Nikolaus Huhn

THÜRINGEN

IN KLEINEN SCHRITTEN

Notizen vom Hörenden Fußmarsch

mitteldeutscher verlag

Umschlagfoto: Der Ohrenwagen im Thüringer Wald

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2015

© mdv Mitteldeutscher Verlag GmbH, Halle (Saale)

www.mitteldeutscherverlag.de

Gesamtherstellung: Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale)

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

ISBN 978-3-95462-514-7

„Gibt es eine Partei der Leute, die nicht sicher sind,

recht zu haben? Bei der bin ich Mitglied.“

Albert Camus

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Zitat

Karte

Vorlauf

Rabenkrähe – 1. April

Strickwaren – 2. April

Rollender Supermarkt – 3. April

Saftladen, 4. April

Kapsmühle & Fißlingslatscher – 5. April

Enkelzubehör – 6. April

Tankstellen zu Eisdielen – 7. April

Blasenpflegetag – 8. April

Enkel ohne Strom – 9. April

Sterile Salami – 10. April

Zweihundert Jahre zu spät – 11. April

Regen? Regen! – 12. April

Auf ’s Land – 13. April

Vier Esel – 14. April

Sesshaftes Geld – 15. April

Steinbruch-Seminar – 16. April

Biobauer, nein danke – 17. April

Entlegene Retter – 18. April

Unglücklicher Milliardär – 19. April

Dorfladen Langenhessen – 20. April

Krebsmühle – 21. April

Glücklicher Eierlikör – 22. April

Boxenstopp – 23. April

Strampeln für Licht und Freiheit – 24. April

Kloßstampfer & Kräutergenossen – 25. April

Stadt Wald Fluss – 26. April

Regentag des Bieres – 27. April

Schlafen, aber wo? – 28. April

Glasauge und Haubitzen – 29. April

Stromausfall bei Sumbaarch – 30. April

Mittelalter – 1. Mai

Stille hören – 2. Mai

Überlebenskultur – 3. Mai

Jüchsener Backhäuser – 7. Mai

Permakultur – 8. Mai

Himmelfahrt der Schwalben – 9. Mai

Mühlenorgel – 10. Mai

Flutwiesen – 11. Mai

Hohe Lilie – 12. Mai

Scheuersand – 13. Mai

Frau Müllerin – 14. Mai

Dorfliebe – 15. Mai

Achtzig Croissants – 16. Mai

Claire Grube – 17. Mai

Mikrokommunismus – 19. Mai

Mäuseroulette – 20. Mai

Fußkuss – 21. Mai

Rares Obst – 22. Mai

Stachelbeermost – 23. Mai

Große Töne – 23. Mai

Lindenberg – 25. Mai

Gib-und-Nimm-Haus – 26. Mai

Senfmühle – 27. Mai

Gemüse – 28. Mai

Erfurt – 29. bis 31. Mai

Nachlauf

Buchstützen

Bildnachweis

Fußnoten

Vorlauf

Auf die Stunde genau einen Monat bevor ich den Hörenden Fußmarsch durch Thüringen antreten möchte, habe ich eine Baustelle in Pößneck. Baustelle heißt in diesem Fall, dass Zellulosedämmstoff aus Altpapier in ungedämmte Hohlräume der Dachflächen eingeblasen wird. Mit dieser etwas staubigen Arbeit verdiene ich einen Teil des Lebensunterhaltes für meine Familie. Heute hilft mir Dieter mit, der Haushandwerker meines Kunden. Zur Frühstückspause, in der wir ein paar Sonnenstrahlen einfangen, stellt er Gurkengläser auf das Mäuerchen, das uns als Tisch dient. Die Etiketten sind nicht ganz fabrikfrisch und sie bilden auch nicht das ab, was in den Gläsern eingelegt ist. Ich merke, das ist nicht die Erstbefüllung.

Wie denn, alles selbst eingemacht?

Na klar, willste mal kosten? Bauen wir alles selber an, meine Frau und ich. Das allermeiste, was wir essen, machen wir selbst. Gärtnern, Einkochen, Schlachten.

Macht dir das nix aus, wenn Edeka, Aldi oder das Kaufland mal ein halbes Jahr dichtmachen?

Nö, nicht wirklich.

Und er grinst mich breit über beide vollen Backen an. Stell dir vor, es kommt zu einem Versorgungsengpass und keiner geht hin. Das schmeckt alles ziemlich gut. Davon kann sich der Spreewald noch ein paar Gurkenscheiben abschneiden.

Das schmeckt mir auch im weiteren Sinne. Denn genau solchen Fragen möchte ich beim Hörenden Fußmarsch nachgehen: Was machen wir eigentlich in Thüringen, wenn Selbstverständlichkeiten einmal nicht selbstverständlich sind? Also, wenn mal keine Lebensmittel oder anderen Güter von weither kommen können, um unsere Regale im Supermarkt durchzubiegen. Oder wenn die Finanzwirtschaft und das Geldsystem einmal aus den Höhen der Zirkuskuppel heruntersteigen, in der sie uns zurzeit eine atemberaubende Akrobatik vorführen.

Oder was machen wir, wenn die Stromversorgung mal für eine Woche ausfällt? Oder gar das Internet. Schwer vorstellbar nach 20 Jahren Eingewöhnungszeit. Es scheint noch so eine Art Leben diesseits des Internets zu geben, aber man erinnert sich nur schemenhaft, wie das geht oder wie das einmal funktionierte.

Oder wenn Sozialsysteme schwächeln. Wenn das Gemeinwesen einmal nicht mehr Sozialfirmen bezahlen kann, die sich mit Inkontinenzfragen befassen. Wenn unser Futternapf im Alter einmal nicht mithilfe einer zwölfstelligen Rentenversicherungsnummer gefüllt werden kann, sondern … ja womit eigentlich? Kinder, ihr wollt euren Papa doch nicht verhungern lassen – oder wie?

Oder wenn der Preis für die tiefer liegenden Energiequellen wie Erdöl, Erdgas, Kohle oder gar Methan vielleicht aus Gründen der Verknappung einmal zu hoch wird. Zu teuer. Sei es im ökonomischen oder im ökologischen Sinn.

Allein schon, wenn aus leicht vorstellbaren Gründen das deutsche Exportvolumen nennenswert schrumpft und wir daher nicht mehr ganz so zwanglos die Güter des täglichen Bedarfs in aller Welt zusammenkaufen können. Vom chinesischen Schnuller bis zum indischen Grabstein. Was eigentlich dann?

Meine Frage ist also: Was machen wir, wenn Faktoren, die unser Leben auf hohem Niveau stützen, einmal einknicken oder wegbrechen und sei es auch nur zeitweise? Dabei geht es mir überhaupt nicht darum, Schwarzmalerei zu betreiben oder den vielen gescheiterten Weltuntergangsszenarien ein weiteres hinzuzufügen. Im Gegenteil, mich interessiert der nüchterne Blick auf die Abhängigkeiten und Verletzbarkeiten unserer Gesellschaft und die Frage, wie wir uns in Thüringen robuster aufstellen können. So, dass uns ein Börsen-Infarkt in Tokyo – mit unabsehbaren Folgen für den Welthandel – zwar betrifft und vielleicht auch erschüttert, aber nicht völlig umhaut oder ganz und gar ratlos zurücklässt.

