Wie ich im jüdischen Manhattan zu meinem Berlin fand
oder
Reisen Ankommen Leben
Irene Runge
Für Oskar Aaron
Der Text wurde durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung gefördert.
Vorbemerkung
The Proof of the Pudding Lies in the Eating
Ich schreibe über meine Erfahrungen in Manhattan und Berlin. Ich erzähle von meiner dortigen und meiner DDR-Kindheit. Mehr noch vom Danach und den Reisen nach Übersee. Davon, wie angenehm die Rückkehr sein kann. Siebzig Lebensjahre sind eine lange Zeit. Ich verlasse Berlin ungern, außer, wenn es nach Manhattan geht. Ich bin ein typischer Stadtmensch, a city person. Ich liebe das Urbane, diese hitzige Rastlosigkeit, das kulturelle Gemenge. Ich nehme leidenschaftlich an städtischen Veränderungen teil und erwarte an jeder zweiten Straßenecke eine Überraschung. Mir genügt das karge Stadtgrün. Ich sehne mich nicht nach Natur. Für mich hält die großstädtische Anonymität ausreichende Geborgenheit bereit. Ich genieße es, jeden Tag auf neue fremde Menschen zu treffen. Städte altern nicht. Sie werden verändert. Die dort Wohnenden werden dabei zu Anderen. Nicht nur in Manhattan, auch in Berlin, wo es für mich heute mancherorts so klingt und schmeckt wie manchmal dort. Schreibend folge ich meinen urbanen Vorlieben. Längst vergessene Episoden kommen zurück. Mein verklärtes Manhattan ist der Kindheit geschuldet. Das Judentum interessierte mich erst später. Ab 1971 besuchte ich manchmal Ostberlins Jüdische Gemeinde. 1977 wurde ich Mitglied. 1984 begriff ich in Manhattan, wie sehr mich auch diese Herkunft geprägt hat. Meine Generation wurde vor allem politisch erzogen. Die Partei hatte nicht immer recht und die Altvorderen waren durch politischen Kampf, Verfolgung, Vertreibung und Widerstand hart geworden. Ich wollte sein wie sie. In Manhattan beeindruckte mich das Lebenskonzept der streng religiösen Chabad Lubawitscher Chassiden, mehr noch die Führungsstärke ihres 7. Rebben. Auch darüber berichte ich. Jeder Text hat seine eigene Logik und Chronologie. Andere hätten anderes aufgeschrieben. Wird man älter, verfestigen sich die Erinnerungen, die Rücksicht passt sich an. Vor über fünfundzwanzig Jahren las ich den Satz: »Israel, mon Amour, Diaspora I love you«. So geht es mir mit Manhattan und Berlin.
Ein Anfang
Is he Jewish? Der Rabbiner lacht, weil ich wissen will, was ihm die Frage bedeutet. Er denkt nach. Das ist wie Familie, sagt er. Ich will herausfinden, ob jemand dazugehört. Und wenn nicht?, frage ich. Wenn nicht, dann frage ich nicht weiter. So verstehe ich meinen Auftrag. Auf Deutsch klingt sonderbar, was in Manhattan selbstverständlich ist: Is he Jewish? Eine Frage, weich, vertraut, intim. Sie ergibt sich aus dem Kontext, der dem Umstand, dem Ort, der Begegnung, einem Eindruck, einem Gefühl, der Neugier, Gegenrede, Sympathie, Abneigung oder Hoffnung entspricht. Das Biographische schließt uns ein oder aus. Wo waren deine Eltern, fragte ich früher in Berlin, wenn jemand aus unseren Kreisen hier nach 1945 auf die Welt gekommen war. In Manhattan wollen sie höchstens wissen, wann oder woher eingewandert wurde. 1942 war Berlin kein jüdischer Geburtsort mehr und Manhattan eine der Städte des jüdischen Exils. Jede Herkunft regt Assoziationen an. Jede Biographie hat eigene Passworte. In Manhattan, sagt Ellen und ist beleidigt, würden manche sagen: some of my best friends are Jewish, also: einige meiner besten Freunde sind jüdisch. Aber mit solchen Leuten würde sie kein zweites Gespräch führen. Ich kenne den Satz nur als ironisch gemeinten. Natürlich würde niemand den besagten Rabbiner fragen, ob er jüdisch sei. Er ist die sichtbare Inkarnation, hat den Habitus des orthodoxen Mannes, reicht Frauen – abgesehen von der eigenen – nicht die Hand. Mir sieht er zwar nicht in die Augen, hört aber aufmerksam zu. Beim Nachdenken schiebt er den steifen schwarzen Hut hin und her. Manchmal hebt er ihn an und richtet die kleine schwarze Kippa, die er darunter trägt. Sein Bart ist struppig. Er ist durch und durch gottesfürchtig, unsere weltliche Zerstreuung ist ihm fremd. Zweifelsfrei lebt er gesetzestreu. Er folgt den religiösen Geboten und Verboten, lernt, wo immer er sich befindet, nicht nur gedanklich ist er oft im Lehrhaus. Mein Leben ist ihm unvorstellbar. Ich neide ihm seine unerschütterlichen Gewissheiten, ohne sein zu wollen wie er und seinesgleichen. In dieser großen jüdischen Familie, im jüdischen Volk, gibt es solche und noch mehr andere Lebensweisen. In Manhattan ist das sichtbar. In Berlin nicht mehr.
Das Ritual der Einreise
Angekommen auf New Yorks Flughafen steht vor der Passkontrolle auf einem Schild: We are the face of our nation. Vigilance – Service – Integrity. Das Wort Wir schafft eine corporative identity, ist die gemeinschaftsstiftende Philosophie. Am Eingang des Landes repräsentieren das die Uniformierten in den kleinen Abfertigungsboxen. Wachsam, hilfsbereit und integer. So also sieht das multiethnische Gesicht der Nation aus. Sie lächeln herzlich, der professionelle Blick bleibt streng und prüfend. Have a nice day! Der Stempel knallt in meinen US-passport. Ich stehe in der kurzen Schlange, weil ich eine Landsmännin bin. Next please. Die Nächste, bitte. Die Ausländer warten geduldig vor den anderen Schaltern, aufgereiht hinter einer weißen Bodenlinie, die nach Zuruf überquert werden darf. Wer das nicht beachtet, wird gerüffelt. Diese Grenze verlangt Respekt. Hier scannen sie Fingerkuppen und Augen. Die Routine kann dauern. Wer zum ersten Mal einreist, ist vom harschen Reglement irritiert. Nach diesem Procedere geht es auf langen Rolltreppen zu den Gepäckbändern. Da stand letztens mitten im Weg ein junges Paar und blätterte im Stadtplan. Tschuldigung, hörte ich, wie kommt man vom Flughafen Newark zum Central Park West? Der vorbeihastende Mann in Uniform murmelte Unverständliches in ihre Richtung. Ich empfahl den Bus. Nehmt ein roundticket, sagte ich, hin und zurück ist billiger. Können wir bar zahlen?, fragten sie. Sie kamen aus Köln, waren zum ersten Mal außerhalb Europas und reisten ohne Kreditkarte. Hier, dozierte ich, während wir auf den Bus warteten, zahlen nur Arme mit Geld. Dürfen wir abends spazieren gehen? Man hatte sie davor gewarnt. Ich empfahl, jeden Abend dafür zu nutzen, nachts die Bronx und Harlem zu meiden, reguläre Busse zu nehmen, mal hier, mal da ein- und auszusteigen, die Avenuen auf, ab und quer zu erkunden. Die subway sei sicher, aber die Expresszüge hielten, anders als der local train, nicht an jeder Station. Daran sollten sie denken. Das Paar war beeindruckt. Da, die skyline, tönte ich im Bus weiter, dahinter die nördliche Mitte. Ich zeigte über den Hudson River. Dort wohnt ihr. Sie rieben sich die Augen. Die Autobahn war leer, der Bus erreichte in Windeseile den Tunnel, fünfzehn Minuten später stiegen wir an der Port Authority aus, Manhattans Busbahnhof in der 42ste Straße. Die knallige Realität erschreckte sie. Ich zerrte sie zum Untergrund, denn nur an den Subway-Schaltern unter der Erde sind Fahrkarten für Bargeld zu kaufen. Dann gingen wir wieder auf die Straße und nahmen den Bus, der sie zum Central Park West und mich an den Columbus Circle brachte. Wieder zeigte ich nach rechts und links, machte auf Umsteigemöglichkeiten und Sehenswertes aufmerksam. Gute Reise, viele Eindrücke, seht in die Stadt hinein und an ihr hoch. Schoppen könnt ihr in Köln. Ich rief ihnen noch hinterher, dass mir in Manhattan das Geld durch die Finger fließe, sich zum Preis die Umsatzsteuer, und in der Gastronomie ein Trinkgeld von fünfzehn Prozent addiere, die Steuer verdoppeln, das ist der Preis. Aber das hörten sie schon nicht mehr.
