Katie saß kerzengerade in der Kirchenbank, die Füße eng nebeneinandergestellt. Bittere Meerluft kroch durch die Ritzen in den Fenstern und zog unter der schweren Eichentür hindurch. Katies Finger klammerten sich um ein feuchtes Taschentuch, Eds Hand lag obenauf. Anderthalb Jahre zuvor hatte sie in der gleichen Bank gesessen, bei der Beerdigung ihrer Mutter, nur damals hatten sich Mias Finger mit ihren verschränkt.
Ihr Blick war auf den Sarg fixiert. Plötzlich kam ihr alles falsch vor – das schimmernde Ulmenholz, die Messingschlösser, der weiße Lilienschmuck. Wieso ließ sie Mia neben ihrer Mutter beisetzen, neben einem Grab, das Mia nicht ein einziges Mal besucht hatte? Wäre eine Feuerbestattung nicht eher angebracht gewesen, die Asche vertrauensvoll in die Brise gestreut, über die wilde See? Warum weiß ich nicht, was du dir gewünscht hättest?
Sie hätte sich ohnehin nicht vorstellen können, dass Mia in diesem Sarg lag, hätte sie nicht vor zwei Tagen den Entschluss gefasst, dass sie den Leichnam sehen musste. Ed hatte stille Zurückhaltung angemahnt. »Bist du sicher? Wir wissen doch gar nicht, wie sie nach dem Sturz aussieht.« Das war die allgemeine Sprachregelung: der Sturz, als ob Mia in der Dusche ausgerutscht wäre.
Sie hatte es sich nicht ausreden lassen. Mia so zu sehen, wäre eine Qual, aber wenn sie das nicht tat, würde der Hauch eines Zweifels bleiben – und wenn sie erst einmal zuließ, dass sich der Zweifel im Laufe der Zeit zu einer Hoffnung auswuchs, war die Gefahr, mit einer Illusion zu leben, groß.
Als Katie in das Beerdigungsinstitut und hinter den schweren violetten Vorhang getreten war, hätte sie sich noch einreden können, dass Mia schlief. Ihre schlanke Figur, das dunkle Haar, der Schwung ihrer Lippen, alles wirkte wie immer. Der Tod hatte sich auf ihrer Haut gezeigt. Nach der langen Reise hätte Mia gebräunt sein müssen, und doch hatte eine gespenstische Leichenblässe auf ihrer Haut gelegen, eine Farbe wie Milch, die sich über einen dunklen Boden ergossen hatte.
Der Chef des Beerdigungsinstituts hatte Katie gefragt, ob sie Mia in einem besonderen Kleid begraben wolle, aber sie hatte Nein gesagt. Es war ihr anmaßend erschienen, da sich Mia nicht für Mode interessiert hatte. Sie hatte sich in Kleidungsstücke nur dann verliebt, wenn sie eine Geschichte zu erzählen wussten; ein lockeres Etuikleid in einem tiefen Blau hatte Mia an das Meer erinnert, und wenn sie ein Paar Secondhand-Schuhe getragen hatte, hatte sie sich immer gefragt, über welche Straßen diese Schuhe schon gegangen waren.
In der Nacht ihres Todes hatte sie blaugrüne Shorts angehabt. Man hatte ihr die Shorts über die Taille hochgezogen, sie saßen nicht auf der Hüfte, so wie Mia sie getragen hätte. Die Füße waren nackt, ein silberner Zehenring an jedem Fuß, die Nägel waren unlackiert. Sie trug ein cremefarbenes Oberteil über einem türkisfarbenen Bikini. Eine zarte Kette aus winzigen weißen Muscheln lag um ihren Hals, eine einzelne Perle in der Mitte. Für den Tod sah sie viel zu lässig aus.