Ich will, dass die Regionen Thüringens fähig werden, im Bedarfsfall die Grundbedürfnisse der Bevölkerung weitestgehend aus sich selbst heraus zu decken. Dabei denke ich allerdings weniger an Flachbildschirme und Flugreisen, sondern eher an Nahrung, Kleidung, Heizung, Mobilität. Die Abhängigkeiten und Verletzbarkeiten, die wir zurzeit in Kauf nehmen, um unseren Lebensstandard zu halten, scheinen mir sehr hoch zu sein. Dem gegenüber wünsche ich mir Thüringen robuster und – Achtung, jetzt kommt mein Lieblingsfremdwort! – resilienter.

Resilienz könnte man am besten mit Unumstoßbarkeit übersetzen. Und damit ich nicht so viel mit Fremdworten herumfuchteln muss, zeige ich lieber ein Stehaufmännchen vor, wenn man mich nach dem Anliegen des Hörenden Fußmarsches fragt. Entweder ein großes rotes, das zwischen den zwei großen Ohren auf dem Schubwagen steht, oder eine der vierhundert kleinen Resilienzbirnen aus Buchenholz, die ich im Thüringer Wald habe anfertigen lassen.

Ein Stehaufmännchen ist nicht fest einbetoniert oder festgeschraubt, damit es stehen kann, sondern es ist in sich so gebaut, dass es nach allen Störungen oder Beeinträchtigungen immer wieder aufstehen will und kann. Eine dynamische Stabilität also. Eine starre Befestigung kann brechen, sich lockern oder knicken. Das Stehaufmännchen hat den eingebauten Wunsch, sich wieder aufzurichten, selbst wenn man es lange – zum Beispiel für Jahrzehnte – gebeugt hielt.

Das Wort Resilienz wird vorwiegend in der Psychologie verwendet. Es bezeichnet die Fähigkeit, konstruktiv und selbsterhaltend mit Störungen umzugehen. Hier interessiert mich diese Resilienz jedoch weniger in Bezug auf das Seelenleben des Einzelnen, sondern eher im Zusammenhang mit Kreisen, Städten, Dörfern, Familien; den kleinen Einheiten unseres Gemeinwesens also.

Ich wünsche, dass Thüringen weniger abhängig, weniger verletzbar und auch weniger erpressbar wird. Wieso erpressbar, will uns hier irgendwer erpressen? Nein, das ist nicht in Sicht.1 Andererseits sind wir zumindest bei Erdöl und Erdgas ja nicht gerade Selbstversorger.

Was aber tun, wenn man meint, dass die Verknappung der Ressourcen und die Abhängigkeiten und Verletzbarkeiten unserer Gesellschaft Herausforderungen sind, denen wir uns gemeinsam stellen sollten? Und zwar vorausschauend und mit Souveränität, damit die Situation gestaltbar bleibt und wir nicht von überraschenden Entwicklungen zu chaotischen Reaktionen genötigt werden.

Also habe ich mich entschlossen, diesen Fragen von Anfang April bis Ende Mai 2013 bei einem Fußmarsch durch alle Städte und Kreise Thüringens nachzugehen. Und allen, die mir begegnen, zuzuhören. Wirklich zuzuhören, zunächst ohne zu werten und ohne den Gesprächspartner nur als Stichwortgeber für die eigene Meinungsäußerung anzusehen. Mit dem festen Vorsatz, die Stärken der Region zu entdecken und Ansätze aufzustöbern, die Thüringen stabiler und weniger verletzbar machen.

Warum aber laufen, warum zu Fuß? Viel einfacher wäre es doch, eine Internetumfrage zum Thema zu machen, einen Zeitungsartikel zu schreiben oder gar in eine Partei oder Bürgerbewegung einzutreten, um eine Herausforderung anzugehen, von der man meint, sie sei jetzt an der Tagesordnung. Zugegeben, die ganze hyperventilierende Echtzeit-Meinungsäußerung im Internet erreicht enorm schnell enorm viele Adressaten. Sie mag ihre Berechtigung haben, gerade durch ihre Sperrigkeit gegenüber totalitären Machtansprüchen. Andererseits scheint mir die schnelle Meinungswelt des Netzes über die Halbwertszeit eines Haufens brennender Papiertaschentücher kaum hinauszukommen. Der Aufwand für eine solche Meinungsäußerung ist gering und folglich auch ihr Gewicht. Oder? Und in politischen Parteien bin ich noch nie so richtig angewachsen, obwohl ich sie aus prinzipiellen demokratischen Erwägungen für sinnvoll halte.

Ohne auch nur den geringsten Beweis für die politische Wirksamkeit von Märschen zu haben, gehe ich davon aus, dass man einem gesellschaftlichen Anliegen Gewicht und auch etwas mehr an Tiefe verleihen kann, wenn man sich zu dessen Gunsten einer körperlichen Mühe unterzieht. Wenn man es sich etwas kosten lässt. Und auch ein Verlangsamen der Fortbewegung kann meiner Meinung nach zu einer Vertiefung und zu gelassenem Nachdenken beitragen. In Ruhe kommen, gehen, sehen und hören können. Das waren die Gründe für das Laufen.

Aber das Hören? Warum ein Hörender Fußmarsch? Zuallererst interessiert mich, was Menschen in Thüringen zu den Fragen nach der Selbsterhaltungsfähigkeit und der Robustheit der Region zu sagen haben. Und zwar interessiert mich genauso die Sichtweise der Oma am Gartenzaun wie die des Landrates, der Künstlerin oder des Unternehmers. Dieses seltene Geschenk des Zuhörens wollte ich meinen Landsleuten anbieten. Sie haben es gut und gerne angenommen. Und selbst bin ich auch nicht dümmer dabei geworden.

Insgesamt haben sich etwa hundert Sympathisanten etappenweise an dem Marsch beteiligt. Sei es für ein paar Stunden oder für ein paar Tage. Die Laufstrecke ist mit etwa 1.200 Kilometern weder rekordverdächtig, noch war möglichst schnelles oder weites Laufen das Anliegen der Unternehmung. Mir ging es um das Hören, das Sehen, das Wahrnehmen.

Was Sie hier vor sich haben, ist weder ein politisches noch ein kulinarisches Kochbuch mit Thüringer Rezepten. Eher ein Gang über den – weltanschaulichen – Wochenmarkt Thüringens. Ich sage nicht, dass Thüringen genau so und nur so ist. Aber so ist es mir begegnet und so bin ich ihm begegnet.

Dieser Bericht folgt keiner künstlichen Dramaturgie, sondern er geht ganz brav am Kalender entlang. Und ich kann nur raten, ihn nicht in einem Rutsch durchzulesen, sondern tageweise oder wochenweise. Kartoffelchips schmecken einzeln gut und eine Handvoll ist auch noch ein Gewinn. Wer aber je ein Kilo Chips hintereinander weggegessen hat, weiß, was ich meine.

Na denn! Auf geht’s.