Ostberliner Kinderzeit
In meiner Kindheit wussten die Erwachsenen genau, wer sie waren. Ihre jüdischen Vergangenheiten spielten dabei keine Rolle. Mein Vater sagte, jüdisch sei nur Großmutter. Man wohnte wieder in Deutschland. Der Massenmord war gerade geschehen. Je weniger wir Kinder wussten, desto geringer muss den Erwachsenen die Gefahr erschienen sein, jemand könne uns als jüdisch erkennen. Mein Kindertraum hieß Moskau. Ich liebte Stalin mehr als Lenin und verehrte die Helden der Sowjetunion. Der Vater kam in Erklärungsnot, wenn ich vorwurfsvoll fragte, wieso er nach New York und nicht nach Moskau emigriert sei. Ich wäre lieber dort zur Welt gekommen. Die meisten Erwachsenen in meinem Umfeld waren erprobte Kommunisten. Sie hatten überall, selbst in Deutschland, gegen Hitlers Faschisten gekämpft. Anfangs wurde ich nach den Vätern der Mitschüler gefragt, in deren Wohnungen gerahmte Fotos von Männern in der Uniform des Feindes auf den Kommoden standen. Mit diesen Kindern sollte ich nicht spielen. Von den Vätern hieß es, sie seien gefallen, vermisst, in Gefangenschaft. Das notierte die Lehrerin gewissenhaft ins Klassenbuch. Bei mir stand G für Genossenkind, auch I. Das hieß Intelligenz. Die Intelligenz bekam wie die Arbeiterklasse die bessere Lebensmittelkarte. Ich kann mich nicht erinnern, in der Schule jemals nach meinem Leben in New York gefragt worden zu sein. In der Vergangenheit der Anderen gab es kein Exil. Wie sie sich die Rückkehr der Emigranten erklärt haben, weiß ich nicht. Vielleicht vermuteten sie Heimatliebe, Rache, politische oder wirtschaftliche Gründe, vielleicht war es angenehmer, sich die Emigration als eine längere Ferienreise vorzustellen. Einmal sagten Kinder zu mir, wir hätten Jesus Christus umgebracht. Und dass ihre Eltern flüstern, Juden wie wir würden in ihre Wohnungen ziehen wollen. Stattdessen zogen wir dorthin, wo solche Kinder wie ich wohnten. Anders als die in Deutschland Geborenen hatten wir zwar Väter, doch selten Großeltern oder andere Verwandte. Die Genossen ersetzten die Familie. Ihr Pflichtbewusstsein ist mir geblieben. Das hatte mit der Sache, und die hatte mit der Partei zu tun. Persönliche Schwierigkeiten, Wurzelsuche, Begriffe wie Entwurzelung waren nicht wichtig. Bist du dafür oder dagegen? Mit oder gegen uns? So klang die befreite Gegenwart. Das war der Garant meiner Zukunft. Ich gehörte dazu. Ich wurde eine von nur zwei Pionieren in der ersten Klasse. Ich trug mein blaues Halstuch mit Stolz und wurde verachtet. Unsere Rituale schreckten ab. Solche wie ich sammelten begeistert Unterschriften, Geld und Rohstoffe für den Frieden. Das Gewicht der biographischen Details bemerkte ich nicht. Als für Antifaschisten, besonders die jüdischen, das westliche Exil zum existentiellen Problem wurde, blieben mir die kulturellen Codes der Erwachsenen verschlossen. Die kulinarischen Alltagsgeschichten aus Paris und Manhattan begleiteten hingegen meinen Kinderalltag. Die jüdische Frage habe ich damals nicht gestellt. Der politische Kampf hieß Tagesaufgabe. Dabei blieb es.