Katie hatte eine Hand auf Mias Arm gelegt. Er war kalt und bleiern. Langsam war sie mit den Fingern zur Ellbogeninnenseite gefahren, wo sich dünne, blaue Äderchen kreuzten, durch die nun kein Blut mehr durch den Körper floss. Ihre Hand war über den Bizeps gewandert, die Schulter und die zarte Haut am Nacken. Sie hatte die blasse Narbe an ihrer Schläfe gestreichelt, einen Halbmond, und dann die Hand an Mias Wange gelegt. Sie wusste, dass Mias Schädel bei dem Aufschlag hinten aufgeplatzt war, doch darüber hinaus zeigte der Körper keine Spuren. Katie war enttäuscht: Sie hatte auf einen Hinweis gehofft, auf etwas, das den Behörden entgangen war und beweisen würde, dass Mia aus einem erträglicheren Grund als einem selbst gewählten Tod gestorben war.
Vorsichtig hatte sie Mias Oberteil zurechtgezupft und die Shorts nach unten gezogen, bis sie auf den Hüftknochen saßen. Dann hatte sie sich zu ihr vorgebeugt. Die Haut roch fremd: nach Antiseptikum und Balsamierungsflüssigkeit. Katie hatte die Augen geschlossen und geflüstert: »Verzeih mir.«
»Katie?« Ed drückte ihre Hand und holte sie in die Gegenwart zurück. »Du bist dran.«
Er legte seine Hand auf ihren Ellbogen und half ihr beim Aufstehen. Ihre Beine waren leer und schwerelos, sie schwebte zum Pult wie ein Geisterwesen. Sie stopfte das Taschentuch in die eine Manteltasche und zog die Karte mit ihren Notizen aus der anderen heraus.
Katie schaute auf. Die Kirche war voll. Hinten standen die Trauergäste in Dreierreihen. Sie erkannte ehemalige Nachbarn, Freunde aus Mias Schulzeit, ihre eigenen Freundinnen, die den weiten Weg aus London hierhergekommen waren. Viele aber waren ihr auch fremd. Ein Mädchen mit einer schwarzen Wollmütze weinte leise, seine Schultern zuckten. Zwei Reihen dahinter putzte sich ein junger Mann mit einem gelben Taschentuch die Nase und steckte es unter die Agende. Katie war bewusst, dass die Gedanken der Trauergemeinde um die Umstände von Mias Tod kreisten, aber sie hatte keine Antworten auf diese Fragen. Wie auch – sie wusste selbst nicht, was sie glauben sollte.
Katie klammerte sich an das Pult, räusperte sich, dann begann sie. »Offiziell gilt Mias Tod als Grauzone, dabei war ihr Leben so strahlend wie ein Regenbogen gewesen. Als Schwester war sie ein kräftiges Azur. Sie hat mich dazu gebracht, die Welt immer wieder aus einer neuen Perspektive, in einem anderen Licht zu sehen. Mia war auch ein intensives Violett. Denn alles, was sie tat, kam von Herzen, sie war leidenschaftlich, spontan und mutig. Als Freundin war sie ein leuchtendes Orange, geistreich, beherzt und immer abenteuerlustig. Als Tochter, hätte unsere Mum –« Ihre Stimme zitterte. Katie schloss die Augen und kämpfte mit dem Kloß, der in ihrer Kehle aufstieg.
Als sie die Augen wieder öffnete, fiel ihr Blick auf Ed. Er nickte ihr ermutigend zu. Sie holte tief Luft und begann den Satz von Neuem. »Als Tochter, hätte unsere Mum wohl gesagt, war Mia das Rot der Liebe. Mia hat ihr Glück, Wärme und Freude geschenkt. Und Mia war auch das Meeresgrün des Ozeans, in dessen Wellen sie als Kind gebadet und getobt hat. Ihr ansteckendes und fröhliches Lachen war ein heiteres Gelb, ein Sonnenstrahl, der jeden gewärmt hat, der mit ihr lachte. Doch nun, wo Mia von uns gegangen ist, bleibt für mich nur noch ein kaltes, trübes Blau, an der Stelle, wo ihr Regenbogen einst geschillert hat.«
Katie vergaß die Karte. Ihre Beine trugen sie irgendwie zurück in ihre Bank, wieder an Eds Seite.