Nikolaus Huhn, Oktober 2014

Rabenkrähe – 1. April

Bei der Messe im Caritasheim Bad Langensalza geht’s schon gut los. Die Alten singen in neun verschiedenen Halbtonabständen, man sieht, läuft, hört und versteht nicht mehr so richtig. Man redet so laut, dass man es selbst noch hören kann. In der Stille während der Kommunion setzt ein unentdecktes Handy mit einer Streicherversion eines Themas des Gran Valse von Francisco Tárrega ein. Besser bekannt als Nokia Fuge. Gar nicht so schrecklich eigentlich. Hat was Vertiefendes in seiner ständigen Wiederholung, besonders als Streichquartett. Insgesamt aber ist die Situation etwas drunter und drüber bei den Senioren. Viel Bekanntes aus dem Randbereich menschlicher Existenz. Und ein nahezu idealer Einstieg in die Frage, was wir denn eigentlich so machen, wenn Selbstverständlichkeiten einmal nicht selbstverständlich sind.

Wolfgang Franz, ein älterer Priester, verabreicht uns den Reisesegen. Er spricht von Pilgerweg. So würde ich das gar nicht nennen. Die wenigsten, die mitlaufen, bezeichnen sich wohl als Pilger. In der Kirche kommen auch Georg, Ludger und Franz, Gerhart und die kleinen Schwestern aus Gräfentonna mit dazu. Georg war vor seinem Ruhestand im Umweltbundesamt für das Thema Umweltverträgliche Technik und Produkte zuständig. Ludger sitzt im Erfurter Stadtrat. Sein Sohn Franz studiert in Leipzig, während Gerhart ein entlaufener Priester ist und jetzt mit seiner Frau eine Beratungspraxis betreibt. Die kleinen Schwestern leben im Sinne der Arbeiterpriester ein einfaches Leben der Freundschaft mit den Ärmeren.

Zum Start am Marktplatz kommen wir kurz vor zehn gerade noch rechtzeitig, um die Bedenken des Landrates und des zweiten Beigeordneten der Stadt auszuräumen, sie seien nun doch einem drittklassigen Aprilscherz zum Opfer gefallen. Die Polizisten, die sie vermutlich begleiten oder den Hörenden Fußmarsch beobachten sollen, verziehen sich zeitnah, als sich abzeichnet, wieharmlos wir sind. Inzwischen hat Eckhard uns gefunden. Er unterrichtet Psychologie in Erfurt und vermeidet, als Abkömmling eines Emsländer Autohändlers, das Autofahren wo nur irgend möglich. Später kommt Brunhilde noch dazu, eine Pastorin aus dem Raum Gotha, die in den kommenden Wochen immer wieder zu dem Fußmarsch stoßen wird.

Bevor wir losgehen, bekommt der zweite Beigeordnete von Bad Langensalza noch seine Abreibung. Mit Abreibung könnte man die Technik der Frottage übersetzen, mit der wir in den kommenden zwei Monaten immer wieder Abzüge der beiden Seiten der hölzernen Fertschwäre machen. Der Beigeordnete erhält das Startbild des Marsches, den Umriss eines Stehaufmännchens mit entsprechender Beschriftung. Als Fertschwäre bezeichnet man bei uns im Holzland die großen hölzernen Kuchenbretter, auf denen der traditionelle Thüringer Blechkuchen nach dem Backen abkühlen – also fertig werden – kann, bevor er auf Volks- oder Familienfesten angeboten wird. Auf die Vorder- und Rückseite einer solchen Platte hatte ich verschiedene grafische Elemente eingekerbt, an denen entlang sich die Gesprächsrunden des Fußmarsches bewegten. Mehr dazu später.

Ich hatte es geahnt. Die Leute vom Fernsehen konnten der Versuchung nicht widerstehen, ein kleines Filmchen über den Marsch mit Ohren zu drehen. Also begleiten sie uns ein Stückchen und stellen ihre Fragen. Und sie bekommen auch einen schönen, so wohlwollenden wie kleinen Beitrag für die Abendnachrichten hin. Da freut man sich natürlich als Veranstalter. Aber die Medienaufmerksamkeit ist ein flüchtiger Freund und steht auch nicht im Mittelpunkt meiner Bemühungen. Im Vorfeld hatte ich aufgrund einschlägiger Erfahrungen schon angedeutet, dass der Hörende Fußmarsch für ausufernde Regieanweisungen im Rahmen von Dreharbeiten nicht zur Verfügung steht.

Harald Zanker, der Landrat des Unstrut-Hainich-Kreises, schlägt sich wacker. Welche Partei noch mal? Er will unbedingt den Ohrenwagen schieben – an einer Stelle die Karre auch mal aus den Dreck ziehen – und hat interessante Antworten zu den Fragen, die diese Fernsehfrau und ich ihm stellen. Ein flächendeckender Stromausfall im Landkreis sei unwahrscheinlich und für Teilausfälle gebe es Einsatzpläne. Je größer die betroffene Fläche, desto höher die Hierarchieebene, die dafür den Hut aufhat. Bürgermeister, Landrat, Landesregierung, Bundesregierung – Vereinte Nationen, Intergalaktischer Krisenstab? Die Pläne greifen jedoch wohl eher für kurzfristige punktuelle Ausfälle, die mithilfe der umgebenden intakten Infrastruktur behoben werden. Wohl weniger für generelle Verknappungsszenarien.

Ein interessantes Beispiel führt Zanker zur Frage der Landflucht und der Überalterung der Landbevölkerung an. Die Stiftung Landleben in Kirchheilingen.1 Die Idee ist bestechend: Ältere Menschen, die allein oder zu zweit ihr großes Gehöft nicht mehr bewirtschaften können, bekommen einen Kleinbungalow in zentraler Lage angeboten. Ebenerdig und mit einfachem Zugang zur nötigen Infrastruktur und medizinischer Versorgung. Im Gegenzug werden jungen Familien mit mehr Platzbedarf die Höfe angeboten. Später erfahre ich, dass in und um Kirchheilingen acht Kleinbungalows für Senioren gebaut wurden, von denen inzwischen fünf belegt sind. Die Nachfrage junger Familien nach alten Bauerngehöften ist dort bislang noch verhalten. Mag sein, dass dieses Projekt noch nicht ganz da ist, wo es hin möchte. Aber der Ansatz beeindruckt mich.

Eng arbeitet der Landrat mit der Initiative Kein Fracking zusammen. Fracking hat nichts mit der Kleiderordnung bei festlichen Anlässen zu tun.2 Es ist eine Methode, mit der man der Erdkruste unter Anwendung von mehr oder weniger roher mechanischer und chemischer Gewalt letzte Reste von Erdgas oder Erdöl abpresst. Im Vergleich zur konventionellen Erdöl- und Erdgasförderung ziemlich aufwendig, mit unklaren Folgen für das Grundwasser und unsere Scholle. Letztlich vertagen wir damit die Frage, was wir machen, wenn Öl und Gas einmal knapp und teuer werden, nur um ein paar Jahre. Ohne den Preis dieser Vertagung zu kennen.