Das Krokodil an der Spree
Unlängst sagte ein als religiös erkennbarer jüdischer Mann aus New York, in einem Berliner Geschäft hätten ihn junge Männer gefragt, ob er ein Jude sei. Als er nickte, waren sie verwundert. Aber nicht feindselig, betonte er ausdrücklich. Sie sagten zu ihm, einen wie ihn hätten sie mitten in Berlin nicht erwartet. Etwa so, wie man am Spreeufer nicht an Krokodile denkt, kommentierte das der New Yorker. Normalerweise wird verhaltener gefragt. Etwa so wie die fünfzigjährige Frau, die mir offenbarte, den deutsch-jüdischen Dialog, den mit Israelis, zu brauchen. Sie hatte in ihrer Rede gestockt, dann hochrot im Gesicht hinzugefügt, sie meine natürlich Juden und Nichtjuden. Schließlich, es gebe auch deutsche Juden. Dass die Juden in Deutschland meist keine deutschen Juden mehr sind, überhörte sie. Solche Gespräche möchte ich vermeiden, aber andere drängen sie mir auf. Wie der Mann, der zu mir sagte, für uns, das schloss mich ein, wäre der christlich-jüdische Dialog lebenswichtig. Als ich erklärte, theologisch zu ungebildet dafür zu sein, nannte er mich verärgert spitzfindig. Spitzfindig. Das Wort hatte ich lange nicht gehört. In der Grundschule warfen mir Lehrer vor, durch spitzfindige Fragen das Klassenklima zu stören. Den Begriff jüdische Spitzfindigkeit soll Goebbels erfunden haben, es beschrieb eine undeutsche Streitkultur. Mein damaliges Gerede schien die Lehrer auch fünf Jahre nach dem Reichsende noch immer entsetzt zu haben. Wussten das die zurückgekehrten Westemigranten? Später wurde mit anderen Worten ausgegrenzt, solchen wie intellektuell und bürgerlich. Mein Deutsch habe auf der Straße gelernt. Ich wollte so reden wie alle, zunächst auf Sächsisch, dann berlinerte ich. In der Deutsch-Russischen, der späteren Wilhelm-Pieck-Schule, gab es viele Emigrantenkinder wie mich. Unsere Erwachsenen klagten nicht über den schweren Alltag. Ich wurde zum Trümmerräumen mitgenommen. Bei uns flüsterte niemand hinter vorgehaltener Hand, die Russen wären schuld. Was wir politische Tatsache und Folge des Faschismus nannten, galt Anderen als Besetzung und Schikane, so die Grenze durch Deutschland und Berlin, die unseren sowjetischen von den drei westlichen Stadtsektoren trennte. Wer in der Schule fehlte, war rüber gegangen, nach drüben. Auf der anderen Straßenseite gab es anderes Geld, einen anderen Staat und das andere, ich lernte: das feindliche System, wo sich auch Nazis wohlfühlten. Wir waren die Zurückgekommenen. Mein Vater verbot mir das Betreten der Westsektoren. Heimlich schlich ich mich hinter die S-Bahnbrücke und kaufte amerikanischen Kaugummi. Zwei- oder dreimal nahmen mich elterliche Freunde zu den dortigen Genossen mit. Ich war noch nie bei Arbeitern gewesen, sie hatten andere Möbel als wir, Kachelöfen und Außentoiletten. Allmählich verblasste mein Bild von Manhattan. 1961 wurde die Grenze zugemauert. Ich hielt auch das für eine Folge jenes Kriegs, den wir in Manhattan überlebt und den die Deutschen ausgelöst hatten. Andere nannten das die Katastrophe. Rückblickend weiß ich, dass ich keinen Zweifel an der Richtigkeit der Maßnahme hatte. Selbst sowjetische Sonderinteressen waren mir undenkbar. Deutsch zu sein war mir unbehaglich. Ich redete mir ein, nicht in Deutschland, sondern in der DDR zu leben, auf dem sicheren Weg zum Sozialismus. Das Deutsche, schwadronierte ich, würde am Ende vergehen. Ich war die politische Bürgerin, eine New Yorkerin im Herzen. Mit Heimatgefühl hatte das nichts zu tun. Jahrzehnte später bemühte ich mich um meinen US-Pass. Auf Deutsch klang national für mich nationalistisch, und das klang faschistisch. Die Logik war fatal. Damit Hitler nicht gesiegt hatte, wollte ich jüdisch zu sein, so, als wäre das Judentum ein politisches Programm. Mein Geburtsort Manhattan sicherte mir eine zweite Staatsangehörigkeit, eine positive Identität. Als ich älter war, wollte ich mich ethnisch, religiös, sogar national einordnen. Auf Deutsch schien mir das unmöglich. Ich verreiste auch damals nicht gern, so störte mich auch nicht, dass der Westen, das Nicht-Sozialistische-Wirtschaftsgebiet NSW verschlossen war. Was ich suchte, gab es in Ostberlin: politische Zugehörigkeit, Liebe, Freunde, Vertraute, Abenteuer. Wichtig waren mir ehemalige Emigranten, ehemalige Widerstandskämpfer, ehemalige Illegale, neue Emigranten, Besucher aus aller Welt, die über Westberlin einreisten. Damals schien mir, sie alle würden die Stadt ausfüllen. Wir waren die Minderheit, die ich als Mehrheit verkannte. Wir waren Weiße. Schwarz war die Farbe der Unterdrückten. In den USA heißen Weiße caucasian, Kaukasier. In Fragebögen kreuze ich folglich caucasian an, nicht etwa farbig oder asiatisch. Jeder dort bekennt: I ’m an American. Wer fragt, erfährt die Herkunft: Irland, Russland, China, Deutschland, Polen, Jemen, Schweden, Nigeria, Pakistan und so weiter. Ob jemand jüdisch ist, interessiert in jüdischen Kreisen. Sie leben mit Bindestrich-Identitäten, einerseits US-Amerikaner, andererseits German-Jewish, Jewish-American, Polish-Jewish, Afro-American, French-American, Ukrainian-American, Indian-American. Politisch ist es simpler. Man wählt Demokraten oder Republikaner. Der antikommunistische Horror bestärkte meine Eltern darin, mit mir ihr Exil- und mein Geburtsland zu verlassen. Hatten sie auch Heimweh nach der Sprache? Sie wurden eingeladen, im östlichen Deutschland den Aufbau eines sozialistischen Staates zu unterstützen. Wären sie auch ohne die Hetze zurückgegangen? Heute sind in Manhattan die meisten meiner Freunde leftwing. Sie tendieren nach links und wählen demokratisch. Sie sind liberal, keine radicals. Sie denken global. Der linke Rand gilt als anachronistisch. Die Menschen verhalten sich tolerant. In Manhattan scheinen die Angehörigen der hier lebenden Völker in der Regel die Eigenheiten der Anderen zu akzeptieren. Das setzt Distanz voraus. Integration geht der Assimilation voran. Selbst dann, wenn diese nicht gewollt wird.