Der Sarg war bereits in die Erde hinabgelassen worden, die Trauergemeinde ging schon zu den Autos, da entdeckte Katie ihn.
Finn sah so anders aus als der Mann, von dem sie sich am Flughafen verabschiedet hatte. Seine Haut war gebräunt, sein Haar hatte unter der Sonne einen wärmeren Ton angenommen. Vor allem aber wirkte er älter, das Jungenhafte war aus seinen Zügen gewichen. Er hatte erst vor drei Tagen mit seinen Eltern sprechen können, war mit dem erstbesten Flug nach London gekommen und am Vortag eingetroffen. Er wurde von zwei seiner Brüder begleitet. Seine Augen waren blutunterlaufen, die Haut an seiner Nase war gerötet und rau. Als er Katie erblickte, ging er zögernd auf sie zu.
»Katie –«, sagte er, stockte aber, als er ihren Gesichtsausdruck erkennen konnte.
Ihre Stimme klang so abweisend und farblos wie der Himmel. »Du hast sie alleingelassen, Finn.«
Er schloss die Augen und schluckte. Seine Wimpern waren feucht. Im Hintergrund schlug eine Autotür zu, ein Motor startete.
Katie stand mit dem Rücken zur Kirche. Sie steckte die Hände tief in die Manteltaschen. »Ihr wolltet doch gemeinsam reisen. Was ist passiert?«
Offenbar schmerzte ihn die Frage, denn als er antwortete, sah er an Katie vorbei. »Wir hatten Streit. So etwas hätte nie passieren dürfen. Mia wollte nicht mehr in Australien bleiben –«
»Und ist nach Bali geflogen«, beendete Katie den Satz. »Aber wieso?«
Finns linker Fuß, in einem dreckigen schwarzen Schuh, wippte auf und ab. Katie war diese Geste vertraut. Sie hatte sie anfangs für ein Zeichen von Ungeduld gehalten, doch in Wahrheit war es ein Ausdruck von Nervosität. »Wir hatten ein paar Leute kennengelernt, die nach Bali wollten.«
»Ich versteh das alles nicht.« Ihre Hände zitterten in ihren Taschen. Sie ballte sie zu Fäusten und hob das Kinn. »Was hatte sie auf der Klippe zu suchen?«
»Ich weiß es nicht. Wir haben uns seit Australien nicht mehr gesprochen. Ein Mal hat sie mir gemailt –«
»Und es ist dir nicht in den Sinn gekommen, das jemandem zu sagen?« Sie wurde laut. Finns Brüder, die ein wenig abseits standen, schauten sich vielsagend an.
Er war dem Beschuss ihrer Fragen nicht gewachsen. Hilflos hob er die Hände, dem schweren grauen Himmel zu. »Ich hab gedacht, Mia hätte was gesagt –«
»Du hättest sie davon abbringen müssen!« Ein heftiger Windstoß peitschte Katie das Haar ins Gesicht. Sie schob es eilig zur Seite.
»Sie ist so eigensinnig«, sagte er. »Das weißt du doch.«
»War eigensinnig. War. Sie ist tot!« Nun war die bittere Wahrheit benannt, und Katies Wut ließ sich nicht mehr bremsen. Giftig spie sie ihre Worte aus: »Du hast mir versprochen, auf sie aufzupassen!«
»Ich weiß –«
»Sie hat sich auf dich verlassen, Finn. Ich hab mich auf dich verlassen!« Sie trat vor, holte aus und gab ihm eine heftige, schallende Ohrfeige auf die linke Wange.
Über ihnen kreischten Möwen.
Niemand rührte sich. Finn fasste sich bestürzt ans Gesicht. Katies Fingerspitzen kribbelten. Eine Weile schien es, als ob er etwas sagen wollte, doch dann kam nur ein Schluchzen. Katie hatte ihn noch niemals weinen sehen und war entsetzt. Sein Gesicht löste sich regelrecht auf, als ob es mit den Tränen nach unten fließen würde.