Der Unstrut-Hainich-Kreis unterliegt einem straffen Sparzwang. Die finanziellen Handlungsspielräume eines Landrates sind eng. Landkreise sollen zusammengelegt werden. Die personelle Ausstattung des öffentlichen Dienstes in Thüringen ist im bundesweiten Vergleich sehr komfortabel. Nach Sachsen-Anhalt und Berlin liegt Thüringen auf Platz drei bei der Anzahl öffentlicher Diener auf 1.000 Einwohner.3 Aber Stop, das hier ist kein politisches Fachbuch und außerdem ist heute Feiertag. Da gehen wir doch lieber in der legendären Eisdiele Thamsbrück einen Kaffee trinken.

Weiter geht’s Richtung Mühlhausen. Aprilsonne, kalte klare Luft, flaches Land und ein Ohrenwagen. Was will man mehr. Die folgende Szene sollte man sich in einer ausgedachten Geschichte lieber für den Schluss aufheben. Passiert ist sie aber gleich zum Anfang. Auf dem Radweg an der Unstrut mitten im platten Feld, weit und breit keine Siedlung in Sicht. Gedankenverloren wirft Eckhard einer Rabenkrähe, die uns vom Baum aus beobachtet, ein Stück seines Schokoladenosterhasen auf den Weg. Schauen wir mal, ob sie so was mag. Sie wartet nicht lange, lässt sich zu der Schokolade herabgleiten und hat sie auch schon aufgefressen. Offenbar hat ihr die Schokolade eine Art Glücksschock verpasst. Sie hüpft auf uns zu: War das jetzt alles? Gerührt geben wir ihr noch eine gute Ration Nüsse und Rosinen. Das ist zu viel. Sie hat ihre Bestimmung gefunden. Bei diesen Jungs bleibe ich.

Um klare Verhältnisse zu schaffen, sucht sie sich den aus, der ihr am ähnlichsten sieht. Gerhart, ganz in Schwarz mit einem runden böhmischen Hirtenhut auf dem Kopf. Und weicht ihm nicht von der Mütze, egal, was er unternimmt. Selbst als Gerhart auf sein Fahrrad steigt, verlässt sie seinen Hut nicht. Später lässt sie sich überreden, auf seine Schulter herunterzusteigen und beknabbert von dort aus zärtlich Gerharts Hutkrempe. Ein paar Felder weiter verlässt sie uns wieder, um – etwas wehmütig – auf ihren Baum zurückzukehren.

Von wegen Selbstversorgung und Robustheit in Städten: Franz weiß von Mietern, die mitten in Leipzig im Hinterhof ein Schwein halten. Und der Vermieter akzeptiert es, weil er froh ist, überhaupt einen Mieter für seine Wohnung zu haben. Klingt ein bisschen skurril, ist aber offenbar alles eine Sache von Angebot und Nachfrage.

Schräger Vogel

Und hier in der Gegend: Höngeda, Bollstedt, Großengottern? Traditionell werden hier Ziegel aus Ton gebrannt. An Steinen wird’s uns nicht fehlen. Später, kurz vor Mühlhausen, eine auffällige Allee aus Kopfweiden. Ein Passant erklärt uns, dass diese früher weniger für Weidenkörbe, sondern zur Uferbefestigung an der Unstrut verwendet wurden. Ein Ehepaar erzählt uns bereitwillig, was sie alles im Garten für ihren Lebensunterhalt anbauen.

Georg – selbst kein Jugendlicher mehr – spricht mit einem älteren Herrn am Wegesrand. Irgendwie kommen sie drauf: Man könne ja reich sein, indem man sehr viel hat oder indem man wenig braucht. Darauf dieser nach längerem Nachdenken: Ich bin reich!

Hier, kurz vor Mühlhausen sollte ich einen Vorläufer des Hörenden Fußmarsches kurz erwähnen, den Thüringer Energiemarsch 2009. Einen Monat vor den damaligen Landtagswahlen haben sich fünfundzwanzig Bürgerinnen und Bürger an einem fünftägigen Fußmarsch von Mühlhausen nach Jena beteiligt, um auf den Peak Oil hinzuweisen. Peak Oil – im Deutschen vielleicht Weltweites Ölfördermaximum – ist der englische Fachbegriff für die Vermutung, dass die Erdölförderung in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weltweit voraussichtlich zurückgehen wird. Mit der Folge der Verknappung des Öls und einer Verteuerung der Energiepreise und der Mobilität. Über diese Herausforderung machten sich damals nicht nur diese fünfundzwanzig Thüringer Wandersleute Gedanken.

Das Zentrum für Transformation der Bundeswehr – Dezernat Zukunftsanalyse – in Straußberg hat mit der Studie Peak Oil – Sicherheitspolitische Implikationen knapper Ressourcen4 eine Klar- und Weitsicht gezeigt, die sich nur wenige Politiker in der Öffentlichkeit leisten. Natürlich hat so eine Denkfabrik den Vorteil, sich nicht alle vier Jahre zur Wiederwahl stellen zu müssen.5

In den Dreißigerjahren wurde nämlich in Thüringen etwas Erdöl gefördert und noch heute strömt aus einer letzten Thüringer Erdgasquelle in Mühlhausen-Grabe ein wenig Gas und betreibt eine kleine Turbine zur Stromerzeugung. Diese sogenannten fossilen Energiequellen wollten wir bei dem Thüringer Energiemarsch 2009 hinter uns lassen und Orte aufsuchen, an denen sich Alternativen abzeichnen. Nicht umsonst lautete das inoffizielle Motto des Marsches: Von Thüringer Ölquellen lernen, heißt versiegen lernen …

Damals schoben wir eine vier Meter hohe quietschende Ölpumpe durch Thüringen. Ein Soldat, mit einer Zapfpistole von der Tankstelle bewaffnet, bewachte diese Pumpe.

Schon klar, da sollte die Verknappung des Erdöls als mögliche Ursache für militärische Konflikte zum Thema gemacht werden. Und in der Tat haben sich die größeren Thüringer Parteien wie auch die Staatskanzlei alle artig mit unseren Anfragen befasst, als wir sie in Erfurt mit der quietschenden Ölpumpe besuchten. Allerdings mit sehr unterschiedlichem Tiefgang und Einblick in die Thematik.6

Ein Passant, den ich für sehr wohlwollend hielt, wies mich jedoch auf Folgendes hin: Man versteht, wenn man will, welches Anliegen ihr in den politischen Raum stellen wollt. Was aber willst du mit diesem düsteren Bild vom Soldaten mit großer schwarzer Pumpe erreichen? Willst du den Leuten, die euch begegnen, Angst machen? Möchtest du sie erschrecken? Meinst du im Ernst, dass du Menschen durch so einen halb karnevalistischen Schocker dazu bringen kannst, sich mit Gedanken zu befassen, die sie vielleicht auch manchmal haben, aber sorgfältig beiseitelegen?