Die Vorurteile
Auch in Manhattan ist die Armut nicht nur farbig, folgt die Kriminalität nicht nur aus dem Elend, ist der Erfolg nicht immer weiß. Die kulturelle Distanz schafft nicht nur ein Geflecht aus Vorsicht. Sie wird zur Gewohnheit. Gelb steht für den asiatischen Ehrgeiz zur Elitenbildung und für ethnische Enklaven wie Chinatown. Abweichungen beweisen, dass auch Vorurteile brechen können. In Manhattan anzukommen verlangt, die Klischees zu überwinden. Für die Wahrnehmung der Differenz sind Kenntnisse, ist vergleichende Erfahrung, der teilnehmende Blick, Empathie und nüchterne Beobachtungsgabe eine Voraussetzung. In den aufragenden Steinschluchten, aus denen die Gebäudespitzen elegant in den Himmel ragen, in den engen, auch romantischen Winkeln, überall spiegelt sich Manhattans Wirklichkeit. Die Rahmenbedingungen variieren. Auch Städte betreiben Mimikry. Manhattans Teppich aus Geräuschen und Gerüchen lässt meine Sinne aufblühen und verdeckt manche Unebenheit des Alltags. Ich rieche in die Stadt hinein. Die Zuckerwatte meiner Kindheit gibt es nicht mehr, ihr Duft scheint geblieben. Ich atme dieses erregend wilde, entschlossene, galante Manhattan ein, durchwandere die Halbinsel, erobere mir die Metropole. Die Sicherheit dieser Stadt steht auf hartem Granituntergrund. Manhattan ist sich selbst verständlich, gibt vor, sich selbst zu verstehen. Hier wird das Unvorstellbare möglich gemacht, die Ungerechtigkeit geht mit der Demokratie Bündnisse ein. In Manhattan ist es wie im Kino. Der Film namens Berlin läuft anders ab, da herrscht ein anderes Klima, nicht nur meteorologisch, auch politisch und kulturell. Eine andere Philosophie, die andere Geschichte, der engere, vorsichtige Lebensrhythmus prägt den heutigen Berliner, einen nur noch andeutungsweise preußischen Menschentyp. Deutschlands soziale Sicherheit ist in Übersee manchen unheimlich, die darin den Widerspruch zur individuellen Selbstbestimmung in Freiheit sehen. Hier und dort wird immer auch nach dem ganz großem und dem vielen kleinem Glück gegraben. Die Konflikte schärfen das Alltagsbewusstsein. Manhattan lässt tief stürzen, die Bewunderung der Macht und des Geldes sind alltäglich. Haben sie ein Wort für den deutschen Sozialneid? Wo sich die Gleichgültigkeit als Freiheit maskiert und der Reichtum die Einsichten verblendet, wird auch hingenommen, dass Armut aus persönlichem Versagen folgt und deshalb die Erfolglosen verarmt an Stadträndern hausen. Manhattans Alltag kennt wenig Gnade. Hier ist die Gier zur Methode geworden, zieht die Gewalt viele Register. Das alles schafft den eigenwilligen Menschenschlag des New Yorkers, der zum Big Apple gehört. So nennen sie liebevoll ihre Stadt. Manhattan ist ein Spannungsfeld, die Basis der Bürgerbewegten, für den Gegentypus, für die, die ihre Milieus schützen, den kulturellen Zerfall stoppen wollen. Die Walze des Kapitals steht bereit, um zu planieren, gleichzeitig entstehen Wunderwerke der Architektur. In Manhattan wird das Zeitenende beschworen, wollen Milliardäre höher besteuert werden. Einer davon ist der Bürgermeister, der die urbane Lebensqualität nachhaltig gestärkt und das Chaos auch durch Radfahrwege und Mietfahrräder entschärft hat. In Manhattan lag der Aufruf zur symbolischen Besetzung der Wall Street in der Luft, bevor er sich zur Occupy-Bewegung vervielfachte und auf Europa übergriff. Die neuen Medien führten vor, dass sich das gesellschaftliche Unbehagen nicht nur ventilieren, sondern zum Protest verdichten lässt. Mittendrin gab es eine weitere Forderung: Occupy Judaism. Die kam in Europa nicht an. Auch nicht in Berlin. Manchmal ist hier zu erfahren, dass sie in Manhattan angesichts der Gefahren des Untergangs auch auf neue Weisen versuchen, die harten sozialen, kulturellen und ethnischen Widersprüche zu umgehen. Sie sprechen dabei über racial problems. Was sie racial nennen, ist auf Deutsch nicht vorgesehen, auch nicht, wenn es wie in Frankreich nach Rassenunruhen in den Vorstädten brennt. In Manhattan sieht niemand den Vorgang der gentrification als reine Veredelung der Stadt an. Zu spürbar ist, dass dieser Prozess die Klassenspaltung unerbittlich vorantreibt. In der Verdrängung zeigt sich das Gegenbild zum obszönen Reichtum, der sich ungeniert bewundern lässt. Noch verhindert die vor zweihundert Jahren in strenger Straßenblockbauweise geplante Stadt, die seit der Erfindung des Fahrstuhls in die Höhe geschossen ist, bis heute ihre Insolvenz. Doch im territorial schmalen Manhattan ballen und häufen sich immer aufs Neue das Unrecht, Ungleichheiten und die Ungleichzeitigkeiten des Seins. Der Protest hat klare Adressaten und viele Träger. Gestrige Antworten, sagen sie, sind den challenges, den neuen Herausforderungen, den krachenden Umbrüchen nicht angemessen. Alle Lösungen sollen, aber sie sind es nicht, ökologisch, fair, ethnisch korrekt, ästhetisch und wirtschaftlich sein. Um der Bewohner willen müsste die Stadt heilen und nicht weiter zerstört werden. Diese nicht zu ignorierende Wirklichkeit würde noch schärfere Konsequenzen erforden. Der Weg des Profits ist, anders als in Deutschland, sozial kaum abgefedert. Manhattan tut der Wandel dennoch gut und er macht die Verluste spürbar. Kann eine Stadt entspannen, wenn der Innendruck wächst? Hier haben Visionäre Konjunktur, pragmatisch sind die grenzenlosen Ideen, sie schieben das Material, Sonne und Schatten ineinander. Diese Stadt ist ein schillernder Regenbogen, der im Sumpf ansetzt. Der hektische Schein verdeckt das geschäftige Sein und umgekehrt. Ich will mich dieser brutalen Faszination nicht entziehen. Natürlich ist das Jüdische davon nicht unberührt. Alle Erfahrungen, auch jüdische, werden revisited, immer wieder aufs Neue erkundet. So versteht Manhattan, sich immer aufs Neue zu definieren. Ich kann es lesen, ahnen, hören, sehen, riechen, erfragen und schmecken. Hier geben Sieger den Ton an, ist das Gewesene nicht zerbombt. Diese Stadt ist allen Wandlungen zum Trotz fest gefügt. Die Gruppenkonformitäten bewähren sich. Es wird integriert und ausgeschlossen, auch hier müssen Menschen zueinander finden, tauchen auf und ab, wechseln Positionen und Ebenen. Manche leben auf dem Schleudersitz. That’s life, sagen sie und lachen, if you can make it here you can make it anywhere. Der Spruch klingt wie eine nostalgische Erinnerung an den Glauben, dass jeder Mensch sich sein Schicksal zimmern kann. Das ist freedom, Freiheit. So reden sie auch in der jüdischen community. Nicht in der wie in Deutschland staatlich geförderten Religionsgemeinde, sondern in einer eigenwilligen Bevölkerung, unterschieden nach allen demographischen und sozialen Kriterien, nach Herkunft, Lebensstil, Erfahrung, Einkommen, Weltanschauung, Religiosität, Kultur, der Haltung zu Israel, Mode und kulinarischen Vorlieben. Mit der Summe des Jüdischen gratulierte mir zum jüdischen Neujahr Rabbiner Paetz aus New Jersey, ein Liberaler, der mittlerweile in Südamerika amtiert. Seine jüdische Selbstironie