repräsentablen Zustand. Beneatha entgegnet, Asagai sei ein Mamas Ignoranz gegenüber AfrikanernHeidentumJoch