Die quietschende Ölpumpe unterwegs

Nicht schön, wenn man eine so gern und wie mühevoll vorbereitete Aktion derart demontiert bekommt. Nach einiger Zeit der Verärgerung verstand ich jedoch, dass dieser Passant vermutlich recht hat. Die wenigsten Menschen sind scharf darauf, sich von jemandem, der in der Fußgängerzone auf einer Obstkiste steht, erklären zu lassen, was sie alles falsch machen und was sie bitteschön besser und richtiger machen sollen. So kam es zu dem eher neugierig fragenden als belehrenden Hörenden Fußmarsch.

Am Bahnhof Mühlhausen treten einige den Heimweg an. Übrig bleiben Georg, Brunhilde und ich. Vor dem Hauptquartier der Mühlhäuser Kirmesgemeinde Feld-/​Sondershäuser Straße brennt schon der Rost. Da warten Fleischmengen auf uns, die einen Thüringer erwartungsfroh lächeln lassen, einen Vegetarier hingegen verzweifeln. Gibt es eigentlich vegetarische Thüringer? Oder Thüringer Vegetarier? Oder ist das ein Widerspruch in sich? Haben Vegetarier in Thüringen Wahlrecht?

Wer jetzt meint, die berühmten Mühlhäuser Kirmesgemeinden feierten alljährlich mit frommem Räucherwerk den Jahrestag der Weihe ihrer geliebten Kirche, der unterschätzt die weltanschauliche Erosionskraft der Jahrhunderte. Detlef, der Schatzmeister am Grill, erklärt uns, dass der christliche Anlass irgendwann verloren gegangen ist. Die bewährte Tradition des Feierns habe sich jedoch erhalten. Danke, Herr Wirt, sehr freundlich, aber bitte vor der Gesprächsrunde möchte ich lieber kein Bier.

Hier fällt der thematische Einstieg in das Gespräch leicht. Der Frühjahrsabend ist noch empfindlich kalt. Die Vereinsräume sind für den Sommerbetrieb gebaut und eigentlich nicht beheizbar. Selbst die kleinen Heizlüfterchen, die hilfsweise ihr Bestes geben, erwärmen bestenfalls das Klima. Den Raum eher nicht. Was also machen wir, wenn Selbstverständlichkeiten … Sie wissen schon. Wir sitzen, bibbern und führen ein überraschend angeregtes Gespräch über die Verwundbarkeit und Zerbrechlichkeit unserer Gesellschaft. Schließlich kommen wir auf die Idee, mit den Heizgebläsen nur den Luftraum unter der Tischdecke zu beheizen. Das bringt’s. Wie im richtigen Leben. Die billigste Art, Heizkosten zu sparen, ist, das beheizte Raumvolumen zu verkleinern.

Im Anschluss sind wir eingeladen, im Antoniq7 zu übernachten. Dieses Dorf in der Stadt sollte man besuchen, wenn man Mühlhausen kennen will. Auch wenn wir nicht als Touristen unterwegs waren, besteht kein Zweifel: Mühlhausen sollte man kennen wollen.

Strickwaren – 2. April

Zu dritt starten wir heute, vorbei an einer Pizzeria, die ihren Steinofen mit Holz beheizt. Das hat vermutlich eher geschmackliche Gründe. Schätzungsweise funktioniert dieser Ofen jedoch auch bei Stromausfall. Etwas weiter werben die Stadtwerke großformatig mit dem Slogan Gas Wärme und Strom von hier. Wer genauer nachschaut, wird vermutlich entdecken, dass nur ein sehr kleiner Teil der Wärme, des Gases und des Stroms aus dem Unstrut-Hainich-Kreis kommt. Aber von hier ist positiv besetzt und das ist doch auch schön so.

Kurz hinter dem nordwestlichen Ortsrand von Mühlhausen erwartet uns auch schon der erste Fang. Am Straßenrand weist ein Schild auf einen Hofladen hin. Den kleinen Umweg nach Sambach machen wir gern. Dort sitzt Vitus Feind, der Juniorchef, gerade mit seinen Mitarbeitern bei der Frühstückspause. Hier sind wir nicht irgendwo. Das Gut Sambach ist einer von bundesweit zweihundert Demonstrationsbetrieben, die vom Bundeslandwirtschaftsministerium als Vorzeigemodelle für biologischen Anbau gekürt wurden.

Vitus Feind verlängert bereitwillig seine Pause und lädt uns ein, mit zu frühstücken. Über vierzig Mitarbeiter stehen hier in Lohn und Brot. Davon über die Hälfte Behinderte, die je nach ihren Fähigkeiten in die Arbeiten einbezogen werden. Gut neunhundert Hektar werden bewirtschaftet. Feldwirtschaft, Gartenbau, Weideland, 150 Milchkühe, 230 Schweine, Ferkelaufzucht, Bäckerei, Fleischerei, Direktvermarktung. Das volle Programm. Kann dieser Hof in schlechten Zeiten überleben? Ohne Energiezufuhr von außen, ohne Gelder aus Brüssel …? Vitus Feind sagt: Ja, ohne staatliche Zuschüsse könnte unser Hof weiter existieren. Wir könnten vermutlich nicht so viele Behinderte einbinden und keine heute üblichen Löhne zahlen, aber wir hätten Arbeit und Brot für unsere Leute. Und energetisch, wie sieht’s da aus, wenn man sich Öl und Gas wegdenkt? Unseren Treibstoff stellen wir nicht selbst her, da sind wir auf Erdöl angewiesen. Bio-Treibstoff ist mit Mitteln der biologischen Landwirtschaft nicht so einfach zu gewinnen. Dafür erzeugen wir unsere Wärme und den Strom mit einer Biogasanlage.

Vitus Feind vom Gut Sambach

Mit gefällt, dass sie eine Milchtankstelle planen, an der sich Selbstabholer mit einer Kasse des Vertrauens bedienen können. Zuhause in unserem Nachbarort werden über 400 Milchkühe gehalten. Aber mit der Milchkanne brauche ich dort nicht aufzutauchen.

Insgesamt scheint mir Vitus Feind mit dem Gut Sambach einen ziemlich runden und robusten Ansatz zur landwirtschaftlichen Versorgung der Bevölkerung mit dem Nötigsten zu bieten. In knappen Zeiten kann man sich einen schlimmeren Feind vorstellen als diesen Vitus.

Unterwegs erzählt Georg von der Foodsharing Initiative, die vorwiegend in Städten versucht, punktuelles Überangebot von Essen mit interessierten oder bedürftigen Verbrauchern zusammenzubringen.1 Häufig bleiben nach Banketten oder anderen Festen große Mengen vom Buffet übrig. Lebensmittel, die ihren Daseinszweck knapp verfehlen, indem sie einen menschlichen Magen nicht mehr erreichen, und – eben noch Delikatesse – die direkte Abkürzung in die Tonne nehmen müssen. Dort gären sie dann einer glanzlosen Kompostierung entgegen. Also werden sie über eine Internetplattform kurzfristig zur kostenlosen Abholung angeboten. Wäre ich ein liegen gebliebenes Kaviarhäppchen oder ein versehentlich gekaufter und im Kühlschrank missachteter Ingwerjoghurt, ich setzte einiges dran, um schnellstmöglich noch eine kleine Karriere bei Foodsharing zu machen; anstelle der thermischen Verwertung und Edelkompostierung über Essensreste-Abholfirmen. Das klingt zwar gut, aber eigentlich fühlt man sich als Lachsschnittchen oder Hühnchen an Curry-Mandel-Parfait für eine Biogasanlage noch zu jung und irgendwie überqualifiziert. Ganz zu schweigen von einem bitteren Ende in einer stinkenden Restmülltonne.