galt der ganzen Mishpocha, der globalen und der regionalen jüdischen Familie, hier bestehend aus: Modern, Ultra & Just plain orthodox Jews; Charedi Jews; Misnagdim, Conservative, Conservadox, Reform & ConForm Jews; Gartel & Non-Gartel Jews; Jews with sheitels & without; Tichel Jews; Sheitel, tichel & hat Jews; Converted Jews; Adult & Child Jews; Jews from birth;, Baalei Teshuva, Satmar, Agudah, Black hat, Kipa s’ruga, Mir, Munkacs, Belz, Beta Yisrael, Bobov, Chaim Berlin & Y.U. Jews; Payos-in-front-of-the-ear Jews & Payos-in-back-of-the-ear Jews;Kipa-only-in-shul/ Hat-in-shul/ No-shul-at-all Jews; Mizrachi Jews; Jews by choice;Bathrobe-on-Friday-night Jews; Likud Jews; Labor Jews; Meimad Jews; Ten Lost Tribes Jews; Cardiac Jews; Irish Jews; Black Jews; White Jews; Three-days-a-year Jews; Rav Nachman Jews; Rav Shlomo Jews; Neturei Karta Jews; Hasidim; Telz, Lakewood & Ner Yisrael Jews; Chofetz Chaim Jews; Zaftig Jews & Skinny Jews; Fremeiners, Dinevers & Kook-ies; JTS, RJJ, HUC, HTC, MTJ & BMT Jews; Celebrity Jews; Generation X, Y & Z Jews; NCSY Jews; Solomon Schechter Jews; Chinuch Atzmai Jews; Fackenheim Jews; Yitz Greenberg Jews; Kahane Jews; Feminist Jews; Chauvinist Jews; Egalitarian Jews; Traditional Jews; Kaddish-zuger Jews; Political Jews; Intellectual Jews; Ignorant Jews; Tomato Jews & Orange Jews; Shinui Jews; Shas Jews; Israeli Jews; American Jews; Persian Jews; Russian Jews; Galitzianers; Litvaks; Polacks; Birthright Jews; single & married Jews; Wish-I-was-married Jews; Greener Jews & Redder Jews; Scandinavian Jews; South-of-the-Border Jews; Italian Jews; Bald Jews & Hairy Jews; Canadian Jews; Latino Jews; Ladino Jews;, Jews in kapatas & Jews in T-shirts; Jews in sandals, Jews in gym shoes & Jews in cowboy boots; Hungarian Jews, Czech Jews & Jews on the Hungarian-Czech Border; Ashkenazim, Sefardim & Yemenite Jews; Afrikaaner Jews; Romanian Jews; Zionists, Non-Zionists, Anti-Zionists & Post-Zionists; Jews with an accent & Jews who speak perfect Midwestern English Hebrew; Native American Jews; Anglo-Saxon Jews; French Jews; German Jews; Ex-Soviet u.a. Jews in Berlin, Greek Jews; Indian Jews; Chinese Jews; Jews who like David Levy Jews; Wannabee Jews; Conspiracy Theory Jews; Japanese Jews; Shayna Panim Jews; Meesekite Jews; Closet Jews; Shnorrers; Baalei Tzedaka, Tzadikim, Baynonim, Rashaim & Chacham-Tam-AyniYodea Jews; Chevramen & Forbisseners; Kvetching Jews; Guta Neshama Jews; Vizhnitzer, Ger, Gerer, Chabadnik, Kohenim, Levi’im, Yisraelim, Machers, Mavens & Pashet Jews; Manchester, Melbourne, Jerusalem & Toronto Jews – EVERY KIND of Jew in this vast Universe: May we all unite – without a fight! – and together ignite God’s great light. May we see a sweet and blessed year together with a true peace. Shanah Tovah U Metukah! Ich politisiere diese Inventarliste um communist, post-communist und anti-communist Jews, new socialist Jews, unemployed Jews, rich, poor and middle class Jews, auch um ecological, treife and kosher vegan Jews, um jüdische Schwule, Lesben und die im Geschlechterübergang Befindlichen, und um die Verlorenen, die die Chabad-Bewegung aufspürt. In New York City sind alle innerjüdischen Abweichler zu Hause.
Sommertage
Welcome home! Diesmal strahlt der Grenzbeamte. Er will wissen, ob in Berlin alles in Ordnung sei. Und wie geht es Frau Merkel? Glück ist, wenn der Busfahrer wartet. Weil ich zu sagen vergesse, dass ich älter als fünfundsechzig bin, zahle ich drauf. Mam’, murmelt ungerührt der Kassierer, als er mir die fast doppelt so teure Fahrkarte gibt. Sie hätten doch wissen müssen, dass es ungesetzlich ist, nach dem Alter zu fragen. Der Bus rumpelt nach Manhattan. Diesmal steige ich in der 41sten aus, fast am Grand Central, dem riesigen Bahnhof mit seinen zweihundert Bahnsteigen und der imposanten Halle im Art Deco-Stil. Ich ziehe den Koffer hinter mir her, mich stören keine Autos, keine hastenden Menschenmassen, nicht das Rot der Ampeln. Die Autos warten. Wenn Fußgänger noch bei Rot losrennen, murren die Busfahrer, aber sie hupen nicht. Das ist auch verboten. Wegen der neuen Fahrradspuren gelten nicht mehr Autos, sondern Fahrräder als gefährlich. Wenn langsam ein zweiter Rollstuhl über die gemächlich herausfahrende Rampe in den Bus fährt, wird applaudiert, wenn sich der Fahrer besonders freundlich um den Rollstuhlpassagier kümmert. Alle Busse sind meist so eisgekühlt wie die Züge der subway. Auf den Bahnsteigen steigern sich die Sommerhitzerekorde, Musiker spielen auf, Bettler und Händler scheinen vertrieben. Schreit jemand wutentbrannt vor sich hin, senken alle den Blick und gehen auf Distanz. Niemand will trouble, Ärger haben. Manhattan ist ein einziges Zentrum, sagt eine Freundin, die in Berlin gewohnt hat. In Berlin gibt es so viele zentrale Orte, die nicht zusammengehören, meint sie, Zehlendorf habe nichts mit Weißensee zu tun. In Berlin brauche man bei solchen Entfernungen ein Auto, in Manhattan nur, um aufs Land zu fahren. Hier erschrecken mich die hohen Parkgebühren. Auf manchen Schildern in Midtown werben sie mit nur sechshundert Dollar im Monat, für zehn Minuten mit nur fünfzig Cent, aber nur für zwei Stunden. Dazu neunzehn Prozent Steuern, auch bei den nur 337,91 Dollar in einer schlechteren Gegend. Üblich sind 8,45 Dollar pro Auto und halbe Stunde, der Parkplatz für das Fahrrad kann 68,89 Dollar monatlich plus Steuern kosten. Karl Marx hat das cultural capital beschrieben, den Extraprofit erklärt. Im Café treffe ich eine Bekannte, die mit mir darüber und über die alten Zeiten reden will. Sie fragt nach der Rückeroberung Berlins durch Israelis und jüdische Russen. Die schafften, sagt sie, für Berlin den Extraprofit. Ihr gewinnt daher kostenlos neue kulturelle Energien, das ist Marx‘ Dialektik. Wir sind uns einig, dass auch junge New Yorker Juden mit und ohne europäischen Pass gern in Berlin leben, weil sie hier eine andere Art Freiheit finden. Nein, sagt sie, New York ist nicht mehr die jüdische Stadt von vor dreißig Jahren, die Luxussanierungen haben die Zusammenhänge zerstört. Moralisch ließe sich damit ungerechterweise gut leben. Angenehmer sei es, in einer sauberen und sicheren Stadt zu leben. Manchmal packe sie deshalb das soziale Gewissen. Die Bourgeoisie, fasst sie zusammen, habe wieder einmal gewonnen. Andere mussten gehen, neue sind gekommen. Brutale Verdrängungen gäbe es aber nicht nur in Manhattan. Wir hier, sagt sie, wir nehmen uns selten Zeit für solche Gespräche. Ihr in Berlin könnt euch das leisten. Noch. Noch? Zweimal im Jahr lädt sie Freunde zum Essen ein. Ihr Mann kocht, jedes Mal ein kleines gesellschaftliches Ereignis. Sie wohnen in der Nähe der Columbia University, sind im akademischen Mittelstand verankert, jüdisch wie Freunde und Nachbarn, sozial gesichert und beruflich erfolgreich. Ihre Kinder sind aus dem Haus. Politisch links und liberal, das heißt in dieser Gegend, gebildet, mindestens zweisprachig, an Europa und der Außenpolitik interessiert zu sein.
