Im 18. Jahrhundert fasziniert ein neues Fluidum die Welt: die Elektrizität. Mit ihr wird die Intensität zu einem Ideal für den Menschen und zu einem Begriff der Philosophie. Von der Macht Nietzsches bis zum Vitalismus Deleuze’, von der nervösen Erregung der Libertins bis zum Adrenalinkick der Begierde, der Leistung und der Extremsportarten: Die Intensität organisiert seither unsere Welt. Sie ist der höchste Wert des modernen Lebens, wie der junge französische Philosoph Tristan Garcia in seinem mitreißenden Essay zeigt.
Die ständige Suche nach Intensität ist allerdings auch anstrengend: Süchtig jagen wir neuen Höhepunkten und Extremen nach, immer unter Strom. Kein Wunder also, dass in unseren »Hochspannungsgesellschaften« das Unbehagen wächst. Die intensive Landwirtschaft zerstört die Natur, das Selbst ist erschöpft, Apathie, Mittelmäßigkeit und Depression signalisieren das Ende des großen Wachstums und Intensitätsrauschs. Wie können wir dennoch das Gefühl bewahren, am Leben zu sein? Jenseits von Lebenshilfe und Glücksratgebern, die Weisheit und Seelenheil in einer Rückkehr zu Buddhismus oder Religion versprechen, und mit der E-Gitarre im Gepäck ruft Garcia zum Widerstand auf. Seine Forderung: Wir brauchen eine Ethik der Intensität.
Tristan Garcia, geboren 1981, ist ein französischer Philosoph und Schriftsteller. Er ist ein Schüler von Alain Badiou, gegenwärtig Maître de conférences an der Universität von Lyon und gehört zum Kreis der philosophischen Bewegung des Spekulativen Realismus. Für seine in zahlreiche Sprachen übersetzten Werke wurde er mehrfach ausgezeichnet. Auf Deutsch erschien zuletzt sein von der Kritik gefeierter Roman Der beste Teil der Menschen, für den er den Prix de Flore erhalten hat. Sein Buch Das intensive Leben. Eine moderne Obsession stand in Frankreich auf der Shortlist des Prix Femina 2016 für den besten Essay.
Tristan Garcia
Das intensive Leben
Eine moderne Obsession
Aus dem Französischen von Ulrich Kunzmann
Suhrkamp
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel La vie intense.
Une obsession moderne © Autrement, Paris, 2016.
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Umschlaggestaltung: Hermann Michels und Regina Göllner
eISBN 978-3-518-75106-0
www.suhrkamp.de
Inhalt
Einleitung
1 Ein Bild
Wie sich die Elektrizität auf das Denken
ausgewirkt hat
2 Eine Idee
Um etwas mit sich selbst zu vergleichen
3 Ein Konzept
»Man müsste alles mit Intensitäten interpretieren«
4 Ein moralisches Ideal
Der intensive Mensch
5 Ein ethisches Ideal
Intensiv leben
6 Ein entgegengesetztes Konzept
Der Routineeffekt
7 Eine entgegengesetzte Idee
In der ethischen Zwickmühle
8 Ein entgegengesetztes Bild
Etwas widersetzt sich
Danksagung
Anmerkungen
Namenregister
Dank an Agnès