Gegenstände, die wir gehalten sind, möglichst häufig zu erwerben und zügig wegzuwerfen, können von Glück reden, dass sie sich keine Gedanken über den Sinn ihrer Existenz zu machen brauchen. Dieses Sortiment hier am Straßenrand durfte sich noch vor wenigen Monaten im Glanz der Scheinwerfer eines Elektronikmarktes sonnen. Und schon dämmern die einstigen Objekte der Begierde bei trüber Aprilsonne in der Gosse einer ungewissen Abholung entgegen.

Elektronikschrott am Wegesrand

Ganz in Gedanken versunken, versuche ich gerade das Werbeschild von Thomas Bombergs Kfz-Meisterwerkstatt zu fotografieren. Dort platziert gerade ein Ölkännchen einen Tropfen ins Schriftbild. Allerdings tropft das Apostroph nicht ganz an die richtige Stelle. Jeder sieht die Welt durch seine Brille.

Tropfendes Ölkännchen

Mir fällt zum tropfenden Ölkännchen ein, dass ich zwar nicht glaube, das Ende des Erdöls noch zu erleben, aber mir durchaus vorstellen kann, dass Benzin in absehbarer Zeit wieder in Literflaschen in der Apotheke verkauft wird. Wie zu Daimlers Zeiten. Da hält auch schon Thomas Bomberg persönlich seinen Wagen auf meiner Höhe an: Na, gefällt dir das Schild? Ja, sehr! Noch bevor wir in ein vertiefendes Gespräch darüber kommen können, warum ihm das Schild gefällt und warum mir, ist er auch schon wieder davongebraust. Wie beginnt Andreas Eschbach seinen Roman Ausgebrannt: Selbst mit dem letzten Tropfen Benzin kann man noch beschleunigen.2

Picknick gegen Mittag in der Bushaltestelle Bickenriede. Zum Sitzen ist es eigentlich noch zu kalt, das Wartehäuschen unbeheizt. Berge von kaltem, talgigem Fleisch, die beim gestrigen Brandopfer der Kirmesgemeinde auf dem Altar verblieben waren, fordern unsere ganze Zuwendung. Was gäben wir jetzt für eine kleine Feuerstelle, an der wir das ganze Tierfett und Fleisch etwas aufwärmen könnten. Kaum haben wir unsere kulinarische Heldentat vollbracht, fällt uns ein größeres Gebäude schräg gegenüber auf. Kein Wohnhaus, kein öffentliches Gebäude, kein Gewerbe, kein Schild, kein Garnichts. Gelegentlich gehen Menschen ein und aus. Schwer einzuordnen. Die dezente Beschriftung eines VW/​Barkas klärt uns auf: Bickenrieder Landküche. Wir pirschen uns an, in der Hoffnung, hier eine Tasse Kaffee und einen warmen Hintern zu bekommen.

Dusan Adamciak, slowakischer Chefkoch der Landküche, versteht sofort, was Wanderer brauchen und spendiert einen Kaffee. Der Mittagsbetrieb ist gegen 14 Uhr schon längst vorbei. Ja, woher bekommt ihr eigentlich die Lebensmittel für die täglichen achthundert Mahlzeiten für Schulen, Kitas, Firmen und Senioren? Das Fleisch vom Schlachthof Mühlhausen. Schön zu wissen, aber keiner von uns macht Anstalten, deswegen jetzt nach Mühlhausen zurückzulaufen. Fleisch steht uns gerade Oberkante Unterlippe. Die Kartoffeln von der Thüringer Landkost GmbH aus Seebach, mehr oder weniger gleich nebenan. Das Gemüse und sonstige Zubehör kommt von einem Großhändler. Genauere Herkunft unbekannt. Immerhin, zwei Drittel der Fragen regional beantwortet. Ist ja schon mal was.

Auffällig hier im beginnenden Eichsfeld, dass die Friedhöfe häufig mitten im Ort liegen und nicht als verschämte Deponie am Ortsrand ihr stilles Dasein fristen. Der Tod ist mitten im Alltag präsent – wie im richtigen Leben. Von jedem Wohnzimmer aus zu sehen.

Bickenrieder Landküche

Eine der großen Fragen, die ich mir vor dem Start gestellt habe, war: Finde ich in Thüringen jemanden, der mir was zum Anziehen macht? Nicht verkauft, sondern herstellt. Und siehe da, schon am zweiten Tag kommen zwei Antworten in Sicht. Zwischen zunehmend verschneiten Feldern erreichen wir die Höhe von Küllstedt. Aha, hier in der Trift finden wir die Firma Schuh- und Lederwaren Heinrich Bachmann, mit angeschlossener Orthopädieschuhmacherei. Der Sohn gipse gerade, bescheidet uns die Seniorchefin, und sei daher im Moment nicht zu sprechen. Wir möchten es doch bitte in punkto regionale Anziehsachen erst mal gegenüber in der Trikotagenmanufaktur versuchen und später noch mal bei ihnen vorbeikommen.

Das erweist sich als der Tipp des Tages. Jaqueline Kerner, die junge Chefin, die man zunächst für die Sekretärin halten mag, begrüßt uns, als hätten wir einen Termin. Dabei platzen wir unangemeldet ins Chefzimmer. Natürlich bekommen Sie hier Thüringer Kleidung. Unsere Garne beziehen wir von der Zwickauer Kammgarnspinnerei. Alles so regional wie möglich. Die Wolle allerdings kommt aus Australien. Deutsche Wolle gilt bei der Kundschaft als zu kratzig. Unaufgefordert führt sie uns durch die Betriebsräume, die im ersten Moment etwas museal anmuten.

Die Firma Trift Strickwaren

Übernommen hat sie diesen Betrieb von ihrem Opa, der nicht weniger war, als der beurkundete Erfinder der Kinderstrumpfhose. Das und die Korrespondenz, die dieser Erfindung vorausging, entnehmen wir der kleinen Ausstellung zur Firmengeschichte. Die Urmutter aller Kinderstrumpfhosen hängt an einer Schautafel, aufgespannt wie ein Fell zum Gerben.

Eine Manufaktur reinsten Wassers. Fünfundzwanzig Frauen sind hier beschäftigt, die ihre wöchentliche Arbeitszeit selbst festlegen können. Hier wird gestrickt – von Maschinen –, zugeschnitten, genäht, konfektioniert, versandt. Hochwertige Strickwaren entstehen hier, die an anspruchsvolle Kunden zu moderaten Preisen geliefert werden. Gerade erhielt sie den Anruf einer Kundin, die vor zwanzig Jahren einen Pullover gekauft hatte. Gern hätte sie mal einen neuen bestellt, aber der alte gehe einfach nicht kaputt. Eine Horrorvorstellung für Freunde und Freundinnen schnell wechselnder Moden. Aber eine Oase für wertkonservative Trikotagenkundschaft wie den Edelversand manufactum oder die Polizei diverser Bundesländer. Allein der hier angebotene Troyer für faire fünfzig Euro – ein vorwiegend an der Küste getragener Rollkragenpulli mit kurzem Reißverschluss – weckt meine Begierde nach heimischer Kleidung. Und nur die Vorstellung, dass ich ihn zusätzlich zum vorhandenen Pullover noch sieben Wochen durch Thüringen schieben muss, hält mich vom Kauf ab.