Manhattan im Nebel
Die Flüge aus Berlin landen am frühen Nachmittag, die Rückflüge beginnen am frühen Abend. Man muss mehr Zeit einplanen, der Feierabendstau verlängert die Fahrt zum Flughafen. Auch auf dem Rückweg überwältigt mich die schroffe Eleganz der Skyline. Manhattan ist eine Sonneninsel. In der Regel blendet das grelle Licht. Aus der Entfernung scheint sich der Inselstreifen wohlig zu dehnen. Die sinnliche Kraft der skyscraper packt den Blick, diese riesigen Wolkenkratzer scheinen nicht von dieser Welt. Wenn ich durch die von ihnen gesäumten Straßen schlendere, verschärft sich zeitweise, dem Licht folgend, manchmal der Eindruck von Enge. Die Gebäudefronten verspiegeln oder verschatten, sie multiplizieren sich im Gegenüber, um immer wieder schillernd in der Sonne zu blitzen. Der blaue Himmel erinnert an Neapel. Nie drückt wie in Berlin tage-, wochenlang die graue Wolkenwand auf das Gemüt. Einmal kam ich im Regen an. Am nächsten Morgen sah ich aus der 26sten Etage nach draußen. Niemand öffnet die spaltbreit aufzuschiebenden Fenster. Elektronik regelt sommers wie winters das Binnenklima. An diesem Morgen sah ich kein Manhattan, kein Midtown, keine eng rechts, links und geradeaus stehenden Wohnwolkenkratzer. Die 9te Avenue war weg, die kleineren Gebäude, Fußgänger und Autos. Eine grauweiße Watteschicht hatte alles verschluckt. Als der Nebel fiel, klappten die Hochhäuser wieder auf, reihten sich gelbe Taxen zu Schlangen auf feuchtglänzender Straße, sah ich von oben auf Regenschirme. Die Passanten wirkten entspannt, hinter manchen wehten offene Mäntel. Als ein Mann im Anzug über die Straße trödelte, zog ich meinen Pullover aus und ging zum Frühstücken nach unten. Wie immer war der altmodische diner an der Ecke überfüllt. Ich wartete mit der Zeitung in der Hand auf den nächsten frei werdenden Tisch und den Wink des Kellners, dass ich mich setzen dürfe.
New York City ganz allgemein
NYC besteht aus fünf Stadtbezirken, den boroughs. Sie heißen Manhattan, The Bronx, Brooklyn, Queens und Staten Island. Ich schreibe nur von Manhattan. Meine Ausflüge nach Brooklyn und Queens haben mit Crown Heights und der orthodoxen Chabad-Bewegung zu tun. An den Zoo in der Bronx erinnere ich mich aus der Kindheit. In der Bronx wohnte meine Großmutter. Ich war noch nie im Yankee Stadium. Sport hat auch meine sozialistischen, antifaschistischen, kulturbesessenen deutschjüdischen Eltern nie interessiert. Die Armut, Gewalt, das Elend der Bronx habe ich in Filmen gesehen, ihr geographischer Norden ist wohlhabend und heißt Riverdale. Dort würde niemand die Bronx als Wohnort nennen. Charly, die aus der unteren Bronx stammt, lernte ich auf einem Geburtstag im Prenzlauer Berg kennen. Wegen der Kinder, erzählte sie, hätte ihre Mutter den Vater überzeugt, nördlicher zu ziehen. Sie blieben zwar in der Bronx, wohnten aber nun in der Nähe des Stadions mit Ruhe, Sauberkeit, Ordnung und Sicherheit. Charly wuchs in einer grünen Oase auf. Als ihr deutscher Freund sie besuchte, wollte er nicht glauben, dass diese Idylle zu Manhattan, geschweige denn zur Bronx gehöre. Charlys Vater, ein schwarzer Mann aus den Südstaaten, lebte dort, als aus Armut, Gewalt und Spekulation jenes explosive Gemisch entstand, dass das übrige New York ängstigte und genierte. Man warnte vor dem Betreten des Orts. Das war, als Mieter gewaltsam vertrieben, als entmietete Häuser abgebrannt wurden und der Grund und Boden hemmungslos von den Spekulanten verscherbelt wurde. Heute hat man diese Lücken durch Rekonstruktion und Neubauten geschlossen, sagt Charly. Jetzt wirken die Häuser und Straßen befriedet, aber das täuscht. Bevor sie zu ihrem Mann nach Berlin zog, arbeitete sie als Sozialarbeiterin in der Bronx. Die Gewalt, das Elend und die Verzweiflung seien genauso wie früher, aber heute verstecke sich das hinter freundlichen Fassaden. Charly sprach nicht von Armut, sondern sagte low income, niedriges Einkommen, als sie mir die Bewohner und deren Situation beschrieb. Über Jahrzehnte seien die Armen aus anderen Gegenden in die Bronx verdrängt worden. Heute würde darüber kritisch diskutiert. Darin bestehe der Unterschied zu früher.
Es war in der Bronx, wo ich zum ersten Mal in meinem Leben das Elend auf der Straße sah. Und ich erlebte in ihrem Norden, wie bequem es sich mit gediegenem Reichtum lebte. Ich übernachtete damals in einem bezaubernden Einfamilienhaus inmitten alter Bäume. In Riverdale waren hüglige Straßen von Häusern gesäumt. Es gab keine Passanten, die Villen versteckten sich in der Natur. Wo ich war, plätscherte ein spanischer Brunnen aus gebrannter Keramik im Zentrum des winzigen Vorgartens. Wir aßen im Speisezimmer, die Haushaltshilfe servierte. In der Küche hatte ihr die Ehefrau Tipps gegeben und umgekehrt. Mehrere Schlafzimmer, jedes mit eigenem Bad, befanden sich in der oberen Etage. Früher wohnten hier die Kinder, jetzt die Gäste. Im Zwischengeschoss war das Arbeitszimmer des Gastgebers. Der Arzt und seine Frau, eine Soziologin, hatten eine große Bibliothek. Sie lasen gern, sie schätzten auch gute Geselligkeit. Das Lernen und das Arbeiten waren ihnen gleichrangig. Der jüdischen Gemeinschaft waren sie eng verbunden. Sie meinten, ich solle in Ostberlin eine neue Gemeinde gründen, wenn mir die vorhandene nicht gefiele. Das schien mir undenkbar. Sie hatten es so gehalten und nahmen mich in ihre konservative Synagoge mit, auf die Plätze in der ersten Reihe, die ihre waren. Ihr Lebensstil, ihre kulturellen und politischen Interessen und ihre altenglisch anmutende Höflichkeit gefielen mir. Sie waren großzügig, aktiv und öffneten mir die Augen für das mir damals unvereinbar scheinende Jüdische in Manhattan. Auch für politische Widersprüche, die ich nicht begriff. Mit ihnen sah ich meinen ersten Film mit Woody Allen. Sie führten mich in außergewöhnliche Restaurants. Sie lebten traditionell jüdisch. Sie achteten darauf, keine Krustentiere zu bestellen und nach einem Fleischgericht nichts Milchiges zu essen. Mit ihnen erlebte ich die Herzlichkeit, die Distanz und den Charme der upper middle class, wie man hier die Wohlhabenderen nennt. Weil ich einmal den Expressbus nach Riverdale verpasst hatte, der die hässlichen Seiten der Bronx umfährt, nahm ich stattdessen die billigere Subway und den Linienbus, sah auf ethnische und soziale Gegensätze. Erst gab es noch Heiterkeit, die mit den bis an die 96ste Straße Aussteigenden den Zug verließ, zurück blieb die Traurigkeit der Weiterfahrenden, die müde und grau wirkten, mit schwarzen Gesichtern. Ich sah auf abgetretene Schuhe, die mehr noch als schäbige Mäntel von der Armut zeugten. In Manhattan steigen die Armen an anderen Stationen ein und aus als der Mittelstand, als die Wohlhabenderen. Die subway ist demokratisch. Solange das akzeptiert wird, hält der soziale Friede. Soviel zur Bronx. Diese Bahnfahrt liegt Jahrzehnte zurück. Sie hat sich mir eingeprägt. Die Bewegung an den Subway-Stationen lässt noch immer auf den Status der Fahrgäste schließen. Inzwischen scheint der Mittelstand fast überall ein- und auszusteigen. Das riesige Staten Island kenne ich überhaupt nicht. Zeitweise, das lese ich nach, war die Insel die Müllkippe Manhattans. Heute wird auch hier gebaut, soll der Baugrund teuer sein. In Touristenmanier habe ich die kostenlose Fähre genutzt, mit der die Berufspendler früh an die Südspitze Manhattans und abends wieder zurückfahren. Vom Schiff aus ist die Skyline zu bewundern, Touristen fotografieren. Die unbequemen alten Anlegestellen in Manhattan und Staten Island wurden modernisiert. Über Brooklyn und Queens schreibe ich später.