Sie sah ihn reglos an, bis sie Eds Hand mit festem Druck an ihrer Schulter spürte. Er lenkte sie zurück zu Mias Grab, zu den Blumen und letzten Grüßen. Ed erwähnte mit keinem Wort, was gerade geschehen war, sondern knöpfte seinen dunklen Mantel zu, nahm die Widmungen der Reihe nach behutsam in die Hand und las Katie die Beileidsbekundungen vor.
Doch Katie hörte gar nicht hin. Sie sah immer noch den roten Abdruck auf Finns Wange vor sich, ihr Brandmal. Sie hatte noch niemals einen Menschen geschlagen. Ed würde später kommentieren, dass auch Finn trauerte und sie ihm die Gelegenheit hätte geben sollen, sich zu äußern, nur, was gab es noch zu sagen? Mia war tot. Und wenn sie Finn nicht verantwortlich machen konnte, blieb nur sie selbst.
»Das ist ungewöhnlich«, bemerkte Ed. Er hielt eine einzelne Blume in der Hand, von ihrer blutroten Mitte aus fächerten sich drei weiße Blütenblätter auf. Er reichte sie an Katie, die vorsichtig über die samtigen Blätter strich. Es war eine Orchideenart. Katie hielt sich die Blüte vors Gesicht und schnupperte. Der Duft beschwor eine fremde, ferne Welt herauf – lieblich, warm und hell.
Als Katie die Blume wieder sinken ließ, hielt Ed eine kleine Karte in der Hand, sie gehörte zu der Orchidee. »Was ist denn?«, fragte Katie. Sein Ausdruck hatte sich verändert.
Wortlos gab er ihr die Karte.
Katie drehte sie um. Kein Name. Und vorn nur ein Satz: Es tut mir leid.
Nach der Beerdigung fand ein Umtrunk im Dorfpub statt, wo sich alle um den Kamin drängten und mit den Füßen stampften, damit das Blut wieder zirkulierte. Katie blieb kaum eine Stunde. Sie bedankte sich bei allen, die einen weiten Weg gehabt hatten, dann verließ sie diskret das Pub.
Als sie mit Ed zum Wagen ging, rief jemand: »Gehst du schon?«
Sie blieben stehen. Es war Jess, Katies beste Freundin. Während des Studiums hatte Jess Katie durch die heißen Clubs am Rand der Stadt geschleift, nun hatte sie einen hochdotierten Job als Verkaufsleiterin bei einer Pharmafirma.
»Tut mir leid, ich weiß, wir haben kaum geredet, aber … ich …«
»Katie.« Jess warf ihre Zigarette weg. »Alles kein Problem.«
»Danke, dass du gekommen bist. Das bedeutet mir sehr viel. Und danke auch für deine Worte.«
Jess hatte jeden Tag angerufen und Katie Nachrichten hinterlassen, ihr beteuert, dass sie nicht allein war, und ihr die Beileidsbekundungen der gemeinsamen Freunde übermittelt. »Tut mir leid, dass ich mich noch nicht gemeldet hab. Ich wollte zurückrufen … aber, na ja …«, stotterte Katie. Sie war Jess – all ihren Freunden – wirklich dankbar, doch sie konnte mit ihnen nicht über Mia sprechen. Noch nicht.
»Du hast deine Schwester verloren. Ich hab für alles Verständnis.« Jess nahm Katie in die Arme. »Und jetzt hast du dich genug entschuldigt, klar? Lass dir Zeit. Wenn du so weit bist, sind wir alle für dich da.«
»Danke«, seufzte sie in den Zigarettengeruch, der Jess umgab.
Jess drückte Katies Hände, dann drohte sie Ed mit dem Finger. »Pass ja gut auf sie auf, verstanden?«
Er lächelte und legte einen Arm um Katies Taille. »Darauf kannst du dich verlassen.«
Die Rückfahrt nach London war lang, doch die Stunden im Auto waren Katie lieber als Cornwall mit seiner schneidenden Seeluft und den rauschenden Wellen, die ihr so viele Erinnerungen zuzuraunen schienen.