Sagen Sie mal, kaufen denn die Leute aus Küllstedt und Umgebung bei Ihnen ein, weil sie wissen, dass ihr Geld dann in der Region bleibt? Jaqueline Kerner – eher Betriebswirtin als Schneiderin – wiegt nachdenklich den Kopf: Manche schon, aber wenn das Stück bei KIK die Hälfte kostet, dann stoßen Freundschaft und regionale Kreislaufwirtschaft an ihre Grenzen. Die Chefin wirkt derart frisch, aufgeschlossen und interessiert, dass man fast meint, sie möchte sich dem Fußmarsch spontan anschließen. Also, ich hätte nichts dagegen. Nach anderthalb Stunden verlassen wir beseelt und beglückt diesen Ort der Fertigung, der es erfolgreich wagt, dem Angebot des asiatischen Null-Lohn-Marktes die Stirn zu bieten.

So, jetzt ist der Juniorchef der Orthopädieschuhmacherei gegenüber mit dem Gipsen fertig und bittet zur Audienz in ein sehr helles und sehr modernes Lauflabor. Ein paar individuell auf Maß angefertigte Schuhe, kein Problem. Kostet so um die sechshundert Euro, je nach Ausführung. Das ist allerdings schon eine andere Liga als der Pulloverpreis. Da fallen auch mir die deutlich günstigeren Preise solider Markenschuhe von der Stange ein. Aber preiswerter als ich befürchtet hatte, ist es schon. Haben Sie in den letzten zwanzig Jahren schon mal Schuhe für einen Privatkunden auf Maß gemacht? Nein, eher nicht. Das können sich nur die Krankenkassen leisten, wenn orthopädische Spezialanfertigungen gefragt sind.

Und was ist das Besondere an Ihrer Region? Das Eichsfeld ist sehr handwerksorientiert. Wir haben hier die größte Tischlerdichte Deutschlands. Und wenn wir ein Problem lösen wollen oder eine Dienstleistung suchen, blättern wir hier im Eichsfeld nicht im Branchenbuch oder gehen in ein Geschäft, sondern wir gehen zu einem Kumpel und der sagt: Ich versteh’ dein Problem. Warte mal, gib mir zwei Tage Zeit, ich lasse mir was einfallen.

Der junge Orthopädieschuhmacher ist nebenbei auch noch als Jünger bei den Küllstedter Passionsspielen im Einsatz, die wir knapp verpasst haben. Eckehard Mock, der Wirt des Hotels zur Blume, erzählt uns später, dass diese Spiele hier oben das Ereignis schlechthin sind. Die 5.000 Eintrittskarten waren innerhalb von sechs Stunden ausverkauft. Und er berichtet, dass dieses fromme Spiel um die Folterqualen unseres Religionsgründers nicht etwa auf ein Gelübde aus Zeiten der Pest oder Ähnliches zurückgeht, sondern vor ein paar Jahren aus einer Initiative des Karnevalsvereins entstand.

In der Diele des Hotels zur Blume wird Otto von Bismarck in einer derben Schnitzarbeit des Deckenbalkens zitiert: Ein Volk, das seine Wirte nicht ernähren kann, ist es nicht wert, eine Nation genannt zu werden. Verschreckt von dieser Drohung kehren wir sofort ein, um den Wirt mit zwei Kännchen Kaffee zu ernähren. Noch bevor wir abschließend geklärt haben, ob wir eine Nation genannt werden wollen, oder ob es uns nicht reicht, ein Volk oder gar das Volk zu sein. Schadlos für diesen Zwiespalt halten wir uns, indem wir in der Blume, in der es keinen Kuchen gibt, mitgebrachte Plunderstücke vom Bäcker verzehren, bei dem es wiederum keinen Kaffee gab.

Brunhilde verlässt uns in Küllstädt. Sie muss morgen wieder arbeiten.

Eisiger Wind schneidet an großen wie kleinen Ohren. Auf dem zugigen verschneiten Plateau nördlich von Küllstedt denkt der Winter nicht im Traum ans Gehen. Wir schon. Wachstedt überrascht uns mit dem Pferdefuhrbetrieb Schill. Im ersten Moment zucke ich freudig zusammen: ein Transportunternehmen, das nicht mit Diesel, sondern mit Hafer betrieben wird! Ein zweiter Blick macht klar, dass es hier eher um Kutschfahrten und Freizeitgestaltung geht.

Jetzt drängt die Zeit etwas bis zu unserem Termin am Abend. Die Landkarte3 lässt eine steile Schussfahrt von hier oben bis runter nach Martinfeld erwarten. Wir einigen uns, dass es wider die Natur ist, einen über hundert Kilogramm schweren Wagen mehrere Kilometer steil bergab zu schieben und die wertvolle Energie in den Verschleiß von Bremsgummi zu vergeuden. Also tritt an dieser Stelle Plan B in Kraft. Die Kiste zwischen den Ohren enthält ein Brompton, ein sehr kompaktes Faltrad, das Unwissende gern als Klapprad belächeln. Dieses wird vorgespannt und ab geht die Schussfahrt vorbei am Klüschen und an der Burgfalknerei Gleichenstein in das ziemlich liebliche Martinfelder Tal. Mit Blick auf die Berge, bei denen man angeblich bei besonderen Lichtverhältnissen ein Blaues Wunder erleben kann. Dass mir während der Talfahrt bei vierzehn Prozent Gefälle, mit einem Geschoss, das eine Abgassonderuntersuchung zwar locker, vermutlich aber keine TÜV-Kontrolle bestehen würde, ein blaues Wunder erspart blieb, verdanke ich dem frommen Fahrradmechaniker Titus Welker, bei dem die geistigen Eigentumsrechte der Bremsvorrichtung liegen.

In Martinfeld sind wir im Schloss eingeladen. Eine freie bündische Jugendherberge. Praktische Einrichtung, Zimmer mit vielen Betten und Gemeinschaftswaschräumen. Wandervogelstandard eben. Die Herbergseltern sind an diesem Wochenende ausgeflogen und haben das Schloss für uns offen gelassen. Wir sind die einzigen Gäste und tasten uns langsam durch das leere gastfreundliche Haus. Betten, Küche Dusche – alles da. Dieses Blanko-Vertrauen des Hausherren ist entwaffnend und wir beschließen, nichts zu klauen. Schließlich treiben wir im Ort die Reinemachefrau der Herberge auf, die uns alles zeigt: Das Haus ist eures. Hier die Marmelade, die Butter, der Kaffee, die Milch. Im Ort hat der Hausherr plakatiert, dass der Hörende Fußmarsch zu einer Gesprächsrunde ins Schloss einlädt. Diese Rechnung haben wir allerdings ohne den UEFA-Cup gemacht. Wir treten mit unserer Einladung gegen das Spiel Bayern München – Juventus Turin an.