Farben und Töne
Wo auch immer ich die subway verlasse, Manhattan überrascht mich immer aufs Neue. Über jeder Straße, die Nord, Süd, Ost und West verbindet, hängt ein Teppich aus Lärm. Die Avenues scheinen zu beben. Manche Geräusche wabern bis in die Querstraßen hinein. Autos quietschen, Ambulanzen jaulen, Polizeiwagen und Feuerwehr kreischen ohrenbetäubend. Ob es schneit, regnet oder die Luft vor stehender Hitze flirrt, unter dem Trottoir rattert es ohrenbetäubend, Stahl reibt an Stahl. Die Expresszüge rasen und klappern, der local train macht es wie sie, über ihnen schniefen auf der Erde die Busse, fauchen Wasserrohre, scheppern Klimaanlagen, pfeifen Heizkörper, quillt aus dem Asphalt heller Dampf durch rot-weiße Röhren. Fast gemächlich schiebt sich der Verkehr von Ampel zu Ampel. Auf manchen der hohen Häuser landen und starten Hubschrauber. Auf den Flüssen tuten Dampfer und Fähren, überall dröhnen Presslufthämmer, wird gestampft und gestoßen. Wo so viel Volk seiner Wege geht, geigen, blasen oder trommeln auch Musikanten, verkünden Propagandisten Botschaften in eigener oder anderer Sache, wird meist bescheiden um Almosen gebettelt. Siegessicher kommen die Sänger daher. Unentwegt wird geredet, gelacht, gerufen, geflüstert. Die Fußgänger schieben sich eng aneinander vorbei, verständigen sich wortlos, telefonieren, grüßen manchmal sogar Fremde wie mich. In dieser Stadt brüllt, summt, brummt und murmelt es den ganzen langen Tag, ein Konzert der Geräusche, das erst spät in der Nacht abklingt, um in der Frühe wieder einzusetzen. Immer ist es so, nur nicht am Sonntagmorgen, und nicht an manchen der Feiertage. Zu erwähnen bleibt der Müll. Gestapelt liegen die riesigen Plastiksäcke am Straßenrand. Die mit Büchsen, leeren Wasserflaschen, Plastiktellern, Plastikschalen und Plastikbestecken der Gastronomie kommen hinzu. Von den Müllautos springen die kräftigen Müllmänner ab und greifen wohlgelaunt zu. In Berlin stehen die Müllcontainer in den Höfen. In Manhattan warten die Plastikberge täglich auf Abholung. Ist Streik, türmen sie sich in Höhe und Breite und engen die Gehwege ein. Aber auch ohne Streik kann der Abfall stinken, platzen die Säcke, fegen die doormen und Hausmeister den Dreck zusammen. Hunde gehen in Manhattan an der kurzen Leine, ihre Besitzer und die dog walkers werfen den in Tüten verpackten Kot in die großen öffentlichen Abfallkörbe, die, mit schwarzen Plastiktüten versehen, in kurzen Abständen und an jeder Ecke stehen. Nie sieht man sie überquellen. Den Vergesslichen drohen hohe Geldstrafen. Anwohner und die Passanten sind wachsam. Auch deshalb sind Hunde jeder Größe für Manhattans Straßen kein Problem. Wie trotz des nicht störenden Mülls, trotz Lärm und Eile hier eine städtische Behaglichkeit entsteht, das spürt, wer die Stadt mag. Dass Millionen Einwohner, Pendler, Dienstreisende und Touristen Manhattan nicht mehr zur gefährlichen Müllkippe machen, hat mit der Selbstdisziplin und zero tolerance zu tun, mit null Toleranz, dem politischen Ordnungs-Konzept, dass heute weltweit diskutiert wird. Den Schlachtruf übernahm New Yorks gewesener republikanischer Bürgermeister Rudolph Giuliani von seinem Vorgänger, dem hundertsechsten, aber ersten afroamerikanischen Bürgermeister. Dieser, der Demokrat David Dinkins hoffte, fünfundzwanzig Prozent mehr Polizisten würden eine saubere, sichere Stadt garantieren, was teilweise gelang. Den Startschuss für die finanzielle und interne Stabilisierung der ganzen Stadt New York gab dessen Vorgänger Ed Koch, der von 1978 bis 1989 amtierte. Er entwickelte Wohnungsförderungsprogramme für Ärmere und erließ 1986 das kommunale Antidiskriminierungsgesetz, auch, um Homosexuelle zu schützen. Koch kandidierte 1981 als konservativer jüdischer Demokrat auf dem Ticket der Republikaner und mehrte damit seinen Ruhm. Zero bedeutet keine, also null Toleranz gegenüber denen, die New York City für Bewohner und Gäste unbewohnbar machen. Der heutige Bürgermeister, ein ehemaliger Republikaner, ist jetzt ein Unabhängiger. Auch Michael Bloomberg hatte sich dieser Philosophie verschrieben und neue Erfolge erarbeitet. Längst fahren alte Leute wieder mit der subway. Nicht mehr die Angst hemmt sie, sondern die langen Wege und schmale steile Treppen, die zu den Bahnsteigen im Untergrund führen. Wo restauriert wird, werden Fahrstühle und Rolltreppen eingebaut. Dunkelheit ist kein Grund mehr, frühzeitig nach Hause zu gehen. Alle sagen stolz, dass ganz Manhattan und der Nahverkehr, auch der nach und von Brooklyn und Queens, jetzt safe, sicher sind. In der Zeitung las ich, die aktuelle Kriminalitätsrate sei der Größe dieser Stadt angemessen.