Zu Hause zog sie als Erstes den Reißverschluss ihres schwarzen Kleides auf. Es fiel knisternd auf den Boden. Katie entstieg dem dunklen Pfuhl und schlüpfte in einen flauschigen Pullover und ein Paar Jogginghosen, das Mia gehört hatte. Der Saum umspielte ihre Füße. Sie ging durch den Flur, zögerte kurz, dann betrat sie Mias Zimmer.
Ihr Rucksack war ans Bett gelehnt. Er war schon vor einigen Tagen aus Bali eingetroffen, aber Katie war noch nicht bereit gewesen, hineinzuschauen. Die Klebebänder der Flughäfen wickelten sich um seine Träger, an den Reißverschlüssen hingen kleine Lederriemen. Vorn prangte ein Sticker mit einer Frau in einem Hula-Rock, und auf eine Seitentasche hatte jemand mit dickem, schwarzem Filzstift ein Gänseblümchen gekritzelt. Katie löste die Schnallen, zog die Kordel auf und griff hinein.
Ihre Hand bahnte sich einen Weg durch den Inhalt und zog ein Teil nach dem anderen heraus, wie aus einem Glückstopf. Sie zerrte an einem orangefarbenen Strandkleid, das nach Jasmin, aber auch nach Sonnenöl und Salz, dem Duft von Urlaub, roch. Katie strich es glatt und legte es auf das Bett. Behutsam holte sie weitere Sachen hervor: ein Paar Havaianas-Flip-Flops mit abgetretenen Sohlen, ein Reisehandtuch in einem Netzbeutel, einen iPod in einer durchsichtigen Hülle, zwei Romane, deren Autoren Katie unbekannt waren, eine schmale, sandige Taschenlampe, einen Männerpullover, mit Daumenlöchern in den Ärmeln. War der von Finn?
Sie suchte weiter, bis sie auf etwas Hartes stieß. Katie wusste, dass die Polizei Mias Reisetagebuch gefunden hatte, aber offenbar hatten die Beamten nur flüchtig hineingeschaut und es nicht für sehr beweiskräftig gehalten.
Mia hatte immer Tagebuch geführt, und die Frage, was darin wohl stand, hatte Katie stets beschäftigt. Als Kind hatte es sie sehr verwirrt, dass ihre Schwester ihre Gedanken lieber einem Stück Papier als einem Menschen anvertraute. Als Teenager ließ sich die Versuchung, darin zu lesen, nicht mehr bändigen. Zwei Mal hatte sie Mias Zimmer durchsucht, in der Hoffnung, auf etwas zu stoßen, was nur das Tagebuch wusste, aber so chaotisch und unordentlich Mia auch war, ihre Geheimnisse hatte sie gut versteckt.
Langsam zog Katie das Tagebuch hervor. Um den Deckel spannte sich ein schimmernder, meerblauer Stoff. Es lag schwer in ihrer Hand. Sie fuhr mit dem Finger über seinen Rücken und schlug es dann so vorsichtig auf, als ob Mias Worte Schmetterlinge wären, die jeden Moment aufflattern könnten.
Sie blätterte behutsam weiter und bewunderte die elegante Handschrift ihrer Schwester. Gerade in den kleinen Dingen war Mia nachlässig gewesen – ihr Portemonnaie war mit seinen vielen Quittungen so hart wie ein Ziegelstein, ihre Bücher waren voller Eselsohren und Kritzeleien gewesen –, aber die Handschrift in ihrem Tagebuch war sorgfältig und ebenmäßig. Die Einträge ordneten sich um Zeichnungen herum, um kleine Notizen, Ausschnitte von Landkarten und Erinnerungsstücke von ihren Reisezielen. Jede Seite war ein Kunstwerk, das eine kleine Geschichte zu erzählen wusste.
»Alles okay?« Ed erschien in der Tür.
Sie nickte.
Er schaute auf den Rucksack. »Siehst du ihre Sachen durch?«
»Ich hab ihr Tagebuch gefunden.«
Er zuckte überrascht zusammen. »Ich wusste gar nicht, dass sie so was hat.« Er schob die Hände in die Taschen. »Willst du es lesen?«
Ende der Leseprobe