Na gut, wenn der Martinfelder Stammtisch nicht zum Hörenden Fußmarsch kommt, kommen wir eben zum Stammtisch. Wir erfahren, dass das Dorf eher in die Sonne als in die Krone geht. Ein Passant, den wir nach der Sonne fragen, blickt daraufhin etwas enttäuscht in den grauen Abendhimmel: Tut mir leid, schon weg. Gern morgen wieder. Schließlich zeigt er uns doch den Weg zur Schankstube. Dort erwarten uns acht bis zehn Männer. Nein, sie erwarten eher das Viertelfinale als uns. Das Spiel startet in etwa einer Stunde und so geben wir mit unserer Frage nach den Stärken der Region die Vorgruppe. Ein Installateur, der gerade mit seinen Arbeiten am Schloss fertig ist, erklärt uns, was die Gegend um Martinfeld aus eigener Kraft zur Daseinsvorsorge beitragen kann. Brennholz, kein Problem. Wald satt. Viele haben Ölheizung, heizen aber zusätzlich mit Holz. Die große Agrargenossenschaft, bei der man allerdings mit einer Milchkanne auch nicht mehr aufzukreuzen braucht. Einige wenige bauen etwas für den Speiseplan im Garten an. Schlachten kommt aus der Mode. Wenn früher fünfhundert zum Dorftanz kamen, kommen heute noch fünfzig. Die Männer am Tisch beginnen Freude an unserer Frage zu finden und kauen sichtlich mit Interesse daran herum. Wir hatten auf ein Abendessen gehofft. Nein, zu Essen gibt’s hier gar nichts, weder warm noch kalt. Daraufhin bekommen wir ersatzweise ein kleines, sehr gutes Bier. Großzügig erklärt mir mein Tischnachbar, dass sieben Bier locker eine Mahlzeit ersetzen. Und da habe man ja schließlich noch nichts getrunken. Wir belassen es bei drei kleinen Bier, was hier vermutlich gerade mal einem Vorspeisenteller entspricht. Pünktlich mit dem Anpfiff endet jedoch unsere Gesprächsrunde. Unser Stehaufmännchen weicht einem Ball, der – zugegeben – auch nicht umfallen kann. Hungrig und müde verziehen wir uns nach den ersten Spielminuten, um vor dem Einschlafen noch letzte Proviantreste aus unserem Gepäck zu kramen.

Rollender Supermarkt – 3. April

Die Gastfreundschaft der Hauseltern in Abwesenheit ist auch am Morgen noch umwerfend. Die Mitarbeiter würden sich gegenüber uns vermutlich kaum so offenherzig verhalten, wenn der Chef sie nicht ausdrücklich dazu ermutigt hätte. Schade, dass wir Schraders, die Hauseltern, nicht kennenlernen. Sie bereiten sich gerade mit einem kleinen Urlaub auf die Geburt ihres vierten Kindes vor.

Nach dem Frühstück hinterlassen wir zum Abschied einen Abzug vom Kuchenbrett, ein hölzernes Stehaufmännchen und einen Beitrag in dem Fass ohne Boden, der hiesigen Kasse des Vertrauens.

Am Ortsrand sprechen uns drei Zimmerer an. Ach, ihr seid die Leute vom Hörenden Fußmarsch, die gestern ins Schloss eingeladen haben?! Man erfährt hier offenbar alles, muss deswegen aber noch nicht gleich hingehen.

Der Blick auf die Höhenlinien der Karte verrät uns, dass heute ein dickes Brett zu bohren ist. Und so kommt es dann auch. Bis Bernterode geht’s noch moderat bergauf. Am Ortseingang begrüßt uns ein älterer Herr mit Hund. Nein, gärtnern tut er eher wenig. Ihn beschäftigen gesundheitliche Probleme. Ein älteres Ehepaar in der Ortsmitte berichtet gern und ausführlich, was sie alles selbst anbauen und einlagern. Und die jungen Leute? Machen die da mit? Eher nicht. Und schon sieht man es förmlich vor sich: Oma und Opa rödeln im Garten, während der Enkel im Haus am Rechner Siedler von Catan oder ein anderes der zahlreiche Besiedlungs- und Urbarmachungsspiele daddelt.

Der Küllstedter Schuhmacher hat recht. Das Eichsfeld hat eine enorme Tischlerdichte. Kaum ein Dorf, in dem nicht zwei meiner Tischlerkollegen eine Werkstatt betreiben. Ein Zimmerer, an dessen Werkstatt wir in Bernterode kurz anklopfen, verrät uns, dass er vorwiegend in den westlichen Ballungszentren arbeitet. Dort sitzt die Kaufkraft. Ein Eichsfelder Zimmerer, der im Rhein-Main-Gebiet weder die Miete noch die Löhne zahlen muss, hat vermutlich gute Chancen, sich dort auf dem Markt zu behaupten.

Jetzt aber, nach der Zimmerei, kommt das dicke Brett. Den Ohrenwagen über endlose Serpentinen stramm bergauf zu schieben, bis wir ziemlich kaputt oben an der Kalteneberschen Klus wieder mitten im Winter ankommen. Eine Wallfahrtskapelle auf der Hochebene. Nach einer Rast mit Nüssen und Trockenobst lassen wir uns in Richtung Lutter bergab rollen. Zurück in den Frühling.

Einen Supermarkt zu überholen, kann ja wohl kein Problem sein. Schon gar nicht, wenn es Lemke’s rollender Supermarkt ist, mit dessen Apostroph im Genitiv wir uns jetzt nicht weiter belasten wollen. Eben noch zog er an uns vorbei, aber jetzt muss er in Lutter zum zehnminütigen Boxenstopp stehen bleiben. Wir setzen den Ohrenwagen vor ihn, damit er uns nicht entwischt.

Rollender Supermarkt

Kurze Inhaltskontrolle in dem Tante-Emma-Laden auf Rädern. Heidesand aus Gotha, Vita Cola aus Schmalkalden, frisches Gebäck aus der Region und eventuell ein Teil des Obstes und Gemüses von hier. Na, ist ja schon mal was. Er darf weiterfahren. Gerade als wir fertig sind, schlurft ein Opa in Hausschuhen herbei und entert den Wagen. Es braucht eben ein Weilchen vom Aufjaulen von Lemke’s Signalhorn bis zum Eintreffen der meist reiferen Kundschaft. Können die Rentner in Ermangelung eines Autos oder ausreichenden Sehvermögens nicht zu den Lebensmitteln kommen, dann müssen die Lebensmittel eben zu den Rentnern kommen. Könnte direkt sein, dass dieses Verfahren billiger und spritsparender ist, als wenn alle Senioren mit einem Autochen zu einem stationären Supermarkt rattern. Heute ist wenig los. Wahrscheinlich mümmeln alle noch an den übrig gebliebenen Ostereiern der vergangenen Feiertage herum, vermutet der rollende Supermarktleiter.