Der vergessene Nickel
1984 kostete das Busticket fünfzig Cent, zu zahlen in Münzen. Das waren zwei Fünfundzwanzig-Cent-Stücke, genannt quarter, oder fünf kleine dimes, so heißen die Zehn-Cent-Stücke. Man konnte auch zehn silbrige nickel einwerfen, Fünf-Cent-Stücke. Als er in Manhattan lebte, sagte mein Vater, hätte ein nickel für eine Fahrt gereicht. Als ich zum ersten Mal nach 1949, dem Jahr unserer Auswanderung, 1984 in Manhattan angekommen war, erschreckten mich auch die Preise. An die Ostberliner Subventionen gewöhnt, den hohen Umtauschkurs im Sinn, erschienen mir Bahn und Bus unbezahlbar. Deshalb lief ich auch die langen Strecken zu Fuß. Im Bus ließ man sich vom Fahrer, der auch der Schaffner war, das transfer ticket geben, nur für das einmalige Umsteigen gedacht, nicht, um in die gleiche Richtung und nicht, um zurückzufahren. In der subway gab es kleine token aus Metall, auch im Zehnerpaket. Sie wurden im Bus akzeptiert. Wer heute keine Wochen-, Tages-, Monats- oder Jahreskarte hat, zahlt für jede Fahrt 2,25 Dollar, das Umsteigeticket gibt es auch weiterhin. Im Bus müssen wie damals Münzen eingeworfen werden, 2,25 Dollar in Metall sind sehr viel schweres Kleingeld. Für den letzten Tag wollte ich mir daher im Voraus eine Fahrkarte am subway-Automaten holen, was mir aber nicht gelang. Durch die Trennscheibe belehrte mich die Schalterfrau durchs Mikrofon, dass es in Manhattan keinen Vorverkauf gebe. Das Automaten-Missgeschick sei mein Glück, das Ticket wäre ohnehin nach zwei Stunden verfallen. Sie empfahl, ich solle Münzen sammeln. Oder am letzten Tag ein Taxi oder die subway nehmen, falls ich unbedingt mit Papiergeld zahlen wolle. Die Wartenden hinter mir hörten geduldig zu.
Rückblickend voraus
Wie die Zeit rast! Im November 2012 werde ich schon siebzig. Nur sechseinhalb Jahre lebte ich in Manhattan, dann folgte die kurze Leipziger Zeit, seither ist es Berlin. Erst war das für mich der sowjetische, dann der demokratische Sektor, dann die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik. Jetzt wohne ich in der Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Manche Touristen denken, der modernisierte Osten wäre der ehemalige Westen. In Mauerzeiten verengte sich die historische Mitte zum Stadtrand Ostberlins. Hier amtierten die politische und die staatliche Macht, hier fand das Kulturleben statt, gab es die Universität und die großen Bibliotheken. Die geographische Mitte Ostberlins befand sich irgendwo in Lichtenberg. Nach 1990 etablierte sich aufs Neue die alte Mitte, sie wurde später um die West-Bezirke Wedding und Tiergarten unorganisch um eine neue Mitte erweitert. Aber das ist eine andere Geschichte, so wie die, dass eigentlich Kreuzbergs Moritzplatz die historische Mitte Berlins sein soll. Als Kind hielt ich Pankow für die Mitte. Obgleich es mir verboten wurde, ging ich auch einige Male ins Kino nach Wedding, sie nahmen für manche Filme das Ostgeld im Kurs eins zu eins entgegen. Einmal verteilte ich in Westberlin Flugblätter, auf die ich mit einem Kinderstempel EVG NEE gedruckt hatte. Ich wusste nicht, was die Europäische Verteidigungsgemeinschaft war, hatte aber das Kürzel, und zudem aufgeschnappt, dass wir sie ablehnten. Zu Hause erzählte ich stolz, dass ich die Regeln der Konspiration befolgt hätte. Von alten Genossen wusste ich, dass sie sich nach 1933 von der obersten Etage nach unten arbeiteten, um bei Entdeckung nicht in der Falle zu sitzen. Nach meinem Einsatz gab es Ärger. Niemand lobte mich, die Grenze hatte Grenze zu sein, mein Vater wähnte wegen der Flucht von Gerhart Eisler amerikanische Geheimdienstorgane auf seiner Spur. Ich wäre da ein mögliches Entführungsobjekt, sagte er, was mir schmeichelte. Nach 1960 zog ich, schon fast erwachsen, aus Pankow weg und mehrfach zwischen Berlin-Mitte und Prenzlauer Berg hin und her. Heute wohnen Heinrich, mein Mann, und ich nahe der Straße, in die ich knapp achtzehn Jahre alt, mit meinem damaligen Freund zog. Stefan, mein jener Beziehung zu verdankender heute einundfünfzigjähriger Sohn, ist mittlerweile Großvater. Seine Tochter Selma ist Oskars Mutter, ich bin Oskars Urgroßmutter. Das finde ich manchmal vor allem komisch. Die damalige Zeit scheint unendlich fern und ist mir dennoch nah. Von den hässlichen Ecken ist keine geblieben. Nach 1989 wurde geklagt, restituiert, spekuliert, renoviert und restauriert, abgerissen und konstruiert. Da bekamen alte Wohnungen Bäder, manche Häuser Fahrstühle, im Winter friert seither kein WC ungeschützt auf halber Treppe ein, es gibt moderne Heizungen, das warme Wasser fließt aus der Wand. Nirgends sind heute aufgeschüttete Kohlehaufen zu sehen, die bröckligen Briketts müssen nicht nach oben geschleppt, die Ascheeimer nicht mehr zur Mülltonne gebracht werden. Im Winter die Fenster gegen Kälte zu verkleben und verhängen, das hat sich durch die Doppelfenster erübrigt. Im Sommer wird, wenn er Berlin erreicht hat, auch weiterhin geschwitzt. Dagegen wehen Ventilatoren an. Es lebt sich bequem. Verschwunden sind inzwischen die alten Bewohner, es gibt keine Arbeiterklasse mehr, damit ist auch deren Kultur fast vergessen. Eine junge Frau aus Bayern beklagte den Bevölkerungsumbruch, meinte aber andere Menschen als ich. Solche wie sich selber. Die Lebenslust von 1989 sei den Heutigen, die aus der westdeutschen Provinz nach Berlin kämen, nicht zu vermitteln. Deshalb wohne sie jetzt in Kreuzberg. Andere scheinen in meiner Gegend geblieben zu sein. Ich sage noch immer Westdeutschland, als gäbe es kein Nord- und kein Süddeutschland. Die DDR gilt immer noch als der Osten. Dabei waren ihr Süden und ihr Norden den angrenzenden altbundesdeutschen Ländern kulturell, historisch und in der Sprachfärbung stets näher als beispielsweise Berlin. Wer weiß, was gewesen wäre, hätten die Sieger der Geschichte 1945 keine horizontale, sondern eine vertikale Trennung Deutschlands beschlossen.
Wie Erinnerungen die Gegenwart verändern
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